Zur Heimatkunde von Zeiden -

1. Zeidner Ortsgeschichtlicher
Gesprächskreis

Über den Wasserreichtum im Ortsbereich von Zeiden
Wenn wir den Ortsplan von Zeiden unter dem Gesichtspunkt des Wasserreichtums betrachten, finden wir eine Anzahl von Gassennamen, die auf Quellen, Brunnen, Bachläufe hinweisen. Hier eine Aufzählung: Bei den drei Brunnen (oberhalb der Schulfestwiesen) / Quelle oberhalb des Bergelchens / Schakerak / Hellenbrunnen / In den Erlen / Krötengäßchen / Muerelgäoeß (das ist moorige Gasse; bis um 1880 floss in der Marktgasse ein Bach, der bei starkem Regen sogar über den Marktplatz hinweg durch Hof und Garten in die Hintergasse mündete) / Wassergraben um die Kirchenburg / Weihergasse / Bach von der „Schimmelmühle“ zum „Milltschen“ (im ehemaligen Metterschen Hof) / Mühlgasse (hier floss der Bach früher durch den ehemaligen Tarenz-Hof, im Winkel der Mühlgasse und durch den Müll-Hof in die Hintergasse und weiter in den Mühlenbach) / Mühlgäßchen (Millegaeßken) / Hinter dem Weiher (Hoanderm Wäöher = Neugasse, wo lag wohl dieser Weiher?) / Auf dem Essig (hier Essigmühle) / Neugraben / Sandgasse / Quelle hinter der Sandgasse / Quellen bei den Boacheltschern (Bächlein, nahe Bahnhof, münden in den Hirschbach). – In der „3. Landesaufnahme der k.k. österr.-ung. Monarchie“ von 1870/71 ist auf Blatt 5775/1 der Zeidner „Mühlenbach“ eingezeichnet. Er kommt Zur Heimatkunde von Zeiden vom Krautgarten (Kampestguerten) und fließt neben der Heldsdörfer Straße bis zur Alten Mühle und dann in den Neugraben. Die heute gelegentlich zu hörende Bezeichnung „Hintergassenbach“ (Hoandeschgäoeßbäuch) ist nicht überzeugend, denn derselbe Bach müsste dann vorher als „Mühlgassenbach“ beziehungsweise „Weihergassenbach“ bezeichnet werden.

Die Tatsache, dass wir früher in den Gassen 50 Auslaufbrunnen hatten (Udo Buhn im ZEIDNER GRUSS Nr. 84, S. 17f.), gibt einen weiteren Beweis für den Wasserreichtum der Gemeinde. Über die Wasserläufe in Zeiden und deren wirtschaftliche Bedeutung hat Alfred Schneider 1995 im ZEIDNER GRUSS Nr. 78, S. 28f. berichtet.

Etwas zu den Gassennamen
Michael Königes berichtet: „... In der Gasse gegen den Berg (Muerelgäoeß/ Marktgasse) schnarrt und gurgelt das letzte Wasser des niedergegangenen Regens. Mitten in der Gasse fließt der Bach. Niederer Wehrzaun hindert das Wasser, daß es die Erde nicht wegschwemmt und nach dieser oder jener Seite ausreißt. Quer in den Bachgraben gelegte Eichenklötze zwingen das fließende Element (Wasser), sich ein nicht all zu tiefes Bett zu graben. Jeder dieser eingelegten Holzklötze bewirkt einen kleinen oder größeren Wasserfall. Der beliebteste Spielplatz der Kinder. Dieser Zustand in der Marktgasse, wie beschrieben, hat bis zum Jahre 1880 gedauert. Verfasser hat an diesem Bache selbst noch (als Kind) Wassermühlen gebaut.“ (Ms-Inv.Nr. 32)

„Die Muerelgäoeß" (dt. Marktgasse) hat den Namen nicht vom Markt, sondern, wie du richtig angenommen hast, von dem sumpfigen Gelände, das dort naturgemäß vorhanden war. Das Regen- und Quellwasser vom Zeidner Berg kam zum großen Teil in dem Tal herunter, wo der Schulfestplatz liegt. In meiner Kinderzeit floss das Wasser in einem kleinen Bächlein durch Schakerak und Marktgasse hinunter, fasste aber nicht nur das Quellwasser, sondern in der Marktgasse auch das Wasser von den drei ständig fließenden Brunnen, die durch eine Wasserleitung aus Holzröhren aus dem Hellenbrunnen gespeist wurden. In der Marktgasse waren drei Brunnen: einer vor dem Zeilchen, der zweite vor dem Haus des ehemaligen Rektors Thies und der dritte vor dem Haus des Hans Göbbel, Gärtner. Dieses immer fließende Bächlein floss an den Brunnen vorbei und nahm auch dieses Wasser auf. Kam aber ein Regen oder gar ein Wolkenbruch, so floss das Wasser, ungefasst und ungehemmt, die Marktgasse hinunter, sogar bis auf den Marktplatz und oft auch darüber hinweg durch Höfe und Gärten bis in die Hintergasse. Also kein Wunder, dass man die Gasse Muerelgäoeß genannt hat. Später dann hat man für das viele Regenwasser einen großen Abflussrinnsal auf der linken Seite der Marktgasse angelegt und nun das Wasser durch das Königes-Gäßchen in die Weihergasse abgeleitet. Jeder dieser Brunnen hatte drei Tröge: zwei dienten als Tränke für die Tiere und der dritte zum Waschen von Kartoffeln etc. Jede Nachbarschaft hatte einen Brunnen; und die Tröge mussten wöchentlich einmal gereinigt werden und zwar abwechselnd immer vom nächstfolgenden Nachbarn. – Man hätte diese Gasse Muertgäoeß nennen müssen, wenn sie nach dem Markt- Muert benannt worden wäre. Sie hat ihren Namen aber wohl schon gehabt, als Zeiden das Marktrecht erhielt. (Die Erhebung zum Marktflecken erfolgte wahrscheinlich durch König Sigismund im Jahre 1419 (G. Nussbächer, „Cidinis“ unter dem „Schwarzen Hügel“, in: Neuer Weg vom 14.2.1984.) Im Jahre 1904 wurden diese Brunnen in der Marktgasse an die gusseiserne Hochdruckwasserleitung angeschlossen, wie auch alle anderen Brunnen in der Gemeinde. Und im Jahre 1930 schließlich wurden fast alle Brunnen der Gemeinde kassiert, weil schon über 80 % der Häuser eigene Anschlüsse an die Hochdruckleitung hatten und der Rest der Bürger angehalten wurde, sich ebenfalls eigene Anschlüsse zu machen.“ (Aus einem Brief von Alfred Plajer im April 1983 aus Wiehl-Drabenderhöhe.)

Zu unserem Gassennamen Muerelgäoeß kann auch auf Gassennamen aus anderen Orten hingewiesen werden: In Kronstadt wird 1510 eine Mistgasse (Of dem mast) genannt, die heute im Stadtbild nicht mehr vorhanden ist (Chr. Hannack, in: Kronstadt 1999, S. 280). Die Kronstädter Turnschulgasse zwischen Waisenhausgasse und Neugasse hieß früher Kotgasse (Hinter der Mauer). Eine Kotgasse gibt es auch in Mediasch und in Wurmloch, in Tartlau eine Goßmar (das heißt Gassenmuer) und in Kronstadt wird eine alte Gassenbezeichnung Schokle Muer erwähnt (E. Jekelius, Kronstadts Gassen und Plätze, in: Burzenland III, 1928, S. 43).

Überhaupt muss man davon ausgehen, dass den Gassen ihre Namen früher in pragmatischerer Weise gegeben wurden als das heute der Fall ist, da man sie häufig nach Persönlichkeiten (Goethe-Str., Vladimirescu- Str.), nach Pflanzen (Erlenweg) usw. benennt. Die alte Bezeichnung Hoanderm Wäöher (Hinter dem Weiher) sagte mehr aus, als Neugasse, die allerdings auch eine entwicklungsgeschichtliche Aussage gibt.

Familiengeschichtlich relevant sind zum Beispiel die Namen einiger Gäßchen, wie Königes-, Kirschen- (nicht nach dem Kirschbaum sondern dem Familiennamen Kirsch), Klotschen-, Göbbel-Gäßchen. Sie wurden einfach nach den anwohnenden Hofbesitzern getauft.

Flurnamen der Gemarkung zeigen ehemals feuchte und nasse Böden an
Der Wasserreichtum setzte sich auf dem nördlichen Niederfeld des Hatterts fort, das heißt etwa ab der Kronstädter Landstraße. Wir gehen anschließend noch näher darauf ein, denn das nasse Feld brachte den Landwirten keine guten Erträge.

Zeiden hatte zwar eine große Gemarkung (1910: 23.235 Katastral- Joch = 13.414 Hektar), wovon jedoch nur 20 % Ackerland und 31 % Wiesen und Weiden waren sowie 41 % Waldgebiet (E. Wagner, Historischstatistisches Ortsnamenbuch, 1977, S. 379). Erst nach der Kommassation um die Jahrhundertwende, als umfangreiche Entwässerungen von 5.200 Joch (B. Graf, Kulturlandschaft des Burzenlandes, 1934, S. 4) im Unterfeld durchgeführt worden waren, konnte sich eine erfolgreiche Landwirtschaft entwickeln. Der „Situationsplan über die mit der Commassation im Zusammenhang stehenden und durch Entscheidungen des Comitats- Vicegespans bis September 1898 bewilligten Entwässerungsarbeiten im Kronstädter Comitate“ (Maßstab 1:75000; Das sächsische Burzenland, Tafel III, n. S. 572) zeigt den Umfang dieser Unternehmung (siehe Planzeichnung Seite 4). Paul Meedt berichtet 1890: „... Gegen Heldsdorf zu ist (der Boden) stellenweise stark versumpft, da in diesem Teile viele Quellen und Bäche entspringen, die meist in ungeregeltem Laufe, in tausend Windungen und Krümmungen sich fortschlängeln und den schwarzen Moorboden mit bedeutendem Humusgehalte all zu sehr erweichen und anfeuchten...“ (Zeidner Denkwürdigkeiten 1, 1983, S. 9). Aus dem Jahre 1717 erfahren wir: „Ist eine schreckliche Wasserflut auf unserm Hattert gewesen, sodaß das Jähe Pförtchen und Kleinspringbach ist fast schiffbach gewesen“ (Zeidner Denkwürdigkeiten 1877, S. 25). So ist verständlich, dass die Zeidner Bevölkerung verhältnismäßig stark auf gewerblichen Erwerb angewiesen war.

Die Bezeichnungen Homm, Hom, Hamm geben Wasser, beziehungsweise von Wasser umgebene Weiden und Wiesen an. Das saure Gras dieser Felder wurde von den Büffeln gerne gefressen. Als die Wiesen nach der Kommassation und Entwässerung besseres Gras lieferten, ging auch die Büffelhaltung in Zeiden zurück. Eine uns vorliegende Statistik weist nach, dass Zeiden in den Jahren 1873, 1890 und 1897 stets über 1000 Büffel hatte. Bei der Zählung von 1938 waren es nur noch 292 Büffel.

Viele Flurnamen weisen auf feuchte bzw. nasse Böden hin: Beabenhomm, Taschen de Mueren (Moor) / Am Näoessen Furlek / Kaen de Braonnen / Schproampechbasch / Räosselhomm / Af Räosselhomm-Schproampech / Schaiwlech-Muer / Hoander der Schaiwlech-Muer / Pfaffenhomm / Schabelhomm / Bam Käoesten (eingefasste Quelle) / Schaiwlech-Weden / Verschläowessen-Homm / Mierouch (Meerauge) / Am Näoessen / Taterhomm / Kräipech (-bach) / Aoessenhomm / Räißbechbasch / Baoe der braeden Furt / Taschen den Bäichen / Kaesselmuer / Am Roihrchen / Bam madejen Bäicheltschen / Schtoapen (Sumpf) / Am Broacheltschen (kl. Bruch) / Laehmkeal / Loantsaefen (Zoibich) / Gräiß Breach / Näoesse Breach / Am Badge Breach / Badgenhomm / Hanermuer / Räihrhomm / Af der Torfset.

Die Homm-Bezeichnungen für Flurstücke setzen sich auch auf Heldsdörfer Hattert fort: Schmiedoapenhomm, Griechenhomm, Hannenhomm, Rohrhomm, Burzenhomm, Schinkhomm, Hatterthomm; ebenso Namen von Gräben, Kuhlen, Brunnen, Bächen (vgl. Alfred Prox, Von Heldsdörfer Flurnamen, in: Neue Kronstädter Zeitung vom 22.3.99, S. 5). – Insofern wurden die Entwässerungsunternehmungen auch in Heldsdorf wie auf den Gemarkungen von Marienburg und Brenndorf vorgenommen.

Eine Vielzahl von Quellen war früher im Zeidner Waldbereich vorhanden. Das berichtete mir Alfred Mieskes, früher Hintergasse, der es von seinem Urgroßvater, dem Waldaufseher Martin Göbbel, weiß. Viele dieser Quellen sind mittlerweile versiegt. (Mieskes hat über dieses Phänomen in den 40er Jahren am Kronstädter Gymnasium einen Aufsatz geschrieben.)

Zur gewerblichen Wirtschaft
Die Bevölkerung war also darauf angewiesen, neben der Landwirtschaft gewerblichem Erwerb nachzugehen. Bis in die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg erlernten viele Bauernsöhne zusätzlich einen Handwerksberuf, oft Tischler oder Wagner. Der Holzreichtum des ausgedehnten Zeidner Waldes bot eine gute Voraussetzung dafür. Die holzverarbeitenden Berufe stellen eine alte Zeidner Tradition dar und haben bekannte, tüchtige Tischler hervorgebracht.

Auch die Kirchenburg gibt dafür ein Zeugnis ab. Zwei der damals stärksten Zünfte bearbeiteten den Rohstoff Holz, nämlich die Wagner und die Faßbinder (Bedner, Böttcher), und diese hatten je einen der vier Burgentürme zu verteidigen. In der Landwirtschaftsgeschichte sind zudem die früher von unseren Wagnern hergestellten „Zeidner Holzeggen“, „Zeidner Leiterwagen“ und „Zeidner Holzpflüge“ gut bekannt.

Auch ein Familienname, der zunächst nur in Zeiden vorkam, weist auf dieses hier verbreitete Gewerbe hin: Der Name Plajer sagt aus, daß sein Träger ein Pflughersteller war (zeidnerisch „Ploajer“, von „Pleach“, Mehrzahl „Ploaj“; vgl. hierzu: A. Plajer, Der Name Plajer kommt aus Zeiden, in ZG 44, 1976, S. 1).

Darüber hinaus waren die Schmiede an der Herstellung dieser Holzprodukte beteiligt; auch sie waren in Zeiden entsprechend stark vertreten und verteidigten den Schmiedeturm.

Der vierte Verteidigungsturm schließlich war bekanntlich der Weberturm, den jeder von uns bestens kennt, ein Wahrzeichen von Zeiden. Zu den Wehrtürmen und den zu ihrer Verteidigung zugeordneten Zünften ein paar Bemerkungen.

Die Zünfte und die Wehrtürme in der Kirchenburg
„Anno 1432 wurde der Markt wieder verheeret von den Türken, unter Amurathes. Darnach in diesem Jahr 1432 das Schloß oder die Pastei um die Kirche zu bauen angefangen“. Das berichten die „Zeidner Denkwürdigkeiten von anno 1335 bis 1847“, herausgegeben 1877 von Joseph Dück. Die erst später genannten Zunfttürme: Weberturm, Bednerturm (später Dikker Turm, Fleischerturm), Schmiedeturm (später Glockenturm), Wagnerturm (am Pfarrhofeck) werden in dieser Chronik nicht erwähnt. Sie könnten später zur Verstärkung errichtet worden sein. Walter Horwath ist der Meinung, daß der Wagnerturm (den er allerdings auch den „dicken“ Turm nennt) neueren Ursprungs sei (in: Jahrbuch Burzenländer Sächsisches Museum 1925, 128). Im Jahre 1597 nennen die „Annales Czeidinenses“ (Quellen V, 382) folgende Wehrtürme: „Turn bei der Postei“, „Turn hinter der Kirch“, „Turn am Pfarrhofeck“ und „Turn gegen die Langgaß“. Und im Jahre 1661 wird berichtet, dass man „die oberst Ringmauer sowie den Bitner- Turm und den Schmidt-Turm“ renoviert hat (Quellen V, 383). Wenn sodann mitgeteilt wird, dass im Jahre 1685 „der ganze Ort samt Kirchenburg und Kirche abbrannten und bloß der Glockenturm verschont“ blieb, möchte man fast annehmen, dass ein erster Glockenturm, der mit dem „darunter befindlichen Keller verschont blieben“ (Zeidner Denkwürdigkeiten 9) nicht, wie heute, in der Ringmauer, sondern mitten im Kirchhof gestanden hat. Solche Beispiele finden wir auch in anderen siebenbürgischsächsischen Kirchenburgen.

Da im Jahre 1597 (Annales, 382) fünf „Zechen“, das heißt Zünfte, genannt werden, nämlich Schmiede, Weber, Faßbinder (Bedner), Wagner und Schuster, andererseits aber nur vier Wehrtürme überliefert sind, müssen wir bei der Frage, ob Zeiden früher vier oder fünf Zunfttürme hatte, vorerst bei Vermutungen bleiben. (Vgl. J. Reichart, in: Das sächsische Burzenland 1925, 156, der auch darauf hinweist, dass mit der Auflösung der Weberzunft im Jahre 1894 das Zunftwesen gänzlich aufgehört hat.)

Es gibt drei Erklärungen dafür, dass trotz fünf Zünften jedoch nur von vier Zunfttürmen berichtet wird: 1. Die Schusterzunft hatte keinen Turm, 2. Es stand früher auch ein Schusterturm, dessen Standort uns jedoch nicht bekannt ist, 3. Einer der Türme hat den Namen gewechselt, weil er von einer anderen Zunft übernommen wurde. (Ein Beispiel für einen solchen Namenswechsel haben wir beim Bedner-/ Fleischer-/Dicken Turm neben der alten Schule Hinter-der-Kirche.) Übrigens hat W. Horwath selbst in seinen Veröffentlichungen über die Zeidner Kirchenburg 1925 (s.o.) beziehungsweise 1929 (in: Die Dörfer des Burzenlandes, 130) die Bezeichnungen der Türme zum Teil auch unterschiedlich vorgenommen. An dieser Stelle muß vermerkt werden, daß der dicke Bednerturm bei uns (und auch sonst in Siebenbürgen) nicht als Böttcherturm bezeichnet wird, wie Horwath es tut. Denn der Böttcher oder Küfer heißt bei uns Bedner, Bidner, Büttner, Faßbinder auch Binder (daher der Familienname Binder). Sein Produkt nennen wir nicht Bottich sondern Bitt (Mehrzahl: de Bidden). Der mächtigste Zunftturm in Agnetheln heißt ebenfalls Bednerturm. – Im Mittelalter waren in den kleineren Städten und in den Märkten die angesehensten Zünfte die der Schuster, Schneider und Faßbinder (Bedner). Auch in Deutschland ist das der Fall gewesen. Friedrich Karl Azzola berichtet von einem Schluß-Stein mit einem Küfer/Faßbinder-Wappen des Stifters Dieter Bedner in der Stadtpfarrkirche in Buchen im Odenwald aus dem 16. Jahrhundert. Hier wird das leistungsfähige Handwerk der Bedner in jener Zeit deutlich hervorgehoben (in: Der Wartturm 1994/1, 3ff.). Übrigens: Balázs Orbán schreibt von s i e b e n Wehrtürmen in der Zeidner Kirchenburg, jedoch ohne genauere Angaben zu machen (A Székelyföld leirása 3, 1873). Das wäre in Zeiden prinzipiell schon denkbar gewesen, denn Honigberg, dessen Ringmauer nicht größer ist als die von Zeiden, hat bekanntlich sieben Türme.

Das Weberhandwerk
Das Weberhandwerk ist in Zeiden seit 1513 bekannt. Die Weberzunft war zur Zeit der Türkenkriege, als die Wehrtürme errichtet wurden, sicher eine besonders starke Gruppe. Im Jahre 1597 wurden vom Weberturm 18 „Bixen“ (Büchsen, Gewehre) genommen, mehr Waffen als von den anderen Türmen der Kirchenburg (Neuer Weg vom 8.3.1988).

In Zeiden wurde früher der meiste Flachs im Burzenland angebaut, und bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Zeidner Leinwand im Handel begehrt (Das sächsische Burzenland 1898, S. 628).

An den Innenwänden des Weberturms ist eine Inschrift der Weberzunft von 1734 angebracht.
Sie hat folgenden Text: A(nno) 1734 d(en) 16. Jan(uar) hat die löbl(iche) Weber-Zunft dieses doppelte Gemach von unten biß zum Umlauf vom königl(ichen) Marckt rechtmäßig gekauft, da H(err) Thom(as) Foit(h) a(lt) Richter u. Zunft-Wort- M(ann) (war), H(err) Han(nes) Preit Richter, H(err) Königs Christel a(lt) Honn, beyde alte Meister, H(err) Closen Christel u. Spitzen Merten Zunft- Meister waren, H(err) Lor(enz) Foit(h) Gemein(de) Wort-Mann. Anno 1843 den 5ten (?) kaufe ich, Petrus Müll dermaliger Pachter des großen EinkehrWirthshauses auf dem Plaz von der ehrsamen Leinweber Z(un)ft diesen ihnen zugehörigen Zunftthurn samt den darzu gehörigen Fruchthäuschen vor dem Thurn litzitando per Rf 200 baar ausgezahle in Gegenwart der Beamten u. Vorsteher der Zunft: H(err) Pet(er) Stoff Richter u. Zunftwortman. Joh(ann) Roth. Zunftmeister. Chr(istian) Königes 2. Zunftm(eister). G. Foit(h) gemeinde Wortm(ann). H(err) Mich(ael) Ziegler. Prediger u. ZunftSchreiber.

Im Jahre 1769 hatte die Zeidner Weberzunft 104 Meister, 24 Gesellen, 31 Lehrlinge – fast so viele Leineweber wie Kronstadt (E. Moisuc, Industria textilã, Vol. 1, 1960, Nr. 358). 1813 wird berichtet: Es sind jetzt hier 189 Leineweber (L. J. Marienburg, Geographie 1, 1813, S. 360) und 1872, vor der Auflösung der Weberzunft, hatte Zeiden 192 Weber, deren Erzeugnisse hauptsächlich nach Rumänien – ins Regat – aber auch auf viele andere Märkte in Siebenbürgen gebracht wurden (Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes, 1929, S. 146). Paul Meedt berichtet 1890, daß noch vierzig Männer in der Hausindustrie Leinen herstellen und daß die Weber früher eine „gewaltige Zunft“ hatten. Als sich die Zeidner Weberzunft 1894 endgültig auflöste, schenkte sie ihren Geldbestand von 19 fl. 67 Kr. dem Schulreisefond.

1912 waren in Zeiden 26-30 Weber im Winter in der Hausindustrie tätig. Den Flachs bauten und spannen sie zum Teil selbst (J. Leonhard, Zeiden in Vergangenheit und Gegenwart 1912, S. 92).

Georg Mieskes, Hintergasse 255, der sich in einer Schäßburger Weberei ausgebildet hat, beginnt mit zwei Webstühlen eine Kleinweberei. Aus diesem bescheidenen Anfang entwickelte sich die Firma „Mieskes-Webe“.

Die Mühlen
Doch zurück zum angesprochenen Thema Wasser. Nicht erst die Anlage des Neugraben, ob er nun 1427 (Burzenland V, S. 173) oder 1517 (H. Wachner, Kronstädter Heimatbuch, S. 222) erstellt wurde, ermöglichte in Zeiden die Errichtung von Mühlen, wie Hans Kaufmes (Wirtschaftsgeschichte des Burzenlandes, 1929, S. 173) behauptet. Bereits in einer Volkszählung von 1510 werden in Zeiden vier Müller („Mwlner“) genannt, alle anderen Dörfer des Burzenlandes konnten nur weniger aufweisen (Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 10/1872, S. 228). Vielmehr hatte Zeiden vermutlich bereits am Mühlenbach etliche Mühlen stehen.

Folgende Mühlen am „Mühlenbach“ sind überliefert: Petersmühle (beim Hellenbrunnen), Beutelmühle (bei der Forellenlaube, Gorun), Stampfmühle (Jak. Kolf, Erlen), Untere Beutelmühle (Berggasse; BFZ S. 274), Stampfmühle (H. Mieskes, Weihergasse); in der Weihergasse standen angeblich mehrere Mühlen (?), dann Milltschen oder Kleine Gassenmühle (Haus Metter), Mühlen in der Mühlgasse, Essigmühle.

Weitere Mühlen, die wohl alle am Neugraben standen: Große Mühle (Colorom), daneben Neue Oberstampfmühle, Gemeindemühle, Hirsestampfmühle, Walkmühle, Untere Stampfmühle, Untere Walkmühle, Neue Mühle und Sägewerk (P. Gross), Alte Mühle (V. König, Heldsdörfer Straße).

Es wird auch berichtet von: einer Furnier-Sägemühle (G. Kueres, P. Plajer), einer Häcksel- und Schrotmühle (G. Wenzel, Barf u. Jäntschi). P. Meedt (Zeiden 1892/93, S. 44) teilt mit, dass um 1890 neben fünf Mahlmühlen eine Sägemühle und eine Ölmühle arbeiteten.

J. Leonhardt (1912, S. 100f.) schreibt von drei Kunstmühlen außer der Großschen Kunstmühle, wovon zwei der Gemeinde gehörten und eine weitere den Inhabern Martin Christel, Georg Göbbel, Johann Plajer und dem Kronstädter Mehlhändler Tischler. Vorher besaß Martin Christel das „Milltschen“ und war anschließend Pächter der Wolkendörfer Mühle. Das Christelsche Mühlenanwesen wurde 1936 verkauft, und 1938 gründete Carl Knopf die „Colorom“. – Ein Michael Königes [1826-1894], der zunächst in der Kreuzgasse Nr. 592 wohnhaft war, übersiedelte in die Hintergasse Nr. 318 [später Sesselfabrik, dann Mãgura]. Er war Mühlenpächter in Zeiden, Brenndorf, Petersberg; er betrieb auch einen Mehlhandel. Sein Schwiegersohn, Peter Stof [1849- 1937], war zuletzt Tischler und Müller in Fogarasch.

Die vielen genannten Mühlen standen freilich nicht alle gleichzeitig. Ich wollte sie aber hier einmal alle aufzählen, soweit ich sie ermittelt habe. Für weitere Informationen, vor allem auch hinsichtlich der Jahre, in denen sie arbeiteten, bin ich dankbar.

In Zeiden hat sich verhältnismäßig früh (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) eine starke gewerbliche Wirtschaft entwickelt und einen leistungsfähigen Standort geschaffen. Heute muss Zeiden als Industriestädtchen bezeichnet werden. Einige seiner Unternehmen, die bereits in der privatwirtschaftlichen Zeit vor Ende des Zweiten Weltkrieges zu landesweiter Bedeutung gelangten, sind später in staatlicher Regie weitergeführt worden: Holzverarbeitung (Tischlereien, Fabriken, „Mãgura“), Weberei („Mieskes- Webe“), Chemiewerk „Colorom“, dazu Gärtnereien, Metallverarbeitungsbetriebe, Landwirtschaftliche und Tierzuchtbetriebe, Handwerk, Handel und sonstige.

Holzverarbeitungsbetriebe
Wagner, Zimmerleute und Tischler waren in Zeiden schon früh in größerer Anzahl tätig. Der Holzreichtum unseres Waldes ließ diese Tätigkeiten beziehungsweise Berufe sich entwickeln. Es wird berichtet, dass über 100 Maurer und Zimmerleute, zu Gesellschaften vereinigt, ganz selbständig Wirtschaftsgebäude und Wohnhäuser für Landleute aufbauten. Außerdem arbeiteten 15 Tischler, 8 Wagner, 4 Faßbinder. (Das sächsische Burzenland, 1998, S. 632). Es sind uns noch die folgenden Tischlereien bekannt:
• Daniel & Karl Csohányi, gegr. 1864, Bautischlerei und Möbelfabrik
• M. J. Horvath, gegr. 1879, Erste ungarische Werkzeugfabrik und Dampfsägewerk
• Peter Gross, gegr. 1900, Kunstmühle, Sägewerk, Holzhandlung, Wagenerzeugung
• Georg Wenzel und Bruder, gegr. 1904, Werkzeugfabrik
• Martin Christel & Sohn, gegr. 1908, Holzwarenfabrik, später: Rob. Christel
• Brüder Hornung, Erste siebenbürgische Fabrik für Möbel aus massiv gebogenem Holz
• W. Th. Dietz, Sesselfabrik
• Peter Hiel, Werkzeugfabrik
• Michael Barf, ab 1930: Hans Barf, Möbeltischlerei
• Rudolf Meneges, Tischlerei
• Otto Ziegler, Tischlerei
• Martin Bergel, gegr. 1923, Tischlerei
• Karl Kloos, Tischlerei
• Johann Bartesch, Wagnerei
Und weitere, kleinere Betriebe: Georg Aescht, Sandgasse; Johann Boyer, Essiggasse; Rudolf Depner, Weihergasse; Johann Gohn, Hintergasse; Peter Kapp, Drechsler, Sandgasse; Christian Kliem, Hintergasse; Hans Plajer, Im Winkel; Bruno Seyfert, Langgasse; Nikolaus Warsa, Hinter den Zäunen; Hans Wenzel, Im Park; Walter Wrobel u. Lorenz Konrad, Mühlgasse; Johann Zerwes, Mühlgasse; Gebrüder Prömm, Möbelpressen, Hintergasse.

Aufgrund des Gesetzes vom 11.6.1948 wurden in Zeiden folgende sechs unabhängige Betriebe nationalisiert und zum Unternehmen „Mãgura“ zusammengeschlossen: Sesselfabrik Gebr. Hornung/Urdureanu als Betrieb Nr. 1 und 2; Robert Christel als Betrieb Nr. 3, Horvath als Betrieb Nr. 4, Parkettenfabrik P. Gross als Betrieb Nr. 5, Georg Wenzel als Betrieb Nr. 7. – Zur Mãgura gehören weiterhin die Betriebe Nr. 6 in Kovasna, Nr. 8 in Kronstadt und Nr. 9 in Târgu Secuiesc. Weitere Informationen über Holzgewerbe und Holzindustrie sowie über Berufsschule und Holzindustrie- Lyzeum gibt Gotthelf Zell im Heimatbuch Zeiden, 1994.

Landwirtschaft
Über die Landwirtschaft berichtete in Ulm Erhard Kraus, der sein Projekt 1997 im ZEIDNER GRUSS Nr. 82 (S. 28) vorgestellt hat. Die Vorarbeiten sind gut gediehen, doch werden zu etlichen Fragen noch Antworten gesucht. Hier einige Fragen:

Kaufpreise für Äcker, Wiesen, Höfe (mit Angabe der Größen und des Jahres); Preise beim Viehhandel: Kühe, Ochsen, Jungvieh, Schweine, Pferde, Büffel (in welchem Jahr?); Beschreibung von landwirtschaftlichem Gerät, auch des Haushaltes (mit mundartlicher Benennung zum Beispiel Taiselt (Deichsel), Meald (Backtrog), dazu Fotos und Zeichnungen); landwirtschaftliche Ausbildung: Fachschulen, Hochschulen, Lehrfächer theoretisch und praktisch, Abschlußdiplome (Meister, Techniker, Ingenieur etc.), Ausbildung in Pflanzenschutz, Veterinärwesen, Landwirtschaftsmaschinen usw.

Weitere Sachbereiche zur Ortsgeschichte von Zeiden, die wir fortführen und, wenn es gelingt, mit Hilfe von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vertiefen wollen:
Farbenindustrie
Über das Farbenindustriewerk „Colorom“, das 1938 gegründet worden ist und vor 1990 eine Belegschaft von etwa 2500 Mitarbeitern hatte, davon ca. 10 % Sachsen, konnten wir in Ulm aus Zeitmangel nicht sprechen. Es liegt ein Manuskript zur Dokumentation dieser Firma von Dipl.-Ing. Werner Gross vor.

Familiengeschichte
Die Zeidner Familiengeschichte haben vor allem Michael Königes (1871- 1955) und Josef Fr. Wiener (1910- 1994) erfolgreich bearbeitet. Lehrer Wiener hat in 37 Folgen der „Blätter zur Familienforschung von Zeiden“ von 1979 bis 1993 auf 296 Seiten genealogische Daten veröffentlicht. Im ZEIDNER GRUSS Nr. 81, S. 24f. haben wir über unsere bisher entwickelte Familienforschung berichtet. Wünschenswert wäre eine Zusammenarbeit und Koordination unserer Ortsgenealogen (zum Beispiel Peter Hedwig, Hugo Heitz, Balduin Herter, Erhard Kraus, Gert-Werner Liess, Klaus Tartler, Theo Thut). Vor allem wäre es sehr zu begrüßen, wenn uns die von Königes und Wiener in jahrelanger Tätigkeit erarbeiteten Sammlungen zur Verfügung stünden.

Sammlung Zeidner Persönlichkeiten
Im Zeidner Heimatbuch (1994) hat Gotthelf Zell (S. 353ff.) einige herausragende Namen genannt, und von vier Persönlichkeiten Lebensbilder gebracht: Albert Ziegler (1888-1946), Michael Königes (1871-1955), Eduard Morres (1884-1980) und Hans Christel (1888-1978). Alle vier gehören der gleichen Generation an. Im ZEIDNER GRUSS werden gelegentlich Lebensbilder von Zeidner Landsleuten vorgestellt, die es verdienen, nicht vergessen zu werden. Darüber hinaus haben wir eine Sammlung angelegt, die laufend ergänzt wird. Die Liste enthält heute 94 Namen und ist natürlich nicht vollständig.

Wir bitten unsere Leser mitzuhelfen, die Sammlung zu vervollständigen. Wer will mitmachen?

Mundart, Literatur und Bibliographie
a) Der Zeidner Wortschatz – „De saksesch Trun“
Seit den 50er Jahren sammeln wir in Deutschland Belege für unseren Zeidner Dialekt. Es haben uns dabei mehrere Helfer unterstützt, wie Hans Adams, Irene Brenner-Istock, Herta Christel-Dück, Otto Christel, Elfriede Dück-Stoof, Johann Eiwen, Georg Glätsch, Edith Gross-Roth, Friedel Herter-Dück, Rosa Herter-Königes, Arnold Josef, Anni Müll-Gräser, Diethelm Reimer, Dr. Erwin Reimer, Alfred Schneider und andere. Wir haben gemeinsam für den „Siebenbürgisch- Deutschen Sprachatlas“ (Marburg 1966) Zeidner Mundart-Ausdrücke beigesteuert und dann auch für den Fortsetzungsband „Wortatlas“ im Jahre 1975 Wortmaterial geliefert (siehe ZG Nr. 42/43).

Für das „Siebenbürgisch-sächsische Wörterbuch“, dessen bisher letzter Band (Buchstabe M) 1998 in Bukarest und Köln erschienen ist, hat die Lehrerin Rosa Kraus (1896-1984) bis zu ihrem Lebensende als ehrenamtliche Mitarbeiterin Wortbeiträge aus Zeiden geliefert. Weiterhin haben sich um unsere Ortsmundart vor allem verdient gemacht: Grete Istock-Novy (1892-1973), Michael Königes (1871- 1955) und Walter Plajer (*1920).

In unserer „Sakseschen Trun“, der Zeidner Mundartsammlung, ist ein wertvoller Wortschatz zusammengetragen. Wer hat Lust und ernsthaftes Interesse, daran mitzuarbeiten? Wir haben ein Karteiformular (im Postkartenformat, siehe Seite 11) entwickelt, das uns hierfür zur Verfügung steht. Es kann durch Kopieren vervielfältigt werden. Bitte macht mit!

b) Literatur zur Heimatkunde Zeiden (Bibliographie)
Im Laufe der Jahre, Jahrzehnte, ja Jahrhunderte ist ein umfangreiches Schrifttum über Zeiden erschienen. Eine Übersicht darüber liegt nicht vor, lediglich ein Ansatz in Form eines Karteikatalogs konnte bisher erstellt werden. Ich suche einen Mitarbeiter beziehungsweise eine Mitarbeiterin, um gemeinsam eine Bibliographie Zeiden auf den Weg zu bringen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch anregen, Niederschriften, Aufzeichnungen, Manuskripte, die noch nicht veröffentlicht sind, zu sammeln, zu archivieren und dafür zu sorgen, dass sie nicht verloren gehen. Dazu gehören die noch nicht gedruckten Manuskripte von Michael Königes und von anderen Schriftstellern ebenso wie Aufzeichnungen, Tagebücher und dergleichen von weniger ausgewiesenen Verfassern. Oft sind die unmittelbaren Erben der Nachlasser mit der Beurteilung der Hinterlassenschaft überfordert. Bitte wendet euch an die Zeidner Nachbarschaft.

Zeitgeschichte
Es ist wiederholt der Wunsch geäußert worden, zeitgeschichtliche Themen zu behandeln. In einem heimatkundlichen Gesprächskreis wird man in der Tat nicht nur über historische Ereignisse früherer Jahrhunderte sprechen, sondern auch über Entwicklungen unseres Jahrhunderts diskutieren wollen. Auf alle Fälle sollten wir über die Jahre und Jahrzehnte der Zwischenkriegszeit, der nationalsozialistischen und kommunistischen Perioden Material sammeln.

Zentrales Archiv und Sammelstelle
Seit einigen Jahren besorgt Udo Buhn, Stellvertretender Nachbarvater, das „Zeidner Foto-Archiv“ (Adresse im Impressum). Darüber hinaus beraten wir, wo die Nachbarschaft einen zentralen Aufbewahrungsort für Archivalien und auch gegenständliche Objekte einrichten könnte. Hierzu schreibt Prof. Dr. Hans Mieskes: „Auf alle Fälle sollte jede Gemeinde, also auch Zeiden, ein zentrales Archiv sachgerecht einrichten, das die bei unseren Landsleuten verstreut liegenden Urkunden und Unterlagen sorgsam registriert und archiviert. Kinder und Enkel bekunden kaum gezieltes Interesse. Die Gefahr, dass familiäre Papiere verloren gehen, liegt nahe. So zum Beispiel weiß ich nicht, wo ich meine reichhaltigen alten Urkunden einmal hinterlegen soll. Das Archiv in Gundelsheim wird sich wahrscheinlich auf Urkunden allgemeinen Inhalts oder elitärer Persönlichkeiten beschränken. Solche Urkunden, wie ich sie hier im Auge habe, liefern aber auch immer historisch-kulturelle Hinweise auf die örtliche Gemeinschaft.“

Sicher stehen auch andere von uns vor diesem Problem, mir selbst geht es ebenso. Dabei sind es nicht allein Urkunden, die wir vor dem Verlust schützen müssen, sondern auch persönliche Papiere, Chroniken, Tagebuchnotizen, Aufzeichnungen, Berichte, Briefe, auch Vereins-, Nachbarschafts- und andere Niederschriften, Protokolle, Listen usw.

Eine weitere Anregung, die Diethelm Reimer kürzlich ausgesprochen hat, ist die Frage nach einer Sammelstelle, einer Heimatstube (Museum), die gegenständliche Objekte aufnehmen kann. Er dachte zum Beispiel an sächsische Möbel, Trachten, Handwerkszeug und sonstige Stücke. Für Vorschläge sind wir dankbar.

Wappenkunde
Mit dem Ortswappen von Zeiden hatten wir uns im Gesprächskreis in Ulm nur kurz beschäftigt. Wir stellten in Aussicht, dass wir die Heraldik zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich behandeln werden. Es muss versucht werden, alle Burzenländer Kommunalwappen zusammen zu sehen.

Inzwischen hat Volker Eisgeth unter der Überschrift „Ausgefallene Gedanken zum Zeidner Wappen“ (ZEIDNER GRUSS Nr. 85, S. 39) versucht, einen Zusammenhang zwischen Wappen und Runen herzustellen. Dieser Meinung muss aus historisch-heraldischer Sicht widersprochen werden. (Vgl. B. Herter, Gemeindemarken – Viehbrandzeichen, in: Siebenbürgisches Archiv, Band 16, 1981, S. 201ff.)

Der Zeidner ortsgeschichtliche Gesprächskreis
Er wird seine Tätigkeit weiterführen. Die nächste Zusammenkunft ist geplant für den 26. Juni 1999 in Schwäbisch Gmünd. Anmeldungen nimmt Helmuth Mieskes entgegen, der auch für Übernachtungsmöglichkeiten sorgen wird. Interessenten an Fragen der Heimatkunde werden gebeten, Themen vorzuschlagen, die in unserem Gesprächskreis behandelt werden sollten.

Balduin Herter, Mosbach

Artikel erschienen im zeidner gruss Nr.86, Frühjahr 1999, S. 3-12

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