Bleivergiftung

Bleivergiftungen sind in der Vergangenheit häufig aufgetreten. Derartige Vergiftungen können Schäden an Knochenmark, Nervensystem, Leber, Niere und Hormon-produzierenden Organen verursachen.

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Was ist eine Bleivergiftung?

Blei wird vom Körper nicht verstoffwechselt, kann sich jedoch im Körper anreichern und Organschäden verursachen. Bleivergiftungen können Schäden an Knochenmark, Nervensystem, Leber, Niere und Hormon-produzierenden Organen verursachen. Quellen der Bleiexposition finden sich zuhause, am Arbeitsplatz und in der übrigen Umgebung. Die Prävention von Bleivergiftungen ist unerlässlich. Eine Vergiftung, kann wirkungsvoll therapiert werden.

Der Zustand tritt in der heutigen Zeit sehr selten auf, und setzt voraus, dass man dem Blei unmittelbar in Form von Luft oder Lebensmitteln ausgesetzt war.

Ursachen

Annähernd eine Milliarde Tonnen Blei aus der Natur und der Industrie gelangen jedes Jahr in die Atmosphäre. Benzinverbrennung ist seit den 1920er Jahren die größte Einzelquelle. Offenbar ist der Übergang zu bleifreiem Kraftstoff der Hauptgrund dafür, dass sich die Bleiwerte im Blut von normalen Menschen um 60–80 % reduziert haben. Zuvor enthielt Straßenstaub große Mengen an Blei. Sowohl in der Industrie als auch zuhause finden sich Quellen der Bleiexposition, die Bleivergiftungen verursachen können. Die wichtigsten sind:

Maler
  • Berufsbezogen – Batterie-Industrie, Lackindustrie, chemische Industrie, Sanitär, Bauindustrie, PVC-Industrie, Schrotthandel, Herstellung von Keramik, Feuerwehr, Druckerei, Benzinindustrie, Reinigungsunternehmen, Bleigruben, Glasmacher, Schmuckherstellung, Schweißen, Schmelzen, Löten
  • Allgemein – Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung, Spielwaren aus Blei, ethnische Medizin, Kosmetik, Straßenstaub, alte Farbe, Munition, Hobby-Schmuckherstellung, Buntglas, Glasuren, Benzin schnüffeln

Das Risiko einer Bleivergiftung hängt von mehreren Faktoren ab: Dazu gehört die Menge an Blei, der Sie ausgesetzt sind, ob das Blei durch die Verdauung/Lunge/Haut aufgenommen wird, in welchem ​​Umfang Sie Schutzkleidung verwenden, wie alt Sie sind und wie lange Sie dem Blei ausgesetzt waren. Kinder sind besonders gefährdet. Die Hauptexposition erfolgt durch Einatmen von bleihaltigem Staub/Gas, in einigen Fällen nehmen wir das Blei jedoch mit der Nahrung auf.

Organschäden

In der Regel sind Blut und Knochenmark (wo die Blutbildung stattfindet), das Nervensystem, die Nieren und möglicherweise die Fortpflanzungsorgane von Bleivergiftungen betroffen. Dies spiegelt sich in den Symptomen und Beschwerdebildern wider, die der Zustand verursacht.

Symptome und Beschwerdebilder

Eine Bleivergiftung kann sich als sowohl als akute als auch als chronische Vergiftung auszeichnen.

Bei einer akuten Vergiftung können die Symptome und Beschwerden innerhalb von Tagen bis Wochen auftreten. Hauptsymptome und Magenschmerzen (Koliken). Bei Kindern treten nicht selten Zeichen massiver Hirnschäden auf sowie Krämpfe, die möglicherweise Koma und Tod zur Folge haben. Weniger häufig kommt es zu ausgeprägter Abgeschlagenheit, verminderter Konzentrationsfähigkeit, Gehörverlust, Kopfschmerzen, Verstopfung, Nervenerkrankungen und Blutarmut (Anämie).

Bei einer langsamen und geringen Aufnahme erfolgt nach und nach die Anreicherung von Blei. Anzeichen und Symptome entwickeln sich schleichend und oft zeigen sich in der Anfangsphase keine klaren Indizien. Anzeichen und Symptome einer Bleivergiftung können von vagen Symptomen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen variieren. Das Hauptsymptom ist Ermüdung aufgrund von Anämie. Verfärbungen des Zahnfleisches und der Haut treten heute selten auf. Am häufigsten sind das Blut und Knochenmark, das Nervensystem und die Nieren von Bleivergiftungen betroffen.

Diagnostik

Die Diagnosestellung einer Bleivergiftung ist schwierig, wenn man nicht weiß, ob man einer intensiven Bleibelastung ausgesetzt war. Die Symptome sind zunächst vage. Zur Abklärung zieht der Arzt primär die Anamnese, die Untersuchungsbefunde der Patienten und die Resultate verschiedener Bluttests heran. Der Nachweis der Bleimengen im Blut ist das endgültige Indiz für eine Bleivergiftung.

Therapie

Bei einer akuten Vergiftung (Lebensmittelvergiftung) wird eine Magenspülung durchgeführt. Die Patienten müssen viel trinken (eventuell wird bei einem stationären Aufenthalt eine intensive intravenöse Flüssigkeitszufuhr initiiert). Schmerzhafte Koliken und Krämpfe werden medikamentös therapiert. Bei einer chronischen Vergiftung ist die Bleiquelle zu beseitigen.

Bei mäßig erhöhten Bleiwerten im Blut ist keine medizinische Therapie erforderlich. Sind jedoch Symptome vorhanden und die Bleiwerte stark erhöht, ist eine Behandlung indiziert. Diese besteht aus der Verabreichung von Medikamenten, die das Blei, das im wesentlichen aus dem Blut und dem Weichgewebe (wenig aus den Knochen) stammt, binden (Chelat-Therapie), und dann hauptsächlich über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Therapie wird beendet, wenn der Bleigehalt im Blut akzeptabel ist.

Prognose

Wenn die Diagnose gestellt wird, ist die Prognose aufgrund der effektiven Therapiemöglichkeiten positiv. Menschen mit sehr hohen Bleiwerten im Blut, die nicht frühzeitig therapiert werden, haben eine schlechte Prognose.

Weiterführende Informationen

Autoren

  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Bleivergiftung. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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