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Neufundland, die östlichste Provinz Kanadas ist ein Urlaubsland der beschaulichen Art. Fernab des Massentourismus
ist es ein Geheimtipp für alle, die die raue und unberührte Natur lieben und diese auch hautnah erleben wollen.
Wanderungen, Kanu- und Kajakfahrten bieten sich
an. Auf diese Weise kann man das Land am besten kennenlernen.
Gewaltige Eisberge treiben von Grönland entlang der sogenannten "Eisberg Allee" an der Ostküste Neufundlands vorbei.
Nahe der Küste tummeln sich Finn-, Grau- und Buckelwale. Dies ist die Heimat zahlreicher Seevögel, Elche und Karibus,
die in riesigen Herden über die Tundra ziehen.
An der nördlichsten Spitze dieser romantischen Insel liegt die historische Wikingersiedlung L’Anse aux Meadows, 1978
von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. In dieser einsamen Gegend steht ein modernes Informationszentrum, in dem
eine Ausstellung und eine Filmvorführung über die erste europäische Siedlungsphase in Nordamerika informiert. Vor
1000 Jahren gründete Leif Erikson hier "Vinland". Von diesem Stützpunkt aus unternahmen die Wikinger
Erkundungsausflüge in südliche Teile des Landes. Die Siedlungsphase währte nur 25 Jahre. In dieser Zeit lebten bis
zu 100 Menschen in mehreren Hütten, die zum Teil wieder aufgebaut wurden und heute besichtigt werden können.
Ein Holzsteg führt über die Heidelandschaft zu den originalgetreuen grasbewachsenen Torfhütten.
Von Juni bis Anfang Oktober geht hier Museumspersonal in Wikingerkleidung alltäglichen Aufgaben nach. Schnell
vergisst man, dass dies nur ein Rollenspiel ist. In den Hütten prasselt Feuer, Gebrauchsgegenstände werden erklärt
und vorgeführt. Unsere Frage werden geduldig beantwortet und wir führen lehrreiche Diskussionen.
30 Minuten entfernt liegt St. Anthony, die größte Gemeinde der "Great Northern Peninsula".
In der Nähe des verschlafenen Städtchens Maine Brook liegt die Tuckamore Lodge, benannt nach den typischen
Krummholzwäldern dieser Gegend, am idyllischen Southwest Pond in unberührter Natur.
Exklusives Ambiente und Wildnis sind hier vereint. Im angrenzenden Wald leben Elche und Bären. Barbe, unsere
Gastgeberin, bestätigt die sprichwörtliche Freundlichkeit der Neufundländer. Mit starkem Akzent erzählt sie
begeistert, dass in der letzten Zeit häufig ein Elch in der Nähe der Lodge zu beobachten war.
Nach einem luxuriösen Frühstück beginnt das Abenteuer: Während eines dreitägigen Kajakausflugs wollen wir die Hare
Bay, eine geschützte Meeresbucht erkunden.
Unser Begleiter ist ein professioneller Guide. Mit der Ausrüstung und der Umgebung ist er bestens vertraut. Er
erklärt uns, wie man das Reisegepäck wasserdicht verstaut. Wir legen die Schwimmwesten an und steigen in die
wackeligen Kajaks. Nach einer kurzen Unterweisung paddeln wir los. Ruhig und sicher gleiten unsere Kajaks über das
Wasser.
Ein Weißkopfseeadler zieht seine Kreise am wolkenlosen Himmel. Am Ufer watscheln possierliche Papageientaucher
aufrecht und etwas unbeholfen, während ihre Artgenossen im Wasser sehr beweglich wirken. Wir lassen die Kajaks
treiben und beobachten die lustigen Tiere mit den auffälligen papageiartigen Schnäbeln.
Am späten Nachmittag erreichen wir eine Insel auf der wir unser Nachtlager aufschlagen. Das Zelt ist schnell
aufgebaut und als es dämmrig wird prasselt bereits ein gemütliches Lagerfeuer. Das beruhigende Rauschen des Meeres
wiegt uns in den Schlaf, über uns sternenklarer Nachthimmel.
Am nächsten Morgen stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Kurze Zeit später ist alles in den Kajaks verstaut
und wir paddeln hinaus aufs Meer. Die Insel liegt bereits einige Meilen hinter uns. Was war das? Es könnte eine
Wasserfontäne gewesen sein. Buckelwale?
Diese Hoffnung lässt uns zu Höchstleistungen gelangen. Wir können unser Glück gar nicht fassen, als wir plötzlich
die riesige Fluke eines abtauchenden Wales sehen. Ganz in unserer Nähe taucht er wieder auf, der feine Sprühregen
seines Blases weht auf unsere Gesichter. Wir haben Respekt vor diesem Koloss, denn man weiß ja nie ob diese Wale,
die auch als "Clowns der Meere" bekannt sind, plötzlich zu einem übermütigen Sprung ansetzen. Bei einem Gewicht von
bis zu 40 Tonnen könnte das sehr unangenehm werden. Erst als es Zeit wird unser neues Lager für die Nacht
aufzuschlagen, trennen wir uns schweren Herzens.
Wieder eine traumhafte Nacht unter freiem Himmel. Am nächsten Morgen geht es langsam Richtung Heimat. Auf dem
Rückweg zur Lodge entdecken wir einen Eisberg, den die Strömung in die Bucht getrieben hat. Wir halten Abstand, da
er sich drehen könnte oder Bruchstücke ins Wasser donnern könnten. An manchen Stellen schimmert das Eis in den
unterschiedlichsten blauen und türkisen Farbschattierungen. Eine fotografische Herausforderung, denn was für das
Auge kontrastreich und wundervoll wirkt, verliert auf Fotos leicht die beeindruckende Struktur.
Unsere letzte Nacht im Norden Neufundlands verbringen wir in der Lodge und bei einem letzten Ausflug zum See sehen
wir ihn doch noch, den Elch von dem Barbe uns erzählt hat. Wasser perlt von seinem Geweih, in dem noch die Algen
hängen. Ungestört watet er durch das Seeufer und wir blicken ihm sehnsüchtig nach, denn hier, in dieser unberührten
Wildnis, würden wir auch gerne leben.