Er ist einer der größten Leichtathleten des 20. Jahrhunderts. Mit fünf Olympiasiegen, neun Weltmeistertiteln, sechs Weltrekorden und einzigartigen Siegesserien ist Michael Johnson schon während seiner aktiven Zeit zur Legende geworden.
Der gebürtige Texaner hat in seiner Laufbahn alles erreicht. Seit 1991 brachte er von jeder Weltmeisterschaft mindestens einen Titel mit nach Hause. Meist gewann er aber gleich mehrmals Gold – über 200 m, 400 m und mit der 4x400-m-Staffel.
Höhepunkte seiner Laufbahn sind vor allem die beiden Weltrekorde. Die 200-m-Bestmarke sicherte er sich bei den Olympischen Spielen in Atlanta. Nachdem er zuvor bereits Gold über die Stadionrunde geholt hatte, gelang ihm auf der kürzeren Strecke das Unglaubliche: Bei 19,32 sec. blieb die Uhr stehen. Johnson verbesserte damit seinen eigenen Weltrekord um 34 Hundertstel.
1999 krönte er seine Laufbahn schließlich mit dem Rekord über 400 m. In Sevilla unterbot er die zwölf Jahre alte Bestleistung seines Landsmannes Butch Reynolds und setzte mit 43,18 sec. einen neue Bestmarke. Fachleute sind sich einig, dass diese Zeit noch über Jahre hinaus Bestand haben wird. Nur Johnson selbst wäre wohl in der Lage, sie zu unterbieten. In Sydney 2000 konnte er als erster Läufer seinen Olympiatitel über 400 m verteidigen.
Der diplomierte Marketing-Fachmann wusste stets um den Marktwert seiner Ausnahmeleistungen. Trotz aller Erfolgserlebnisse hat Sport für ihn nur wenig mit Spaß zu tun: 'Es ist ein Geschäft und eine harte Herausforderung, die darin besteht, immer schneller zu laufen als die anderen. Wenn das klappt, dann laufen die Geschäfte außerhalb des Sports.' Mit coolen, zum Teil fast arroganten Äußerungen sorgte Johnson oftmals für eine gewisse Distanz zwischen ihm und dem Publikum. Carl Lewis kritisierte einmal, dem Superstar Johnson fehle es an Ausstrahlung, um die Leute zu begeistern.
Besonderes Markenzeichen Johnsons ist neben den goldenen Laufschuhen vor allem sein unnachahmlicher Laufstil mit Trippelschritten und aufrechtem Oberkörper. Für Biomechaniker ist das 'Phänomen Michael Johnson' durchaus erklärbar: Mit seinem langen Oberkörper, den relativ kurzen Beinen und der aufrechten Körperhaltung gilt er als der
perfekte Läufertyp. Hinzu kommen Entschlossenheit, kühle Berechnung und Trainingsfleiß. Dopinggerüchte wies Johnson immer zurück: 'Wenn man deutlich schneller ist als andere, versuchen sie immer, einem etwas anzuhängen.'
In Edmonton ging Johnson nicht mehr an den Start, dazu hatte er sich bereits im Vorjahr entschieden. Seine Farewell-Abschiedtour führte ihn unter anderem noch einmal zum Golden-League-Finale nach Berlin. Das Meeting in Tokio am 15. September 2001 markierte den endgültigen Schlusspunkt dieser schillernden Karrier. Als Schlussläufer eines von ihm selbst zusammengestellten 'Team MJ' über 100-200-300-400 m lief Johnson zu seinem letzten Sieg.