Lauffeuer: Neuer Film über Odessa

Seit zwei Tagen gibt es über das Massaker von Odessa einen durch Spenden finanzierten deutschen Dokumentarfilm im Netz.

Der Film ist in der Bewertung sehr vorsichtig und erspart den Betrachtern auch die vielfach zu findenden schrecklichen Bilder. Er ist das, was im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden müsste, wenn dieses Medium seiner angeblichen Aufgabe, die Bevölkerung neutral zu informieren, nachkommen würde.

Einige der Einschätzungen, die in diesem Film vorgenommen werden, würde ich so nicht teilen. Die Kiewer Regierung als eine “neoliberale Regierung, die sich auf faschistische Kräfte stützt” zu bezeichnen, halte ich für eine Untertreibung. Es gibt viel zu viele Ereignisse, die eine tiefe Durchdringung des Staatsapparats durch faschistische Ideologie belegen, und nach der Definition, die ich nach wie vor für gültig halte (“offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals”) gibt es keinen Zweifel daran, dass es sich in der Ukraine um eine faschistische Diktatur handelt.

Die Ereignisse des zweiten Mai vergangenen Jahres haben sich tief in mein Gedächtnis eingegraben; sie waren im Livestream zu sehen; ich sass den Nachmittag über entsetzt vor meinem Rechner, unfähig, mich auch nur eine Minute fortzubewegen, während mir die Tränen übers Gesicht liefen. Tausenden dürfte es ähnlich ergangen sein. Und wenige Erfahrungen waren so schamvoll wie das Schweigen nach diesen Ereignissen, die schändliche Stille, mit der das vermeintlich demokratische Europa auf diese Ungeheuerlichkeit reagierte. Der Weg, den die europäische Politik seitdem genommen hat, wurde nach diesem zweiten Mai entschieden.

Wenige Tage nach dem Massaker reiste der deutsche Aussenminister Steinmeier in die Ukraine. Zuvor erklärte er, er werde sich mit niemand an einen Tisch setzen, der Blut an den Händen habe. Er traf nicht nur Jazenjuk, er traf auch den Gouverneur von Odessa. Es ging ihm offenbar nur darum, wessen Blut der Gesprächspartner an den Händen hatte…

Trotz der Schwächen dieses Films – teilt ihn! Sorgt dafür, dass möglichst viele Menschen ihn zu Gesicht bekommen!

Und, wer immer die Möglichkeit dazu hat – es gibt eine Fotoausstellung über Odessa, und es ist ebenso möglich, Zeugen des Massakers für Veranstaltungen einzuladen. Die Wahrheit über diese Ereignisse zu kennen, ist das eine. Es ist ebenso wichtig, diese Wahrheit auch zu verbreiten.