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Kultur im Frühbeetkasten
Renaissance einer alten Gärtnerkultur

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Das Mistbeet

war über Jahrhunderte hinweg die wichtigste und wirkungsvollste Art und Weise, empfindliche Nutz- und Zierpflanzen in der kalten Jahreszeit vorzuziehen.
Der Effekt kommt von zwei Seiten: Von unten strahlt der Pferdemist seine Wärme ab, von oben heizen Licht und Sonne den biologischen Umbauprozess an.

Weil es bequemer ist, vorgezogene Pflanzen für den Salat- und Gemüsegarten beim Gärtner zu kaufen, ist das Mistbeet beinahe in Vergessenheit geraten. Seitdem jedoch die Pferdehaltung zu einem breiten Hobby wurde, gibt es das Grundmaterial, Pferdemist, in Hülle und Fülle aus den Reitställen. In letzter Zeit gibt es auch in einigen Gartencentern abgepackten Pferdemist.

Das Mistbeet kann man in einem herkömmlichen, im Handel zu beziehenden Frühbeetkasten anlegen, oder man kann es selber aus Holz bauen. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Abstand vom Glas des Frühbeetfensters bis zur Bodensohle wenigstens 80 cm beträgt.

Angelegt wird das Mistbeet ab Februar.
Man bringt den möglichst frischen Pferdemist 60 cm stark in den Kasten ein. Das warme Kleinklima im Kasten hält besser und länger, wenn man den Mistbeetkasten von allen Seiten möglichst gut isoliert, mit Pferdemist, mit Laub, mit Rinde oder auch nur mit Erde. Der Mist sollte, wenn er festgetreten ist, 40 bis 50 cm dick sein. Nur so erreicht man eine gute Erwärmung der abdeckenden Erdschicht. Man kann die Wärmeentwicklung im Mistbeet steuern: Tritt man den Mist sehr fest, können sich die Bakterien nicht so gut entfalten, die Wärme entsteht langsamer und wird auch nur verzögert abgegeben. Deshalb ist ein festes Antreten nicht ratsam, wenn man schnell genügend Wärme für die Kulturen braucht. Trockenen Mist sollte man während des Einbringens in den Kasten mit warmem Wasser angießen.
Die Schicht Kulturerde auf dem gepackten Mist sollte 20 cm dick sein. Die kalte Erde auf dem festgetretenen Mist nimmt die erste, für die empfindlichen Kulturen zu starke Hitze auf und verhindert, dass zuviel Wasser verdunstet. Nebenbei fängt die Erde verdunstetes Ammoniak und entweichende Kohlensäure auf. Wenn das Beet fertig gepackt ist, bleibt zwischen dem Glasfenster und der Erde ein Abstand von 20 bis 30 cm.

In einem Mistbeet kann alles an Salat und Gemüse angebaut werden, was normalerweise erst viel später im Freien kultiviert wird.
Allerdings ist darauf zu achten, dass frisch mit Pferdemist gepackte Beete nicht unmittelbar nach dem Einfüllen bestellt werden können. Nach dem Packen bilden sich Ammoniakdämpfe, die entweichen müssen. Man kann dies unterstützen, indem man anfangs 3 bis 5 Tage reichlich lüftet, allerdings nicht permanent, sondern nur während der wärmsten Stunden des Tages. Auch nach dem Einsetzen der Jungpflanzen ist darauf zu achten, dass reichlich gelüftet wird.

Eine echte Alternative zum Mistbeet ist das reine Strohbeet. Versetzt man kleingehäckseltes Stroh mit ausreichend Feuchtigkeit und Nährstoffen, dann laufen ähnliche biologische Vorgänge ab wie im gepackten Mistbeet.
Dazu ist es notwendig, dass man auf 50 kg gehäckseltes - mit Torf vermischtes - Stroh rund 80l Wasser gibt, das ganze gut durchfeuchtet und 1,7 kg Spezialkalkstickstoff, 1 kg schwefelsaures Kali oder 1,5 kg Kalimagnesia und 1,5 kg Superphosphat darüber streut und alles leicht fest tritt.
Mit einem Bodenthermometer läßt sich nun die Temperaturentwicklung überwachen: Er-reicht die Bodentemperatur in so einem Frühbeet 15 Grad Celsius, dann sollte man die Fenster abnehmen, damit das durch den Kalkstickstoff entstandene Cyanamitgas entweichen kann.

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|Frühbeet|
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Die modernen Frühbeetkonstruktionen

mit ihren selbstlüftenden Fenstern haben dem alten Mistbeet auf neue Weise wieder einen Platz im Garten erobert, gleich, ob man das Frühbeet mit oder ohne Mist bewirtschaftet
Sorgt man für zusätzlichen Kälteschutz, kann man ab Mitte März mit der Vorkultur zu beginnen.
Allerdings sollte man die Jungpflanzen erst nach dem Keimen und wenn sie schon kräftig gewachsen sind, ins Frühbeet stellen. In so einem Frühbeet profitieren die jungen Pflänzchen gleich beim Start vom Licht der länger werdenden Tage. Wo Lücken entstehen unter dem schützenden Glas, bedeutet das eine Einladung zum Nachziehen der Folgekulturen oder zum Ausprobieren neuer Kulturen.

Von der Anzucht über Früh- und Spätsommerkulturen bis zur Winternutzung mit Feldsalat, Winterposteilein oder Kräutern ist der Frühbeetkasten das ganze Jahr hindurch eine wertvolle Ergänzung zum Freiland, vielfach eine Art Zwischenstation vom Fensterbrett zu den Blumen und Gemüsebeeten. Weil das Frühbeet eine Schlüsselrolle im ganzen Kulturgeschehen eines Gartens einnimmt, lohnt es sich, auf stabile, langlebige Konstruktionen zu setzen.

Arbeitet man mit Mist, bekommt man im Herbst eine gute, weitgehend verrottete Misterde.
Und ganz nebenbei ist der leere Frühbeetkasten ideal zum Einschlagen von Gemüse im Winter oder zur Treiberei von Chicoree.

Ein ähnlich natürlich wirkender Wärmespender für die zeitigen Kulturen im Jahr wie Mist oder Stroh ist die "Beta-Solar-Bodenheizung".
Es handelt sich um schwarze, wassergefüllte Plastikschläuche, die zwischen den Pflanzen ausgelegt werden. Sie geben die tagsüber gespeicherte Energie nachts an die bodennahe Luft. Dadurch beschleunigt sich die Pflanzenentwicklung, leichte Fröste bis minus 5 Grad werden überbrückt, die Taubildung und damit die Gefahr von Pilzbefall wird reduziert.
Im Frühbeetkasten ohne Mist, im Folientunnel, in Kleingewächshäusern, aber auch im Freien bieten die Folienschläuche bei leichtem Frost ausreichend Schutz. Gerade in den sonnenreichen, aber kalten Frühjahrsmonaten, und im Spätherbst lohnt sich der Einsatz dieses Systems besonders bei wärmeliebenden Pflanzen wie Gurken, Melonen, Paprika und Tomaten.

Als Alternative zum Frühbeetkasten gibt es seit neuestem transparente Konstruktionen, die vom Hersteller Kompaktfrühbeete genannt werden.
Sie sind eine ideale Lösung zur Anzucht aller besonders wärmeliebenden Kulturen wie Gurken, Tomaten, Zucchini, Paprika, Auberginen. Man stellt sie nur zur Anzuchtzeit auf, ansonsten lassen sie sich gut im Schuppen stapeln.
Angeboten werden die Kompaktfrühbeete in farbloser und in milchiger Ausführung. Wie der Frühbeetkasten eignen sie sich sowohl für die Anzucht von Pflanzen im Frühjahr als auch zur Verlängerung der Ernten im Herbst. Man kann sie als eigenständigen Frühbeetkasten einsetzen oder bei Bedarf über ausgesäte oder ausgepflanzte Kulturen im Garten stülpen.

Der Anbau von Salat und Gemüse unter Glas, im frostfreien Frühbeetkasten, lohnt sich nur, wenn man nicht heizen muss bzw. wenn die Heizung nur dem Schutz vor Frostkälte dient. Entscheidend für Frühbeetkästen ist die Ausnutzung der Sonnenenergie und bei Verwendung von Mist oder Stroh die Wärme, die die Bakterien im strohigen Mist über viele Wochen hinweg liefern.

Der Kulturfahrplan unter Glas beginnt schon im Februar mit dem Säen von Radies und Frührettich. Ab März kann geerntet werden. Überhaupt ist der März der wichtigste Arbeitsmonat für Frühbeetkästen und Gewächshäuser. Da wird geerntet, gesät, pikiert, ausgepflanzt. Salat kann man schon im Februar pflanzen; bei richtiger Sortenwahl halten die junge Salatpflanzen Kälteeinbrüche ohne weiteres aus. Ende April, Anfang Mai folgen im Gewächshaus die Hauptkulturen: Tomaten, Paprika, und Auberginen. Pro Quadratmeter Pflanzefläche setzt man zwei bis drei Pflanzen; Tomaten leitet man eintriebig an Schnüren nach oben.

Das Wichtigste für gesunde Pflanzen im Frühbeetkasten ist das Lüften. Im Zweifelsfall rangiert Frischluftzufuhr vor Wärme.



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