Montag, 16. Febr. 2004, 19.30 Uhr, Freidenkerzentrum, Fleischerstr. 3

Heiner Jestrabek

Max Sievers (geboren 1887, hingerichtet 1944)

Ein Freidenker im Kampf gegen den Faschismus

Sievers stammte aus einer Berliner Arbeiterfamilie. Die Erfahrungen des 1. Weltkriegs führten auch ihn zur revolutionären Arbeiterbewegung.

Nach jeweils kurzer Mitgliedschaft in USPD und VKPD trat er der SPD bei. Ab 1922 Sekretär des "Verbands für Freidenkertum und Feuerbestattung" wurde er dessen Vorsitzender und trat für den Zusammenschluß der verschiedenen Vereine zu einem überparteilichen Verband ein. 1930 wurde der Deutsche Freidenkerverband (DFV) gegründet. Sievers wurde Vorsitzender.

Bereits im März 1933 besetzten die Nazis das Freidenkerhaus in Berlin. Sievers wurde verhaftet aber nach rd. 3 Wochen wieder freigelassen. Zusammen mit seiner Frau Denise floh er nach Belgien und begann seinen Kampf gegen die Nazis aus der Emigration. Von Saarbrücken aus erschien weiter der Freidenker; nach dem Sieg der Nazis in der Volksabstimmung 1935 gab er von Brüssel aus die "Sievers Korrespondenz" (SIKO) und ab Anfang 1937 die Wochenzeitung "Freies Deutschland" heraus. Alle diese Publikationen wurden illegal in Deutschland verbreitet.

Sievers und seine Mitarbeiter agitierten gegen die Gewaltherrschaft der Nazis, kennzeichneten das Konkordat der katholischen Kirche (1933) als Bündnis des Klerus mit diesen, warben für Widerstand und den Sturz des Regimes. Nach Sievers Überzeugung mußte dem Nationalsozialismus eine sozialistisch-demokratische Ordnung in Form einer Rätedemokratie folgen. In seinem Buch "Unser Kampf gegen das "Dritte Reich" (1939) führte er diese Überlegungen aus. Er übte scharfe Kritik an der Politik von SPD und KPD in den Jahren vor 1933.

Der Kriegsausbruch setzte der publizistischen Tätigkeit ein Ende. Nach der Besetzung Belgiens ab 1940 lebten Denise und Max Sievers im Untergrund. Am 3. 6. 1942 fiel er der Gestapo in die Hände. Der Volksgerichtshof (Vorsitz Roland Freisler) verurteilte ihn wegen Hochverrats zum Tode. Am 17. Januar 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg mit dem Fallbeil hingerichtet.

Heiner Jestrabek berichtet über Leben und Wirken des Antifaschisten, Freidenkers und Vorkämpfer unseres Verbands, anhand von Bild-, Text und Tondokumenten.


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