Scharlach

Willkommen auf den Seiten der Deximed-Patienteninformationen!

Unsere Patienteninformationen in laiengerechter Sprache stehen Ihnen auch ohne ein Abonnement zur Verfügung.

Sind Sie Arzt? Dann testen Sie unsere Experteninformationen 30 Tage lang kostenlos.

Deximed – Deutsche Experteninformation Medizin – ist ein unabhängiges Arztinformationssystem mit Fokussierung auf die primärärztliche Versorgung. Evidenzbasierte und regelmäßig aktualisierte Artikel zu allen medizinischen Gebieten zeichnen Deximed aus.

30 Tage kostenlos testen!

Was ist Scharlach?

Scharlach (Scarlatina) ist eine akute Rachenentzündung mit Fieber, die durch Streptokokken hervorgerufen wird. Es kommt zu einem roten Ausschlag am Körper und nach etwa einer Woche zu einer Abschuppung der Haut. Es gibt aber auch leichte Verläufe, bei denen nicht alle Symptome vorhanden sind, beispielsweise kein Fieber oder keine Rachenentzündung. Auch der Ausschlag kann nur schwach ausgeprägt sein oder fehlen.

Insbesondere im Herbst und im Winter kann es zu Epidemien mit Streptokokkeninfektionen kommen. Bei 30–40 % aller Patienten mit Halsschmerzen sind beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (GAS) für die Streptokokkeninfektion verantwortlich.

Streptokokken können auch bei etwa 1-21 % aller gesunden Menschen im Hals nachgewiesen werden, meist bei Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren.

Symptome

Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen und Fieber (38–40 °C). Der Allgemeinzustand kann beeinträchtigt sein. Nach einiger Zeit stellen sich meist Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen ein. Ohrenschmerzen sind in einigen Fällen das Hauptsymptom. In einigen Fällen ist der Verlauf milde, und es sind nicht alle Symptome vorhanden.

Nach einem halben bis zwei Tagen kommt es zu einem Ausschlag mit einer deutlichen Rötung im Gesicht und markanter Blässe um den Mund. Der Ausschlag kann sich auf Hals, Oberkörper, Leiste und die Genitalien ausweiten. Typisch ist eine Veränderung im Aussehen der Zunge, die in der Regel als „Himbeerzunge“ beschrieben wird. Auch die Schuppung der Haut an den Handflächen und Fußsohlen ist ein typisches Anzeichen und tritt ungefähr eine Woche nach Ende der Krankheit auf.

Ursache

Durch Scharlach wird eine Immunreaktion im Körper ausgelöst. Es handelt sich um eine Art Überempfindlichkeit gegenüber Giften, die von den Bakterien abgesondert werden. Dies führt zu einer Entzündungsreaktion und erhöhten Durchblutung der Haut und damit zu dem Ausschlag.

Die Ansteckung erfolgt über die Tröpfcheninfektion. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel ein bis drei Tage. Der infizierte Patient ist ab dem Ausbruch der Krankheit bis einen Tag nach begonnener Therapie mit Antibiotika ansteckend.

Diagnostik

Himbeerzunge

Eine Krankengeschichte mit Rachenentzündung, Fieber und rotem Ausschlag ist typisch. Die Diagnose kann dadurch in den meisten Fällen mit Sicherheit ohne weitere Untersuchungen gestellt werden. Bei Unsicherheit und leichten oder untypischen Verläufen können über einen Rachenabstrich mit einem Schnelltest Streptokokken nachgewiesen werden.

Therapie

Durch eine Therapie mit Penicillin werden die Bakterien abgetötet. Klassischer Scharlach muss behandelt werden. Bei sehr leichten Verläufen kann Ihr Arzt/Ihre Ärztin zusammen mit Ihnen eine Antibiotikabehandlung abwägen. Durch die Therapie werden Komplikationen und einem schweren Krankheitsverlauf vorgebeugt. Bei einer Penicillinallergie können andere Antibiotika verwendet werden.

Einen Tag nach begonnener Therapie ist das Kind nicht mehr ansteckend. In eine Gemeinschaftseinrichtung zurück kann das Kind 24 Stunden nach Beginn der Behandlung, wenn es der Allgemeinzustand zulässt und das Kind kein Fieber hat. Ohne Behandlung besteht eine Ansteckungsgefahr über bis zu drei Wochen.

Prognose

Die Rachenentzündung geht in der Regel zwei bis drei Tage nach Beginn der Therapie zurück und ist nach einer Woche vollständig abgeklungen. Auch der Ausschlag verschwindet innerhalb einer Woche. Typischerweise kommt es ein bis zwei Wochen nach Beginn der Krankheit zu einer Abschuppung der Haut an Händen und Füßen.

Die Rachenentzündung kann sich in Ausnahmefällen zu einem Peritonsillarabszess entwickeln. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass die Therapie nicht anschlägt und es zu starken Halsschmerzen und Problemen beim Öffnen des Mundes kommt. Verschlechtert sich der Zustand, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Die Therapie muss in diesem Fall intensiviert werden: es erfolgen die Einweisung in ein Krankenhaus und die intravenöse Gabe von Antibiotika. Eventuell muss der Abszess geöffnet werden.

Eine Nierenschädigung nach einer Streptokokkeninfektion ist heutzutage sehr selten.

Weiterführende Informationen

Autoren

  • Thomas Fühner, PD Dr. med., Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Hannover

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Scharlach. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Entzündliche Erkrankungen der Gaumenmandeln / Tonsillitis, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 017-024, Stand 2015. www.awmf.org
  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Halsschmerzen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-010, Stand 2009 www.awmf.org
  3. Robert Koch Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte: Streptococcus pyogenes-Infektionen, Paratyphus. Berlin, Stand 2009 www.rki.de