Die glühenden Kugeln von Greifswald

Deutschlands größter UFO-Zwischenfall?

Leuchtbomben über süddeutschen Städten meldete die Rhein-Neckar-Zeitung am 20. Januar 1954 aus Stuttgart: Die zwölfte amerikanische Luftflotte, deren Hauptquartier sich in Ramstein bei Landstuhl in der Pfalz befindet, veranstaltete in der Nacht zum Dienstag Übungen, in deren Verlauf über Städten in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern Leuchtbomben abgeworfen wurden. 20 Minuten später wurde den Hörern über den Rundfunk mitgeteilt, dass es sich um Nachtübungen der amerikanischen Luftwaffe handle und dass kein Grund zur Beunruhigung bestehe. In der Zwischenzeit wurden der Flughafen Echterdingen, die Redaktionen der Zeitungen und die Agenturen mit Anrufen "bombardiert", die wissen wollten, was in der Luft los ist.
Am 22. Januar 1954 meldete die Rhein-Neckar-Zeitung deswegen vorab: Neue Leuchtbombenabwürfe. Das Hauptquartier der 12 amerikanischen Luftflotte in Ramstein (Pfalz), hat für die nächsten zwei Wochen neue Leuchtbombenabwürfe über verschiedenen Städten des amerikanischen Besatzungsgebietes angekündigt. Die Bomben werden nach Angaben des Hauptquartiers von Aufklärungsflugzeugen abgeworfen, die das Licht für Nachtphotographien benötigen. Sie detonieren mit lautem Knall. Grund zur Beunruhigung besteht nicht.
Dies ist ein überaus bemerkenswerter Auslöser für UFO-Observationen in jener Zeitepoche. Es gilt zu vermuten, dass da mancher UFO-Bericht nicht nur in Deutschland und Europa auf derartiges Leuchtgerät des US-Militärs (hatte übrigens den Namen 'hell roarer') zurückgeht.

Vorausgegangen war den nachfolgenden Ereignissen in der betroffenen Ostsee-Region von Mecklenburg-Vorpommern ein kleiner UFO-Flap: Geheimnisvolle Lichter - Hat sich unbekanntes Flugobjekt in den Kreis Güstrow verirrt? hieß es am 14. Juli 1990 in den Norddeutsche Neueste Nachrichten (NNN). Ein "unbekanntes Flugobjekt" sorgt seit einigen Tagen im Kreis Güstow für Gesprächsstoff. Wie das Güstrow Journal kürzlich berichtete, wollen acht Schüler einer siebten Klasse in der Nacht vom 16. zum 17. Juni während einer Gartenparty eine außergewöhnliche Erscheinung beobachtet haben. Kurz nach Mitternacht seien sie durch ein sehr helles Licht in der ansonsten unbeleuchteten Kleingartenanlage aufmerksam geworden. Wie die 13- bis 14jährigen aussagten, soll sich in etwa zehn Meter Höhe ein kugelähnliches Gebilde befunden haben. Das Phänomen wäre von einem starken Lichtkreis umgeben gewesen. Nach einer gewissen Zeit sei das unbekannte Objekt in nordöstliche Richtung "geflogen" und dort verschwunden. Neue Nahrung bekam diese Aussage nur wenig später durch die Zuschrift eines Rostocker Bürgers. Auch er und seine Frau wollen an dem besagten Sonnabend im Juni in Breesen bei Laage (Kreis Güstrow) nach einem WM-Fußballspiel die merkwürdige Erscheinung am Himmel beobachtet haben. Beide seien von einem großen Lichterkreis erfasst worden.
Am 21. Juli 1990 hatte die Ostsee-Zeitung die Meldung Unbekanntes Flugobjekt über dem Salzhaff? Orangefarbener Lichtball auch an Rostocks Nachthimmel im Blatt: ...Nach der Wende in der DDR scheinen auch die UFOs ihren Kurs geändert zu haben. Die bislang vor allem in westlicher Hemisphäre gesichteten Flugkörper tauchen nun auch am östlichen Himmel auf, so man diesbezügliche Meldungen glauben mag. Nachdem am vergangenen Wochenende über UFO-Beobachtungen im Kreis Güstrow berichtet wurde, brachen etliche Leser ihr Schweigen und teilten unserer Redaktion ihr Wissen mit. So Familie Wilfried Wietzke aus Rostock, die schrieb: "Auch wir haben in der Nacht vom 16. zum 17. Juni kurz nach 1 h einen hellen Lichtball am Himmel gesehen. Wir hatten am Abend des 16. Juni Besuch und feierten. Zur besagten Zeit sahen wir aus unserer Lichtenhäger Wohnung über dem Stadtteil Groß Klein diesen grellen orangefarbenen Kreis am Himmel. Er bewegte sich leicht wippend und flog dann weiter in östlicher Richtung, bis er dann schließlich verschwunden war." Wie Familie Wietzke schreibt, wird sie bislang von allen belächelt, denen sie dieses Erlebnis berichtet. Dem wollte Frau Dr. Marianne Teichmann aus Rostock gleich vorbeugen, indem sie uns sagte: "Also an die kleinen grünen Männlein glaube ich nicht. Doch die Erscheinung, die ich in der Nacht vom vergangenen Sonnabend zum Sonntag auf unserem Wochenendgrundstück in Rerik am Salzhaff beobachtete, war doch sehr außergewöhnlich. Nach Mitternacht wachte ich auf und schaute aus dem Fenster, als plötzlich eine große hellgelbe Lichtkugel sehr schnell über unser Haus hinwegzog. Die Kugel war relativ groß. Geräusche waren nicht zu hören. Das Licht erhellte das ganze Zimmer. Ein Nordlicht war es auf keinen Fall. Eine solche Naturerscheinung habe ich schon gesehen."
Das ganze sah uns doch sehr nach Miniatur-Heißluftballonen aus. Dann aber wurde die Sache durch ein neues Ereignis interessant:
Eine unheimliche UFO- Formation. Ein lange Zeit unidentifiziertes fliegendes Objekt beschäftigte die europäische UFO-Phänomen-Untersuchung; besser noch, es ist eigentlich eine ganze Formation von merkwürdigen Lichtgebilden die am Freitagabend des 24. August 1990 über der Ostsee-Region auftauchten. Doch, es handelt sich nicht um eine typische Fliegende Untertasse, sondern um leuchtende Gebilde am Abendhimmel der Ostsee, um nicht so leicht zu identifizierende Objekte. Vier Jahre brauchte es, um den "besten UFO-Fall Deutschlands" zu knacken. Vielleicht kennen Sie den Vorfall?
Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flug-Objekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern (sogenannten Klassikern) der "UFO-Beweisführung" werden und eine gewisse 'Unsterblichkeit' erlangen. Tatsächlich hat Deutschland auch ein paar solcher Ereignisse zu bieten, doch ganz vorne steht eine abendliche Himmelserscheinung vom 24. August 1990 im Ostseeraum über dem sogenannten 'Greifswalder Bodden' nahe der polnischen Grenze.
Über eine halbe Stunde und mehr hinweg waren Lichterformationen geräuschlos erschienen, die sich gemächlich dahinbewegten und rötlich-gelb am Himmel glühten. Als die Greifswald-UFOs wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt und Mecklenburg-Vorpommern tauchte erstmals auf der paranormalen Landkarte auf...

Entlang der Festlandlinie (sowie tiefer ins Festland bis nach Greifswald hinein) und auf der Ferieninsel Rügen sahen unzählige Menschen diese "Lichtertrauben" plötzlich am Himmel auftauchen und dann gemächlich dahinwackelnd herabsinken. Begonnen hatte alles mit einer BILD-Schlagzeile vom 1. September 1990: "Atomphysiker filmten UFOs - Leuchtendweisse Teller im Formationsflug". Sieben leuchtende Kugeln schwebten vorbei, angeordnet "wie eine Traube" und verschwanden lautlos zwischen Rostock und Usedom in den neuen Bundesländern, Zeitpunkt 20 bis 20:30 h. Hiernach sollen 50 Bewohner der Ostseeküste das Phantom der Lüfte ausgemacht und der Polizei gemeldet haben. Der Fachautor und UFO-Forscher "Dr." Johannes von Buttlar heizte die Stimmung auf, weil er gerade sein Buch 'Drachenwege' herausbrachte: "Die Sichtungen werden immer konkreter. Außerirdische beobachten uns. In ein paar Monaten werden sie mit uns Kontakt aufnehmen."
Diese Gebilde wurden auch vom Ferienheim SOLIDARITÄT nahe Rostock aus gesehen. Das Ehepaar L. & N. Iwanowa filmte aus Greifswald heraus das phantastische Ereignis, wodurch das Geschehen zum "Greifswald"-UFO gestempelt wurde und weltberühmt wurde. Erste Nachfragen verliefen jedoch im Sand und wir kamen nicht weiter, die Volkspolizei in Rostock wusste angeblich von nichts! Kollege Hans-Jörg Vogel aus Berlin versuchte es selbst noch einmal bei der VoPo und erhielt am 24. September 1990 nochmals die Erklärung aus Rostock, dass es dort keine UFO- Meldungen gegeben hatte. Trotzdem ich mit meinen Kollegen seit 1973 im UFO-Feld tätig waren und ab 1976 konkret UFO-Sichtungen zu überprüfen begann - so etwas hatten wir noch nicht gehört. Als wir dann eine Videokopie der Aufnahmen von den Iwanowa's durch den Hamburger UFO-Interessierten Detlef Menningmann erhielten, staunten wir noch mehr...
Was war auf dem Film der russischen Ärzte in Greifswald zu sehen? Eine relativ enggepackte Formation von rötlich-weißen Lichtern schwankt da leicht am dunklen Himmel dahin und immer wieder mal funkten links abgesetzt Lichtblitze* auf, die aber scheinbar nichts mit dem Phänomen an sich zu tun hatten. Untereinander verschoben sich die Lichter leicht. Dann berichtete die Zeitung Der Demokrat aus Rostock am 25. Januar 1991, dass der sowjetische Dolmetscher Waleri Winogradow in Richtung Eldena in der Abenddämmerung sieben leuchtende Kugeln gefilmt hatte, die scheinbar regungslos etwa mittelhoch am Himmel erschienen. Durch den Sucher gesehen bewegten sie sich ganz leicht: "Eine Seite hatte Licht, die Rückseite blieb dunkel." Die individuellen Lichter bildeten immer neue Formationen. Von Rostock aus gesehen, befand sich das Phantom der Lüfte nach Schätzung etwa 2 bis 3 Km entfernt; der Abschluss: "Allmählich ließ das Schimmern der Kugeln nach und plötzlich verschwanden sie. Es sah so aus, als ob sie sich im Himmel aufgelöst hätten." Ein weiterer Anwohner im Hause von Winogradow habe es ebenso videografiert. Dennoch wies die Zeitung darauf hin: "UFO heißt Unbekannte Flugobjekte und ist eine wertfreie Bezeichnung für Erscheinungen, die sich zweifelsfrei nicht klären lassen. Ob es sich dann um Meteoriten, Flugzeuge oder andere Flugobjekte handelt, sei dahingestellt."

*= Am 9. November 1993 berichtete das Neue Deutschland vom II.Ungarischen UFO- Weltkongress in Budapest, wo auch Michael Hesemann emsig zugange war und sich der ADN zum gespraech stellte: "Führender europäischer UFOloge ist überzeugt: Stasi bespitzelte auch Außerirdische". Hierbei ging er auch auf den Fall Greifswald ein, bei dem gefilmt worden war "wie Geschosse von der NVA auf diese Objekte abgefeuert wurden. Damit haben wir einen hervorragenden UFO-Fall auch mit NVA-Involvement". Dies ist für die spätere CENAP-Feststellung schon einmal interessant!
Bestseller-UFO-Baron "Dr." von Buttlar (übrigens als "ein anerkannter Wissenschaftler" und "der größte UFO-Spezialist" vorgestellt) deswegen im geschwellten Brustton blauäugiger Überzeugung in dem Sensationsblatt SUPER ILLU Nr. 6 vom 31. Januar 1991 für den Beitrag "100 sahen es: UFOs über Greifswald": "Außerirdische sind unter uns." Hier waren es schon 100 Zeugen gewesen, die einen Pulk silbrig leuchtender Flugkörper sahen. Dem Greifswalder Franz Klien sollen Fotoaufnahmen der Erscheinung gelungen sein, alle Bemühungen mit ihm in Kontakt zu treten scheiterten jedoch. Überhaupt war es zu jenen Tagen so gut wie unmöglich in das Gebiet hinein Kontakte von Mannheim aus zu schaffen, die Infrastruktur der Telekommunikation war einfach nicht da und an Telefonbücher zu denken war ein Traum. Schlechte Aussichten um eine Untersuchung bzw. Recherche aus der Ferne durchzuführen, wenn man keine Anlauf- stellen kennt und mangels Verzeichnisse ausfindig machen kann. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.
Das von Adolf Schneider (ehemals MUFON-CES) ehemals herausgegebene Jupiter Journal Nr. 34, März 1991, S.28/29, hatte einen Beitrag von CENAP-Korrespondent Uwe H. Bergmann aus Röbel anzubieten, der sich unserem Fall angenommen hatte und aufgrund eines direkten Kontakts mit den bekannten Greifswalder Zeugen zu reportieren wusste, dass die Sichtung um 20:41 h begonnen hatte und in Richtung NO über der Ostsee ablief. Die Zeugen äußerten sich hier: Die Objekte stellten zwei Gruppen von unbewegten, nebeneinanderstehenden Leuchten dar. Dabei drehten sich die Leuchten in beiden Gruppen im Uhrzeigersinn um die eigenen Achsen. Zuerst war die linke Gruppe klar sichtbar gewesen, dann war sie völlig verschwunden, und die rechte Gruppe wurde scharf und deutlich. Sie bildeten sich also nach und nach aus. Einige Sekunden später war am Standort der linken Gruppe ein kurzer Lichtblitz zu sehen. Die Leuchten der rechten Gruppe wurde immer schwächer, und man konnte sieben einzelne ballförmige Leuchten erkennen. Die Abmessung der Leuchten scheinen sehr groß zu sein. Dann gingen die Leuchten aus, eine nach der anderen.

Gegen Ende November 1991 verschickten wir dann an etwa 30 Zeitungen in den neuen Bundesländern Pressemitteilungen via Fax, um die dortigen Menschen aufzurufen, uns UFO-Fälle einzureichen, um zu sehen, ob es einen etwaig kulturell-geprägten Unterschied zwischen UFOs im Osten und Westen gab (und auch um zu versuchen, im aktuellen Fall weiterzukommen). So berichtete Der Neue Weg aus Halle am 23. November 1991: Rätselhafte Himmelserscheinung gesehen? Bitte melden: UFO-Jagd in ganz Deutschland - Forscher bitten um Mitarbeit an nationalem Studienobjekt. Seit 1976 ist der 34jaehrige Einzelhandelskaufmann Werner Walter mit seinen Kollegen der privat- wissenschaftlichen Forschungsgruppe CENAP unterwegs, um dem Spuk der Himmels- Phantome namens UFOs nachzujagen. Bisher wurde in Westdeutschland, Österreich und der Schweiz etwa 240 Meldungen merkwürdiger Erscheinungen am Nachthimmel nachgegangen. Nun ruft die Untersuchungs-Organisation CENAP zum wissenschaftlichen Vergleich der Qualität der gemeldeten UFO-Erscheinungen in Ostdeutschland auf, wozu Meldungen und Berichte, Fotos und Videos eingereicht werden können - auf Wunsch vertraulich. "Nachdem wir im Oktober rund um Magdeburg Zeitungsberichte erhielten, wonach seltsame Erscheinungen dort den Himmel frequentieren sollten, möchten wir die Bevölkerung aufrufen, uns alle seltsamen Geschehnisse am Himmel aus der Vergangenheit und Gegenwart zu melden. Wir möchten dann in einer wissenschaftlichen Analyse eine Dokumentation erstellen, wozu wir den Beobachtern spezielle Fragebögen ausgeben, um alle Fakten und Daten festzumachen", erklärte Projektleiter Walter. Am besten wäre für die Registrierung der Erfahrungen die Übermittlung eines umfangreichen Darstellungsberichtes mit Skizzen der gesehenen UFO-Manifestation.
UFO-Jäger Werner Walter bittet ausdrücklich nur um ernsthafte Darstellungen merkwürdiger bzw. rätselhafter Himmelserscheinungen und keinerlei Scherz- Behauptungen oder Schabernack-Berichte, "da die UFO-Frage bereits von ihrem Kern her oftmals von blühendem Unsinn durchsetzt ist und womögliche reale unbekannte Naturerscheinungen dadurch verborgen bleiben".
Wer also nun irgendwann einmal Erfahrungen mit unbekannten fliegenden Objekten oder seltsamen nächtlichen Himmelsschauspielen machte, wende sich an: CENAP, Werner Walter, Eisenacher Weg 16, Mannheim, oder rufe unter der UFO-Rufnummer 03621-701370 [falsche Vorwahl!] direkt an.

Die Brandenburgische Neueste Nachrichten vom 25. November 1991 hatte daraus die Schlagzeile UFOs in Ostdeutschland: CENAP ist ihnen auf der Spur/Nur ernsthafte Berichte gemacht, hier wurde die richtige Rufnummer abgedruckt.
Auch andere Zeitungen waren imstande die richtige Nummer abzudrucken. Insgesamt wurden etwa zehn Meldungen in Zeitungen mit unserem Aufruf abgedruckt, aber kaum mehr als zehn Berichte gingen insgeheim bei uns ein - und darunter war leider niemand, der uns aktuelle Informationen über die Greifswald-Ereignisse geben konnte. Die meisten Beobachtungen gingen auf wahrscheinlich selbstgebastelten Miniatur-Heißluftballone zurück, die scheinbar schon in den 60er Jahren auf dem Gebiet der DDR fliegen gelassen wurden und für UFO-Sichtungen sorgten.
Michael Hesemann, Chefredakteur der esoterischen UFO-Zeitschrift Magazin 2000, enthüllte in Ausgabe Nr.1/1992 so die Wahrheit, dass dieser UFO-Fall die "bestbezeugte UFO-Sichtung in Deutschland" sei. Von Buttlar (geborener Busacker und später im Spiegel als "Scharlatan" geoutet) war sicher, dass die hier zu sehenden Objekt "eindeutig" keine Satelliten sind und "offensichtlich gesteuerte Objekte in intelligenter Formation." Ja, fand da eine "außerirdische Inspektion über dem berühmt-berüchtigten AKW Greifswald statt?" fragte sich Hesemann. Und im Zuge der Zeit tauchten immer mehr Zeugen auf, die die Erscheinungen aus verschiedenen Positionen filmen konnten, mehr als die Hälfte davon entlang der Küstenlinie und damit definitiv weit über der Ostsee draußen. Seltsam nur, dass dies fast alles Wessis waren, die erstmals an der Ostsee 1990 gewesen waren, um dort preiswerten Urlaub zu machen. Nach und nach kamen wir auch an verschiedene dieser Filmaufnahmen heran, die das Geschehen aus verschiedener Perspektive zeigten und seine objektive Realität nachwiesen. Sollten dies Heißluftballone gewesen sein? Aber in der alten DDR war private Luftfahrt aus verständlichen Gründen verboten, und das sich so schnell nach dem Mauerfall im November 1989 ein gut gerüsteter Ballonfahrer-Klub organisieren und ausstatten konnte zweifelten wir doch an, auch entsprechende Nachfragen bei Ballonfahrer-Klubs zeigten dies an.
Am 5. November 1992 strahlte BR3-TV die Talksendung "Check-in live" aus. Auf Anregung Illobrand von Ludwigers (Chef der MUFON-CES-UFO-Gruppe) wurde dann Greifswald-UFO-Videomaterial vorgeführt: "Die Leute möchten doch mal sehen, wie so was aussieht." Er betonte hierbei, dass es sich hier nicht um Leuchtspurmunition und auch nicht um Luftspiegelungen handelte.
Am 17. Juni 1993 strahlte SAT1 seine "Phantastischen Phänomene" in der Moderation von Rainer Holbe hinsichtlich UFOs aus, hierbei fand auch ein neuer Videoclip zu dem uns hier beschäftigenden Ereignis seine Ausstrahlung. Aufgenommen wurde das Dokument von Familie Irmgard und Ingo Kaiser aus Ennepetal, mit welchen wir am 3. Oktober 1993 telefonieren konnten. Sie befanden sich damals auf Rügen auf Urlaub (Standort nicht mehr erinnerlich, Rügen ist groß!) und filmten kurz die zehn Minuten über der Ostsee gesehenen Phantome, die "plötzlich am Himmel verschwanden, wie nach hinten weggehende helle Punkte". Weitere Informationen wollte man uns nicht geben, da seit sechs Monate der Wissenschaftler von Ludwiger die Materialien untersuchte und durchblicken ließ, dass die einzelnen Objekte oder Lichter 18 m im Durchmesser hatten, vom Sichtungspunkt 25 km entfernt waren und "ein eigenes Kraftfeld aufgebaut hatten". Leider wurde der Vorgang des Verlöschens der Leuchtkugeln von den Kaisers auf ihrem Videoband leider selbst gelöscht und weiteres wollte man uns nicht mitteilen, weder eine Kopie des Videos ziehen noch weitere Auskünfte geben. MUFON-CES hatte die Finger drauf. Auch ein Angebot des wissenschaftlichen Informationsaustausch zwischen CENAP und MUFON-CES durch meine Seite, blieb dort ausgeschlagen. Merkwürdige Haltungs- weise von "UFO-Wissenschaftlern", da es eigentlich zum real-wissenschaftlichen Selbstverständnis gehört, sich auszutauschen und sich zu informieren. Bedauerlich, wenn die akademische Freiheit so ausgenutzt wird und 'Forschung' nach dem Prinzip der Einigelung betrieben wird, das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Inzwischen gingen von mir in den Ostseebereich und speziell zur Insel Rügen fast zwei Dutzend Briefe an einzelne Polizeidienststellen, Flugsicherungseinrichtungen, Hafenämter, Notrufzentralen, Küstenschutzeinrichtungen, Wasserpolizei, Seenotrettungsstellen und Leuchttürme hinaus (deren Adressen ich im dünnen Telefonbuch der Region fand, welches auch nur im Ludwigshafener Hauptpostamt zu jener Zeit auslag, die Mannheimer hatten für Mecklenburg-Vorpommern noch keines), um jene Einrichtungen darum zu bitten, uns ihre Erkenntnisse und Feststellungen zu diesem auffälligen Phänomen mitzuteilen und mit der Bitte um Aushang dieser Briefe ans "Schwarze Brett" für das Personal. Leider erhielten wir darauf keinerlei Antwort.
Ein neuer Versuch das Rätsel zu lüften. Wissend, dass die Ostseeregion ein beliebtes Urlaubsziel der Bürger in den neuen Bundesländern ist, versprachen wir uns mit einem Aufruf in den dortigen Medien (Tageszeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender) ein Echo, da allen bisherigen Erkenntnissen nach diese Lichterformation bei Greifswald recht auffällig gewesen sein musste und sicherlich von weitaus mehr Menschen gesehen wurde, als es bisher bekannt gemacht wurde. Am 27. Juli 1993 verfaxte ich so etwa zwei Dutzend Pressemitteilung in die neuen Bundesländer. BILD-Rostock reagierte sofort und brachte am 29. Juli eine Meldung in den BILD-Ausgaben aller neuen Bundesländer. Ebenso brachte die NNN am 28. Juli einen Aufruf ins Blatt, dümmlich überschrieben mit "Jagd auf kleine grüne Männchen".
Obwohl in der NNN die vollständige Kontaktadresse in Mannheim abgedruckt wurde, reagierten deren Leser überhaupt nicht. Der BILD-Reißer brachte leider nur den Abdruck unserer nationale UFO-Hotline- Telefonnummer ein (obwohl dies immer schon etwas ist), was sich im weiteren als großes Handicap herausstellte! Bedauerlicher Weise war nämlich das Telefonnetz in den neuen Bundesländern zu jenem Zeitpunkt noch unter aller Sau, sodass kaum jemand ein Telefon selbst besaß oder wie mancher Anrufer am einzigen Münzfernsprecher des Ortes sich in der Warteschlange einreihen muss, um dann einmal selbst ranzukommen, wobei man sich als Fernsprecher leicht im bereitgehaltenen Münzgeld verschätzt und eigentlich fast alle Telefonzellenanrufer mitten im Gespräch aus der langen Leitung geworfen wurden (was besonders peinlich ist, wenn man gerade die Adresse in Mannheim notieren will, um seinen Bericht nebst Skizzen einzuschicken) und dann nicht noch einmal anriefen! Hier gingen viele Informationen schon verloren, auf immer und ewig - schade, bedauerlich, ärgerlich. Aber hier wurde uns einmal mehr bewusst, wie allzu selbstverständlich wir im modernen Westen (dem gelobten Land) bereits mit den modernen Kommunikationsmitteln umgingen. Ostdeutschland rüstete in diesem Bereich erst auf, gewaltige Anstrengungen leistete hier die Telekom bis heute.

Neben diesem infrastrukturellen Kernproblemen der Telekommunikation kämpften wir gegen ein anderes Problem an: Wenn auch einige Leute sich bereit zeigten, mehr als nur am Telefon an Infos herauszurücken und versprachen Briefe zu schicken bzw. die an sie abgeschickten Fragebogen zu retournieren, hielt sich kaum jemand daran, sodass schlussendlich nur wenige Angaben schriftlich von Originalzeugen fixiert sind (und wir wieder den bekannten Ärger hatten, viele Fragebögen verschickt zu haben und keinen wieder zurückerhalten zu können - schlussendlich kostet ein Fragebogen auch ein paar Mark und die Portogebühren sind im Zuge von "Reformen" [Reformen wurden einmal Ende der 60er Jahre/Anfang der 70er als positiver Neuanfang verstanden, in Zeiten der Regierung Kohl's wurde der Begriff zum Schreckgespenst, weil er immer wieder bedeutete, dass ein neuer Griff in unsere Taschen stattfindet] saftig gestiegen). Aber was soll das unnütze Meckern, dies ist unser Bier (aber es soll dennoch einmal erwähnt werden, da wir für die UFO-Forschung unser eigenes Geld investieren und uns diese Erhebungen einiges kosten lassen - zu diesem Punkt haben Außenstehende gar keinen Zugang!).

Am Telefon, da bekommt man was zu hören...

Dennoch erreichten uns die folgenden Informationen, die uns schon ein Stück weiter- halfen. Nachfolgend die Kernsätze der mitprotokollierten Anrufe, welche uns bis folgenden Zeugen, um uns ihre Aussagen zu machen.
Dieser Informationseingang fand bis zum 2. August 1993 statt und verstummte dann schlagartig. Die Dokumentation erfolgt in der Reihenfolge der Anrufe.

1) Karl-Heinz Behrens aus dem fränkischen Fürth (bei Nürnberg) überraschte uns, da er als Bürger der alten Bundesländer der erste Anrufer war, ein Geschäftsfreund aus Usedom hatte ihm den BILD-Artikel zugefaxt gehabt, da er wusste, dass dieser Zeuge jener Erscheinung war, die uns heute beschäftigt. Herr Behrens hatte sich Ende August 1990 auf Usedom in Urlaub befunden und bereits gegen 17 h an einem Urlaubstag (genaues Datum war ihm nicht sicher mehr in Erinnerung) zwei Formationen von silbrigen Lichtkugeln in schrägliegender Y- und gerader L-Formation minutenlang ausgemacht, als er auf den Balkon seiner Urlaubsunterkunft in Richtung zur Ostsee hinblickte. Er griff zu seiner Fotokamera und machte eine Serie von Bildern, doch gegen den hellen Himmelshintergrund hoben sich die Erscheinungen nur schwerlich ab. Mit der Entfernungsschätzung tat sich der Zeuge schwer, aber die "Dinger müssen gegen Göhren" (auf Rügen) gestanden haben". Da er vom Balkon nur recht schlecht die Formationen im Auge behalten konnte, ging er aus dem Haus zum Garten hin, aber als er dort ankam, waren sie am Himmel nicht mehr auszumachen gewesen. Herr Behrens versprach einen Bericht anzufertigen, Skizzen aufzeichnen und die schwachen Fotos nebst Negativ nach Mannheim zu schicken, was leider bis heute nicht geschah. Ein telefonischer Rückruf Mitte September erbrachte nur Unwillen beim Zeugen, sich weiter zu äußern, "da das sowieso nichts mehr bringt und auf den Fotos sowieso kaum was drauf ist". Damit muss man es also belassen.
2) Frau Marion Dörfer aus Wolgast vor der Insel Usedom ist sich des 24. August sicher, wenn es ein Freitag gewesen war (war es), da sie wie immer Freitagabends am Fenster steht, um auf ihre Freundin zu warten, die sie zum Tanzvergnügen abholt. Es war sicher gegen 20:30 h gewesen, als sie in mittlerer Höhe sieben runde Gebilde "in einem
Haufen" stehen sah, die sich insgesamt ganz langsam in Richtung Rügen fortbewegten und selbststrahlend schienen; Anruf aus Telefonzelle, Geld ging zu Ende, Abbruch des Gesprächs.
3) Herr Bitterlich aus Sachsen-Anhalt war ebenso im Ostseebad Zinnowitz von Usedom auf Urlaub. Kurz nach 20:30 h schaute er vom Liegestuhl auf zum Himmel Richtung Ostsee. Dort hing bis kurz vor 21 h eine "Traube" von hellen gelblichen oder weißlichen Lichtern, "jedes heller und größer als ein Stern". Die Lichter waren klar angeordnet und alle jeweils gleich groß: in der oberen Reihe befanden sich 4 Stück, in einer darunter befindlichen zweiten Reihe 3 Stück. Mehr als zwanzig Minuten tat sich gar nichts weiter, als dass das Gebilde in der Ferne hing und leuchtete. Dann ging alles ganz schnell: in wenigen Sekunden wurden die Lichter "von unten hergehend" kleiner oder lichtschwächer und verschwanden an Ort und Stelle.
Dort wo die Spitze war, trat so etwas "wie ein Kondensstreifen heraus, der gut zur Geltung kam". Ich gab meine Adresse zwecks Zusendung eines zugesagten Berichts durch, keine weitere Reaktion erfolgte.
4) Herr Heimsdorfer aus Rostock war auf dem Campingplatz Altenkirchen auf Rügen-Wittow in Urlaub und sah mit seinen Freunden ein "Lichterdreieck" mit sieben nach unten angeordneten Lichtern still am Himmel stehen, die halbhoch über dem Meer standen. Es war bereits 20:50 h gewesen und nach wenigen Minuten "verloschen die orange-weiß-grünen Lichter von unten her langsam nach hinten hin - in einigen Sekunden waren sie weg, als wenn die da ihre Lichter ausgemacht haben, mit so einem Regler". Bemerkenswert:
Jedes einzelne Element der sieben Leuchtkugeln mag vielleicht so groß wie ein Viertel des Vollmondes gewesen sein. Dabei befand sich das ganze Gebilde deutlich unter den wenigen Wolken "halbhoch über dem Meer gegen Osten" und vielleicht nicht mal fünf Kilometer entfernt. Adresse des Zeugen war bekannt, sein Bericht kam nicht, Frage- bogen und Begleitbrief an ihn geschickt, nix kam zurück. Anruf von Mannheim aus: Kein Anschluss unter dieser Nummer... Dabei war die Sache schon interessant, da dieser Zeuge wohl am nahesten zum Geschehen gewesen sein mag! Er ist auch einer jener Beobachter, die am weitesten zum freien Meer hinaus die Erscheinung noch über dem Meer ausmachte! Das UFO-Gebilde von Greifswald auf dem Festland projizierte sich damit plötzlich über die Ostsee hinaus.
5) Frau Michalek aus Leipzig befand sich an jenem fraglichen Abend auf dem Bahnhof Ückeritz der Insel Usedom, als sie bei schönem Wetter zu Anfang der Dämmerung "sieben Leuchtpunkte weit weg über dem Wasser" sah. Diese Formation war etwas "auseinandergezogen" und untereinander "haben sie sich bewegt, es war so eine leichte schwingende Bewegung". Besonders sensationell war es für die Zeugin nicht gewesen, sodass sie "nach nicht einmal zwei Minuten" nicht weiter darauf achtete. Sie hatte den Film inzwischen in SAT1 bei Holbe gesehen, "aber von meiner Warte es, war es nicht so toll". Fragebogen verschickt, kam nie zurück.
6) Aus Neubrandenburg stellte sich ein Herr Gunter Röhling vor, der "an diesem Freitag des 24.8.1990 sieben Objekte von der neunten Etage" seines Wohnhochhauses in der Oststadt von Neubrandenburg am nördlichen Himmel sah, "wohl in Richtung Stralsund/ Greifswald". Herr Röhling ist damit der am weitest südlich lebende Zeuge dieser Erscheinung geworden! Als Ingenieur brachte er gleich wertbare Informationen ein: Das Gesamtgebilde stand 20° hoch am nordöstlichen Himmel und war für ihn, seiner Frau und der Schwiegermutter zehn Minuten lang zu sehen. Noch während sie dies beobachteten, rief er im selben Haus den Hausmeister im zweiten Stock an, der den Balkon auf der selben Seite hatte, wie unser Zeuge. Doch vom tiefergelegenen Sichtpunkt aus sah der Hausmeister am Himmel nichts Sonderbares. Das "ferne Leuchtgebilde stand still, am jeweils äußeren Rand gab es ein Blinken, während die Lichter selbst stetig waren.
Plötzlich verging das ganze Gebilde in der Luft, um bald darauf etwas weiter versetzt wieder in etwas geänderter Formation aufzutauchen. Selbst mit dem kleinen Feldstecher, sahen die einzelnen Lichter nur aus wie Sterne, nur war es eben ein Sternenklumpen gewesen." Plötzlich vergingen die Sterne und nichts weiter geschah. Herr Röhling nahm am nächsten Tag Kontakt mit einem ihm bekannten Mitarbeiter der meteorologischen Station in Neubrandenburg auf, ebenso mit dem ihm bekannten Flugleiter des regionalen Flughafens, aber sowohl hier wie da gab es keinerlei bekannten Aktivitäten oder Flugbewegungen, weder optisch noch auf dem Wetter- oder Luftraumüberwachungsradar, obwohl letzteres bis auf die Ostsee hinaus reichen solle. Ein Bericht mit allen Details und Berechnungen wurde zugesagt, darauf warten wir noch heute.
7) Frau Oppermann lebt auf Usedom und grillte im Garten, als sie einmal zur Ostsee rüberschaute, sah sie "sehr auffällige Leuchtkugeln schräg auf Rügen zuziehen", ihre Farbe war "gelb auf rot, aber leicht ins grünliche wechselnd". Und plötzlichen waren die "Punkte" nach drei Minuten weg. Frau Oppermann führte noch aus daran gedacht zu haben, dass darüber "so etwas wie ein Ballon war, an dem die Lichter hängen", damit war aber schon die Verbindung zu Ende. In diesem Fall, sehr ärgerlich.
8) Der Jugendliche Ronny Unger aus Lüskow bei Anklam sah von seinem Zimmer aus "sieben helle Lichter von jeweils Kirschgröße", die sich kaum bewegt haben und unter den Wolken standen. Als er dann nach 5 Minuten sich entschloss die Fotokamera zu holen und wieder zurück kam, war davon nichts mehr zu sehen. Sichtrichtung: "genau zwischen Greifswald und Wolgast"; Verbindung brach zusammen.
9) Herr Sattler aus Seilfeld befand sich im FDGB-"Ferienheim" Göhren auf Rügen als Urlauber, als er vor 21 h sieben weiße Punkte in Y-Form halbhoch am Himmel ausmachte, weit "östlich von Sassnitz über dem Meer".
Er wurde von Leuten am Strand darauf aufmerksam gemacht, "die haben dort alle hochgeschaut und es gesehen". Jeder einzelne Punkt "war kleiner als die Sonne". Er eilte ins Ferienheim zurück, um seine Kamera zu holen, als er zurückkehrte, war die Grupperierung "gerade eben" verschwunden. Nach dem persönlichen Eindruck gefragt, ob die Bilder überhaupt etwas geworden wären, antwortete Herr Sattler: "Ganz sicher, die Dinger waren doch groß und hell genug, viele Leute haben sie fotografiert...." Verbindung abgebrochen; zehn Minuten später rief er jedoch nochmals an und entschuldigte sein Missgeschick aus der Telefonzelle heraus und wollte gerade seine Adresse durchgeben, als die Verbindung wieder zusammenbrach.
Kein weiterer Anruf. In Zusammenwirken mit den Zeugenaussagen aus Fall 4) wäre dies sicherlich hochinteressant geworden, wenn weitere Details aus dem CENAP-UFO-UAP- Ermittlungsbogen abzuleiten gewesen wären. Können Sie sich den Frust vorstellen, der uns nun begleitete?
10) Herr Leon Bröger (richtig geschrieben?) aus Stralsund war von 20:45 h bis 21 h Zeuge der Ereignisse. "Das Ganze sah aus wie eine große OP-Lampe mit hellen Lichtern", wie viele es waren wusste er nicht mehr genau - aber sie waren "irgendwo da draussen im Nordosten". Schließlich "zog alles wie ein Flugzeug hoch, war dann weg, das passierte in Sekunden. Es sah genauso aus wie bei Holbe auf Sat1 gezeigt." Obwohl Herr Bröger viel redete, wiederholte er sich beständig und war recht leise, da "es in Stralsund noch wie zu DDR-Zeiten ist und man nicht viel über bestimmte Sachen redet". Seine Adresse wollte er nicht herausrücken und die Befragung war schwerlich möglich.
11) Rosa Deutel aus Weida rief gehetzt aus der Telefonzelle an und da sie wenig Geld habe, kündigte sie schon ein kurzes Gespräch an. Im TV habe sie bei Holbe den Film gesehen, sie könne dies so bestätigen, da sie damals auf Rügen bei Samtens als Hausmädchen arbeitete und "weit hinter Binz, dem Bad, diese verschiedenen Punkte über dem Wasser" gesehen hatte, als sie um 20:45 h zu ihrer Unterkunft lief. "Die haben sich sehr lange nicht bewegt und die Lichter hatten auch keine sichtbare Verbindung untereinander, sie flackerten auch nicht und waren beständig. Jedes einzelne Licht war größer als der größte Stern. In der Gesamtschau waren die Lichter konisch angeordnet, mit der stumpfen Spitze nach unten", erklärte sie gerade noch bevor der Gebührenzähler die Befragung beendete.
12) Herr Walter Schwiegersohn (richtig verstanden? Er rief heimlich vom Arbeitsplatz aus in der Mittagspause an und sprach deswegen sehr leise) aus Gera befand sich damals auf dem Zeltplatz Prora beim Ostseebad Binz in Urlaub, kurz nachdem er gerade aus der Nationalen Volks-Armee entlassen worden war. Unter dem Eindruck der militärischen Ausbildung muss er wohl noch gestanden haben, als er seine Ausführungen machte: "Es war wie eine Formation von Fallschirmspringern. Es kam mir vor wie an Fallschirmen angebrachte Gefechtsfeldbeleuchtungungen, oben breit und unten schmal, ohne nach unten zu segeln. Irgendwie war das alles kein Ganzes. Nachdem ich es so sechs oder sieben Minuten über der See draußen gesehen hatte war es plötzlich ausgegangen, so 'wischend', wenn Sie verstehen. Gleich darauf erschien es wieder leicht abgesetzt, nich' nach oben, sondern horizontal. Das bestand aus sechs oder sieben hellen Kugeln. Dann ging ich weg um Getränke zu holen, dann war's weg...." Fragebogen verschickt, keine Reaktion. Brief nachgeschickt, keine Reaktion.
Posteingang, endlich... Als Anrufer Nr. 13 am Abend des 2. August meldete sich Herr Gero Schwedhelm, Physiklehrer aus Stralsund, der ebenso versprach einen Bericht abzufassen. Und tatsächlich, dieser umfangreiche Bericht erreichte uns am 5. August 1993. Daraus möchten wir nun zitieren, er basiert auf Tagebuchnotizen vom 5.9.1990, "subjektiv bedingte Verfälschungen sind also trotz der seitdem verstrichenen Jahre ausgeschlossen":
"Ich befand mich mit meiner Frau am 24.08.1990 in Poseritz auf Rügen zu Besuch bei meinem Bruder. Beim Verlassen seiner Wohnung gegen ca 21 h (Sommerzeit) bemerkte meine Frau und ich eine außergewöhnliche Leuchterscheinung etwa 30 Grad über dem Horizont, welche bei ausgestrecktem Arm etwa eine fingernagelgroße Fläche am Himmel einnahm.
Die Sonne ging gerade unter, der Himmel war klar, Sterne waren noch nicht zu sehen. Das Gebilde ähnelte im allgemeinen weissen Leuchtraketen. Ich fuhr ein kleines Stück mit dem Auto, stoppte den Wagen dann jedoch wieder fasziniert von der Konstanz der Erscheinung. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich das gesamte Gebilde um seine vertikale Achse drehte, eindeutig konnte ich dies jedoch nicht erkennen. Ca. 3-5 Minuten war dieses Schauspiel zu beobachten. Als wenn sich das Gebilde entfernte oder 'verblasste' waren die drei äußeren 'Sterne' schließlich nicht mehr erkennbar, der 'innere Sternenhaufen' schien immer kleiner zu werden, war letztendlich nur noch als ein heller Lichtfleck auszumachen und verlosch dann ebenfalls. Ich fuhr mit meinem Auto weiter Richtung Altefähr. Noch während des Anfahrens erschien das Gebilde jedoch wieder in ursprünglicher Form, scheinbar heller und größer (und näher) als zuvor.
Das Auftauchen war vergleichbar mit Lampen, die kontinuierlich aber schnell heller werden. Ein Größerwerden (im Sinne von Näherkommen) war dabei nicht zu beobachten - das Gebilde war absolut konstant. Irritiert hielt ich schließlich erneut kurz vor Gustow, Abzweigung Benz/Warksow. Dort konnten wir das Gebilde ca.10 weitere Minuten beobachten, bis es schließlich - diesmal ohne Formveränderung - verblasste und verschwand.
Am 4.9.90 nahm ich mit dem Kompass die etwaigen Sichtwinkel von drei unterschiedlichen Standpunkten auf (an zweien hatte ich mich selbst befunden, den dritten wiesen mir Augenzeugen aus Altefähr), um ihn auf eine Karte zu übertragen und so den vermutlichen Ort zu bestimmen, über dem die Leuchterscheinung senkrecht gestanden haben muss. Leider zeigte sich dabei, dass die Winkel von Poseritz (1) bzw. Abzweigung Warksow (2) nicht in Übereinstimmung zu bringen waren. Dies lässt sich a.) als normaler Messfehler erklären, oder b.) das Gebilde hat sich bei der ersten Beobachtung (Poseritz) geringfügig in nordöstliche Richtung entfernt. Ich halte einen Aufenthaltsort östlich (leicht nördlich) von Poseritz für am wahrscheinlichsten. Eindeutig ließ sich aus diesen Messungen jedoch ableiten, dass sich die Leuchterscheinung nicht, wie in einem BILD-Zeitungsartikel angegeben, über Greifswald befand. Dies deckt sich mit folgender Feststellung: Ich habe die Leuchterscheinung anders gesehen, als dies in der BILD-Zeitung aus Greifswalder Sicht abgebildet war. Ein äußerer, linker 'Stern', den ich deutlich erkennen konnte, ist auf der Photographie nicht abgebildet. Dies ließe sich durch einen unterschiedlichen Sichtwinkel von ca. 45° erklären. Markiert man wiederum die Orte auf einer Karte, auf die die oben angegebene Konstellation zutrifft, deckt sich dieser Kreisbogen ungefähr mit den Angaben der Sichtwinkel. So halte ich einen Aufenthaltsort über einem Gebiet, welches etwa durch Poseritz, Garz, Putbus, Halbinsel Mönchgut, nördlicher Greifswalder Bodden begrenzt wird, für am wahrscheinlichsten.
In Übereinstimmung aller Angaben sollte hierbei die Suche auf der Halbinsel Mönchgut begonnen werden. Denkbar wäre in Übereinstimmung mit meinen Beobachtungen, dass tatsächlich sehr langsam gleitende Leuchtobjekte abgeschossen wurden, die sich erst nach Erreichen einer bestimmten Konstellation entzuenden. Diese müssten sich dann (durch Wind?) in östlicher (bzw. nordöstliche) Richtung entfernt haben und sind dabei verglüht. Ein zweiter Abschuss erfolgte unmittelbar danach (vielleicht nicht ganz so hoch) wodurch die Leuchterscheinungen relativ konstant bis zum Verglühen blieben."
Ein Herr Jörg M. aus Leipzig schrieb mit Datum des 3. September und schilderte die Beobachtung der "außergewöhnlichen Lichtpunkte" von sich und seiner Gattin, die sie genau um 20:30 h des 24.08.1990 auf der Insel Usedom sichteten, dies im Urlaubsort Ückeritz - passend zur Sichtung 5) übrigens! "Auf der Rücktour unseres Tagesausfluges fuhren wir in Richtung unseres Campingplatzes, als wir plötzlich am nordöstlichen Himmel, 30° bis 40° hoch bei leichter ein brechender Abenddämmerung, ca. 7 Lichter von außergewöhnlicher Art erblickten. Diese Lichter befanden sich vielleicht 2-5 km entfernt (man konnte es sehr schlecht abschätzen) und 'tänzelten' in unterschiedlichen Höhen und Tiefen, jedoch nicht unruhig untereinander.
Diese Lichter hatten einen Durchmesser von ca. 80-100 cm aus unserer Sicht und das Licht könnte man wie ein hell fluoreszierendes Neonlicht beschreiben. Diese Lichtpunkte beobachteten wir ca. 15 Minuten mit großem Interesse, dann setzten wir die Fahrt fort, wodurch wir das Verschwinden nicht gesehen haben", bekamen wir dargestellt. Ein ihm zugeschickter Fragebogen kam nicht retour, ein zweiter nachgeschickter Bogen wurde ebenso nicht retourniert, mehr können wir nicht machen.
Das war der Stand der Dinge für uns, wir hatten zwar nun eine ganze Reihe glaubwürdiger und weitestgehend übereinstimmender Zeugenaussagen von unabhängigen Personen erhalten, aber nur wenige Details schimmerten durch, die uns helfen konnten, eine Erklärung zu finden. Normaler Weise zeigte es sich unserer Erfahrung nach, dass je mehr Zeugen wir zu einem Ereignis finden können, sich um so schneller die UFO- Phänomene natürlich und banal erklären lassen, während nur scheinbar spektakuläre Ereignisse die von Einzelpersonen irgendwo ausgemacht worden sein sollen, in unserem Ordner 'UFO im engeren Sinne' als Restsatz verblieben. Hier schien es erstmals nicht so zu sein! Damit steigerte sich unsere Spannung, aber wir sahen langsam auch ein, dass der Fall Greifswald vielleicht bisher mit der falschen Fragestellung angegangen wurde.
Seit Jahren bereits beschäftigte mich ein besonderer Komplexbereich und lässt mir bis heute keine Ruhe, weil ich irgendwie ahne, dass dort das UFO-Hauptproblem verborgen ist und gleichsam die Lösung des ganzen. Die sensationellsten UFO-Sichtungen, mit vielen Zeugen, sind am leichtesten zu erklären und gehen z.B. auf Re-Entrys oder Boliden zurück, gerade weil viele unabhängige Aussagen vorliegen und ein Reichtum an Informationen aufzugreifen ist. In der ganzen UFO-Literatur sind es ausgerechnet jene Vorkommnisse, die lange Zeit als authentische UFOs gehandelt werden, die von Einzelzeugen oder voneinander abhängige Zeugen (meist Paare, Geschwister oder enge Freunde) stammen. Das angeblich "authentische UFO" bleibt also auf der Ebene der Individual-Erfahrungen sitzen und ist somit leicht im Sektor "subjektives" anzusiedeln.
Wir hatten immer nach Zeugen gesucht, die uns das UFO-Phänomen beschreiben sollten um mehr über es zu erfahren, gab es vielleicht nicht aber auch welche wie bei zig anderen Meldungen über sogenannte Massen-Sichtungen auch, die die Ereignisse nicht als UFO sahen, sondern ihre Natur kannten und niemals an UFOs dachten? Diese Erfahrung machten wir bei derartigen Vorkommnissen auch wieder und wieder: Während viele Menschen eines solchen Zwischenfalls verblüfft von einem UFO sprechen, gibt es unter den Observern aber auch fast immer solche, die erstaunt sind, wenn sie in den Blättern von UFOs lesen, während sie selbst genau wissen, dass die Erscheinung z.B. nur ein extern angebrachter Disco-Scheinwerfer war. Zudem blieben Details der Aussagen wie von Karl-Heinz Behrens, Herr Bitterlich, Frau Michalek, Frau Oppermann und Herr Walter Schwiegersohn im Gedächtnis haften, die in ihrer Gesamtheit den angeblichen UFOs irgendwie doch eine irdische Note namens "Pyrotechnik" gaben, wenn auch eine eher ungewöhnliche für den "UFO-Alltag" voller Planeten-, Sterne-, Feuerball-Boliden-, Miniaturheißluft-Ballon-, Wetterballon- oder Discoscheinwerfer- Fehldeutungen als UFOs.
Die Lichter aus dem Ostseeraum wucherten zum allergrößten UFO-Rätsel aus, kaum eine UFO-Talkshow (auf RTL brachte man bei "Hans Meiser" am 22. Februar 1994 das UFO-Thema unter und hier wurde ein weiterer Greifswaldfilm vorgeführt), kaum ein neues Buchwerk ohne diesbezüglicher Aufmachung. MUFON-CES-Oberer von Ludwiger ist sich längst sicher, dass das Gebilde über der Ostsee auf "Plasma-Bällen" ähnlich wie vermeintliche Kugelblitze zurückgeht. Und Hesemann hatte in "Geheimsache U.F.O" (Silberschnur-Verlag) gleich sein erstes Kapitel mit dem Fall aufgemacht:
"Das Jahr, das den Durchbruch brachte." Hierbei bezog er sich sofort auf "eine gründliche Analyse der Aufnahmen durch Foto-Experten der internationalen MUFON unter Leitung des Astrophysikers und DASA-Forschungsingenieur Illobrand von Ludwiger" (den er übrigens in seinem M2000 Nr.101 auf S.46 dann einen "selbst- ernannten UFO-Papst" titulierte während er dessen Computerfachmann Klein nun als "völlig unwissenschaftlich" hinstellte und damit schon wieder den eigenen groß- sprecherichen Worten den Atem nahm).
Über ein Jahr war vergangen, seitdem wir versuchten, dem Spuk auf die Spur zu kommen. Zwar hatten wir eine erstaunliche Zahl von Zeugen zusätzlich ausfindig machen gekonnt, aber die Aufklärung kam nicht in Greifnähe. Eine ungewohnte Situation. Bisher hatten wir nämlich eine andere Erfahrung gemacht: Je mehr Zeugen für ein und das selbe Phänomen, je schneller lässt es sich erklären. In diesem Fall war das sichtlich falsch gewesen.
Oder lag es einfach nur daran, dass die UFO-Forschung die falsche Frage stellte? Es ist gang und gäbe, dass die UFO-Ermittler nach weiteren UFO-Zeugen einer Meldung Ausschau halten. Dem ist auch nichts kritisches anzufügen, oder doch? Festzustellen war, dass die einige bisher bekannten Zeugen Urlauber an der Ostseeküste waren und das Terrain und seine Besonderheiten nicht kannten, da eben erst die DDR gefallen war und unsere in diesem Fall interessante Zielzone erstmals von Westlern genutzt wurde. Alle bis dahin bekannten Filmaufnahmen wurden so oder so von 'Fremden' und nicht wirklich Ortsansässigen gemacht. Weiterhin ist sicher, dass das eigentliche Phänomen weit vor der Küste und weit oben am Himmel schwebte, um noch z.B. von Greifswald aus gesehen werden zu können. Warum hatte niemand auf See das Phänomen gemeldet?
Hm, UFO-Phänomen-Untersuchung ist ja keine "Ruck-Zuck"-Boulevard-Affäre für den Tag. Es kann schon mal dauern, bis die Informationen soweit komplett sind, um eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Genauso war es auch hier. Gut Ding, will Weile haben. Aber dann ging es recht flott, bis die Lösung gefunden war, aufgebracht nicht von des aus dem Westen kommenden Urlaubern, sondern von Anwohnern! Im Nachhinein ist es natürlich schwierig z.B. Zeugen zu finden, die das vorher als UFO gemeldete Ereignis als z.B. Flugzeug erkannten. Wer merkt sich schon derart normale Begegnungen und könnte sich im Nachhinein genau an Tag und Uhrzeit dieser Flugzeug-Sichtung erinnern? Außerdem: Die UFOlogen haben nie nach derartigen Zeugen zum aktuellen Zeitpunkt gesucht. Dieser ganze Sachverhalt ist ein Tabu. Für mich jedoch nicht, da er zwingend anliegt, nicht nur wegen dem Ostsee-Fall. So fand ich dann den neuen Ansatz, auch wenn vier Jahre ins Land gezogen waren.
Wie es der Zufall will, von N3-TV erhielt ich im Anfang September 1994 eine Einladung zur Live-Talkshow "UFOs & Außerirdische" in einer Hamburger Markthalle (ausgestrahlt am 27.9.1994). Sofort erkannte die die Chance, da ich wusste, dass der Sender ins "Zielgebiet" einstrahlte und ich so die Öffentlichkeit aufrufen konnte, um weitere Informationen zu erhalten. Es gelang mir sogar Frau Kaiser für die Redaktion mit ihrem Videofilm schmackhaft zu machen, damit die Sache auch "rund" wird. Die Ausstrahlung erfolgte am 27. September 1994, parallel einher verschickte ich eine ganze Anzahl von Pressemitteilungen an die Zeitungen im Ostseeraum, sodass drei große Blätter am Sendetag auch Artikel unterbrachten, um auf meinen Wunsch hinzuweisen. Besser konnte es eigentlich nicht laufen! Schon am nächsten Morgen schlug die Aktion voll durch. Selbst BILD half uns dieses Mal mit einem großen Artikel in der Rostocker Ausgabe wirklich weiter - "Experten baff: 4 Meter große UFOs an der Ostsee: Das größte Rätsel der Welt!" und druckte gleich ein Foto der Erscheinungen dazu ab, damit auch gleich jeder weiß, um was es ging! Sven Haden schrieb:
Sie sorgen zur Zeit für Aufruhr in Amerika: UFOs, die über der Ostsee gesichtet wurden. geschehen am 24. August 1990, 20:40 h: Sieben gelbweiße Lichtbälle stehen traubenförmig am Himmel, wandern aufblitzend östlich, drehten sich. UFOs wie viel andere? Wohl nicht. Das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) erklärte die Ostsee-Flugobjekte jetzt zum weltweit größten Rätsel. "Bei allen 400 UFO-Meldungen aus Deutschland, die wir seit 20 Jahren untersucht haben, stand nie ein Besuch aus dem Kosmos dahinter. Meist handelte es sich um verglühende Meteoriten, Raketen, Lichter von Fliegern, Heißluftballons.
Aber das Ostsee-UFO können wir uns absolut nicht erklären", sagt Werner Walter (35), Vorsitzender der CENAP in Mannheim. Die Lichterkombination, die man über Rostock, Greifswald, Rügen, Usedom sah, ist absonderlich:
Die fast vier Meter großen Lichtbälle waren fast 20 Minuten zu sehen, standen ruhig, verändern ihre Form. "Bislang bewegten sich aber alle UFOs sehr schnell, waren konstant, nur Sekunden sichtbar", sagt Walter. Auch auf dem gerade beendeten UFOlogen-Kongress in Richmond (Virginia/USA) waren die Lichtbälle Hauptthema. "Im östlichen Raum wurde noch nie ein UFO gesichtet, es sorgt in Amerika für viel Aufsehen", sagt Walter. Die CENAP (70 Mitglieder), die mit Unis, Luftfahrtbundesämtern und Sternwarten kooperiert, will das Rätsel jetzt knacken. Walter: "UFO-Zeugen von damals bitte dringend melden - Telefon 0621/701370."

Aus UFOs werden IFOs, den Stimulus "dingfest" gemacht

Viele Menschen riefen mich an (Gottlob hatte die Telekom in einer gewaltigen Anstrengung das Telefonnetz inzwischen radikal neu aufgezogen und mächtige Fortschritte dabei erzielt), die am 20. August 1990 das Phänomen ebenso gesehen hatten, aber es gab auch Leute wie das Ehepaar Katrin und Horst Fritz aus Karlsburg, die so etwas schon im Oktober 1986 auf halber Strecke zwischen Anklam und Greifswald an der B 109 beobachtet hatten (weitere Zeugen sollten sich später immer wieder melden, die zu unterschiedlichen Zeiten vorher und nachher genau das selbe im Gebiet sahen). Und: Nach etwa 14 Tagen oder drei Wochen sahen sie das Geschehen sich wiederholen, am gleichen Ort und in identischer Weise!
Ingolf Diense aus Zarndorf befand sich damals in Trappenheide, "gleich bei Usedom", als er die Formation von "sieben Kugeln" sah, die sehr hell erschienen, insgesamt größer als der Vollmond am Himmel standen und wie "Leuchtkugeln an Fallschirmen" aussahen. Er hatte sie zehn Minuten lang gesehen, "dann wurde es mir zu langweilig, da sich weiter nichts tat. Die standen reichlich weit über der See und kommen woanders her", erfuhr ich, als ich nachfragte, ob sie wohl von Deutschland aus aufgelassen worden waren.
Aus Strahlsund meldeten sich die Arbeitskollegen Friedrich Seide und Herr Lepnitz, welche an dem uns interessierenden Abend gerade aufbrachen, um via PKW nach Hamburg zu fahren, als sie unser Schauspiel vom PKW aus sahen. Hoch am Himmel stand eine Formation von für sie "großen, flackernden, weiß-orangenen Heißluftballons", so erklärten sie sich dies damals jedenfalls. Auch wenn wir sonst mehrfach UFO-Sichtungen als Miniatur-Heißluftballons erklären konnten, so ist in diesem Fall hiervon für uns keine Rede! (Und bemannte Heißluftballons, welche z.B. für einen Massenstart in Frage kämen, standen nach Expertenauskunft damals in der betroffenen Gegend nicht in Sicht, wie wir bereits recherchierten.)
Steffen Pichollek aus Greifswald war im August 1990 mit dem Segelboot mit seinen Eltern auf dem Greifswalder Bodden unterwegs gewesen und sie sahen diese Erscheinungen ebenso (und wollten sie fotografieren, aber die Bilder wurden nichts), aber er und seine Eltern hielten sie für "Leuchtziele von Peenemünde aus, die dann beschossen wurden. Solche Leuchtziele steigen ganz, ganz langsam herunter. Ich habe das nie als UFO angesehen." Auch Frau Peitersen, die heute in Berlin lebt, hatte vor Greifswald an jenem Abend die Lichter gesehen, aber sie als "Leuchtraketen der Armee" erkannt, die von Geschossen unter Feuer genommen wurden und scheinbar durch die Traube flogen und dann links abgesetzt explodierten. Als sie dann Holbe's Sendung sah, konnte sie nur den Kopf "über solch einen UFO-Quatsch" schütteln.
Schiffsführer Erwin Kollath war an besagten Abend mit seiner Fähre zwischen dem Festland und Rügen unterwegs, als er in Richtung Greifswalder Bodden schiffte, als er etwas hoch oben fast im Zenit sah, was er bereits von früher kannte: "An Fallschirmen hängende Leuchtbomben, vielleicht von schwedischen oder polnischen Einheiten, so was haben wir hier doch schon immer gehabt. Ich weiß, dass die Zeitungen über UFOs schreiben, aber das ist alles Quatsch!" Die Dinger habe er schon vorher bis nahe Bornholm gesehen. Aufgrund seines Berufs kann Herr Kollath sehr wenig TV schauen und verlässt sich mehr aufs Radio, deswegen sind ihm die "UFO"-Meldungen dort entgangen und er hat die Sache deswegen nie aufklären gekonnt. Jetzt hatte er die Zeitung gelesen und bewusst am Abend ins Fernsehen geschaut und die Sache mitgekriegt, verwundert den Kopf geschüttelt. Da gibt es also wissende Menschen, die z.B. wegen ihres Berufs gar nichts vom größten UFO-Wirbel aller Zeiten mitkriegen und erst nach Jahren mit der Sache bei ihnen an Ort konfrontiert werden, um sie dann erst aufklären zu können.
Sie können sich vorstellen, wie groß unsere Augen wurden und unser Herz heftig pumpte, als wir diesen Schatz in die Hände bekamen.

Schließlich der alles entscheidende Hinweis durch Herrn Dr.med. Lüder Stock aus Strahlsund um 13:30 h, der damals mit seiner Frau an jenem Freitagabend ebenfalls weit draußen auf dem Greifswalder Bodden, "vor dem Eiland Greifswalder Oie", mit seiner Jolle törnte. Er bezeugte genau gesehen zu haben, wie von Seeseite her diese Leuchtkugeln zunächst mit Hilfe von kleinen Raketen an Bord eines Kriegsschiff hochgeschossen wurden, dann einzeln in einer groben Formation aufflammten und gemächlich an überdimensionalen Fallschirmen in der aufsteigenden Thermik der aufgeheizten Ostsee dahinsegelten, wodurch der Abstieg verzögert wurde und parallel ein Auftrieb entstand, wodurch im Endeffekt ein Schweben zustande kam. Dr.Stock gehörte auch zu jenen, die diese "UFO-Formationen" schon öfter dort gesehen hatten: "Diese Erscheinung ist dem Nachtsegler in unserem Review bekannt. Für mich sind das keine UFOs gewesen, nie und nimmer. Dazu habe ich sie schon zu oft da draußen gesehen. Außerdem habe ich als ehemaliger NVA-Offizier selbst mehrfach daran teilgenommen, wenn man diese bei uns im Insiderjargon 'Tannenbäume' genannten Ziele hochschoss. Sie müssen wissen, dass diese Leuchtkugeln sehr hoch gelangen und dann als Übungsziele für Infrarotspürkopf-Boden-Luft-Raketen dienen, man kann ja schlecht am echten Flugzeug üben. Im aktuellen Fall kamen die eingesetzten Raketen eindeutig aus Richtung polnischem Gebiet. Auf einem Film kann man ja sogar die Explosionen - in Form kurzer Lichtblitze - solcher Raketen sehen. Sie werden mich fragen, warum nun der Raketenfeuerschweif der herankommenden Geschosse nicht zu sehen ist. Dies ist ganz einfach zu erklären. Während des Abschusses am Boden und während etwa der Hälfte der Flugzeug zum Himmel hoch sind diese Feuerschweife deutlich daran auszumachen, dann fliegt die Rakete allein vom Schub getragen noch ein gutes Stück weiter und nur ihre Abstrahldüse glüht hell nach. Dann verloschen die Leuchtziele etwa in umgekehrter Reihenfolge ihres Erscheinens. Ich hab das schon auf SAT1 gesehen gehabt, dachte aber, dass die Offiziellen die Sache schon klären würden, deswegen habe ich mich nicht gemeldet gehabt. Erst Ihr Aufruf machte mir klar, dass das immer noch als UFO gilt. Meines Erachtens nach ist es unsinnig, diese Erscheinung zu mystifizieren."

Also, viel heiße Luft (deswegen als Infrarot-Ziele suchende Boden-Luft-Raketen), welche das größte deutsche UFO-Rätsel produzierte und einen Bestseller-Autor vom Besuch der Außerirdischen träumen ließ während andere UFO-Freunde 'computergestützte' Spekulationen über meteorologische Wundersamkeiten wie Kugelblitz-Abarten absonderten.
Die anderen werden es schon richten, so lautet das Fazit dieser Ermittlung.
Da geistert jahrelang ein UFO-Traum durch die Medien und die ganze (?) UFO-Szene "müht" sich um Aufklärung, während gleichsam so mancher Wissende zu Hause sitzt und erst wachgerüttelt werden muss, um zu melden, was er weiß. Gewichtige Fragestellung: Wie oft kam die UFOlogie schon in diese Situation und hat nur deswegen noch ein paar ungelöste Geheimnisse im Koffer? Da entweicht die dünne Luft rund um das UFO- Phänomen gänzlich in den Weltraum und hinterlässt ein Vakuum für den Willen-zum-UFO- Glauben. Ich denke, dass das größte deutsche UFO-Rätsel einen entscheidenden Faktor einbrachte, um die ganze UFO-Diskussion neu zu überdenken. Meine Kollegen Köhler und Henke strengten sich weiter an, um die Aufklärung des Falls wasserdicht zu machen.

Über die Zeitschrift Luftwaffen-Forum in Bonn erreichte Hansjürgen Köhler schließlich Herrn Franz-Lorenz Lill, ehemaliger Pressesprecher der ostdeutschen Luftwaffe. Dieser wusste Details zusätzlich einzubringen. Das Sichtungsgebiet über der Ostsee, östlich von Rügen und nördlich von Usedom hin zur polnischen Seite, war die ehemalige Luftschießzone II des Warschauer Pakts gewesen, wo militärische Übungen verschiedener Art durchgeführt wurden. Hierbei wurden entweder durch Jagdflugzeuge sogenannte FLG-Raketen mit Gefechtsfeldbeleuchtungen vom Himmel gelassen, die an Fallschirmen gebremst herabsegelten, oder eben von Kriegsschifen wurden Leuchtbombenziele als Targets für Infrarotspürkopf versehene Raketen in den Himmel geschossen. Besonders die heute nicht mehr existierende Nordgruppe der Sowjetstreitkräfte, welche auf polnischem Boden bei Scheuna stationiert waren, verwendeten solches Material ausgiebig im genannten Raum. Rudolf Henke konnte schließlich beim Bonner Verteidigungs-Ministerium in der Luftwaffen-Pressestelle Oberstleutnant Booth überzeugen, sich einmal die zufällig gerade anstehende ARD-UFO-Sendung vom 24. Oktober 1994 anzuschauen, von der wir wussten, dass der Fall Greifswald dort mit neuen Filmbeweisen aufgegriffen würde, tatsächlich war hier von einem Zeugen gleich zwei Formationen auf einem Schlag fotografiert worden - eine weit oben und eine weitere schon ziemlich weit herabgekommen. Tags darauf bestätigte Booth, dass die gezeigten UFOs nichts weiter als "Signalbomben" (Fachjargon West: "Feuertöpfe") waren, die viele Minuten lang an Fallschirmen hängen und vor sich hinleuchten.
Die einfliegenden Einzelobjekte seien nichts weiter als Raketen am Ende ihrer parabolischen Flugbahn, die auf diese Ziele abfeuert worden waren.
Was braucht es noch für Bestätigungen zur Aufklärung eines solchen Phänomens? Dennoch auf der MUFON-Konferenz in Richmond stellte Herr von Ludwiger den Fall als größtes aller UFO-Rätsel vor...
Unter diesem Kenntnisstand schickten wir wieder eine Pressemeldung hinaus.
Am 29. Oktober 1994 erschien dann in der BILD ein zusammengestauchter und teilweise verstümmelter Artikel, der halbswegs die Ereignisse aufklärte:
Greifswald-UFOs waren nur NVA-Leuchtbomben: Die legendären "Greifswalder UFOs": Am Abend des 24. August 1990 sahen Dutzende Menschen unabhängig voneinander sieben leuchtende Kugeln über der Ostsee. Sogar Videoaufzeichnungen und Fotos gab's. Jetzt kam raus: Alles Schwindel...
Erst am Montag hatten in der ARD-Fernsehsendung "UFOs, es gibt sie doch" Forscher die Greifswalder UFOs als "echt" bezeichnet. Gestern löste der UFO-Wissenschaftler Werner Walter (37) aus Mannheim das Rätsel: "Die UFOs waren NVA-Übungs-Leuchtbomben an Fallschirmen."

Scheinbar erreichte dieser Artikel die ganze UFO-Szene und schockierte sie, teilweise müssen die Freunde des Phantastischen gelähmt gewesen sein, jedenfalls hörten zumindest wir zunächst nichts mehr aus der 'Szene'. Wir veröffentlichten im CENAP REPORT Nr. 219 für Oktober/November 1994 unsere Feststellungen genauso wie hier. Dann erreichte uns noch ein Schreiben von Lars Norrsell von der Schwedischen Botschaft, Verteidigungsabteilung des Marine- und Luftwaffenattaches, mit Datum des 8. November 1994, wonach es an jenem berühmten Abend Beobachtungen der schwedischen Streitkräfte gab, dass da "Flugstreitkräfte, wahrscheinlich russische, östlich von Rügen" Übungen "mit Lenkflugkörpern" (Raketen) durchführten. Die dabei auftauchenden Lichtern könnten also durchaus auf "Infrarot-Ziel-Fackeln" zurückgehen. Die Richtung der Observationen der schwedischen Einheiten stimmt jedenfalls "ziemlich gut mit den Ihrigen überein". Und mit Datum vom 14. November 1994 antwortete uns das "Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung" in Koblenz zwecks unserem "Amtshilfe-Ersuchen", dass entsprechende Recherchen des Amtes ergeben hatten, dass da tatsächlich "an diesem Tage entsprechende Versuche durchgeführt" wurden und das Präsidialbüro des Bundesamtes unter Herrn Müller unsere "Beobachtungen und die dazugehörigen Erklärungen" daher nur bestätigen konnte. Damit war der Deckel auf dem Fass und die Lüdenscheider Kollegen von der GEP konnten dann schließlich unabhängig den Fassdeckel zunageln, als sie in ihrem Journal für UFO-Forschung (JUFOF, Nr. 1/1995) einen Ex-NVA-Soldaten berichten ließen, der bereits kurz nach der Wende nach Lüdenscheid gekommen war. Sein Bericht spricht für uns, nicht gegen uns: "In den Jahren 1976 und 1977 war ich als Soldat der Volksmarine auf der Insel Rügen stationiert. Auf dem nördlichsten Militärstützpunkt in Dranski, es handelte sich um einen Flottenstützpunkt auf dem Kriegsschiffe stationiert waren, war ich in einer Nachschub-Einheit beschäftigt. Sie regelte den gesamten Nachschub für raketentechnische Einheiten, d.h., Verpflegung/ Küche, Raketen wurden zur Wartung abgeholt, wieder geliefert, Treibstofflieferungen usw. Dabei habe ich vom Festland aus mehrfach die und ähnliche Lichter beobachten können, wie sie mir kürzlich auf Video gezeigt worden sind. Es handelt sich hierbei um Leuchtziele, die vom Ufer aus oder von Schiffen hochgeschossen werden und dann an großen Fallschirmen schweben... Vom Schiff/Boden aus wurde dann optisch beobachtet, wie nahe die Granate etc. am Leuchtziel explodiert... Diese Leuchtziele haben nicht nur die NVA verschossen, sondern auch Einheiten der Russen. Die haben möglicherweise auch eigene Arten von Leuchtzielen verwendet."

Wenn einem das Lieblingsspielzeug genommen wird...

Auch wenn unsere Dokumentation über die Ereignisse und die Aussagen sowie Details der Beteiligten schlussendlich zu einer klaren Antwort führten, die UFOlogie und ihre Promoter verhielten sich dagegen wie kleine Kinder, denen man ihr Lieblingsspielzeug wegnimmt. Wütend und Störrisch. Ohne dass einer von ihnen mit uns mal wegen dem Fall korrespondierte, zumal lesen die allerwenigsten UFO-Promoter tatsächlich auch den CENAP REPORT, wo wir ja alles breit veröffentlichen. Den verkürzenden BILD-Artikel dagegen las jeder und sah die paar Informationen dort als den Kern unserer Aussage an. Hier wäre es sicherlich gut gewesen, wenn man sich als UFO-Freund mal weitergehend mit unseren Informationen beschäftigt hätte. Aber da dies grundsätzlich kaum getan wird, warum deswegen beim "größten UFO-Fall Deutschlands" tun? Greifswald, so sollte man sich erinnern und realisieren, passierte quasi inmitten eines ausbrechenden UFO-Booms in Deutschland.
Gegen Ende der 80er Jahre hatte Michael Hesemann mit seinem kurzfristigen Freund und Kollegen Andreas "Auf"Schneider (einem jungen Burschen der über die Bravo einen UFO-Alien-Jugendkult wegen seinen angeblichen Kontakten mit Lebewesen vom Planeten Ummo aufgezogen hatte und nun als Teenager neue Märkte im UFO-Bereich erobern wollte, um sein Leben im Frankfurter Bahnhofs-Millieu hinter sich zu lassen) den ersten großen deutschen UFO-Kongress in Frankfurt mit fast 2.000 Besuchern organisiert. Zu etwa der selben Zeit berichteten alle Zeitungen über eine angebliche Fliegende Untertassen-Landung im russischen Woronesch und seit Ende November 1989 lief im ostbelgischen Nachbarraum eine große UFO-Welle um sogenannte Fliegende Dreiecke an, die den alten Typ der Fliegenden Untertasse von Design her ablösten. Land-Art-Designer in England legten dagegen kosmische Symbole in Kornfeldern an, die als Kornkreis-Piktogramme neue UFO-Jünger aus dem Boden sprießen ließen. Und aus Gulf Breeze, Florida, meldete Ed Walters eine ganze Serie von Polaroid-Aufnahmen von Fliegenden Untertassen gemacht zu haben. Hierüber erschien sogar bei Droemer Knaur 1990 das dickleibige Buchwerk "UFOs: Es gibt sie" als eine Dokumenation über 45 sensationelle Fotos, "die von Naturwissenschaftlern nach eingehenden Analysen als echt und authentisch klassifiziert wurden". Das Werk wurde zum 'Heiligtum' der UFO-Bewegung. MUFON-Mitglied Dr. Bruce Maccabee, ein Physiker, stellte sich als Experte hinter den Fall und berechnete hier das fragliche Objekt auf 4,3 Meter im Durchmesser - in Wirklichkeit war es ein handtellergroßes Plastikmodell eigener Fertigung und bestand aus Party-Wegwerf-Papptellern und der transparenten Hülse einer Edelzigarre.
Da wäre Greifswald eben zu schön gewesen, um den großen ufologischen Durchbruch belegen zu können. Dies in einer Ära, als die (ufologische) Welt mit Spannung auf neue Entwicklungen wartete, die sich durch die erwähnten Einzelfacetten angeblich abzeichneten. Solche "Wellen" sind nicht neu und traten im Laufe der mehr als 50jährigen UFO-Story immer wieder auf - und floppten schließlich bei näherer Begutachtung. Einzig und allein Träume blieben zurück. Doch Träume sind Schäume...

So um die Zeit, als die ARD-Produktion "UFOs: Und es gibt sie doch" lief, war es uns also gelungen, den Zwischenfall von Greifswald aufzuklären während in jener Sendung noch eine ganze Reihe von echten UFOs als falsche UFOs dargestellt wurden. Selbst schlichte Lichtprojektionen von "Laser"-Scheinwerfern an Discos wurden zum "Besuch aus dem Weltall", weswegen wir zwei Wochen lang aus ganz Deutschland mit derartigen "UFO-Meldungen", wie die UFOs im Fernsehen, eingedeckt wurden. Da für die "UFO- Wissenschaftler" im Fernsehen auch Greifswald zu den ungelösten Mysterien zählte, erging es den MUFON-CESlern ähnlich wie uns in Mannheim, sie wurden auch hier mit Material zu Greifswald eingedeckt, während für uns vom CENAP der Fall um diese Ecke herum aufgeklärt war, begann für MUFON-CES der Fall erst einzusetzen. Dabei ist es wichtig sich einmal die psychologische Seite für die Zeugen und Berichterstatter anzusehen. Wir wissen auch, dass der menschliche Verstand das Unbekannt erscheinende versucht in Begrifflichkeiten des Bekannten auszudrücken oder zu fassen. Damit verbunden ist natürlich die Tendenz Aussergewöhnliches in Alltagsmustern einzubinden. Das visionaere Gerücht von den Fliegenden Untertassen führt dabei zu einem (menschlichen) Dilemma. Die Experten sagen, dass da kein Raumschiffe von anderen Sternen um uns herum sind, die Zeugen sagen, dass genau dies von ihnen aber beobachtet wurde.

Natürlich zeigt sich immer wieder, das Zeugen sich täuschen lassen und auch das Experten sich täuschen können. Das ist doch eine sehr menschliche Situation, wenn wir uns auf den "final act des Saucer -Drama" zubewegen wollen. Erinnern sollten wir uns aber immer an folgendes: Ein UFO-Bericht ist nicht die Dokumentation von einem Fakten-Set betreffs einem Vorfall oder einer Begegnung. Er ist nur das Resultat des Versuchs des Zeugen die für ihn unverständliche Erfahrung zu verstehen, also mit eine Interpretation. Es ist aufgrund des wahrnehmungspsychologischen Problems in unserer Wahrnehmung nicht so, dass die Zeugen soetwas wie eine Videoaufnahme der Ereignisse in ihrem Kopf mit sich herumtragen, sondern sie bearbeiten die Erinnerung aufgrund ihres Inputs und aufgrund von kulturellen Einwirkungen. Zeugen ausser- gewöhnlicher und für sie nicht erklärlicher (Himmels-)Erscheinungen sind natürlich aufgebracht ob ihrer unverstandenen Observation. Sie finden hierfür keine befriedigende Erklärung und gleichen ihre Erfahrung mit dem ab, was sie bereits in Sachen UFOs erfahren haben. Meinungen und Vorurteile stehen sich da im Widerspruch. Die Beobachter stehen oftmals im Zwiespalt, sollen sie glauben was z.B. die BILD-Zeitung über UFOs berichtet oder das annehmen, was "akademische UFO-Forscher" im Fernsehen äussern dürfen? Ist die Grundstimmung z.B. in einer Reportage UFO-zugewendet und werden dort konkrete Erscheinungen vorgeführt als "echte Mysterien" (wie es im Oktober 1994 z.B. anhand der Skytracker-Effekte sowie zu Greifswald geschehen ist), dann sind die Menschen überaus bereit dieser Autorität sich zu unterwerfen und aufgrund ihrer eigenen Faszination ob des Gesehenen ebenfalls anzunehmen, dass dies alles etwas total Unerklärliches war (und damit hoffen, die z.B. im TV aufgetretenen Forscher zu unterstützen, vor allem Dingen aber auch wegen ihres eigenen Seelenheils, wenn sie dann von den "Experten" bestätigt bekommen zu den Auserwählten sich zählen zu dürfen).

Jeder, der langjährig mit UFO-Zeugen direkt zu tun bekommen hat macht eine durchgehend gültige Feststellung: Die allermeisten sich enttäuscht und "unbefriedigt", wenn man ihnen ihre "UFO"-Sichtung in normalen Begrifflichkeiten erklärt - manche wehren sich sogar dagegen, siehe oben in Sachen "Auserwähltheit". Immer wieder macht man die Erfahrung, dass dann plötzlich verfremdende Argumente auftauchen, die zuerst gar nicht gemeldet wurden und offenbar nur dazu dienen, einen Strangeness- Faktor aufzuziehen und eine "Unerklärlichkeit" zu produzieren. Betrachtet man sich die Entwicklung der Greifswald-Story nach unserer Aufklärung, scheint es da einige "Rebellen" gegeben zu haben, die aufgrund der ARD-Sendung und ihrer eigenen freudigen Faszination den "Experten" aus dem Fernsehen in der seriösen Reportage Argumente lieferten, die ihnen selbst nur die Seele schmeicheln, um sagen zu können: "Da, Mutti, die sagen auch, dass das etwas ganz und gar Unerklärliches ist!" Unter diesen Umständen und den daraus gewonnenen Erkenntnissen haben wir schon lange ein "ungutes Gefühl", wenn wir mit Zeugen nach der großen Mediendarstellung und dem oftmals damit verbundenen Durcheinander und Hickhack zu tun bekommen, die meistens enttäuscht sind, wenn man ihre "unglaublichen Erfahrungen" so oder so (gelegentlich auch falsch) erklärt, was sie oftmals aus Unkenntnis nicht nachvollziehen können. Der Halbsatz "Das kann nicht sein, weil..." klingelt uns oftmals in den Ohren, obwohl das IFO ganz offensichtlich (für uns als Sachverständige) ist. Deswegen scheinen Zeugen im Nachhinein auch gerne bereit zu sein sich "gläubigen" Experten hin zu öffnen und ihnen das zu geben, nach dem sie suchen. Dazu muss man natürlich etwas "bieten" um den "Support" zu gewährleisten und bestätigt zu bekommen, ebenso Zeuge des Außergewöhnlichen gewesen zu sein. Deswegen sind wir z.B. mit der Einrichtung der nationale UFO-Hotline auch darauf aus, unverfälschte und originale Erstaussagen von UFO- Beobachtungen zu bekommen, noch bevor es eine öffentliche Debatte darüber gibt und Zeugen sich nicht eines "Gesichtsverlust" ausgesetzt sehen müssen - und vor allen Dingen keine allzu großen Erwartungen nach Bestätigung mitbringen.

Bereits der Augenzeuge und UFO-Berichterstatter entscheidet bei seiner Meldung gegenüber UFO-Forscher, welche Nachricht er mit uns teilen will - und diese Message ist nicht nur eine Frage nach 'den Fakten' wie im restlichen Leben auch. Der Beschluss und die Entscheidung des UFO-Berichterstatters bestimmt grundsätzlich wie er seine Erfahrung einer anderen Person gegenüber weitergibt. Der UFO-Berichterstatter ist in der 'glücklichen' Lage Fakten selektieren zu können und festzulegen, was für ihn wichtig ist uns mitzuteilen. Das Motiv hierzu ist oftmals schwer zu erkennen, weil wir kaum den Prozess der Datenfilterung aufgrund des persönlichen Überzeugungs- und Glaubenssystem sowie der aufgebauten Vorstellungswelt ergründen können. Immer haben wir es mit dem Problem zu tun, dass ein Mensch unter nicht erkannten Motiven automatisch jene Details aussucht, auswählt und und vorstellig macht mit denen er seine eigenen Vorstellungen entsprechend seines Glaubenssystems bestätigt und/oder bekräftigt bekommen kann. Dabei ist die Gefahr groß, dass Elemente der Beobachtung die widersprüchlich oder zumindest unproduktiv sind um die eigene Überzeugung zu fördern, angebildert oder sogar ignoriert werden. Bei jedem Beschluss den der Mensch fasst werden die Fakten 9:1 dem Subjektiven gegenüber “geopfert”. Wie wir wissen, wollen sehr viele Menschen sich bestätigen lassen, echte und exotische UFOs gesehen zu haben, ob damit auch Verfremdungen bzw. Übertreibungen einhergehen kann um Einzelfall nur abgeklärt werden, wenn dem Untersucher ein Stimulus bekannt ist und er dann die dargestellten "Abweichungen" festmachen kann. Tatsächlich findet in nicht wenigen UFO-Meldungen eine derartige Verfremdung statt, die aber auch auf rein wahrnehmungspsychologischer Basis stattgefunden haben kann.
Sicherlich aber muss dem UFO-Phänomen-Untersucher beides deutlich und klar sein!

Gespannt wartete die UFO-Szene 1995 auf ein neues Buch aus "wissenschaftlicher Hand", weil MUFON-CES von einigen UFO-Freunden des Fantastischen gerne hoch bejubelt wird, da die dortigen Akademiker und Wissenschaftler der UFOlogie einen wissenschaftlichen Schliff zu geben scheinen und damit natürlich 'unserem' Thema mehr Gehalt geben. "UFO-Geheimhaltung" hieß das bei Herbig erschienene Werk von Helmut Lammer und Oliver Sidla, welche "eine wissenschaftliche Bilanz" zieht, nachdem von Ludwiger vorher schon den "Stand der UFO-Forschung" vorgeführt hatte. Hier wurde nun die Story von Greifswald zu einer der "faszinierendsten in der Geschichte der UFO- Forschung" gezählt und sie wurde "intensivst auf Authenzität und Echtheit überprüft", obwohl allem objektiven Sinn nach hier eigentlich nie die Frage aufkam, ob die Ereignisse vielleicht unecht seien oder nicht authentisch. Worthülsen also. Genauso wie die Autoren behaupteten, dass trotz der "verzweifelten Aufklärungs- versuche deutscher UFO-Skeptiker" im Fall der ostbelgischen UFO-Welle diese Ereignisse "bis heute nicht geklärt" seien oder im Fall des ebenso bekannten Gulf Breeze-UFO-Fotografen Ed Walters seine Bilder noch durch keinen Skeptiker "eine ausreichende Erklärung" gefunden hätten während "intensivste Untersuchungen der Aufnahmen durch Experten deren Echtheit nicht widerlegen konnten". Demnach seien diejenigen UFOs "eines der größten Rätsel unserer Zeit".

Da sich das Buch hauptsächlich um die Enthüllung der Geheimhaltung von UFOs durch die US-Regierung müht und sich als eine "umfassende, wissenschaftlich recherchierte" Arbeit versteht, verwunderte uns doch schon, dass die angeblich beim Militär und den Geheimdiensten festgestellte Vertuschung von Tatsachen hauptsächlich bei den beiden Autoren nachgewiesen werden kann. So verwenden sie auf S. 207 Seite 1 des berühmten Briefes von General N. F. Twining vom Air Materiel Command (AMC) an den Kommando-General der Army Air Forces, General George Schulgen im Pentagon, vom 23. September 1947, in welchem nach der Bergung des angeblichen Fliegenden Untertassen-Wracks von Roswell erklärt werde, dass das gemeldete Phänomen der Fliegenden Scheiben "etwas Reales und nichts Phantastisches oder Fiktives ist" und "es Objekte gibt, die wahrscheinlich das Aussehen einer Scheibe aufweisen. Die Größe dieser Objekte entspricht ungefähr der eines Flugzeuges." Leider versäumten die Autoren die Seite 2 abzudrucken, in welchem Twining bedauert (und das ist jetzt entscheidend!), dass die Streitkräfte immer noch keinen Beweis in Form eines geborgenen Wracks betreffs dieser Objekte besitzt und man sich nur mit den Berichten zufrieden geben muss, die es über die gemachten Observationen gibt. Fast schon hämisch erklären die Lammer/Sidla, dass solche Aussagen dann von "Skeptikern wie Philip Klass" verwendet werden, um den Roswell-Zwischenfall zu "entlarven". Dabei ist doch äusserst offensichtlich, dass damit die Roswell-Story vom Tisch ist und es nichts weiter zu deuteln gibt.

Ebenso erschien 1995/1996 Illobrand von Luwdwiger mit "UFOs - Zeugen und Zeichen/ Wissenschaftler untersuchen aussergewöhnliche Himmelserscheinungen" im kleinen Berliner Verlag edition q um ein besser gebildetes Publikum (mit höherem Einkommen, da das Werk inklusive eines Videobandes mit knapp DM 100,-- keines für den Massenmarkt sein kann) zu erreichen, was von der Idee her natürlich zu begrüßen ist. Auch wird ging basierend auf einem Vortrag vom 10. Dezember 1993 durch den Autor im Max-Planck-Intsitut für Aeronomie in Lindau bei Göttingen, kein Weg an Greifswald vorbei. Er stellt hier fest, das die Lichtertrauben "wiederholt" beobachtet worden waren und keine Einzelformation sichtbar war. Keiner der MUFON-CES-Zeugen hat die Erscheinungen "von Anfang bis Ende ständig im Auge behalten" und "niemand der Zeugen konnte zu den einzelnen Vorgängen die genaue Beobachtungszeit nennen". Dies ist uns schon wichtig festzustellen, weil genau die Vertreter jener Organisation vorbringen, dass keine "Leuchtbombe" oder "Signalfackel" 45 Minuten lang brennen kann, wie es angeblich beschrieben wurde. Dipl. Phy. von Ludwiger weiß also ganz genau, dass aufgrund seiner eigenen Darstellung dieses Argument nicht ziehen kann, da die Fall-Gegebenheiten ganz anders sind und mit 45 Minuten die Gesamtdauer des Phänomens durch eben wiederholt auftauchende Lichtertrauben gemeint ist und nicht das Auftauchen von nur einer Formation mit 45 Minuten 'Brenndauer'. Es ist somit auch kein Wunder, dass es bis heute keinen Videofilm dieses Phantoms gibt, der durchgehend die Erscheinungen dokumentiert, ganz zu schweigen von 45 Minuten Länge.
Erstaunlich ist dagegen eines: von Ludwiger verwendete in diesem Buch ganz ungeniert unser Zeugenmaterial, welches WW ihm zugefaxt hatte, um in der Bitte nach Informationsaustausch den ersten Schritt zu tun (wobei es leider am berühmten zweiten Schritt von Seitens der MUFON-CES mangelte). Dafür aber hieb der Herr ganz schön auf die Demagogen-Pauke und schrieb, das
W. Walter die Greifswald-Objekte "zunächst als Spiegelungen in einer Fensterscheibe" erklärte, was diesen auch erstmals beim Lesen dieser Zeilen bekannt wurde.

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