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Das erste Anzeichen, dass eine Band in einer "anderen
Liga" spielt, ist der Roadie. Verstärker schleppen, Gitarre
stimmen, sich mit den lokalen Technikern gut stellen - das macht
von nun an alles der Roadie. Der Popstar erscheint nur noch zum
Abschluss des Soundchecks - wenn überhaupt...
Der Begriff "Roadie" kommt aus dem Englischen
und ist die Abkürzung von "Roadmanager". Road - zu Deutsch:
die Strasse, deutet auch schon auf das aufregend unstete, rock'n'rollige
Leben des Roadies hin. Rock!!! Das hat der Roadie meist so verinnerlicht,
dass es ihm auf den ersten Blick anzusehen ist: Leder, lange Haare,
Leatherman-Werkzeug. Stabtaschenlampe, Band-T-Shirts, gerne in schwarz
- denn im Gegensatz zum Popstar soll der Roadie im Dunkel der Bühne
verschwinden. Bernadette La Hengst:
Bernadette La Hengst: "In
den 90ern waren das noch Langhaarige mit Rockertattoos. Im Indierock
wurden die Haare dann kürzer, aber: Schon noch so ein breites
Kreuz vom vielen Monitorboxen schleppen. Besonders auffällig
ist es, dass das natürlich meistens Männer sind, sehr
selten sind da weibliche Techniker am Werk, und wenn dann freue
ich mich da sehr drüber."
Der typische Roadie, der Ober-Roadie, der ewige
King of the Roadies, ist und wird wohl für alle Zeiten Lemmy
von Motörhead sein. Er war niemand geringerem als Jimi Hendrix
zu Diensten, bevor er selbst als Musiker Karriere machte.
Ein weiteres unverkennbares Merkmal des Roadies
oder Technikers ist das ungeheure Fachwissen, das er seiner Umwelt
gerne in ausführlichen Gesprächen zur Verfügung stellt,
erklärt Daniel Meteo von dem Elektronik-Duo Bus:
Daniel Meteo: "Früher in meiner
Band haben wir uns immer den Spaß gemacht - unser Keyboarder,
der hatte nämlich Technik studiert, der konnte dann immer so
fachsimpeln. Ich hatte dann nach einigen Touren die richtigen Worte
drauf und hab dann immer mit gefachsimpelt, aber ich wusste überhaupt
nicht, worum es ging, und wir haben immer geguckt, wie lange es
der Techniker aushält."
Die Zeiten ändern sich. Die Roadies auch.
Auf die Gitarre folgte der Technics-Plattenspieler, auf den Rock'n'Roll-Helden
der Star-DJ. Aber: Auch der will seine Plattentasche nicht selber
schleppen. Die Gebrüder Teichmann legen öfter auch mal
auf großen Festivals auf. Dabei machten sie die Bekanntschaft
der Roadies von Paul van Dyk, wie Hannes und Andi erzählen:
Hannes: "Paul van Dyk, der war an
sich nicht unsympathisch, aber da kam zuerst eben die Vorhut, die
so: Er fängt jetzt gleich an, wir sollen schon mal schauen,
dass wir unsere Sachen wegbekommen - der Chef kommt."
Andi: "Und heutzutage gibt es ja auch DJs, die mit Final Scratch
auflegen, die quasi einen Computer anschließen und über
die Platten den Computer steuern und Paul van Dyk legt auch mit
Final Scratch auf und es ging dann wirklich soweit, dass dann irgendwelche
CD-Player auf den gerade frei gewordenen Plattenteller gestellt
wurde, mit dem wir eigentlich noch auflegen mussten. So dass dann
Paul selber seine eigenen Roadies zu Recht weisen musste."
Popstar versus Roadie. Der eine im Licht,
der andere im Dunkel. Der Roadie hat sein Handwerk gelernt, der
Popstar post vielleicht nur rum. Tatsache ist: Roadie-sein ist in
den meisten Fällen ein zeitintensiver, anstrengender, körperlicher
Beruf. Manchmal stimmen die Klischees natürlich, aber gerade
im Indie-Bereich ist der Roadie oftmals einfach ein Freund der Band.
So wie Thees Uhlmann von Tomte, der mit Tocotronic auf Tour war.
Fazit ist: Egal ob Indie- oder Stadionrock: Ohne seinen Roadie ist
der Popstar nichts! Oder wie sähe das aus, wenn Noel Gallagher
von der Bühne rennen müsste, um die Saiten seiner Gitarre
zu wechseln?
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Lemmy Kilmister von Motörhead, wahrscheinlich der bekannteste Roadie
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