Was wir am Ende des “Waffenstillstands” haben

Übersetzung von Что мы имеем на выходе из “перемирия” von yurasumy


Es sieht so aus, als wenn der “Waffenstillstand”, der auch so schon nicht besonders eingehalten wurde, endgültig gebrochen wird. Abschätzen wer mehr davon profitiert hat wird man schon an den Ergebnissen der ersten Kämpfe. Aber erstmal versuchen wir die Kräfteverhältnisse an der Front auseinanderzunehmen. Die Konfiguration der Gruppierungen zu ermitteln (soweit das möglich ist, wenn man beachtet, dass die Truppen jetzt in ständiger Bewegung sind, und das Vorhandensein ein und derselben Abteilung an zwei Abschnitten durchaus Folge ihrer Verlegung ist), und daher auch die Perspektiven der Seiten (ich sage gleich, dass das eine undankbare Arbeit ist, weil es im Netz praktisch keine Informationen gibt, und Inside habe ich auch nicht). Weiterhin wird es dadurch erschwert, dass die regulären Teile der ukr. Armee (wegen großer Verluste) inzwischen kompanieweise eingesetzt werden.

Hier ist was wir zum 17. August hatten.

Zur aktuellen Situation sehe ich folgendes (ich wiederhole, ich kann mich irren. Es gibt sehr wenig Information.)

Die 72. Brigade ist umformiert. Aus den Reste und den Auffüllungen wurde 1 BTG formiert, die schon an der Front ist. Das dürfte das Maximum sein wozu sie imstande ist.

Seit dem Zeitpunkt erlitt die 25. Verluste und ist teilweise (mit Teilen der 24.) umzingelt im Gebiet der Grenze zu Russland. Die Brigade ist lange im Kampf. Was die Besonderheiten der Formation betrifft ist es eine der kampffähigsten der Armee. Außer den umzingelten Teilen kann sich real an der Front 1 BTG (unter der Bedingung einer Umformierung und des Ersatzes von Menschen und Technik) befinden.

95. Brigage. Erlitt große Verluste an der Nordfront. Hohe Kampffähigkeit, aber die Verluste sind zu bemerken. Maximum was man ohne die Kampffähigkeit zu reduzieren daraus machen kann ist 1 BTG. Wenn alle Bataillone (oder zwei) wiederhergestellt werden wird dies die Kampffähigkeit deutlich reduzieren, wie auch die Ausrüstung mit Panzerfahrzeugen, und braucht außerdem Zeit.

80. Brigade. Hat in den letzten Kämpfen große Verluste erlitten. Zuallererst in der Technik. Bei ihr habe ich viele offene Fragen. Der größte Teil befindet sich westlich von Lugansk, zusammen mit Teilen der 1. Panzerbrigade und der 30. bindet sie Kräfte der LVR.

79. Brigade. Die Brigade die am meisten gelitten hat. Kollossale Verluste in den letzten Kämpfen haben praktisch vollständig den Kader- und Offiziersbestand herausgeschlagen. Man muss sie eigentlich neu formieren. Wie lange das dauert ist unklar. Ein noch größeres Problem für diese Teile ist die Technik. BMD gibt es schon nicht mehr. Es gibt Nachrichten über die Komplektierung mit BTR 70/60. Wobei der Zustand der Technik nach Berichten der Soldaten einfach katastrophal ist. Daher weiß ich nicht wann und in welcher Form die Brigade erneut auf den Schlachtfeld auftaucht. Daher erscheint es logisch, auf der Basis der Reste ein Bataillon “Phönix” zu formieren. Das scheint das Einzige, was schnell an die Front kann.

Beide Spezialregimenter des Innenministeriums 3 und 8 sind eingesetzt in Brigaden (1. und 2. separate) des Innenministeriums. Sie haben gute Ausbildung. Das Problem ist die Ausrüstung mit Panzerfahrzeugen. Sie sind hervorragende Teile für die Verteidigung von Ortschaften und Säuberungen, aber als Angriffskräfte ungeeignet. Teile einer Brigade befinden sich im Gebiet Mariupol.

28. Brigade. Am 17. August befand sie sich in der Reserve. Danach sind Teile, die an der Front auftauchten, vor Saur und bei Ilowaisk während der Gegenoffensive der NA völlig zerschlagen worden. Ich denke als organisierte militärische Kraft wird sie einige Wochen nicht existieren.

Das betrifft auch 1 BTG der 92. Brigade. Zerschlagen vor Ilowaisk. Die restlichen Bataillone: Leute sind da, mit der Technik gibt es Probleme. Verwendung in der Verteidigung möglich, als Angriffskraft sehr eingeschränkt.

51. Brigade. War und blieb der schwächste Teil der ukr. Armee. Der Kampfgeist zerschlagen schon im Mai vor Wolnowacha, was nach wie vor zu bemerken ist. Gerade der schnelle “Rückzug” (besser Flucht) von Teilen der 51. Brigade (zusammen mit Bataillonen der TV) von den Flanken hat die Schlacht um Ilowaisk zugunsten der NA entschieden. Es erlaubte, diesen Teil einige Zeit als Kampfformation zu erhalten, aber wie kampffähig sie ist … Ich habe meine Zweifel.

93. Brigade. Im Kampf seit den ersten Tagen (beginnend mit Slawjansk). Diese Brigade könnte man “Glückskinder” nennen. Trotz Beteiligung an vielen Kämpfen über mehrere Monate hinweg wurde der Kern und die Kampfkraft erhalten … Außer den Luftlandetruppen gelang dies keinem Teil der Armee. Man muss auf diese Abteilung und ihr Kommando achten. Vor dem allgemeinen Hintergrund ein Beispiel an Standhaftigkeit und Professionalismus. Obwohl sie teilweise in den letzten Kämpfen was abgekriegt hat, ist sie als kampffähige Abteilung der Armee erhalten geblieben.

30. Brigade. Teile der Brigade stellten zusammen mit der 80. und 1. die Basis der Gruppierung im Gebiet des Lugansker Flughafens und Lutugino dar (1 BTG). Der Kampf und der Ausbruch aus dem Kessel kosteten große Verluste. Besonders in der Technik. Ich kann ehrlich nicht sagen welche Teile herausgeführt wurden und welche nicht (keine Daten), aber kann mit Überzeugung sagen, dass Teile der Brigade als mobile Reserve in der Lugansker Richtung (zusammen mit der 80. und 1.) verwendet werden. Diese BTG kann an der Front in nächster Zeit auftauchen (möglicherweise ist sie schon dort).

Teile der 24. Brigade (2 Bataillone) wurden früher vernichtet, soweit mir bekannt bekommen sie eiligst Ersatz in Menschen und Technik (als die, die sich von der besten Seite im Südkessel gezeigt haben) und werden wohl nicht in eine BTG sondern in zwei aufgestellt. Es gibt allerdings ein Problem mit dem “Gehorsam” der Veteranen. Es gibt wirklich Probleme. Die großen Verluste in Menschen und Material in den bisherigen Kämpfen führen dazu, dass die Auffüllung einige Zeit braucht (einige Wochen mindestens). Deswegen dürfte auch die Kampffähigkeit der neu organisierten Teile gering sein (sehr wenig Veteranen, viele starben, sind verkrüppelt oder auf der Flucht).

Und dann die 128. Brigade. Hat einige Verluste im Kampf nördlich von Lugansk, aber weiterhin kampffähig. Obwohl es Berichte im Netz gibt über Probleme in der Abteilung mit den “Kampfgeist”. Aber wir wollen uns mit den Schlussfolgerungen nicht beeilen.

Die 1. und 17. Panzerbrigade wird Kompanieweise zur Verstärkung anderer Teile verwendet. Hatten Verluste, aber haben immer noch einige Kampfkraft.

Extra zwei Worte zu den “freiwilligen” Teilen. Die Kämpfe im Gebiet Ilowaisk, wo alle (außer Aidar) eingesetzt wurden, und der offene Verrat der Juntaführung an ihnen haben die Einstellung dieser Teile stark verändert. Was den Ilowaisker Fleischwolf überlebt hat steht in offener Opposition zum Regime. Das nicht auszunutzen wäre eine Sünde. “Aidar” hat auch seine Portion Blutverlust im Gebiet südlich und nördlich von Lugansk abbekommen. Die Stimmung ist dort ähnlich. Das Überlaufen dreier Soldaten von Aidar zur NA ruft bei mir keine Verwunderung hervor. Jede menschliche Geduld hat eine Grenze.

Fassen wir zusammen. Insgesamt hat die Zerschlagung Ende August-Anfang September bei der Armee ihre Spuren hinterlassen. Die Reserven, die Mitte des vorigen Monats da waren, sind im Kampf verbraucht worden. An die Front kommen früher zerschlagene Teile zurück. Aber es gibt ein Problem. Als Folge der Forderung nach schnellem Wiedereinsatz sind einige Brigaden faktisch zu Bataillonen geworden, und im Fall ihrer nochmaligen Zerschlagung kann man sie nicht noch einmal wiederbeleben. Die Teile, die an die Front zurückkamen oder bald zurückkommen haben deutliche Probleme mit der Ausrüstung mit Panzerfahrzeugen (nach Berichten der Soldaten hauptsächlich Technik aus der Konservierung, die in 72 Stunden durchgeführt wurde, dem Idiotismus von Jatzenjuk folgend). Sie ist in schrecklichem Zustand und teilweise “veraltet”. Das Einzige womit es bis jetzt keine Probleme gibt ist die Komplektierung der Artillerie. Was mir noch auffiel: In den Kämpfen im Juli-August haben am besten (härtesten) in Galizien formierte Brigaden gekämpft. Sie haben sich nicht ergeben. Sind nicht über die Grenze geganngen (das betrifft überhaupt nicht die 51. Wolynsker Brigade. Es geht also nicht um die ganze Ukraine, sondern speziell Galizien). Gerade deswegen werden gerade diese Brigaden zuallererst wiederaufgebaut. Auch hier zeigen sich die Grenzen der “Loyalität” zum Regime. In Gesprächen mit Galiziern hörte ich Vorwürfe. Sie meinen, dass nur in der Westukraine die 3. Mobilisierung wirklich durchgezogen wird, während andere Gebiete sich durchmogeln. Das stimmt so nicht, aber einen bestimmten Zug in diese Richtung sehe ich auch. Und der wird sich nur verstärken. Besonders weise ich auf die Entstehung eines Freiwilligenregiments der NA hin, der aus früheren Kräften der ukrainischen Armee und Polizei besteht. Es scheint, der menschliche Umgang mit Gefangenen bringt seine Ergebnisse, und ich denke, das Regiment könnte bald zu einer Brigade werden.

Aus Berichten von den Orten ist eine Ansammlung einer manövirierfähigen Schlagkraft im Gebiet südwestlich von Donezk zu erkennen. Eine zweite Gruppierung formiert sich nördlich von Lugansk. An der Nordfront der DVR sehe ich augenblicklich so etwas nicht (keine Ahnung was die Leute von Besler da gesehen haben, ich sehe es bisher nicht). In jedem Fall, wie ich erwartete, reicht es nicht für alle Richtungen. Mit mobilen Einheiten werden vor allem die Steppenrichtungen in Grenznähe abgedeckt, wo die Wiederholung der früheren Zerschlagungen möglich sind. Einerseits ist dies gerechtfertigt, bringt aber Risiken mit sich, über die ich schon sprach. Die Notwendigkeit, die gesamte Grenze zu sichern, macht die Konzentration unmöglich, und kann daher diese Teile einer separaten Zerschlagung aussetzen. Das betrifft insbesondere die Richtung nördlich von Lugansk. Im Süden der DVR stabilisiert die Junta allmählich die Situation. Hier ist ein Angriff der Junta mit begrenzten Zielen (Novoasowsk- Mariupol) möglich. Nur so können sie die Initiative zurückgewinnen, was sehr wichtig wäre. Der Kampfgeist der Juntakräfte ist niedrig wie noch nie und weitere Niederlagen können die Front einfach zusammenbrechen lassen sogar ohne physische Vernichtung der Einheiten.

Die NA, wie ich schon schrieb, kann unter Verwendung der inneren Operationslinien Schläge in Abhängigkeit der Konzentration der Juntakräfte beginnen (es gibt mehrere perspektivreiche Richtungen). Die Umgruppierungen sollten sie schneller beenden, so dass sie alle Chancen haben, als erste zuzuschlagen. Den Waffenstillstand über mehrere Wochen auszudehnen würde die Situation zugunsten der Junta ändern (wenn auch nur kurz. Bis zu den Wahlen). Daher erwarte ich den Bruch des Waffenstillstands in der nächsten Woche (oder auch schon diese). Ansonsten würde die Zerschlagung der Teile der Junta mit unnötigen Verlusten an Menschen und Zeit verbunden sein.