Der Entwickler der F-16 bestätigt die russische Version des türkischen Angriffs

Valentin Vasilescu

übersetzt von Ralf Hesse; ursprünglich veröffentlicht auf Voltairenet

Ausnahmsweise ein übernommener Artikel; weil es eine sehr gründliche Zusammenfassung zum Thema der abgeschossenen SU-24 ist, die der Aufmerksamkeit nicht entgehen sollte.

JPEG - 42.1 kBDer Kremlchef hat eine fast drei-stündige Pressekonferenz abgehalten, die von ca 1.400 Journalisten aus der ganzen Welt verfolgt wurde.  [1] Vladimir Putin bezeichnete die Aktionen der Machthaber aus Ankara durch den Abschuss des russischen Kampfflugzeuges als feindlich. Er erklärte, daß der Zwischenfall durch die Tatsache erklärt werden könne, daß ein türkischer Verantwortlicher sich entschlossen hatte den USA zu gefallen. Wenn die Türkei bisher flog und den Luftraum Syriens straflos verletzte, so solle sie nachdem Russland Raketenbasierte S-400 Luftabwehr-Systemen in Syrien installiert habe, nur versuchen sich dort weiterhin zu vergnügen.

Die Position von Putin wird unterstützt von Pierre Sprey, Entwickler der US F-16 die von der türkischen Armee für den Angriff auf den russischen Bomber benutzt wurde. Pierre Sprey, der ein Aeronautic Diplom der Yale Universität hat, begann seine Laufbahn bei Grumman Aerospace Corp.,als die ersten A-6 Intruder, EA-6B Prowler und F-14 (siehe Top-Gun Filme) erschienen. Im Anschluß darauf hat Perry Militärflugzeuge wie die A-10 und F-16 entwickelt, bevor er von seinem letzten Posten als stellvertretender Sekretär des Verteidigungsetats der USA, in Rente gegangen ist.

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Pierre Sprey hat britischen Journalisten des Daily Express dargelegt, daß der Vorfall an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei minutiös geplant war [2]. Und der Beweis für die vorhergehende Planung der Operation dieses Angriffs gegen die russische Su-24 M liegt darin, daß der von der F-16 empfangene Auftrag nicht Bestandteil einer Routine-Patrouille entlang der Grenze der türkischen Region von Hatay ist. Ein solcher Auftrag wird in Höhen von 6000 – 12000 Metern ausgeführt um Treibstoff zu sparen, während die türkischen Flugzeuge in einer Höhe von 2.300 bis 4.300 Meten flogen.

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Im Rahmen des Memorandums über die Aktionen in Syrien, unterzeichnet von Moskau und Washington hat Russland die USA und ihre türkischen Vasallen 12 Stunden zuvor über alle Einzelheiten der Mission des Su-24 M Bombers informiert, inklusive der anvisierten Ziele und des Starts. Die beiden türkischen F-16 sind um 08 h 40 von der Luftwaffenbasis Diyarbakar gestartet und zwischen 09 h 11 und 10 h 26 (der Angriff auf die russische Maschine erfolgte um 10 h 24 ) im Luftbereitstellungsraum geblieben und um 11 h 00 auf ihrer Basis gelandet.

Erste Schlussfolgerung: Eine Flugdauer von 2 h 20 min in niedriger Flughöhe konnte nur sichergestellt werden durch eine Luftbetankung der beiden Jagdflugzeuge durch ein Tankflugzeug KC-135 R, was beweist, daß sie nicht in dieser Zone patrouillierten sondern daß sie mit Gewißheit den Auftrag hatten das russischen Flugzeug abzuschießen.

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Der Luftbereitstellungsraum des türkischen Apparates liegt etwa 140 – 160 km entfernt von der russischen Luftwaffenbasis Hmeymim, an der Küste des Mittelmeers (29 m Höhe) wo auch die russischen Radaranlagen stehen. In dieser Distanz sind Ziele, die unter 400 m fliegen, aufgrund der Erdkrümmung, selbst bei flachem Gelände vom Radar (ausser von Geräten, welche die Reflexion der Ionosphäre nutzen) schwer auszumachen.

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Weiterhin befindet sich auf der syrischen Seite eine Bergkette mit Höhen von bis zu 1.439 m, während auf der türkischer Seite der Grenze die Gipfel 2190 m erreichen, weshalb der Radar der russischen Luftwaffenbasis keinerlei Flugzeuge ausmachen kann, die in der türkischen Region Hatay in Höhen unterhalb von 3.000 m fliegen. Die Tatsache, daß die türkischen Flugzeuge in einer Höhe von 2.300 bis 2.500 flogen um den russischen Su-24 Bomber abzufangen, wurde also genau vorausberechnet um unter der Höhe der Radarabdeckung der Luftwaffenbasis von Hmeymim zu bleiben.

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Zweite Schlussfolgerung: Ziel der Türken war, den russischen Radar-Operatoren keinesfalls zu ermöglichen, die Piloten der Su-24 vor dem Angriff der türkischen Jagdflugzeuge zu warnen.

Das erläutert, warum die russischen Piloten erklärt haben keinerlei Warnungen von der Türkei erhalten zu haben. Wenn, indessen, die üblichen Warnungen übermittelt worden wären, so wussten die Türken, wie auch sonst jedermann innerhalb der NATO, daß die Funkgeräte an Bord der Su-24 nicht auf den UHF-Frequenzen der internationalen Zivil-Luftfahrt funktionieren und daß sie dementsprechend nichts auf diesen Frequenzen empfangen konnten. Russland hat zusammen mit den USA andere gemeinsame Frequenzen zur Nutzung mit der Türkei im Rahmen der von Washington geleiteten Anti-IS Koaltion abgestimmt. Warum haben die Türken diese gemeinsamen Frequenzen nicht genutzt?

Paradoxerweise verfügt eine Su-24 über moderne Mittel eines RWR (radar warning receivers) und über Abwehrmaßnahmen für den Fall daß sie Ziel eines Jagdflugzeuges wird. Die Antennen der Alarmstationen der Su-24 M befinden sich auf Höhe der Triebwerke, auf dem Leitwerk, an den Enden der Flügel und am Schwanz. Die Su-24 M hat einen SPO-15 C Bildschirm um den Piloten visuell und akustisch zu warnen, sobald das Radarmodul eines Jagdflugzeuges in seinem Umfeld erscheint.

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Das SPO-15 X identifiziert mit Hilfe eines internen Speichers den Typ des Radars und des Jagd-Flugzeuges (die meisten Radar der US-Flugzeuge arbeiten um 10 Ghz), zeigt die Richtung des Jägers im Bezug auf die eigene Flug-Richtung an (oberhalb, voraus, hinten, seitlich) und legt Prioritäten für Gegenmaßnahmen für jede Bedrohung fest. Das Verteidigungssystem wird von einem Rechner (BKO-2 Karpaty) überwacht, der die folgenden Gegenmaßnahmen einleitet: Aktive Radarstörung mit einem SPS-161/162, passive Radarstörung durch Abwurf von Pailletten oder Termo-Attrappen über zwei APP-50A Werfer, wirksam bei Zielköpfen hitzegelenkter Raketen.

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Das größte Geheimnis dieses Ereignisses ist seitens der Piloten der Su-24 das Versagen der Abwehrmaßnahmen (Termo-Attrappen) nach Abschuss der Hitzegesteuerten Rakete durch die türkische F-16. Das könnte mit dem Fehlen der Radareinstrahlung der türkischen F-16 zusammenhängen. Die türkischen Jagdpiloten müssen ihren Radar abgeschaltet haben und in Beobachtung geblieben sein. Obwohl es in der ersten Hälfte des Tages seitens der der US-geführten anti-IS Koalition keinerlei Bombardierungs-Aufträge gab, wurden in der Region zwei E-3 AWACS (ein US und ein Saudisches) in der selben Zeit wie die beiden türkischen Jägern gemeldet.

Dritte Schlussfolgerung: Zusätzlich zur Leitung für das Abfangen der türkischen F-16 hätte eines der E-3 AWACS die Aufgabe gehabt, das Netz des Leit- und Warnradar des russischen Bombers zu empfangen und zu stören um die Alarmierung des Piloten der anvisierten russischen Su-24 M zu vermeiden. Eine E-3 AWACS hätte ebenfalls die Möglichkeit die Radarlage an die beiden türkischen F-16 über Datenlink 16 (installiert auf allen NATO-Flugzeugen) zu übermitteln. Genau das hätte den türkischen Piloten erlaubt, das Ziel zu erfassen, ihm zu folgen und es abzuschießen ohne je vom Bordradar des russischen Bombers entdeckt worden zu sein.

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Die Zielköpfe der Hitzegesteuerten Raketen der Jagdflieger sind mit dem Abschuß-System verbunden und während des Fluges sendet der Helm des Piloten einen Piepston aus, der den automatischen Rahmen des Ziels angibt, auch ohne Radar. Die Su-24 M flog von West nach Ost auf einer Höhe von 5.800 m, während die die türkischen Jagdflieger von Nord nach Süd auf 2.500 m zum Abfangen flogen. Zu dieser Zeit stand die Sonne im Süd-Osten. In dieser Flug-Konfiguration konnten die türkischen F-16 den russischen Bomber nicht abschießen, weil sie 3.200 m unter dem Ziel gegen die Sonne flogen, wobei die Turbinen der Su-24 sich nicht genau gegenüber den türkischen Jägern befanden. Eine Luft-Luft-Rakete mit Hitzesteuerung, abgeschossen von einer F-16, könnte in der Tat in die Sonne, die eine starke Wärmequelle ist, gesteuert werden.

Vierte Schlussfolgerung: Das E-3 AWACS hat den türkischen Jagdflieger hinter den russischen Bomber gelenkt, wohl wissend, daß durch dieses Manöver die F-16 in den Syrischen Luftraum eindrang.

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Erinnern wir, daß die russische Armee mit Luftbildern während der letzten zwei Jahre nachgewiesen hat, daß die Türkei der Nutznießer des Schmuggels des vom IS verkauften Erdöls ist. Die Koalition anti-IS, geführt von den USA, zeigte, daß sie über diese Operation auf dem Laufenden war, indem sie während 1 1/2 Jahren weder die Tanklastwagen des IS, noch die Förderfelder in Syrien, die vom IS ausgebeutet wurden, bombardierte. Heute schneidet Russland die Türkei systematisch von dieser Energiequelle ab.

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Zur selben Zeit, nach dem Angriff gegen die Su-24 M hat die russische Rosatom ihre Arbeit an der Atom-Energiezentrale (4 Reaktoren von je 1200 MW) in der türkischen Provinz Mersin eingestellt, während Gazprom die Gaspipeline Turkish Stream eingefroren hat, über welche sich die Mitgliedsstaaten der EU via Türkei mit russischem Gas versorgen sollten. Die Wirtschaft der Türkei riskiert zusammenzubrechen ohne eine substantielle energetische Unterstützung, was erklärt, daß die Türkei von ihrem aggressiven Ton in ihrem Zwist mit Russland abgerückt ist in der Hoffnung an die guten Beziehungen der Vergangenheit wieder anknüpfen zu können.

Dennoch besteht die Türkei weiterhin darauf, daß sie an dem Angriff gegen die Su-24 in Syrien nicht schuld sei und daß der Fehler beim russischen Piloten liege. Der Russische Botschafter in der Türkei hat, als Antwort, darauf erklärt, daß Ankara drei Bedingungen zu erfüllen habe um die Spannungen beizulegen:
- Die Türkei habe sich für den Abschuß des russichen Flugzeuges, was den Tod von zwei russichen Sodaten nach sich gezogen habe, zu entschuldigen.
- die Urheber müssen gefunden und bestraft werden.
- Die Türkei habe darüberhinaus Russland Schadensersatz für diesen Zwischenfall zu leisten.