7. Elektrische und radiotechnische Ausstattung im Inneren des Hauptgebäudes. 1936.

 

Einer der meist charakteristischen Objekte in der Stadt ist der Sendeturm von Gleiwitz an der ul. Tarnogórska (ehemals Tarnowitzer Landstraße) mit den dazugehörigen Gebäudeanlagen. Der Sendeturm ist ein technisches Kunstwerk vom europäischen Rang. Sein Wert ist umso größer, da es sich um das einzige derartige Bauobjekt aus Holz handelt, das in unveränderter Form bis in unsere Zeit hinein besteht. In der Zeit der Volksrepublik Polen wurde der Gleiwitzer Sendeturm eine Zeit lang vom Polnischen Radio Kattowitz (Katowice) in Betrieb genommen; der Sendeturm wurde mithin vom polnischen Sicherheitsdienst auch als Störsender der Sendung Freies Europa genutzt. Einen Weltruhm erlangte der Sendeturm durch den „polnischen Überfall“ auf den Rundfunksender am 31. August 1939. Die von den Nationalsozialisten vorbereitete Aktion sollte Hitler als Vorwand zum Angriff gegen Polen dienen. Während der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges wurde im Mai 1995 am Gleiwitzer Sendeturm eine Gedenktafel von Krzysztof Nitsch zur Erinnerung an diese Ereignisse angebracht.

Der erste Gleiwitzer Rundfunksender wurde Ende 1925 an der Raudener Straße (heutie ul. Radiowa) eingerichtet. Der am 15. November 1925 in Betrieb genommene Rundfunksender war mit zwei eisernen Sendetürmen in Höhe von 75 Meter und mit einem Funkgerät von 0,5 kW Stärke ausgestattet. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, das vom Reichsender Breslau übernommene Programm auszustrahlen. Im März 1928 wurde der zweite Sendeturm mit einem Funkgerät von 5 kW Stärke in Betrieb genommen. 1939 gab es dort immer noch ein Radiostudio, doch die Sendegeräte befanden sich in dem neuen, 3 km weiter entfernten Sendeobjekt an der Tarnowitzer Landstraße.

Der zweite Gleiwitzer Rundfunksender (also der, in dem es zu der berühmt-berüchtigten „Gleiwitzer-Provokation“ gekommen ist), entstand auf Anregung des Reichspostministeriums im Zeitraum von 1. August 1934 bis 23. Dezember 1935. Wegen Sicherheitsmaßnahmen wurde der Sendeturm an einem Ort errichtet, der von den Siedlungshäusern weiter entfernt lag. Wichtig dabei waren auch Propagandazwecke – es ging nämlich darum, deutschsprachige Sendungen von einem im unmittelbaren deutsch-polnischen Grenzbereich gelegenen Ort auszustrahlen. Die damals errichtete Rundfunkanlage umfasste insgesamt einen Antennenturm und drei Sender- und Betriebsgebäude. Der Sendeturm (in Höhe von 110 Meter) wurde in einer Quadrat-Form von 20 x 20 Meter angelegt. Als Baumaterial wurde Lärchenholz gewählt, vor allem wegen seiner besonderen Resistenz gegen Holzkäfer und Schadstoffe aus der Atmosphäre. Die einzelnen hölzernen Turmbauteile wurden anhand von Messingnieten miteinander gebaut. Die Betriebsräume der Senderanlage wurden aus Backstein in einer Hufeisenform im Stil der deutschen Moderne gebaut. Im Hauptsendergebäude wurden technische Anlagen und in den beiden Betriebshäusern Dienstwohnungen für diensthabendes Senderpersonal angesiedelt. Das gesamte Grundstück wurde hoch umzäumt. Die Hauptaufgabe des Gleiwitzer Senders bestand darin, das vom Reichsender Breslau übernommene Programm ins Grenzland weiter auszustrahlen. Das Funkgerät von 8 kW Stärke wurde gemeinsam von drei Firmen hergestellt: Lorenz, Siemens und Telefunken.      

 

Die Mast des Senders Gleiwitz von der Siedlung Obroñców Pokoju aus gesehen. 1936.