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21.12.2004
Was wissen wir wirklich über…
Bethlehem
Von Christian Bauer

Die Geburtskirche in Bethlehem (Foto: AP)
Die Geburtskirche in Bethlehem (Foto: AP)
Bethlehem, "die kleine Stadt" - etwa zwölf Kilometer südlich von Jerusalem.

Dass Jesus hier geboren ist, das ist nicht wahrscheinlich, aber auch nicht widerlegbar. Wie so oft in der Bibel sind geografische Angaben theologische Aussagen, folgen also der anderen Logik Gottes, hier der Logik, dass seine "Kraft in den Schwachen mächtig" ist. Bethlehem ist die Stadt Davids. Dass Jesus da geboren ist, hat eher symbolische Bedeutung von theologischer Aussagekraft: nämlich, dass er in der Tradition des Königs steht.

Bethlehem übersetzt würde wahrscheinlich "Brothausen" heißen (wörtlich: Haus des Brotes)

Bethlehem, "die kleine Stadt", trug diesen Namen um das Jahr NULL zu Recht, denn es war eigentlich nur noch ein unbedeutendes Hirtendorf, das seine Blütezeit lange hinter sich hatte. Ein paar Hütten, Häuser, Ställe (sehr passend übrigens für eine Geburt Jesu...) - mehr nicht.

Karte Bethlehem
Karte Bethlehem
Das Örtchen im Süden Jerusalems hatte mal mehr zu bieten. Da König David dorther kam, erlebte Bethlehem unter seiner Herrschaft so etwas wie eine Blüte. Die Zeugnisse sind natürlich biblisch. Das Buch Ruth im Alten Testament erzählt ausführlich von den Vorfahren Davids und in den Samuelbüchern ist dann Bethlehem auch wichtigster Handlungsort der Geschichte - da salbt Samuel David zum König. Es ist schwer vorstellbar, dass dieses religiös bedeutende Ereignis in einem unbedeutenden Dorf geschehen sein soll. Natürlich spielt immer die Nähe zu Jerusalem eine Rolle - zur Hauptstadt.

David soll nach bisherigen Einordnungen etwa um 1000 vor Christus gelebt haben.

Meldung von heute: Die Existenz des biblischen Königs David wird von Archäologen und Historikern mehr und mehr in Frage gestellt. Trotz intensiver archäologischer Suche seien bisher so gut wie keine Spuren von David gefunden worden, berichtet das Hamburger Magazin "National Geographic Deutschland" in seiner Januar-Ausgabe.

David - nur ein Symbol für die jüdische Geschichte? Das Argument, das die Symbol-Verfechter ins Feld führen, lautet: Die Verfasser der Bibel hätten in seiner Gestalt den Prozess der Staatsbildung verdichtet, der sich über Jahrhunderte erstreckte. David steht also eher für eine Ideengeschichte, weniger für eine historisch real existierende Person.

Stichwort: Herodes und der Kindermord: Der hat als historisches Ereignis so nicht stattgefunden. Wir müssen ihn vielmehr verstehen auf dem Hintergrund antiker Erzähltradition, dergestalt nämlich, dass ein von Gott gesandter Retter, ein göttlicher Knabe, einen Gegenspieler brauchte, der seine Mission gleich von Anfang an bedroht hat. Und so wie der biblische Mose, der von Gott gesandte Retter Israels, einen solchen Gegenspieler hatte, nämlich den Pharao, erschafft Matthäus auch für den Jesusknaben einen Gegenspieler, und dieser Gegenspieler ist eben Herodes.

Stichwort Bethlehem heute: natürlich hat die kleine Stadt von der Geschichte mit dem Stall profitiert. Geburtskirche ist touristische Tradition - auf Bibelreisen muss man Bethlehem einfach gesehen haben - aber Bethlehem ist auch wichtig für den interreligiösen Dialog. Ein Ort an dem Christen, Juden und Muslime miteinander sprechen.


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