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Papst-Attentäter Agca will seine Tat vermarkten

Der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca will mit seiner Lebensgeschichte Geld machen: Weltweit sei das Interesse an seinen Erinnerungen und den ungeklärten Hintergründen der Bluttat von 1981 riesig. Die Ankündigung ist gut platziert. Am 18. Januar wird Agcas aus dem Gefängnis entlassen.

In einem Brief an die britische Zeitung „Sunday Times“ behauptet der derzeit noch in der Türkei inhaftierte Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca, es gäbe „von Japan bis Kanada riesiges Interesse“ an Film- und Fernseh-Dokumentationen über seine Memoiren. Auch Details über das Attentat, das er im Mai 1981 in Rom auf den Papst verübt hatte, seien Millionen Dollar wert.

Vor fast 30 Jahren hatte der Mann Johannes Paul II. niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Die Hintergründe des Attentats sind bis heute nicht geklärt. Gerüchte, der sowjetische Geheimdienst KGB oder sogar der damalige sowjetische Präsident Breschnew seien Drahtzieher gewesen, sind niemals entkräftet oder bestätigt worden.

Agca war in Italien zu lebenslanger Haft verurteilt worden und wurde nach 20 Jahren im Gefängnis im Juni 2000 von damaligen Staatspräsidenten Car Ciampi begnadigt. Es folgte die Auslieferung in die Türkei, wo er wegen des Mordes am Chef der türkischen Zeitung „Milliyet“ im Jahre 1979 zum Tode verurteilt worden war. Die Strafe wurde allerdings vor seiner Auslieferung in lebenslänglich umgewandelt. Nun soll Agca am 18. Januar freigelassen werden und macht mit dem Brief an die „Sunday Times“ schon mal vorsorglich auf sich aufmerksam.

Die Pläne des Attentäters klingen jedoch ebenso verwirrend wie verwirrt: Laut Zeitung erklärt er, er wolle mit einem Buch „das Ende der Welt verkünden und das perfekte Evangelium“ schreiben. Für Interviews und zwei Bücher fordert er ein Honorar von insgesamt sieben Millionen Dollar. Er habe auch an den Bestseller-Autor Dan Brown geschrieben („The Da Vinci Code“/„Sakrileg“) und ihm gegenüber von einem Buch namens „The Vatican Code“ gesprochen.

Agca stand schon bei seiner ersten Mordtat den nationalistischen Grauen Wölfen nahe. Im Mai 2008 stellte er den Antrag auf die polnische Staatsbürgerschaft. Schon zuvor war zum Katholizismus konvertiert.

Nach seiner Haftentlassung will er sich in Polen niederlassen. Ob er im Heimatland des 2005 gestorbenen Papstes, der einst sein Opfer war und ihm schon damals in einer spektakulären Aktion vergeben hatte, willkommen sein wird, bleibt dahingestellt.

dpa/mv

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