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Forscherstreit um Hominidenknochen

Wer darf die Gebeine des Homo floresiensis erforschen? - Üble Vorwürfe

von Holger Kroker

Leipzig - Um die Reste der auf der indonesischen Insel Flores gefundenen dritten Menschenart ist ein bitterer Streit entbrannt. Unversehens wird Jean-Jacques Hublin, renommierter Paläoanthropologe und Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, hineingezogen. Ihm wirft der australische Teil des binationalen Entdeckerteams um Michael Morwood von der University of New England in Armidale unethisches, möglicherweise sogar illegales Verhalten vor: Hublin soll Proben von den Überresten des zwergenhaften Homo floresiensis außer Landes geschafft haben, und das ohne die erforderlichen Genehmigungen. "Ich bekam die Proben mit voller Erlaubnis der Behörden, um sie zur chemischen Analyse nach Leipzig zu bringen", wehrt sich Hublin gegen die Angriffe. Tatsächlich hat er zwei winzige, je ein Gramm schwere Bruchstücke des Skeletts nach Leipzig gebracht. Es seien, so Hublin, Fragmente ohne jegliches Interesse für anatomische Studien am Skelett. "Der Austausch solcher Proben zwischen Labors ist absolut üblich", erklärt der MPI-Direktor.

Ein Sturm im Wasserglas also, entfacht aufgrund mangelnder Informationen? Nicht ganz, denn Morwood und Hublin scheinen Opfer eines innerindonesischen Machtkampfs zu sein. Die Australier fürchten offenbar, um den wissenschaftlichen Ertrag ihrer Grabungen gebracht zu werden. Seit gut drei Monaten sind ihre Funde in den Händen des einflußreichen Anthropologen Teuku Jacob von der Universität Gadjah Mada. Jacob ist an den meisten Frühmenschenfunden des Landes beteiligt gewesen - nicht jedoch an den Ausgrabungen auf Flores.

Doch dann setzte er sich doch in den Besitz der Knochen, um sie zu untersuchen und auch anderen Fachleuten zu zeigen. "Das geschah dank seiner guten Beziehungen zu Radien Soejono, dem indonesischen Leiter des Ausgrabungsteams, jedoch ohne meine Erlaubnis", erklärt Tony Djubiantono, Direktor des indonesischen Zentrums für Archäologie in der Hauptstadt Djakarta, wo die Knochen rechtmäßig aufbewahrt werden sollten. Djubiantono hat die Erlaubnis inzwischen nachträglich erteilt - und Jacob gleich noch den Rest der Funde von Flores gegeben. Die australischen Mitentdecker beschweren sich dagegen, daß ihnen der Zugriff auf ihre eigenen Funde verwehrt werde.

Anscheinend haben die indonesischen Forscher unter Führung des Kulturministeriums mittlerweile die weitere Erforschung des Homo floresiensis in die eigenen Hände genommen - ohne die Australier einzubinden oder auch nur zu informieren. Hublins Besuch bei Jacob und der Transport der Proben nach Leipzig ist offenbar Teil dieses Vorhabens, denn im DNA-Labor von Svante Pääbo soll geklärt werden, ob es sich lohnt, in den alten Knochen nach Erbmaterial zu suchen. Die Australier, die gleichberechtigte Partner bei der Entdeckung waren und 600 000 Euro investiert hatten, verweisen zwar auf Abkommen, die den Umgang mit den Funden regeln, doch reichen die offenbar nicht aus.

In Leipzig liegen die Analysen erst einmal auf Eis. "Ich habe Professor Jacob gebeten, das Problem mit dem Direktor des Zentrums für Archäologie zu klären und uns eine Genehmigung per E-Mail oder ähnlichem zu schicken. Dann werden wir die Analyse durchführen", betont Jean-Jacques Hublin. Telefonisch habe Teuku Jacob ihm diese bereits angekündigt.

Artikel erschienen am Mo, 21. Februar 2005

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