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Kerniges
Kärnten
1200 Teilnehmer am Wörthersee, geschätzte 40.000 Zuschauer, eine schöne
und anspruchsvolle Strecke und mit Jürgen Zäck und Wendy Ingraham
zwei strahlende Sieger - ein perfektes Drehbuch für ein Event mit
Herz
Mittendrin: Stefan Herre
Wer hätte das gedacht: Bereits im zweiten Ironman-Anlauf gelingt es
dem bewährten Klagenfurter Team um Stefan Petschnig, Georg Hochegger,
Helge Lorenz und - nicht zu vergessen - Mark Allen, locker die 1000er-Hürde
zu meistern. Spätestens nach dem grandiosen Spektakel am 23. Juli
2000 sollten sich die konkurrierenden Veranstalter bewußt sein: Hier
wächst (sehr organisch) ein Wettkampf heran, der sich im WTC-Circuit
keinesfalls verstecken braucht.
Im Gegenteil: Faszinierendes Ambiente, ein anspruchsvoller Kurs und
der nötige Schuß Lockerheit von Seiten der drei oben Genannten, der
sich so positiv von den anderen Events unterscheidet, lassen für die
nächsten Jahre rosige Zeiten am Wörthersee erwarten... |
1200
Teilnehmer am Wörthersee, geschätzte 40.000 Zuschauer, eine schöne
und anspruchsvolle Strecke und mit Jürgen Zäck und Wendy Ingraham
zwei strahlende Sieger - ein perfektes Drehbuch für ein Event mit
Herz
Mittendrin: Stefan Herre
Wer hätte das gedacht: Bereits im zweiten Ironman-Anlauf gelingt es
dem bewährten Klagenfurter Team um Stefan Petschnig, Georg Hochegger,
Helge Lorenz und - nicht zu vergessen - Mark Allen, locker die 1000er-Hürde
zu meistern. Spätestens nach dem grandiosen Spektakel am 23. Juli
2000 sollten sich die konkurrierenden Veranstalter bewußt sein: Hier
wächst (sehr organisch) ein Wettkampf heran, der sich im WTC-Circuit
keinesfalls verstecken braucht.
Im Gegenteil: Faszinierendes Ambiente, ein anspruchsvoller Kurs und
der nötige Schuß Lockerheit von Seiten der drei oben Genannten, der
sich so positiv von den anderen Events unterscheidet, lassen für die
nächsten Jahre rosige Zeiten am Wörthersee erwarten... |
Das
Bild war symbolisch: Wenige Stunden nach seinem Zieleinlauf präsentiert
sich beim obligatorischen Empfang der letzten Finisher ein freudestrahlender
Jürgen Zäck noch einmal den vielen tausend Zu-schauern und kann sein
Glück kaum fassen. "Jürgen, Jürgen"- und "Deutschland,
Deutschland"-Rufe hinterlassen beim 34-jährigen Koblenzer sichtliche
Rührung und die eine oder andere Träne kullert aus seinen Augen.
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Vorbei die Rother Schmährufe,
vorbei der Ärger um die dort verpasste Hawaii-Quali hier im Süden Österreichs,
nahe der slowenischen Grenze, hat Zäck sein triathletisches Glück wiedergefunden.
Welches für ihn anscheinend so überwältigend ist, dass er sich am späten
Abend - wie übrigens viele andere auch - fest zu einem Wiedersehen im nächsten
Jahr entschließt.
Klagenfurt - die neue Heimat für den Koblenzer?
Dabei waren die Veranstalter im vorhinein gar nicht so sicher, das "Rother
Urgestein" noch kurzfristig zu einem Start am Wörthersee zu animieren. Doch
Zäcks "prekäre Situation", nach dem Roth-Desaster noch möglichst kurzfristig
irgendwo zu starten, um einen Hawaii-Slot zu erhalten (eine Wild-Card wurde
von Seiten der WTC abgelehnt), machte die Entscheidung pro Klagenfurt umso
leichter. Dadurch wurde das erlesene Männer-Teilnehmerfeld natürlich noch
zusätzlich aufgewertet. Denn neben Zäck waren immerhin noch der Hawaii-Dritte
Tim DeBoom, Lanzarote-Zweiter Stefan Holzner, Klagenfurts Vorzeige-Triathlet
Norbert Domnik und - aus dem gleichen Grund wie Zäck kurzfristig nachgemeldet
- Rainer Müller-Hörner am Start.
Bei
den Frauen war einmal mehr Vorjahressiegerin Wendy Ingraham aus den
USA haushohe Favoritin, aber auch von den Deutschen Ute Schäfer (bei
ihrem ersten Langdistanz-Rennen!) und Silvia Vaupel durfte etwas erwartet
werden. |
Massenstart im Morgennebel
Sonntag-Morgen Punkt sieben Uhr wird das Rennen durch eine Fanfare gestartet.
Für einige etwas zu früh, denn so mancher stand zu diesem Zeitpunkt noch
in der Schlange zum Startbereich bei 1200 Teilnehmern und einem Massenstart
kein Wunder. Und dann blieb - zur Enttäuschung der Athleten - auch noch
das letztjährige Schmunzeln, als kurz vor dem Schwimmstart einer der von
tausenden Zuschauern frequentierten Badestege im Strandbad einbrach, aus...
Doch nun mitten ins Geschehen: Vom Start weg bildet sich an der Spitze eine
Gruppe mit Rainer Müller-Hörner, Tim DeBoom, Norbert Domnik und Wendy Ingraham,
die schließlich auch alle nach knapp 48 Minuten das Wasser verlassen sollten.
Was sich alle fragten: Würde Jürgen Zäck wie in Roth den Anschluß an die
"richtige Gruppe" verlieren und einem großen Rückstand hinterherfahren müssen?
Mitnichten!
Seine 50:54 war zwar auch für ihn keine überragende Zeit, aber drei Minuten
auf seiner Paradedisziplin, dem Radfahren, aufzuholen - das schien doch
kein großes Problem zu sein. Wie allen Startern kam Zäck sicherlich auch
die extreme Strömung bei der Einmündung in den "Lendkanal" (letzten 800
m) zugute, die so manchen Age-Grouper zu persönlichen Schwimm-Bestzeiten
verhalf. St. Egyden - was für ein Anstieg! Nun also sollte die große Zeit
des Attackierens für Jürgen Zäck kommen. In Kürze hatte er mit fulminantem
Raddruck das Feld von hinten aufgerollt und bahnte sich auf dem kernigen
Anstieg hinter St. Egyden seinen Weg durch die Menge. Dreimal mußte der
60 km-Rundkurs bewältigt, dreimal dieser verflixte Rupertiberg erklommen
werden. "Bei meiner letzten Runde war ich dort auch kaum schneller als die
meisten anderen", so Zäck hinterher. Tröstlich für so manchen...
Doch trotzdem: In einer sensationellen Rad-Zeit von 4:14:54 Stunden, natürlich
Rekord in Klagenfurt, knöpfe er seinen Konkurrenten mehr als eine Viertelstunde
ab und entschied das Rennen damit quasi schon vorzeitig.
Wer sollte ihn beim Marathon noch einholen können...?
De Boom u. Zäck |
Einer
zumindest versuchte es und war am Ende sogar sehr dicht an Zäck dran:
Tim DeBoom lief mit einer 2:43:59 eine überragende Zeit (wohlgemerkt:
Die Laufstrecke war dieses Jahr richtig vermessen!) und hatte am Ende
nur ganze 1:39 Min. Rückstand auf den Sieger. |
"Ich
hatte das Rennen im Griff. Wenn es notwendig gewesen wäre, hätte ich
noch zulegen können", so Zäck nach dem Rennen. Aber wer weiß: Wenn
der Lauf noch fünf länger gewesen wäre... Doch Schluß mit Wenn und
Aber: Zäck vor DeBoom und dann ... Müller-Hörner. Ja, der "Doc" schaffte
mit dem viertbesten Laufsplit (2:47:59) noch den dritten Platz auf
dem Treppchen und die ersehnte Qualifikation für Hawaii. |
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"Come
on Wendy!"
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Der Doc holt sich die Quali
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Kaum einer hatte vor
dem Start gezweifelt, dass die hübsche Amerikanerin Wendy Ingraham nicht
ihren Vorjahressieg wiederholen würde. Und genauso kam es dann auch: Nach
dem abschließenden Marathon in 3:17:45, in dem sie immer wieder von den
Zuschauern und auch von so manch anderen Athleten mit "Come on Wendy"-Rufen
angefeuert wurde, kam sie nach 9:12:54 Stunden mit 13 Minuten vor der
überraschenden Zweiten, der Ukrainerin Tamara Kozulina (beste Frauenlaufzeit
mit 3:07:31) und der Kanadierin Lori-Lynn Leach ins Ziel. Zweieinhalb
Minuten dahinter dann bereits Ute Schäfer vom Tria Echterdingen, die mit
ihrem Debut auf der Ironman-Distanz in 9:33:13 mehr als zufrieden sein
konnte, und die Kölnerin Silvia Vaupel mit einer ebenfalls sehr beachtlichen
9:36:30.
Am Ende des Tages, als die letzten Finisher das Ziel erreichen und die
tolle Stimmung so langsam in Wehmut übergreift, ist von allen Seiten unisono
die gleiche Botschaft zu hören: "Aber klar, wir kommen im nächsten Jahr
wieder!" Und wenn das Lob auch etwas an Kitsch zu kratzen scheint: Dieser
Wettkampf hat dieses besondere Etwas, das einen auf eine so angenehme
Art und Weise an die Ursprungsjahre des Triathlons erinnert. Wer's nicht
glaubt, sollte ihn selber mal ausprobieren...
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Lori
Lynn-Leach
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Tamara
Kozulina ausgepumpt |
Der Ironman Austria
wächst und wächst ... und damit natürlich auch die logistischen Herausforderungen
für solch ein "Big Event" - bekanntlich wollen Athleten, Sponsoren, Helfer
und Zuschauer entsprechend "umsorgt" sein.
Hier eine kleine Auswahl, was sich gegenüber dem Vorjahr verändert hat:
??? Anmietung SÄMTLICHER Schiffe der Wörthersee-Schifffahrt zur kostenlosen
Nutzung durch die Zuschauer beim Schwimmstart ??? Vergrößerung der Tribünenplätze
auf mehr als 5000 Sitze ??? Aufstockung der "Labestationen" (vor allem
beim Radfahren brauchte man eigentlich keine zusätzlichen Flaschenhalter
am Rad, so viele Verpflegungsstationen waren in den einzelnen Ortschaften
vorhanden) ??? Riesen-Videotruck (wie in Zofingen) mit Live-Bildern vom
Wettkampf ??? VIP-Bereich für die Sponsoren "Eine Stimmung hier wie sonst
nur in Kona", lobte kein geringerer als Sieger Jürgen Zäck die tolle Atmosphäre
im Finishline-Bereich. Den Hauptanteil daran, neben dem für gute House-Rhytmen
sorgenden DJ eines Kärntner Radiosenders, hatte eine Gruppe hübscher Mädels
namens "X-Team", die das Publikum (vor allem das männliche) bis zum Eintreffen
des letzten Finishers in wahre "Ekstase" versetzte. Da taute sogar der
ansonsten eher zurückhaltende Mark Allen einmal richtig auf...
Ein recht unverkrampftes Verhältnis haben die Kärntner zu ihren Bundesheer-Soldaten,
die sich beim Klagenfurter Ironman bei sämtlichen Auf- und Abbauarbeiten
rund um den Ironman engagierten und damit den 1200 Volunteers eine Menge
Arbeit abnehmen konnten. Für manchen Besucher war der "spezielle Einsatz"
der knapp 100 Soldaten vielleicht in den ersten Tagen etwas gewöhnungsbedürftig,
aber dank ihnen liefen alle Prozeduren reibungslos!
"Neid muss man sich erkämpfen, Mitleid bekommst' geschenkt", so der Leitspruch
des Kärntners Hans Player , dem mit 72 Jahren ältesten Teilnehmer des
Ironman Austria 2000. Und etwas neidisch konnte man wirklich sein, als
"der Hansi" am späten Sonntag-Abend mit der Fahne von Kärnten locker flockig
über die Ziellinie lief und von den vielen verbliebenen Zuschauern stürmisch
gefeiert wurde. Könnten wir doch alle in dem Alter noch so fit und ausdauernd
sein...
Vom Ältesten zu den Jüngsten: Erstmals beim Ironman Kärnten fanden am
Vortag des "eigentlichen" Wettkampfs Ironkids-Rennen statt. Und siehe
da: Mehr als 400 Jungs und Mädels im Alter von vier bis 14 Jahren beteiligten
sich am Race (100 m Schwimmen, 3 k Radfahren, 900 m Laufen), um am Ende
voller Stolz eine große Finisher-Medaille umgehängt zu bekommen! Die Kärntener
wissen halt:
Mit der Nachwuchsarbeit kann nicht früh genug begonnen werden!
"Ironman City" - so heißt die Triathlon-Expo in Klagenfurt. Und wenn man
sich bei den Ausstellern etwas umhört, gehört sie zu den "angenehmeren"
Messen großer Sportwettkämpfe. Nicht nur wegen des zumeist recht kauffreudigen
Publikums, sondern auch wegen der behaglichen, ja familiären Atmosphäre.
O-Ton von DeSoto-Chef Deutschland Christof Werschkul: "Hier ist es einfach
am schönsten!"
Da staunten manche nicht schlecht:
Zwei Wochen nach seiner Teilnahme in Roth finishte der 33jährige US-Amerikaner
Randy Caddell, seit einem Motorradunfall querschnittsgelähmt, auch in
Klagenfurt. Ebenfalls am Start: Die seit ihrem 19. Lebensjahr erblindete
42-jährige Neuseeländerin Gillion Walker, die in Klagenfurt bereits ihren
13. Ironman absolvierte. Unter anderem zwei Kölnerinnen halfen ihr, nah
an ihr schwimmend, die erste Disziplin zu bewältigen. Dann ging es weiter
auf ein Tandem über die 180 km Radstrecke bis dann schließlich die Marathonstrecke
an der Hand eines weiteren Helfers absolviert wurde. Wahrer eiserner Wille.
Viel einheimische Prominenz hatte sich für den Wettkampftag angesagt,
um den Zieleinlauf der Athleten hautnah mitzuverfolgen. U.a. wurden gesichtet:
Ex-Ski-As Franz Klammer, Verteidigungsminister Herbert Scheibner, Klagenfurts
Bürgermeister Harald Scheucher und der stellvertr. Landeshauptmann Mathias
Reichhold. Nicht dabei diesmal Landeshauptmann Jörg Haider, der kurzfristig
abgesagt hatte.
Was in Roth Harry Wijnvoord, ist in Klagenfurt Andreas Richter - Ironman-Moderator.
Mit dem feinen Unterschied: Richter war jahrelang selbst erfolgreicher
Triathlet (u.a. Hawaii-Teilnahme) und kann sich daher als Sprecher sehr
viel besser in die Leiden und natürlich auch das Glückgefühl jedes Finisher
hineinversetzen. Schon seit drei Jahren ist der DSF-Moderator (Formel
1) schon bei den Klagenfurtern im Einsatz und lobt die drei Veranstalter
Stefan Petschnig, Georg Hochegger und Helge Lorenz über alle Töne: "Durch
meinen Job hab ich schon viele Big-Events live miterlebt, aber hier ist
die Organisation einfach tadellos. Die Jungs machen wirklich einen guten
Job!"
Wo wir gerade bei den Medien sind: Auch die TV-Sender entdecken immer
mehr den Ironman Austria. Allein der größte US-Sportkanal ESPN überträgt
100 Minuten des Spektakels, Eurosport widmet den Klagenfurtern sogar zwei
mal eine Stunde und der österreichische Sportkanal TW1 sendet 30 Minuten
vom Wörthersee.
Er wird "Red Baron" genannt und ist seit Jahren auf der Ironman-Distanz
in seiner Alterklasse M40 ungeschlagen - der Belgier Rodolphe Von Berg.
Doch seine Vorfreude auf den Ironman Klagenfurt hielt nicht lange an,
schickte doch WTC-Chef Lew Friedland am 17. Juli ein Fax nach Österreich,
indem er die Organisatoren darauf hinweist "...that Mr. Von Berg has banned
from our race [Hawaii] and therefore is not eligible for a slot into the
Ironman Triathlon World Championship." Will heißen: sollte Von Berg seine
AK gewinnen (was er dann auch in überragenden 8:42:59 tat), bitte diesem
Athleten keinen Quali-Slot für Hawaii ausstellen!
Die Vorgeschichte: Von Berg durfte zur Siegerehrung des Hawaii-Ironman
'98, bei dem er ebenfalls seine Alterklasse gewann, seine beiden kleinen
Kinder nicht in den Awards-Bereich mitnehmen, da keine Eintrittskarten
mehr für sie zur Verfügung standen. Nach heftigen Diskussionen am Eingangsbereich
verständigten die Ordner kurzerhand die (bekanntlich nicht gerade zimperliche)
Polizei, die Von Berg wie einen Schwerstkriminellen vor den Augen seiner
Kinder ins Gefängnis abführte. Seitdem steht der "Rote Baron" auf der
schwarzen Liste der WTC und wird dort als "Unerwünschte Person" geführt.
Der Belgier will nun gerichtlich "bis zur höchsten Instanz" gegen diese
Entscheidung vorgehen.
Wer sich Freitag vor dem Rennen entschließt, an einem Ironman teilzunehmen
und weder Rad, Neopren, Radschuhe noch Helm zur Verfügung hat, dem bleibt
eigentlich nur die Losung "Mission Impossible". Dass es "die große Triathlon-Familie"
wohl doch gibt (und nicht nur so eine Phrase ist), bekam Triathlet-Mitarbeiter
Stefan Herre dann schnurstracks zu spüren: Innerhalb kürzester Zeit war
das Equipment von verschiedener Seite zusammengetragen und einem Start
stand nichts mehr im Wege. Von dieser Stelle aus nochmals herzlichen Dank
an Marco, Hermann, Ulrike, Eric, Simone, Götz, Nicole, Alex, Norbert...
BIG EXPERIENCE!
(Text: Stefan Herre)
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