Wie Debalzewo eingenommen wurde: Antwort auf die Auswertungen

Übersetzung von Как брали Дебальцево — ответ на разбор полётов (Autor Wladislaw Schurygin)

Dies ist die Antwort eines der dort Kritisierten auf den Artikel Die bittere Wahrheit über den Einsatz bei Debalzewo (Teil I, Teil II).

Nur zur Klarstellung gleich im Voraus: Zwar vertreten Dagmar und ich sehr verschiedene politische Richtungen, aber dass ich hier einen Artikel mit einer Gegenposition übersetze hat rein gar nichts damit zu tun. Ich hätte am liebsten alle drei Artikel selbst übersetzt, nur war der Arbeitsaufwand dazu zu abschreckend. Also meinen ausdrücklichen Dank an Dagmar. I.S.


… Da ich nicht nur einmal im Text erwähnt wurde, kommentiere ich ihn separat …

Murs, ich habe Deinen Text genau durchgelesen. Ich kann sagen, Du hast eine sehr große Arbeit geleistet, und, so glaube ich, die bis heute beste unter den offenen. Alle, die Dich der Panikmache oder des Rummäkelns beschuldigen, kennen einfach nicht die reale Lage. Aber einige Punkte möchte ich konkretisieren.

Zur Formierung von Brigaden und Korpussen. Ich habe sehr klar geschrieben, dass die Formierung eines Korpus in drei Monaten eine praktisch nicht realisierbare Aufgabe ist, trotzdem haben wir es geschafft, sie zu erfüllen. Stellen wir die Frage anders – hätten wir die Struktur so lassen sollen, wie sie im September war? “Wilde” Brigaden, “Bataillonskommandeure” und “Brigadekommandeure”, die nicht so sehr kämpften, wie sie raubten, Schutzgelder erpressten und trieben was sie wollten? Die Antwort ist – nein.

Diese “Organisation” endete faktisch mit der Zerschneidung der Aglomerisation in drei Richtungen, dem Befehl der Aufgabe von Donezk und als Ergebnis dem Feuerwehreinsatz aus dem Norden und mit Verlusten auf unserer Seite. Daher wurde entschieden, mit der “Machnowtschina” Schluss zu machen, und nicht lange rauszukriegen, wer gut und wer böse ist, sondern eine normale Armee der Aglomerisation nach der Organisation eines Armeekorps zu formieren.

Das haben wir mit einer 4 minus geschafft, und auch nur deswegen, weil wir uns vorbereitet haben, das erforderliche Niveau Anfang April zu erreichen. Aber es begann schon früher.

Hätten die Machno-Leute nach dem Muster von August-September die jetzige Aufgabe gegen die aktuelle UA lösen können? Die Antwort ist ein klares Nein.

Du bemägelst, dass die erfahrenen Machno-Kommandeure “auseinandergejagt” wurden. Na dann nennen mal konkret, wen wir verloren haben unter denen, die real eine Brigade, ein Panzerbataillon oder eine Artilleriedivision “führen” konnten.

Bednow (Batman)? Auch wenn ich seine Liquidierung für eine grenzenlose Dummheit und ein Verbrechen halte, aber seine Grenze war Bataillonskommandeur!

Keinen der Weggegangenen kann man ein militärisches Genie nennen! Mehr oder weniger ausgezeichnet hat sich Mosgowoi, aber man hat ihn ja als Brigadekommandeur gelassen, mit all seinen “Tarakanen”, unter dem Versprechen, dass er seine Brigade mit allem absichert und die gestellte Aufgabe erfüllt.

Dein naives “Zuerst einmal den “Batkas” sagen, “wenn ihr keine Befehle ausführt, kein Wojentorg und keine Munition”. Die vernünftigsten “Batkas” als Chefs an die Frontabschnitte stellen und jeder Kampfgruppe einen oder zwei Vertreter zuordnen” – Entschuldigung, das ist lächerlich! Wir haben diese “Batkas” DREI Monate lang, von Mai bis August, versucht in die Reihe zu stellen und aufzubauen!

Und natürlich auch mit dem “Wojentorg”! Hat nur nichts geholfen! Leute, die plötzlich, in wenigen Wochen, zu Millionären geworden sind durch Erpressung von Betrieben, Geschäften und Bergwerken, die zur Aufklärung mit geraubten “Porsche-Cayman” fuhren, in beschlagnahmten Villen wohnten, und gewohnt waren, “Probleme” mit einer Kugel in den Hinterkopf zu “lösen”, wenn irgendwas nicht so klappt, wollten sich kategorisch nicht in disziplinierte, Befehle ausführende Brigade- und Bataillonskommandeure verwandeln.

Deswegen wurde beschlossen, den ganzen Kram mit Null zu multiplizieren!

Dass das Ergebnis war, dass Kampfgruppen, die sich um Veteranen scharen, kämpften, ist absolut normal! Wie kämpft man denn anders? “Erste Division marschiert nach links!” [Im Original teilweise deutsch] Das funktioniert nicht!

In jedem Krieg gibt es im Rahmen einer Kompanie oder eines Bataillons die, die besser kämpfen, und die, die es nicht packen. Entsprechend bilden die einen beim Angriff einen schlagkräftigen Kern (Gruppe, Abteilung, Kompanie), andere unterstützen sie, sichern die Flanken usw.

Wenn man all diese troubles der Formierung berücksichtigt, die Schwäche der unteren Kommandeure, den geringen Ausbildungsstand (aua – der Zyklus der Ausbildung von Zügen ist schon 4 Monate), haben sie gekämpft wie es maximal effektiv möglich war unter diesen Bedingungen.

Wie ich schon oben sagte, bei aller Richtigkeit Deiner Ratschläge, einen vollwertigen kampffähigen Korps von 12 000 Bajonetten in zwei Monaten an einem Platz, wo eine Menge nicht miteinander verbundener Gruppen von 5-7 tausend Mochno-Leuten halb kämpften, halb räuberten, mit einem Haufen Sindans [Erdlöcher die als Gefängnisse dienen], organisierter Schutzgelderpressung und Gesetzlosigkeit ist unmöglich! Und das auch noch auf leerem Platz, ohne militärische Infrastruktur, Poligone, Lager, mit Lieferung von allem über 200 km.

Aber das Unmögliche wurde geschafft – die Armeekorps wurden formiert, die Aufgabe erfüllt! Die schweren Verluste, die wir erlitten, mit denen wir den Erfolg bezahlten, sind, leider, Folge der fehlenden Zeit. Dass Chaos und falsche Entscheidungen das alles verschärft haben, da hast Du recht.

Aber die grundlegenden Entscheidungen waren richtig!

… und nun zur Frage, wieso wir trotz alledem gesiegt haben …

Den psychologischen Aspekt hast du richtig herausgearbeitet – wer mehr Willen zum Sieg hatte, Ehre und Mut, wem nicht alles scheißegal war. Aber haben wir nur wegen des Nichtscheißegalseins gewonnen? Das Wichtigste ist doch etwas anderes. Wir haben nicht durch “Magie” gesiegt, durch ein “Wunder”, wie Du schreibst, sondern durch “System”. Wer hat die Aufgaben gestellt? Wer hat die Fragen mit der Verstärkung gelöst, wer die Stellen ausgewählt, wo angegriffen wird, wer die Ablenkungsangriffe durchgeführt, wer hat überhaupt den Angriff geführt? Mosgowoi? “Veteranen”? Nein. Stäbe, “Tambow”, die operative Leitung. Also das, was ich “System” nenne.

Wie Du selbst bemerkt hast, waren die Soldaten vom Ukrop nicht schlechter ausgebildet, häufig sogar besser als unsere. Und sie waren, falls du das vergessen haben solltest, etwa doppelt so viele wie ihr. Und sie haben hart gekämpft, Du sagst selbst, “brechen” konnte man erst Mitte Februar. Aber sie wurden gebrochen, trotz des sehr geringen Niveaus der Ausbildung der Brigaden, das extrem schlechte Zusammenwirken, die katastrophalen Verbindungen und so weiter.

Sie wurden geschlagen, weil die von Anfang an getroffenen ENTSCHEIDUNGEN richtig waren, und ihre Erfüllung, trotz allem von Dir beschriebenem Negativ, systematisch und folgerichtig durchgesetzt wurde. Dadurch, dass die Einschätzung der Situation durch unsere Stäbe mit der der ukrainischen Seite nicht vergleichbar, viel adequater war, die Analyse genauer, und die Pläne der “Kette” von Kämpfen – Entschuldigung für die Slang – Qualität hatte und die Fähigkeit, zum Sieg zu führen.

Das willst Du, warum auch immer, aus Deinem Schützengraben nicht sehen ….

Noch zu dem von Die geliebten Mosgowoi. Nach all der Lobhudelei in seine Richtung, dahingehend, dass die Kommunikation bei ihm hervorragend sei, er die Kader und die Führungsfähigkeit erhalten hätte, dass auf allen Ebenen erfahrene Leute das Kommando hätten, und die Technik in gutem Zustand sei, bleibt nur noch eine Frage, warum er mit all dieser “Experience” nicht nur nicht die nachfolgende, sondern nicht einmal die nächste Aufgabe erfüllen konnte? Ihm wurden durchaus “erfüllbare” Aufgaben gestellt, die nach allen Berechnungen für ihn zu meistern waren. Nur deswegen, weil die Richtschützen die falschen waren? Quatsch.

Entschuldigung, dass ich Dich korrigieren muss, aber ca. 30% der Artillerie war nach allen Kriterien “professionell”, mit Sternen auf den Schulterstücken und hervorragender Erfahrung. Und Mosgowoi wurde auf der ersten Etappe gerade von einigen solcher Batterien unterstützt, außer seinen eigenen. Das Problem bestand darin, das unter den Bedingungen DIESER Kampagne man mit der Armee kämpfen musste, die zu diesem Augenblick formiert war. Eine andere gab es nicht. Die aktive Phase haben, wie Du weißt, nicht wir begonnen. Und wenn wir noch ein paar Monate gehabt hätten, wäre das Niveau des Chaos deutlich niedriger gewesen, davon bin ich überzeugt. Aber diese Zeit hat man uns nicht gelassen.

Daher musste man los und die Verteidigung des Ukrops durchbeißen, seine Reserven auf sich ziehen, Verluste erleiden, aber die Aufgabe erfüllen, seine hervorragenden Bataillonskommandeure ZWINGEN, vorwärts zu gehen. Statt dessen ist er, nachdem er auf die Ukies getroffen war und unter starkes Feuer geriet, einfach stehengeblieben. Da stand er, und gab den Ukies die Möglichkeit, Kräfte von Popasna in Richtung Debalzewo abzuziehen. Mit denen mussten dann andere “Veterane” kämpfen….

Allerdings, objektiv gesehen hat er sich am Ende doch bewegt und sogar an der Vollendung der Einkreisung mitgewirkt.

Über die “Marsch-Kompanien” – die sind, oje, eine Besonderheit des Lugansker Korps. Weil dort die Kosaken und Mosgowoi nach STATUT eingebunden worden sind, beide aber praktisch nach ihren eigenen Plänen handelten und sie zu führen praktisch unmöglich war, musste das Kommando zwei Kompanien aus Stabsleuten formieren und neuangekommene Freiwillige faktisch ohne Ausbildung losschicken. Aber übertreibe die Verluste nicht. Die Bemerkung von Kryshin “Die Verluste der 3. Brigade vor Uglegorsk waren erheblich. Vor allem – Unerfahrene, die in ihren ersten und letzten Kampf gingen. Die genaue Zahl kann ich noch nicht sagen. Ungefähr bis zu 300 unserer Leute” wurde ohne Überprüfung nach Aussagen Dritter geschrieben. Die realen Verluste der 3. Brigade vor Uglegorsk sind 45 Tote und 130 Verwundete (Bericht des Mediziners, den Du verlinkt hast).

Reserven – ja! Es waren welche übrig, so seltsam Dir das aus Deinem Schützengraben auch erscheint. Denn außer Debalzewo, hochverehrter Murs, gab es noch eine ganze Front und andere Gefahren, welche dazu zwingen, Reserven zu halten. Und auch bei Euch im Lugansker Korpus wurden bei weitem nicht alle Kräfte nach Debalzewo geworfen, ein Teil saß in anderen Gebieten in üblichen Mengen.

Und zum Schluss noch persönliches

Deine Beschuldigung des Alarmismus und Siegestaumelei akzeptiere ich nicht, tut mir leid. Alles, was Du detailliert und ausführlich beschrieben hast, hab ich auch so genannt und aufgezählt, ohne es, natürlich, auszumalen mit Farben und Reimen wie Du, aber alle Unzulänglichkeiten hab ich aufgezählt. Trocken aufgezählt, wie ich es Dir schon geschrieben habe, Du hast es selbst zitiert, “um nicht durch zu viele Informationen der Sache zu schaden und nicht ungefestigte Gemüter zu verwirren”. Einiges wusste ich damals noch nicht – es wurde alles mit der heißen Nadel gestrickt – und deswegen nicht geschrieben. Es ist letzten Endes kein Rapport, sondern eine militärische Erzählung. Aber was soll der “Siegestaumel”? Mein Text endet mit den Worten “… mehr zu erreichen hinderte uns nicht nur der Gegner, der im Verlauf der gesamten Kampagne Standhaftigkeit, Festigkeit und ausreichend gute Führung gezeigt hat, sondern auch die Unzulänglichkeiten und Schwächen der NA selbst, die sich dabei herausgestellt hatten. Und jetzt ist die Zeit für die Arbeit an den Fehlern – wobei uns dafür nur wenig Zeit bleibt …”

Vielleicht hast Du recht, und nicht ich, dass kann nur die Zeit zeigen. Auf jeden Fall gelangt das, was Du geschrieben hast, auf die eine oder andere Art als “Stimme von unten” zu denen, die die Entscheidungen treffen, und das wird sie wohl auch zu realen Handlungen bringen.

Und das letzte, ich zitiere: “Höhepunkt des Kriegs für mich war die Unterstützung des Angriffs einer Sturmgruppe der Miliz durch eine ganze Division von Grad-Raketenwerfern”.

Alle Kämpfer haben schon verstanden, was los ist. Wenn eine Sturmgruppe die Unterstützung einer ganzen Division von Grad braucht, und das sind etwa 15 Maschinen, dann heißt das, dass es normale Korrektur und Arbeit der Geschützartillerie auf diesem Abschnitt nicht gibt und nicht geben wird, auf diese Disziplin wurde gepfiffen. Dass gute Verteidigungspositionen von Grad nicht genommen werden, egal von wie vielen – egal. “Ihr werdet ja von einer ganzen Division Grad unterstützt, wieso zum Teufel packt Ihr das nicht?” – mir scheint Deine Ausdeutung, höflich gesagt, an den Haaren herbeigezogen. “Gute Verteidigungspositionen” werden vielleicht von “Grad” nicht genommen, aber um ein Dörflein, wo sich die Ukies beim Rückzug festgesetzt haben, dem Erdboden gleichzumachen reicht es aus. Und bei guter Zielführung hocheffektiv. Die Rohrartillerie kann in der Zeit durchaus eingesetzt werden um wirkliche Befestigungen zu knacken. Also einfach nur weniger für sich selbst bequeme “Schemata” ausdenken, das ist nicht korrekt…

Bis auf weiteres, mit Ehrerbietung …