Millie ist nicht Helen
Immer wieder muss Helen Walsh beteuern, sie habe mit ihrer Romanfigur Millie nicht so viel gemeinsam. Doch gleichzeitig gibt sie zu, ohne ihre Erfahrungen mit Drogen hätte sie das Buch nicht schreiben können. Als 13-Jährige hat sie zum ersten Mal Ecstasy genommen, mit 16 ist sie nach Barcelona abgehauen, wo sich sich mit Barjobs durchschlagen musste. Abgebrannt kam sie sie mit 16 zurück nach Liverpool, kämpfte mit Depressionen, studierte und schrieb mit 26 ihren ersten Roman. Und der schlug ein wie eine Bombe.
Im Original heißt das Buch "Brass" - das Wort steht für Hure
Sex und Seelenstrip
Millie ist 19, hübsch, frech, steht eher auf Mädchen und ist total kaputt. Sie lässt sich treiben, streift durch das Rotlichtviertel Liverpools, kauft sich schnellen Sex und Drogen. Dann lernt sie Jamie kennen, der sich dem Mädchen wie ein Bruder annimmt. Dennoch führt Millie weiter ein Leben nahe am Abgrund. In all dem steckt aber mehr: Es geht um die Sehnsucht nach einem Zuhause, nach dem Ende der Suche nach dem eigenen Ich. Die Drogen machen Millie zu einer brutalen Jägerin, die sich nur lebendig fühlt, wenn sie jedes Gefühl bis zur Hässlichkeit pervertiert. Das wird schon in der ersten Szene deutlich: Millie "kauft" sich eine minderjährige Prostituierte und hat mit ihr schnellen und knallharten Sex auf einem Grabstein. Was da genau passiert, treibt so manchem Leser die Schamesröte ins Gesicht. Und das ist nur der Anfang...
Gemeinsam mit Anna Thalbach liest die britische Autorin in vier deutschen Städten aus ihrem Debüt. Die Termine findest du rechts oben. Und hier kannst du ein Exemplar von "Millie" gewinnen.
Helen Walsh: Millie. Kiepenheuer & Witsch,
304 Seiten, 8,95 Euro