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Bauhaus Dessau: Die Ikone der Moderne ist 80
Als "Ikone der Moderne" gilt das Bauhaus in Dessau. Aufwändig saniert wurde das Haus aus Beton, Stahl und Glas nun pünktlich zum 80. Jubiläum mit großem Fest, Konferenz und Ausstellung wiedereröffnet. FIGARO widmet dem Ereignis mehrere Sendungen und Beiträge.
Auch der enormen PR-Tätigkeit von Walter Gropius hat das Bauhaus seinen weltweiten Ruf zu verdanken, sagt Architekturhistoriker Falk Jaeger im Gespräch zum 80. Jubiläum.; Rechte: dpa
Auch der enormen PR-Tätigkeit von Walter Gropius hat das Bauhaus seinen weltweiten Ruf zu verdanken, sagt Architekturhistoriker Falk Jaeger im Gespräch zum 80. Jubiläum.
Alles Beton, Stahl und Glas
Grauweiß die Fassade, schwarz die Profile der Fenster, die die ganze Fassade einnehmen - alles Beton, Stahl und Glas, alles schnörkellos, klare Linie und Funktion. Das Bauhaus Dessau gilt heute als "Ikone der Moderne" - am 4. Dezember 1926 war es als "Hochschule für Gestaltung" nach nur einem Jahr Bauzeit eröffnet worden. Die Pläne dafür stammten von Direktor Martin Gropius selbst. Damit legte er den Grundstein für ein einzigartiges Ensemble, das heute zum Weltkulturerbe zählt und Architekturtouristen aus aller Welt anlockt.
 
Prof. Omar Akbar; Rechte: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Bauhaus Dessau
Prof. Omar Akbar
Zehn Jahre lang dauerten Rekonstruktion und Sanierung
In den vergangenen zehn Jahren wurde das inzwischen marode gewordene Gebäude erforscht und den Erkenntnissen entsprechend bei laufendem Betrieb von Grund auf saniert - für stolze 17 Millionen Euro. "Wir haben uns bemüht, die Anmutung der 20er Jahre wiederherzustellen und sind so der Ästhetik des historischen Bauhauses wieder näher gekommen", erklärt der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Omar Akbar, im FIGARO-Gespräch. So wurden zubetonierte Fenster geöffnet oder künstliche Trennwände entfernt, waren doch viele der großzügigen, hellen Räume geteilt worden, auch das Direktorenzimmer. Wiederhergestellt wurde außerdem die vielfarbige Innengestaltung des Hauses. Dazu mussten Dutzende Schichten von den Wänden geschliffen werden. Am ersten Dezemberwochenende wurde nun das Ende der Sanierung und das 80. Jubiläum gebührend gefeiert: mit einem Fest, der Konferenz "Moderner Internationalismus - Globale Weltkultur" und der neuen Schau "Ikone der Moderne", die sowohl die wechselvolle Geschichte des Bauhauses als auch die Sanierung dokumentiert - mit dem Gebäude als eigentlichem Exponat.
 
Außen nüchtern - Innen farbig. FIGARO war auf Rundgang im rekonstruierten Bauhaus Dessau.; Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Außen nüchtern - Innen farbig. FIGARO war auf Rundgang im rekonstruierten Bauhaus Dessau.
Das Bauhaus Dessau heute
Die Besucher können von nun an wieder das ganze Haus besichtigen, da drängt sich vielleicht der Eindruck vom Bauhaus als einem perfekt her- und eingerichteten Museum auf. Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Omar Akbar, sieht die Gefahr: "Man spricht heute oft mehr über die Möbel von Breuer oder Wagenfelds Teekanne als von der interdisziplinären Lehre, die das eigentlich Revolutionäre war."

Vor allem diesem Ansatz sieht sich Akbar verpflichtet. Er will das Bauhaus zu einem europäischen Zentrum der Moderne entwickeln. Als Referenz formuliert er im FIGARO-Gespräch die gelungene Sanierung des Gebäudes, die das Bauhaus Dessau aus seiner Sicht zum Kompetenzzentrum macht, wenn es um die Wiederherstellung von Bauten der klassischen Moderne geht. Davon gebe es in Europa schließlich noch sehr viele. Auch der sozialen Idee, die einst vor allem durch Gropius-Nachfolger Hannes Meyer Einzug hielt, räumt Akbar weiterhin Bedeutung ein. So verweist er im FIGARO-Gespräch auf ein Projekt in einer Favela von Rio de Janeiro, das Wege aufzeigen soll, wie die Lebensqualität in dem Armenviertel unter Mitwirkung der Bewohner zu verbessern sei. Errichtet wurde dort bereits ein "Bauhaus" als Nachbarschaftszentrum für Kinder.
 
Die von Bauhaus-Tischlermeister Marcel Breuer entworfene Bestuhlung der Aula.; Rechte: Jutta Stein/ Stiftung Bauhaus Dessau
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Die von Bauhaus-Tischlermeister Marcel Breuer entworfene Bestuhlung der Aula.
Die Bauhaus-Tradition: Vom Einzelstück zur Type
Entwerfen, verwerfen, Fehler machen. Diesen experimentellen Spielraum gönnten sich die Bauhäusler bei ihren Entwürfen. Es ging ihnen darum, Tabula rasa zu machen. Deswegen wurde auch keine Baugeschichtslehre zur Abfolge der Stile unterrichtet, sondern eine eigene Farb- und Formenlehre entwickelt. Gropius' Prämisse lautete zunächst, alle künstlerischen Disziplinen und das Handwerk, später dann Kunst und Technik am Bau zu vereinen. Kubus und Flachdach, Beton, Stahl und Glas als moderne Materialien, das serielle Fertigen von Wohnhäusern - all das wurde zum Markenzeichen. Das Bauhaus in Dessau entwickelte sich zum Zentrum des modernen Industriedesigns.
 
Weimar - Dessau - Berlin - Das Aus 1933 und der Neuanfang
Als Gegenpol zu den bürgerlichen Kunstakademien war das Bauhaus als eine der ersten Hochschulen für moderne Gestaltung durch Martin Gropus 1919 in Weimar begründet worden. Mit dem Einzug der Nazis in den Thüringer Landtag und wegen mangelnder finanzieller Unterstützung siedelte das Bauhaus 1925 in die aufstrebende Industriestadt Dessau über. Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Lyonel Feininger wirkten an der Schule, davon zeugen heute noch ihre von Gropius entworfenen Meisterhäuser. 1933 kam nach einer kurzen Zwischenstation in Berlin für die Bauhäusler das endgültige Aus. Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe ging ins US-Exil und verbreiteten von dortaus die Bauhaus-Ideen.

Nach dem Krieg konnte man sowohl im Westen als auch im Osten zunächst wenig mit den Architekturideen des Bauhauses anfangen - in der DDR hing man dem stalinistischen Monumentalstil an und wollte keine "primitiven Kästen". Erst in den 70er Jahren änderte sich dies. Der Gropius-Bau wurde zum Denkmal erklärt und 1976 erstmals restauriert. So wurde die Vorhangfassade, die durch Ziegelmauerwerk mit Lochfenstern ersetzt worden war, wiederhergestellt.
 
Ausblick: Die Zukunft der Stadt
Heute wird das Bauhaus von einer Stiftung getragen, die vom Bund, dem Land Sachsen-Anhalt und der Stadt Dessau 1995 ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, das Erbe zu bewahren und weiter zu entwickeln. So beschäftigte sich das Bauhaus in den 90ern mit der Umgestaltung ehemaliger Industrieregionen und Tagebaufolgelandschaften. Derzeit ist der Stadtumbau Ost eins der Themen. Mit der Zukunft des der Städte weltweit beschäftigt sich speziell das Kolleg, an dem Postgraduierte aus aller Welt für ein Jahr zusammenkommen, um an Projekten zu arbeiten.
 
zuletzt aktualisiert: 04. Dezember 2006 | 16:00
 
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Ausstellung: "Ikone der Moderne - das Bauhausgebäude in Dessau"
Bis 11. März 2007, täglich geöffnet von 10:00 bis 18:00 Uhr
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