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Auferstehung
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
so trag hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
daß ernst und still es sich mit dir ergehe
im Wald, am Meer, auf Steigen, längst gemieden.
Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden,
lebendig dir im Herzen auferstehe;
in Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
und aus der Nähe blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muß der Tod dich begleiten,
ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer - denn du hast ihn alle Zeiten.
Das Herz hat auch sein Ostern, wo der Stein
vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;
und was du ewig liebst, ist ewig dein.
Emanuel Geibel (1815
bis 1884)
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