Tromelin

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Dieser Artikel behandelt die Insel im Indischen Ozean. Zum französischen Marine-Kapitän siehe Louis Tromelin.
Tromelin
Luftbild von Tromelin
Luftbild von Tromelin
Gewässer Indischer Ozean
Geographische Lage 15° 53′ 29″ S, 54° 31′ 24″ OKoordinaten: 15° 53′ 29″ S, 54° 31′ 24″ O
Lage von Tromelin
Länge 1,7 km
Breite 700 m
Fläche 80 ha
Höchste Erhebung m
Einwohner 19 (Stationspersonal)
24 Einw./km²
Hauptort Station Serge Frolow
Karte von Tromelin
Karte von Tromelin

Tromelin ist eine 0,8 km² große tropische Insel, östlich von Madagaskar im Indischen Ozean gelegen. Politisch gehört sie zu den Îles Éparses, einem Distrikt des französischen Überseegebiets Terres australes et antarctiques françaises.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ovale, ungefähr 1700 m lange, bis zu 700 m breite und von Korallenriffen umgebene Insel ist 450 km von der nächsten Landmasse entfernt, von 4000 m tiefem Ozean umgeben und damit schwer zu erreichen.

Die Insel ist sandig, flach und bis auf vereinzeltes Gebüsch weitgehend unbewachsen. Die höchste Erhebung ist 7 m hoch. Auf der Insel gibt es keine indigene Bevölkerung, aber eine wichtige Wetterstation namens Station Serge Frolow (insbesondere zur Erforschung von Zyklonen), in der in der Regel 15 bis 20 Meteorologen von Météo-France arbeiten. Der Rest der Insel ist heute Schutzgebiet für Meeresschildkröten.

Die Insel weist keinen Hafen, dafür aber einen Ankerplatz vor der Küste auf. Außerdem befindet sich auf dem Eiland eine kurze (knapp 1100 m), nicht asphaltierte Start- und Landebahn für Flugzeuge.

Klimatabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meteorologische Station
Tromelin
Klimadiagramm
J F M A M J J A S O N D
 
 
175
 
30
25
 
 
152
 
30
25
 
 
182
 
30
25
 
 
98
 
29
25
 
 
73
 
28
24
 
 
71
 
27
22
 
 
59
 
26
21
 
 
55
 
26
21
 
 
41
 
26
21
 
 
29
 
27
22
 
 
29
 
29
24
 
 
87
 
30
25
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Tromelin
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 30,0 30,0 30,0 29,4 28,2 26,9 26,0 25,8 26,4 27,3 28,5 29,7 Ø 28,2
Min. Temperatur (°C) 25,0 25,3 25,2 24,8 23,6 22,2 21,3 20,8 21,3 22,3 23,6 24,9 Ø 23,3
Niederschlag (mm) 175 152 182 98 73 71 59 55 41 29 29 87 Σ 1.051
Sonnenstunden (h/d) 8,6 8,5 7,9 7,9 7,9 7,5 7,4 7,8 8,2 8,8 9,5 9,4 Ø 8,3
Regentage (d) 12 13 16 12 11 12 12 13 9 7 6 9 Σ 132
Luftfeuchtigkeit (%) 82 82 82 81 79 79 80 80 80 80 79 81 Ø 80,4
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
30,0
25,0
30,0
25,3
30,0
25,2
29,4
24,8
28,2
23,6
26,9
22,2
26,0
21,3
25,8
20,8
26,4
21,3
27,3
22,3
28,5
23,6
29,7
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Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
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59
55
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  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Insel wurde 1722 durch das französische Schiff La Diane entdeckt und zunächst Île des Sables (deutsch etwa „Sandinsel“) genannt.

In der Nacht zum 31. Juli 1761 lief die Utile, ein französisches Sklavenschiff, vor der Insel auf Grund und zerschellte, woraufhin die Überlebenden (60 Sklaven und die Besatzung) auf der nur mit einer kargen Vegetation bedeckten Insel Zuflucht suchten. In den ersten Tagen auf der Insel starben mehr als 20 Menschen, da kein Trinkwasser vorhanden war und zuerst ein Brunnen gegraben werden musste. Nach zwei Monaten verließen die überlebenden weißen Seeleute mit einem aus den Trümmern des Schiffs zusammengebauten Floß die Insel, ließen dabei die überlebenden Sklaven mit dem Versprechen, Hilfe zu senden, zurück und erreichten Madagaskar. Dort weigerte sich jedoch der Gouverneur, Hilfe zu entsenden, da sich Frankreich mit England im Krieg befand. Zwei Flöße verließen später noch die Insel und versuchten, das Festland zu erreichen, schafften dies aber vermutlich nicht.

Die Bewohner der Insel ernährten sich von Seevögeln, Fischen, Einsiedlerkrebsen und Schildkröten. Sie fertigten sich aus Vogelfedern Kleidung und schafften es, 15 Jahre lang ein Feuer nicht ausgehen zu lassen, obwohl über die Insel zum Teil sehr heftige Passatwinde und Wirbelstürme hinwegzogen. 1776 harrten noch sieben Frauen und ein acht Monate altes Baby auf der Insel aus. Das Schiff La Dauphine unter Kapitän Chevalier de Tromelin, nach dem die Insel heute benannt ist, erreichte in dem Jahr das Eiland und rettete die Überlebenden. Das Baby wurde Moise (Moses) getauft und kam unter die Obhut des Gouverneurs von Mauritius. Bis heute ist nicht ganz geklärt, wie die Überlebenden 15 Jahre lang auf der Insel ausharren konnten.

1830 führte Kapitän Laplace eine Mission zur geografischen Bestimmung der Insel an. Er fand die immer noch bestehenden Behausungen der damaligen Schiffbrüchigen und berechnete die geografische Position der Insel auf: 15° 38′ Süd und 52° 11′ Ost.

1954 wurde auf der Insel eine permanente Wetterstation mit dem Flugplatz Tromelin errichtet.

2004 wurde unter der Schirmherrschaft der UNESCO ein Forschungsprojekt begonnen, das mittels archäologischer Grabungen Weiteres über das Überleben der ehemaligen Sklaven zu Tage bringen sollte.[1] In den bisher vier Ausgrabungskampagnen seit 2006 konnten zahlreiche Werkzeuge geborgen werden. Die ergrabenen Überreste der Behausungen der Gestrandeten ermöglichten die Zuordnung zu vier Siedlungsphasen. Die Suche nach Gräbern erbrachte hingegen keine Ergebnisse.[2]

Politik und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Insel wurde ab 1814 von Réunion aus verwaltet (seit 1960 vom Präfekten des Übersee-Départements), ohne selbst zu Réunion zu gehören. Tromelin ist daher auch nicht Teil der Europäischen Union. Seit 2005 wird sie wie die übrigen Îles Éparses vom Präfekten und obersten Verwalter der Französischen Süd- und Antarktisgebiete verwaltet.

Die Insel wird ebenfalls von Mauritius beansprucht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Guérout, Thomas Romon: Tromelin. L’île aux esclaves oubliés. CNRS Éditions, Paris 2010, ISBN 978-2-271-07050-0 (französisch).
  • Véronique Laroulandie, Christine Lefèvre: The Use of Avian Resources by the Forgotten Slaves of Tromelin Island (Indian Ocean). In: International Journal of Osteoarchaeology. Band 24, Nr. 3, Mai 2014, ISSN 1047-482X, S. 407–416, doi:10.1002/oa.2380 (englisch, online frei verfügbar durch researchgate.net).
  • Matthias Schulz: Endstation Sandbank. In: DER SPIEGEL 38/2014. 15. September 2014, S. 134–138 (Artikel online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Tromelin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Tromelin – Mission 2013. Website der Ausgrabungskampagne. In: archeonavale.org. Groupe de Recherche en Archéologie Navale (GRAN) (französisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Forgotten Slaves Underwater Archaeological Expedition. In: UNESCO Culture Sector. UNESCO, abgerufen am 23. Januar 2017 (englisch).
  2. Retour de la 4e campagne de fouille archéologique sur l’île de Tromelin. Ergebnisse der vierten Ausgrabungskampagne (2013). Institut national de recherches archéologiques préventives (Inrap), abgerufen am 23. Januar 2017 (französisch).