6. Mai 1908 bis 10. September 2001
Am 10. September 2001 ist der Nestor der Limnologie in Deutschland
und Ordinarius an der Universität Freiburg, Hans-Joachim Elster,
im 93. Lebensjahr in Konstanz verstorben.
Hans-Joachim Elster wurde am 6. Mai 1908 in Bernburg/Anhalt geboren.
Nach dem Studium der Naturwissenschaften in Leipzig, Freiburg und
München promovierte er 1931 an der Philosophischen Fakultät
der Universität München über einen interessanten
Vertreter des Zooplanktons im Bodensee. Von 1931 bis 1944 untersuchte
er als Leiter des Instituts für Seenforschung und Seenbewirtschaftung
in Langenargen mit seinen Mitarbeitern und in Zusammenarbeit mit
der "Anstalt für Bodenseeforschung der Stadt Konstanz"
die zentralen Probleme des Stoffhaushalts im Bodensee und legte
damit die Grundlagen der limnologischen Ökosystemforschung
und der modernen Limnologie.
Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft folgte ein Neubeginn limnologischer
Arbeit als Leiter der 1946 gegründeten "Hydrobiologischen
Station für den Schwarzwald" in Falkau und als Dozent
für Zoologie, Limnologie und Fischereiwissenschaft an der Universität
Freiburg. Auch jetzt waren die Schwarzwaldgewässer "nur
Forschungsobjekte zum Erkennen allgemeiner Gesetzmäßigkeiten."
So gewannen Elsters Aktivitäten bald internationales Format:
limnologische Untersuchungen, Fachdiskussionen über Methodenfragen
und Vorträge führten ihn nach Schweden, Italien, Ägypten,
Kanada, Venezuela und Japan. Sehr bald schon qualifizierte sich
die Schwarzwald-Station unter Elsters Führung zu einer international
angesehenen Institution an der Universität Freiburg. Elster
erhielt hier den ersten Lehrstuhl für Limnologie in Deutschland.
Vom Schwarzwald aus wurden auch die Forschungen im Bodensee wieder
aufgenommen: mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
von 1960 bis 1966 im "Bodensee-Projekt". Als die Limnologie
angesichts der immer bedrohlicheren Belastung des Bodensees und
der Gewässer allgemein mit Abfallstoffen einer luxurierenden
Zivilisation zu dieser Problematik ein besonders gewichtiges Wort
zu reden hatte, war Hans-Joachim Elster ein unermüdlicher Streiter
für den Schutz der Gewässer. Im Mittelpunkt seiner Argumentationen
im Fernsehen, Rundfunk und in vielen Fachvorträgen und Schriften
stand immer der Bodensee. Die Universität Essen verlieh ihm
am 6. Mai 1998, zu seinem 90. Geburtstag, die Ehrendoktorwürde
für seine Verdienste um die Erforschung und Reinhaltung des
Bodensees.
Für das Limnologische Institut der Universität Freiburg
wurde 1970 ein Neubau in Konstanz-Egg am Bodensee mit genau zwei
Millionen DM aus Mitteln der VW-Stiftung finanziert. Hier arbeitete
Prof. Elster mit seinen Mitarbeitern und Schülern bis zu seiner
Emeritierung 1976 und lange darüber hinaus. Institut und Lehrstuhl
sind 1981 von der Universität Konstanz übernommen worden.
In der langen Zeit seiner Emeritierung behielt Prof. Elster ein
lebhaftes Interesse für die Fortschritte der Gewässerforschung
und für viele Jahre gab er noch das internationale "Archiv
für Hydrobiologie" heraus. In späteren Jahren beschäftigte
ihn in zunehmendem Maße die Verantwortung der Wissenschaft
und des Wissenschaftlers für die menschliche Gesellschaft.
Viele Jahre war er aktiv in der von Max Born gegründeten "Gesellschaft
für Verantwortung in der Wissenschaft" tätig, die
ihn mit der Verleihung der Max Born Medaille auszeichnete. Bis in
seine letzten Tage waren Humanökologie, Ethik und Religion
die Themen, die ihn intensiv und kritisch bewegten. Seine letzte
Veröffentlichung "Humanökologie und Verantwortung
für eine humane friedensfähige Zukunft im 3. Jahrtausend
unserer christlichen Zeitrechnung" (1998) zeigt, was ihn bewegte:
die "Realisierung eines Pfades in eine humane friedensfähige
Zukunft" durch das Zusammenwirken von Religion und Naturwissenschaft.
Mit dieser Hoffnung und einem bewunderungswürdig klaren Geist
ist Hans-Joachim Elster von uns gegangen - Ein bedeutender Wissenschaftler
und ein großer, allzeit gütiger Humanist.
Weitere Informationen: Dr. Maria Schorpp, Pressestelle, Tel.: 07531/88-3575
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