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Band XII (1997)Spalten 432-434 Autor: Georgios Fatouros

TRAUBE, Ludwig, Mediävist, Paläograph (19.6. 1861 - 19.5. 1907). - T. wurde in Berlin als Sproß einer mittelständischen Familie jüdischer Abstammung geboren. Sein Vater Ludwig Traube war Professor für innere Medizin an der Berliner Universität. Nach der Elementarausbildung besuchte T. das Wilhelmsgymnasium und anschließend das Askanische Gymnasium in Berlin, wo er u.a. Georg Kaibel als Lehrer hatte. Nach dem Abiturexamen im Februar 1880 kam er nach München, um an der dortigen Universität klassische Philologie und Mediävistik zu studieren. Nur im Sommersemester 1881 verließ er München und begab sich nach Greifswald, um die Professoren A. Kießling und U. von Wilamowitz-Moellendorff dort zu hören. Sein Studium in München schloß er 1883 mit der Promotion ab; seine Dissertation war ein kleines Heft mit dem Titel »Varia libamenta critica«, das sich zum großen Teil mit den neuplatonischen Quellen des Macrobius beschäftigte. Nach fünf Jahren harter Arbeit habilitierte er am 28. November 1888 mit einem Teil seines Buches »Karolingische Dichtungen« für klassische und mittelalterliche Philologie. Anschließend fing er an, Vorlesungen und Übungen an der Universität München zu halten. Sein Lehrer Rudolf Schöll machte die Studenten auf den neuen Dozenten aufmerksam. T. beschäftigte sich hauptsächlich mit Handschriftenforschung. Die Übungen fanden meistens in seiner Wohnung statt, da T. zeit seines Lebens an Agoraphobie litt und infolgedessen platzscheu war. 1896 wurde er in die historische Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften als außerordentliches Mitglied aufgenommen, 1899 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Akademie. Im Oktober 1900 heiratete er die Tochter des Sinologen Friedrich Hirth. 1902 wurde T. in die R. Accademia dei Lincei aufgenommen. Seit 1904 lehrte er in München als ordentlicher Professor. Er ist daselbst an Leukämie, an welcher Krankheit er seit 1905 litt, gestorben. - T. interessierte sich für alle Bereiche der Altertumswissenschaft. Unter `Philologie' verstand er hauptsächlich historische und kulturgeschichtliche Forschung mit der Untersuchung der handschriftlichen Überlieferung als Ausgangspunkt.

Werke: T. hat über 200 größere Arbeiten, Aufsätze und Rezensionen hinterlassen; im folgenden können nur die Titel seiner wichtigsten Werke angeführt werden: Poetae latini aevi Carolini III 1-2 (MGH). Berlin 1886-1896; O Roma nobilis: Philologische Untersuchungen aus dem Mittelalter, in: Abhandlungen der Bayer-Akad.d.Wiss. 19,2 (1891) 299-395; Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte römischer Schriftsteller, in: SB der philos.-phil. u. hist Kl. d. Bayer. Akad. d. Wiss. 1891, 387-428; Cassiodori orationum reliquiae und Index rerum et verborum dazu und zu Cassiodori variae, in: MGH XII. Berlin 1894, 459-484; 510-597; Textgeschichte der Regula S. Benedicti, in: Abhandlungen der Bayer. Akad. d. Wiss. 21, 3 (1898) 599-731; Perrona Scottorum, ein Beitrag zur Überlieferungsgeschichte,in: SB d. hist. Kl. der Bayer. Akad. d. Wiss. 1900, 469-538; Hieronymi Chronicorum codicis fragmenta Leidensia, Parisina &c.; Leiden 1902; Nomina sacra: Versuch einer Geschichte der christlichen Kürzung (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters, 2). München 1907. - Folgende drei Bände sind aus dem Nachlaß T.'s postum herausgegebene I: L. Traube, Zur Paläographie und Handschriftenkunde, hrsg. von P. Lehmann, mit biographischer Einleitung von F. Boll. München 1909 (Nachdr. ebenda 1965); II: L. Traube, Einleitung in die lateinische Philologie des Mittelalters, hrsg. von P. Lehmann. München 1911 (Nachdr. ebenda 1965); III: L. Traube, Kleine Schriften, hrsg. von S. Brandt. München 1920 (Nachdr.ebanda 1965).

Lit.: Ludwig Traube zum Gedächtnis: Worte, gesprochen bei der Trauerfeier für Ludwig Traube am 21. Mai 1907 auf dem Schwabinger Friedhofe zu München. München 1907; - M. Traube-Mengarini, in: Nomina sacra a.a.0. I f.; - F. Boll, Erinnerungen an Ludwig Traube. München 1907; - Ders., Biographische Einleitung a.a.0. I xiv f.; - E. Monaci, in: Estratto dei Rendiconti della R. Accademia dei Lincei XVI. Rom 1907; - W.M. Lindsay, in: The Classical Review 21 (1907) 188 f.; - E.A. Loew, in: La Bibliofilia 9 (1907) 280; - G. Morin, in: RBén (1908) 235 f.; - J.E. Sandys, A History of Classical Scholarship, III. Nachdr. New York 1958, 195.

Georgios Fatouros

Letzte Änderung: 16.11.1999