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Historisches Verbrechen

Der Sechsfach-Mord von Hinterkaifeck

Ein Marterl ist das Einzige, was nahe Schrobenhausen noch an ein grausiges Verbrechen erinnert: Vor über 80 Jahren wurden auf dem Einödhof Hinterkaifeck sechs Menschen brutal ermordet. Der Hof ist längst abgerissen, die Täter bis heute nicht ermittelt, der Fall zu den Akten gelegt. Nur einen lässt der Mord nicht los: Kriminalkommissar Konrad Müller ermittelt noch - im Ruhestand.


Marterl bei Hinterkaifeck © BR
Nur ein Marterl mit sechs Namen ... Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Einödhof Hinterkaifeck © BR
... blieb übrig vom Hof Hinterkaifeck. Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Kriminalkommissar Konrad Müller © BR
Und Kriminalkommissar Konrad Müller will Klarheit.

Radio-Tipp

radioZeitreisen durchleuchtet den Mordfall in Hinterkaifeck, zu hören um 13.30 Uhr in Bayern2Radio.

Ein einfaches steinernes Marterl, fast verloren mitten in Wald und Wiesen, nordöstlich von Schrobenhausen - es weist auf ein Verbrechen hin, das sich in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 ereignete: Auf dem Hof Hinterkaifeck wurden sechs Menschen brutal ermordet. Vom 63-jährigen Altbauern bis zum zweieinhalbjährigen Buben wurden die Bewohner des Hofes bestialisch erschlagen. Es war eine Tat mit Vorzeichen. Tragischerweise wurden diese von den Bewohnern missachtet - nur eine Magd nahm die Zeichen ernst und rettete so ihr Leben.

Die Vorzeichen

Einen Tag vor der Tat machte der Austragsbauer eine seltsame Entdeckung: Im Schnee führten Fußspuren vom Wald zu seinem einsamen Hof hin - eine vom Haus wegführende Spur konnte er aber nicht entdecken. Der als eigenbrötlerisch bekannte Bauer erzählte zwar zwei Nachbarn von seiner Beobachtung, die Gendarmerie schaltete er aber nicht ein. Dass etwas "nicht stimmte", hätte er aber längst ahnen können: Immer wieder gab es Einbruchspuren, es tauchten Zeitungen auf, die auf dem Hof gar nicht gelesen wurden und schließlich fehlte sogar der einzige Hausschlüssel. Ein halbes Jahr vor der Tat kündigte die junge Magd, weil ihr die Situation unerträglich geworden war. Sie erzählte, dass es auf dem Hof spuke. 


Originales Tatortfoto © BR
Grausige Originalfotos zeigen schemenhaft die Toten im Stall ... Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Originales Tatortfoto © BR
... und die Kammer, in der Magd und Kleinkind umkamen. Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Originales Tatortfoto © BR
Das Ende: Kein Leben blieb auf dem Hof zurück. Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes

Ihr Gefühl hatte die Magd gerettet: Ihre Nachfolgerin wurde brutal mit einer Kreuzhacke ermordet - genauso wie Bauer und Bäuerin, die verwitwete Tochter und deren zwei Kinder. Da im Stall eine Kuh brüllte, rannte einer nach dem anderen hinaus, um nach dem Tier zu sehen. Doch der Stall war die Endstation für die Bauersleute, die Tochter und ein Enkelkind. Die Magd fand man tot in der Kammer, das Kleinkind erschlagen im Stubenwagen. Erst vier Tage nach dem Mord wurden die Leichen, die von den Tätern sorgsam zugedeckt worden waren, entdeckt.

Problematische Ermittlungen

Raubmord, so hieß das Ergebnis der damaligen Polizeiermittlungen. Doch dieses Urteil war vorschnell, denn schließlich blieben große Geldsummen im Haus unangetastet. Die Ermittlungen liefen ohnehin äußerst unglücklich - so kamen zum Beispiel die Kommissare aus der Stadt offensichtlich mit den Landbewohnern nicht zurecht.


Zeitungsbericht © BR
Die Meldungen zum Fall ... Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Zeitungsbericht © BR
... wurden von Woche zu Woche ... Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Zeitungsbericht © BR
... abenteuerlicher - bis zur Gegenwart. Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes

Für die Ergreifung der Täter wurde die atemberaubende Summe von 100.000 Reichsmark ausgesetzt - doch auch wenn unterschiedlichste Spuren verfolgt wurden - der Mörder konnte nie dingfest gemacht werden. Die letzte Vernehmung im Fall Hinterkaifeck fand 1986 statt. Das Anwesen wurde bereits ein Jahr nach der Tat abgerissen, da niemand mehr in diesen Mauern leben wollte.

Letzter Ermittler: Konrad Müller

Doch Kriminalkommissar Konrad Müller will sich mit dem ungelösten Mordfall nicht abfinden: Über 20 Jahre lang hat er sich beruflich mit dem Fall, den er als "ein dunkles Kapitel deutscher Kriminalgeschichte" bezeichnet, beschäftigt. Um Licht ins Dunkel zu bringen, ermittelt er auch jetzt noch in Sachen Hinterkaifeck - mit 69 Jahren und längst im Ruhestand. 


Konrad Müller vor den dicken Aktenordnern © BR
Neben den acht dicken Aktenordnern zum Fall Hinterkaifeck ...
Aquarell von Hinterkaifeck © BR
... hat Müller auch ein selbst gemaltes Aquarell ... Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes
Konrad Müller mit der nachkonstruierten Mordwaffe © BR
... und die nachkonstruierte Mordwaffe. Klicken sie hier für eine vergrößerte Version des Bildes

Sein gesammeltes Material füllt mittlerweile acht dicke Aktenordner. Seinen Ermittlungen widmet er viel Zeit - und die Geschichte hat Müller so gefangen, dass er sogar ein Lied zum Fall komponierte, ein Bild vom Hof malte und das Tatwerkzeug - eine sehr spezielle Hacke - selbst nachgebaut hat. Und: Mittlerweile hat er auch einen Verdacht. Doch darüber spricht er nicht - aus Rücksicht auf die Nachkommen der möglichen Täter.


Ein Lied zu Hinterkaifeck
Konrad Müller mit Ehefrau beim Musizieren © BR

Ein Acker liegt am Waldesrand,
wo einstmals Hinterkaifeck stand.
Der Wind trägt das Geschrei der Armen,
erzählt vom schlimmsten Mord vor Jahren.

Es war im Jahre 22,
Blutschande lag am Einödhaus.
Als Ende März ein Schneesturm tobte,
da wurd´ ein Leichentuch daraus.

Ein loses Rind brüllt in der Nacht
und lockt die Opfer aus der Ruh´.
Sechs Menschen werden umgebracht,
der Tod schlägt unbarmherzig zu.

Die Schreckenstat bleibt ungesühnt.
Kein Stein vom Hof als Zeuge bleibt.
kein Mensch hat je solch Straf´ verdient,
der Wald steht schwarz und schweigt.

Text von Konrad Müller



 
 
 
Stand: 23.09.2006