Die ARD hat sich Mühe gegeben. Eine Sportschau-Sondersendung. Eine Rahmenmoderation mit dem Brandenburger Tor als Kulisse. Bewerbung der Sendung durch die ARD-Pressestelle. Neue Erkenntnisse zum angeblichen russischen Staatsdoping wurden angekündigt. Vor allem mit Blick auf den gerade begonnenen Biathlon-Weltcup. Dann der Sonntagabend. Das Popcorn steht bereit. Die Nation sitzt erwartungsvoll vor den Fernsehgeräten. Und sie bekommt, was sie bekommen soll. Keine Beweise. Schon gar keine neuen. Dafür die übliche stupide anti-russische Propaganda. Vor allem die Pflege eines Feindbildes, wie die ersten acht Sekunden der Reportage des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt klarstellen, die Ankündigung des russischen Präsidenten, Wladimir Putin, bei einer Veranstaltung in der Wolgaregion im Oktober.
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„Wochenlange Absprachen mit Anwälten. Der genau Treffpunkt erst eine halbe Stunde vor dem Termin mitgeteilt. Nach Morddrohungen aus Russland musste Rodtschenkow sein Äußeres verändern, tritt nur noch mit Maske auf, steht unter einem Zeugenschutzprogramm des FBI. Rodtschenkow: Ich verstehe, dass ich das meistgehasste Ziel bin, weil ich einen Tsunami im russischen Sport ausgelöst habe.“
Noch einmal zum Mitschreiben. Hajo Seppelt präsentiert den Gebührenzahlern nach angeblich wochenlangem Warten und Absprachen mit den Anwälten eine Person in Sturmhaube und mit Sonnenbrille, die der Kronzeuge Grigori Rodtschenkow sein soll und die dann ganze acht Sekunden sagt, was wir schon wissen, dass er sich bedroht fühlt. Selbst Hajo Seppelt muss das so albern vorgekommen sein, dass er einen anderen üblichen Verdächtigen um Unterstützung bittet, damit die Zuschauer eine derartige Charade hinnehmen. Der Historiker Juri Felschtinski ist ebenfalls immer zur Stelle, wenn es darum geht zu belegen, dass russische Politik mit Mord und Totschlag operiert. Und Felschtinski liefert Seppelt die gewünschte Legitimation für die Acht-Sekunden-Maskerade in punkto Grigori Rodtschenkow:
„In manchen Fällen hasst dich das System so sehr, dass es nicht nur versucht, dich, sondern auch deine Familie zu bestrafen. Ich würde sagen, seine Familie sollte Russland umgehend verlassen. Sie sind wirklich in Gefahr.“
Warum die blutrünstige russische Regierung die Familie Rodtschenkow nicht schon längst ausradiert hat, wenn das doch zu ihrem Standardrepertoire gehört? Auf die Aufklärung dieser Unlogik müssen die Zuschauer genauso verzichten wie auf andere wichtige Informationen zu Grigori Rodtschenkow.
Aber für Qualitätsjournalisten wie Hajo Seppelt sind solche Kronzeugen glaubwürdig, solange sie ihm das gewünschte Material liefern. Tun sie das nicht, dann kräuselt sich seine Stirn vor Unmut, wie er im Oktober demonstrierte. Die Neubrandenburger Zeitung „Nordkurier“ hatte kritisch über einen Dopingopferhilfeverein geschrieben und dazu mit einer Whistleblowerin gesprochen, die wie Rodtschenkow behandlungswürdige mentale Probleme hat. In diesem Fall aber ist das Whistleblowing für Seppelt:
„Eine Kampagne, die hier gefahren wird. Und dann noch den Dopingopferhilfeverein anzugreifen, der über Jahrzehnte hinweg wichtige Aufklärungsarbeit für den Sport betrieben hat, das finde ich sehr, sehr bedenklich.“
Wirklich bedenklich ist, dass die ARD eine Sondersendung über angeblich neue Fakten zu angeblichem russischen Staatsdoping ankündigt und de facto aber nichts weiter vorzuweisen hat, als lediglich neue Verdächtigungen, Mutmaßungen, Beschuldigungen. Aber immerhin verstehen die Gebührenzahler nun, warum sich der ARD-Dopingexperte mit tatsächlich nachgewiesenem Doping, wie dem des Kapitäns des Fußballvereins Real Madrid, Sergio Ramos, nicht beschäftigen kann: Sergio Ramos ist kein Russe.
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