Innovation: Jobkiller oder nicht?

Um es gleich vorwegzunehmen: ja, Innovation vernichtet Arbeitsplätze. Selbstfahrende Autos werden Taxi- und Lastwagenfahrer überflüssig machen. Roboter werden viele Berufe übernehmen, die heute von Menschen gemacht werden, und Roboter werden sie schneller und besser machen.

Der amerikanische Radiosender NPR hat basierend auf Daten der Oxford-Universität einen Online-Rechner bereit gestellt, der zeigt mit welcher Wahrscheinlichkeit der eigene Job gefährdet ist. Neben den bereits erwähnten Chauffeurberufen sind ebenso (und doch nicht so überraschend) hochqualifizierte Berufe wie Steuerberater oder Flugzeugmechaniker von der Automatisierung betroffen. Alle Aufgaben die irgendwie repetitive sind werden früher oder später von Maschinen übernommen werden können.

Und das sollte nicht überraschend kommen, verschwanden doch bereits in der Vergangenheit viele Berufsfelder oder wurden durch Maschinen ersetzt. Man erinnere sich nur an dieselbe Diskussion zu Computern vor 20 oder 30 Jahren. Was tatsächlich passierte ist dass viele neue Berufszweige geschaffen wurden. Irgendjemand musst Computer bauen, programmieren, warten, und bedienen. Und es entstanden dank Computertechnologie neue Möglichkeiten in anderen Berufszweigen, die neue Qualifikationen erforderten.

Was allerdings neu ist, hat weniger mit Computern oder Robotern zu tun, als mit dem Wandel von Arbeit an sich. Mit der industriellen Revolution einher ging die Notwendigkeit nach Arbeitskräften, die die Maschinen bedienen konnten. Disziplin, das Folgen von Regeln und Vorschriften, und die Fähigkeit Anleitungen zu lesen und interpretieren zu können standen im Vordergrund des dazu geschaffenen Ausbildungssystems. Nicht zufällig fällt die industrielle Revolution fast zeitgleich mit der Einrichtung von länderweiten Ausbildungssystemen und Schulpflicht zusammen.

Was vor 200 Jahren reichte, genügt aber heute nicht mehr. Die Anforderungen im Berufsumfeld wandeln sich dramatisch. Konnte sich die Nachkriegsgeneration noch auf einen lebenslangen Arbeitsplatz einrichten, hatte die nachfolgende Generation bereit öfter Jobwechsel vor sich. Und heute sind immer weniger Menschen in einem traditionellen Berufsumfeld tätig. Nicht nur wechseln sie häufiger Jobs, sie sind auch immer häufigere in selbständigen Berufsverhältnissen anzutreffen. Ob gewollt oder nicht, dieser Tatsache muss Rechnung getragen werden.

Politik und Gewerkschaften können nicht weiterhin das Mantra nach Arbeitsplätzen runterbeten oder Beschäftigungsmodellen aus der Vergangenheit als die Antwort auf neue Realitäten nacheifern. Teilzeitarbeitskräfte, Sharing-Economy, Outsourcing-Organisationen, Freiberufler, Freelancer – all das ist heute Realität. Das bedeutet sowohl eine Anpassung des Ausbildungssystem, dass auf die mögliche Selbständigkeit vorbereiten und damit einhergehende Werkzeuge die Flexibilität und Kreativität der Menschen ermöglichen sollen, als auch eine Anpassung von Gesetzen, Steuern und sonstigen Regulierungen, die diese neuen Beschäftigungsarten heute benachteiligen.

Darauf gibt es heute kaum Antworten oder Konzepte, und da sind Gesellschaft, Politik und Gewerkschaften gleichermaßen gefordert. Werden keine Lösungen vorbereitet, dann ist nicht Innovation der Jobkiller, sondern die Inaktivität dieser Gruppen.

2 Gedanken zu “Innovation: Jobkiller oder nicht?

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