KIMCHI, David, 1160-1235 (?) zu Narbonne/Provence, Sohn von Josef
Kimchi (s.u.); Verfasser einer Encyclopaedie zur hebräischen Sprache,
die bis in die folgenden Jahrhunderte hinein ein Standardwerk für
Hebraisten in Europa wurde; häufig geriet er in Kontroversen mit christlichen
Gelehrten wegen seiner kritischen Anmerkungen zu christlichen Psalmen-
und Prophetenauslegungen; andererseits wurde sein Sprachwerk zu einer
gründlich genutzten Hilfe, z.B. für Johannes Reuchlin, dessen »Rudimenta
Linguae Hebraicae« und das folgende »Lexicon Hebraicum« von 1506 sich
stark an K.s Werk anlehnen. K. wandte sich mit oft scharfer, aber
sachlich begründeter Polemik gegen christologische Verfälschungen
alttestamentlicher Aussagen (z.B. Jesaja 2,1ff; Psalm 22,1ff; 110,1
u.a.m.) und vor allem gegen die Behauptung der Kirche, daß sie das
wahre Israel sei. K. betonte die bleibende Erwählung Israels wie auch
die Gewißheit seiner kommenden Erlösung in der Zeit des Messias. Dieses
Kontroversmaterial aus K.s Psalmenkommentar und anderen Traktaten
aus seiner Feder wurde 1644 in Lipmann Mühlhausens »Sefer ha-Nizzahon«
in Altdorf veröffentlicht, wo es der Dialog- und Kontroverstheologie
eines Johann Christoph Wagenseil später als Grundlage für die Auseinandersetzung
mit dem Judentum seiner Zeit diente.
Lit.: W. Bacher, Hebräische Sprachwissenschaft, 1910,
S. 76; - L. Finkelstein, The Commentary of David Kimchi on Isaiah,
1926; - S. Dub Dübnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Berlin
1926 ff.; - H. Graetz, Geschichte der Juden, Leipzig 1853 ff.