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Pressemitteilung Nr. 169 vom 17.09.2001

Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Joachim Elster

 

 

6. Mai 1908 bis 10. September 2001


Am 10. September 2001 ist der Nestor der Limnologie in Deutschland und Ordinarius an der Universität Freiburg, Hans-Joachim Elster, im 93. Lebensjahr in Konstanz verstorben.


Hans-Joachim Elster wurde am 6. Mai 1908 in Bernburg/Anhalt geboren. Nach dem Studium der Naturwissenschaften in Leipzig, Freiburg und München promovierte er 1931 an der Philosophischen Fakultät der Universität München über einen interessanten Vertreter des Zooplanktons im Bodensee. Von 1931 bis 1944 untersuchte er als Leiter des Instituts für Seenforschung und Seenbewirtschaftung in Langenargen mit seinen Mitarbeitern und in Zusammenarbeit mit der "Anstalt für Bodenseeforschung der Stadt Konstanz" die zentralen Probleme des Stoffhaushalts im Bodensee und legte damit die Grundlagen der limnologischen Ökosystemforschung und der modernen Limnologie.


Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft folgte ein Neubeginn limnologischer Arbeit als Leiter der 1946 gegründeten "Hydrobiologischen Station für den Schwarzwald" in Falkau und als Dozent für Zoologie, Limnologie und Fischereiwissenschaft an der Universität Freiburg. Auch jetzt waren die Schwarzwaldgewässer "nur Forschungsobjekte zum Erkennen allgemeiner Gesetzmäßigkeiten." So gewannen Elsters Aktivitäten bald internationales Format: limnologische Untersuchungen, Fachdiskussionen über Methodenfragen und Vorträge führten ihn nach Schweden, Italien, Ägypten, Kanada, Venezuela und Japan. Sehr bald schon qualifizierte sich die Schwarzwald-Station unter Elsters Führung zu einer international angesehenen Institution an der Universität Freiburg. Elster erhielt hier den ersten Lehrstuhl für Limnologie in Deutschland.


Vom Schwarzwald aus wurden auch die Forschungen im Bodensee wieder aufgenommen: mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 1960 bis 1966 im "Bodensee-Projekt". Als die Limnologie angesichts der immer bedrohlicheren Belastung des Bodensees und der Gewässer allgemein mit Abfallstoffen einer luxurierenden Zivilisation zu dieser Problematik ein besonders gewichtiges Wort zu reden hatte, war Hans-Joachim Elster ein unermüdlicher Streiter für den Schutz der Gewässer. Im Mittelpunkt seiner Argumentationen im Fernsehen, Rundfunk und in vielen Fachvorträgen und Schriften stand immer der Bodensee. Die Universität Essen verlieh ihm am 6. Mai 1998, zu seinem 90. Geburtstag, die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste um die Erforschung und Reinhaltung des Bodensees.


Für das Limnologische Institut der Universität Freiburg wurde 1970 ein Neubau in Konstanz-Egg am Bodensee mit genau zwei Millionen DM aus Mitteln der VW-Stiftung finanziert. Hier arbeitete Prof. Elster mit seinen Mitarbeitern und Schülern bis zu seiner Emeritierung 1976 und lange darüber hinaus. Institut und Lehrstuhl sind 1981 von der Universität Konstanz übernommen worden.


In der langen Zeit seiner Emeritierung behielt Prof. Elster ein lebhaftes Interesse für die Fortschritte der Gewässerforschung und für viele Jahre gab er noch das internationale "Archiv für Hydrobiologie" heraus. In späteren Jahren beschäftigte ihn in zunehmendem Maße die Verantwortung der Wissenschaft und des Wissenschaftlers für die menschliche Gesellschaft. Viele Jahre war er aktiv in der von Max Born gegründeten "Gesellschaft für Verantwortung in der Wissenschaft" tätig, die ihn mit der Verleihung der Max Born Medaille auszeichnete. Bis in seine letzten Tage waren Humanökologie, Ethik und Religion die Themen, die ihn intensiv und kritisch bewegten. Seine letzte Veröffentlichung "Humanökologie und Verantwortung für eine humane friedensfähige Zukunft im 3. Jahrtausend unserer christlichen Zeitrechnung" (1998) zeigt, was ihn bewegte: die "Realisierung eines Pfades in eine humane friedensfähige Zukunft" durch das Zusammenwirken von Religion und Naturwissenschaft. Mit dieser Hoffnung und einem bewunderungswürdig klaren Geist ist Hans-Joachim Elster von uns gegangen - Ein bedeutender Wissenschaftler und ein großer, allzeit gütiger Humanist.

Weitere Informationen: Dr. Maria Schorpp, Pressestelle, Tel.: 07531/88-3575

 

   

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