NDR - Ministerpräsident Carstensen zufrieden mit Einheitsfeier in Kiel
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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hat die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel als einen vollen Erfolg bezeichnet. Der Regierungschef hob am Mittwoch besonders den "stimmungsvollen Festakt" in der Ostseehalle mit 1.200 Ehrengästen hervor und würdigte die "beeindruckende Rede" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Auch das zweitägige Bürgerfest habe großen Zuspruch erfahren. "Wir haben damit gezeigt, dass der Norden feiern kann", sagte Carstensen. Nach Schätzungen der Polizei kamen am Montag und Dienstag rund 350.000 Besucher in die Landeshauptstadt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in ihrer Rede die Deutschen auf, mit Optimismus in die Zukunft zu blicken. "Nicht fragen, was nicht geht, sondern fragen, was geht", sagte sie beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit. Sie habe die Erfahrung gemacht, "dass wir aus Angst vor dem Neuen lieber an Bekanntem festhalten", so Merkel in ihrer Rede vor 1.200 Ehrengästen in der Ostseehalle. Deutschland sei ein Land, "das die Kraft der Freiheit in sich trägt." Merkel kritisierte, in Deutschland habe sich ein Leben von der Substanz eingeschlichen. "Wir verbrauchen die Zukunft unserer Kinder", mahnte die Regierungschefin mit Blick auf die "horrende Staatsverschuldung". Den Tag der Deutschen Einheit würdigte sie als "Tag der Freude". Merkel erinnerte auch an die Mitarbeiter der insolventen Handy-Firma BenQ Mobile. Ein Traditionsunternehmen wie Siemens stehe in einer besonderen Verantwortung für seine früheren Mitarbeiter. "Diese Verantwortung muss wahrgenommen werden", sagte Merkel und bekam dafür Beifall von den Ehrengästen.
Mit Bundespräsident Horst Köhler, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Verfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier und Bundesratspräsident Peter Harry Carstensen waren bei dem Festakt alle Verfassungsorgane auf höchster Ebene vertreten. Carstensen rief die Bundesländer zur Solidarität untereinander auf. Starke und weniger starke Länder müssten zusammenstehen, sagte er. "Föderalismus lässt sich ohne Solidarität nicht denken." Carstensen plädierte dafür, in der Debatte über die deutsche Einheit die wechselseitige Anerkennung der Leistungen in Ost und West stärker in den Vordergrund zu rücken.
Zuvor hatten Vertreter der beiden großen Kirchen bei einem Ökumenischen Gottesdienst in der Nikolai-Kirche zu mehr Mut und Geduld im Einigungsprozess aufgerufen. "Mut stellt sich ein, wenn man mitten in aller Sorgenlast einfach anfängt, anderen Menschen zu helfen", sagte die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter vor 750 Gästen. Der Erzbischof des Erzbistums Hamburg, Werner Thissen, vertrat die Ansicht, es gebe tiefe, trennende Gräben zwischen Ost und West. Thissen sagte, es werde Generationen dauern, diese Gräben zuzuschütten und die Einheit zu vollenden.
Bundespräsident Horst Köhler startete im Anschluss eine große, bunte Musikparade, bei der mehr als 800 Mitwirkende aus allen Bundesländern unter dem Motto "Deutschland spielt zusammen" für Stimmung sorgten.
Hunderttausende Besucher feierten am Montag und Dienstag ein großes Bürgerfest rund um die Hörn, die Spitze der Kieler Förde. "Vor einmaliger maritimer Kulisse können Sie Deutschland in seiner regionalen Vielfalt kennen lernen", hatte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Carstensen bei der Eröffnung gesagt. "Wir freuen uns, dass das Fest zum deutschen Nationalfeiertag bei uns angekommen ist." Die zentrale Feier fand zum ersten Mal in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt statt. Zum Rahmenprogramm gehörten Segelwettbewerbe, Sportvorführungen und ein Festumzug mit Spielmannszügen aus ganz Deutschland. Auf einer Wasserbühne veranstaltete der NDR als Medienpartner der Feier ein umfangreiches Musik- und Showprogramm. Schleswig-Holstein war das letzte der 16 Bundesländer, das turnusgemäß die Einheitsfeier ausrichtete.
Die Landesregierung wollte das zweitägige Bürgerfest auch nutzen, um Schleswig-Holstein unter dem Motto "mehr Aufbruch - mehr Innovation" als modernes Bundesland zu präsentieren. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf den Themen Meer, Medizin, Neue Energien und Tourismus. Auch die anderen 15 Bundesländer stellten sich und ihre Sehenswürdigkeiten vor und boten kulinarische Spezialitäten an. Aus der Kaistraße vor dem Hauptbahnhof wurde dafür der so genannte Länderkai.
Den maritimen Charakter der Feiern unterstrich auch ein Drachenbootrennen am Dienstagnachmittag. Dabei siegte der saarländische Ministerpräsident Peter Müller mit seinem Team gegen seine Amtskollegen aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz, Peter Harry Carstensen und Kurt Beck. Am Montag hatte im Rahmen einer großen Segelparade der Extrem-Abenteurer Arved Fuchs nach seiner dreimonatigen Grönland-Expedition mit seinem Haikutter "Dagmer Aaern" in Kiel angelegt. An beiden Tagen konnten Besucher beim "Public Sailing" auf Jollen, Kuttern und Yachten mitfahren.
Am Montag war der Bürgerpreis zur Deutschen Einheit in Kiel verliehen worden. Die Auszeichnung war in den vier Kategorien Menschen, Medien, Kulturprojekte und Jugendobjekte mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Bei den Jugendprojekten ging der Preis an Berufsschüler aus Greifswald und Osnabrück. Sie hatten in einem Marketingkonzept für ihre Städte deren Stärken, Schwächen, Chancen und Perspektiven analysiert. Bei den Kulturprojekten überreichte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, den Bürgerpreis an Künstler, die ihre Werke unter dem Thema "Interzone" an 16 Stationen entlang der Regionalbahnlinien zwischen den Partnerstädten Halle (Saale) und Hildesheim platziert hatten.
Die offiziellen Feierlichkeiten zur Deutschen Einheit finden stets in dem Bundesland statt, das den Vorsitz im Bundesrat hat. Bis November 2006 ist Peter Harry Carstensen Bundesratspräsident und damit Stellvertreter von Bundespräsident Horst Köhler. Bereits am Dienstag übergab Carstensen die Ratspräsidentschaft symbolisch an den Schweriner Ministerpräsidenten Harald Ringstorff. Im kommenden Jahr richtet Mecklenburg-Vorpommern die zentrale Einheitsfeier aus. Zum Abschluss des Kieler Festes moderierte Reinhold Beckmann am Abend eine Openair-Show "Deutschland sagt Danke". Ein Feuerwerk beendete die Einheitsfeier.
NDR Fernsehen: Schleswig-Holstein Magazin, 04.10.2006
Bilanz nach dem Tag der Deutschen Einheit.Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel waren ein voller Erfolg.
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NDR Fernsehen: Schleswig-Holstein Magazin, 02.10.2006
Ausnahmezustand in Lübeck.November 1989: Trabi-Karawanen auf dem Weg in den Westen am Grenzübergang Lübeck-Schlutup - ein Rückblick.
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NDR Fernsehen: Schleswig-Holstein Magazin, 02.10.2006
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NDR 1 Welle Nord: 03.10.2005
Fröhliches Bürgerfest.Rund 300.000 Besucher feiern die Einheit an der Förde.
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NDR 1 Welle Nord: 03.10.2006
Festakt zum Tag der Deutschen Einheit.Bundeskanzlerin Merkel (CDU) plädiert für Zuversicht und Mut.
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NDR Info: 02.10.2006
Carstensen eröffnet das Bürgerfest.Schleswig-Holsteins Ministerpräsident erwartet eine fröhliche Einheitsfeier.
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NDR Info: 02.10.2006
Einheitsfeier erstmals in Schleswig-Holstein.Bundesratspräsident Peter Harry Carstensen kündigt ein "Top-Fest" an.
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NDR 1 Welle Nord: 02.10.2006
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Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Ringstorff (SPD) hat davor gewarnt, die Wiedervereinigung als "Ursache für alle Probleme" in Deutschland zu sehen. (Meldung vom 02.10.2006)
Alle Ferientermine der norddeutschen Bundesländer auf einen Blick.
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