Das Panzerdenkmal
Historisches Chemnitz - Das Panzerdenkmal
Das Panzerdenkmal an der Ecke Frankenberger Straße/Dresdner Straße

1945 war der Krieg zu Ende - auch in Chemnitz. Über die Dresdner Straße kommend rückten am 8. Mai 1945 sowjetische Truppen nach Chemnitz ein. Zur Erinnerung an diesen Tag wurde später das Panzerdenkmal errichtet und am 4.Mai 1975 eingeweiht.

Es zeigt einen T-34-Panzer der russischen Armee auf einem Betonsockel stehend. Laut Stadtratsbeschluß sollte es ein "Siegesdenkmal für die Sowjetarmee sein, die unter schweren Blutopfern zum Sturz des Faschismus am 8. Mai beigetragen hatte." In der Chemnitzer Bevölkerung hingegen stieß das martialische Denkmal jedoch auf keine Gegenliebe, auch deswegen, da doch das Rohr in Richtung Stadt zeigte. Es wurde aber auch daher nicht akzeptiert, da ja die Russen Chemnitz nicht wirklich befreit hatten, sondern erst nach Abzug der amerikanischen Truppen in die Stadt vorgerückt waren.

Die "Panzersprengung"
In den Abendstunden des 9.März 1980 gegen 22 Uhr versuchte ein Hilbersdorfer Einwohner - Josef Kneifel - mit einem selbstgebauten Sprengsatz, das Monument zu zerstören.
"Wir bauten Waffen, einen Sprengsatz, Handgranaten ... sondierten die Objekte: den Marx-Schädel ... schließlich das "Panzer-Monument" der Sowjetarmee..."
Der Panzer wurde nur geringfügig beschädigt, bei den angrenzenden Häusern gingen die Fensterscheiben kaputt. Kneifel wollte mit seiner Tat gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan protestieren.
"Ich wuchtete den Sprengsatz unter den T-34-Panzer, vor den Augen der "Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei", zündete - und kam wider alle Wahrscheinlichkeit lebend und unerkannt weg."

Obwohl die Staatssicherheit versuchte, den Vorgang weitestgehend geheim zu halten, war die Mund-zu-Mund-Propaganda schneller und die Kunde der Tat verbreitete sich rasend in der gesamten DDR. Für die SED war dieser Anschlag besonders prekär, da hier doch der sowjetische Bündnispartner Ziel gewesen war und die Tat trotz der stets präsenten Staatssicherheit nicht verhindert werden konnte. Nach der Tat begann sofort das MfS fieberhaft zu ermitteln, doch erst im August 1980 wurde Josef Kneifel zusammen mit seiner Frau und dem Sohn verhaftet und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
"Ein halbes Jahr später vom MfS verhaftet, dann zu "lebenslänglich" verurteilt ins Zuchthaus Brandenburg, von da ins "Gelbe Elend", Bautzen in das "Gesonderte Kommando", "Kommunisten-KZ" genannt. Dort 3 1/2 Jahre eingemauert unter hochgradig verschärfter Einzelhaft"

Kneifel saß siebeneinhalb Jahre unter Folterungen und Misshandlungen in Haft. 1987 wurde er - körperlich gebrochen aber psychich aufrecht - von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.
"Schwer und irreversibel erkrankt, wurde ich nach sieben Jahren Einzelhaft im Zuge des Honecker-Besuches 1987 im Austausch gegen Westagenten in die BRD abgeschoben, zusammen mit meiner Frau, die jahrelang ohne zu erlahmen zu mir stand. Sie war übrigens auch zwei Jahre unter entsetzlichen Umständen inhaftiert. Ich bin nur in die BRD, weil ich in diesem Bautzener Keller verreckt wäre. Ich war kein Ausreiseantragsteller, die üblicherweise "freigekauft" wurden".
Zeitlicher Abriss
1975 Einweihung
1980 Versuch Sprengung


Wo finde ich Spuren?
Das Denkmal existiert nicht mehr. Der ehemalige Standort ist an der Abzweigung Frankenberger Straße und Dresdner Straße zu sehen.


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