KRIEGER, Adam, * 7.1. 1634 in Driesen (Neumark), + 30.6. 1666
in Dresden. - K.s Vater hieß Gregorius Krüger und stammte aus
Waltruberg in der Neumark. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts
bekannt, außer daß er als Schüler Samuel Scheidts bezeichnet wurde.
Sollte dies zutreffen, dann wäre es ein Hinweis, daß er sich einige
Zeit in Halle aufgehalten hätte. Seit etwa 1650 weilte er in Leipzig.
Neben Studien an der Universität hat er seine musikalische Ausbildung
vervollkommnet. Vermutlich war er auch der Begründer einer musikalischen
Vereinigung, dem »Cymbalischen Reich«. Im Jahre 1655 hat sich K. um
die Nachfolge des Organisten Johann Rosenmüller, der das Amt des Thomaskantors
übernommen hatte, an der Nikolaikirche in Leipzig beworben und die
Stelle auch erhalten. Neben dem Orgelspiel hat er auch Orchesterkonzerte
veranstaltet. Seine ersten Kompositionen dürften um das Jahr 1654
entstanden sein. Das erste erhaltene Werk ist ein vierstimmiges Grablied
für den Leipziger Kaufmann J.E. Bose. In den folgenden Jahren hat
er noch zahlreiche ähnliche Gelegenheitskompositionen geschaffen.
Im Jahre 1657 erschien die Sammlung »Arien von einer, zwey und drey
Vocal-Stimmen benebenst ihren Ritornellen», die rasche Verbreitung
und große Beliebtheit gewonnen hat. Im gleichen Jahr erfolgte seine
Berufung an den Hof des Kurfürsten nach Dresden, zunächst als Lehrer
von dessen Tochter, seit 1658 als Hoforganist. Eine Bewerbung als
Thomaskantor, noch im Jahr 1657, scheiterte, da er nicht den mit diesem
Amt verbundenen Schuldienst übernehmen wollte. Auch in Dresden entstanden
zahlreiche Gelegenheitskompositionen, häufig nach Texten des mit K.
befreundeten Hofdichters David Schirmer. - Trotz seines kurzen
Lebens, K. wurde nur 32 Jahre alt, erreichte er eine erstaunliche
Popularität. Einige seiner Stücke haben, mit anderen Texten versehen,
bis heute in evangelischen Gesangbüchern überlebt. Sogar J.S. Bach
(s.d.) hat zwei seiner Melodien in einigen seiner Kantaten verwendet.
Werke: Ein Teil des Werkschaffens ist bis heute ungedruckt.
- 1. Zeitgenössische Drucke: Kommt meine Freunde, meine Lieben,
1654; Legt ein und scharrt mich in die Erde, 1656; Ihr schönsten Blumen
in der Au, in: Th. Ritzschens verteutschte Spanische Zigeunerin, 1656
(erste Fassung der Melodie zu »Nun sich der Tag geendet hat«); Arien
von einer, zwey und drey Vocal-Stimmen,..., 1657; O ihr schnöden Eitelkeiten,
1659; Neue Arien..., 1667 (2. erweiterte Auflage 1676); zahlreiche
Stücke in zeitgenössischen ev. Gesangbüchern und Tabulaturen. -
2. Neuere Ausgaben: Alfred Heuß (Hrsg.), A. K. Arien, 1905 (= DDT
XIX); 14 Stücke in: H. Osthoff, 1929 (s. Lit.); 42 Stücke in: N. Schiørring,
1950 (s.Lit.).
Lit.: C.F. Becker, Der Hoforganist A.K. in Dresden, in:
NZM XVI, 1849, 205-208. 213-215; - M. Fürstenau, Zur Gesch. d.
Musik u. d. Theaters am Hofe zu Dresden, 1861; - W. Niessen, Das
Liederbuch des Studenten Clodius, in: VfM VII, 1891, 579-658; -
Robert Eitner, A.K. Biographie und 7 Lieder mit Begleitung, in: MfM
XXIX, 1897, 45-49. 61-66. 78-83. 112-114; - Ders., Quellensammlung;
- A. Horneffer, Johann Rosenmüller, Diss. Berlin, 1898; -
A. Kopp, A.K., in: MfM XXXII, 1900, 153; - A. Göhler, Verz. der
in den Frankfurter und Leipziger Messkatalogen der Jahre 1564-1759
angezeigten Musikalien, 1902; - Alfred Heuß, Einleitung zu: DDT
XIX, 1905 (s. Werke); - H. Kretzschmar, Gesch. d. neuen dt. Liedes,
1911; - K. Fischer, Über eine Gelegenheitskomposition von A. K.,
in: AfMw II, 1919/1920, 368 ff.; - W. Krabbe, Das Liederbuch
des Johann Heck, in: AfMw IV, 1922, 420 ff.; - F. Stege, Constantin
Christian Dedekind, Diss. Berlin, 1922; - G. Müller, Gesch. d.
dt. Liedes, 1925; - Arnold Schering, Musikgesch. Leipzigs von
1650-1723, 1926; - R. Haas, Die Musik des Barocks, 1928; -
H. Osthoff, A.K., 1929; - Ders., Neue Quellen zu A.K., in: AfMw
VII, 1942, 71-81; - Gotthold Frotscher, Gesch. d. Orgelspiels
und der Orgelkomposition I, 1935, 409. 460; - E. Bücken, Das
Dt. Lied, 1939; - Nils Schiørring, Det 16. og 17. arhundredes
verdslige danske visesang, 2 Bde., 1950; - Ders., Wiedergefundene
Melodien aus der verschollenen A.K.-Ariensammlung 1657, in: L. Finscher/Ch.-H.
Mahling (Hrsgg.), Festschr. f. Walter Wiora zum 30. Dezember 1966,
1967, 304-312; - R.H. Thomas, Poetry and Song in the German Baroque,
1963; - J.H. Baron, Foreign Influences on the German Secular Solo
Continuo Lied of the Mid-seventeenth Century, Diss. Brandeis University,
1967; - ADB XVII, 164; - NDB XIII, 42 f.; - MGG VII,
1785-1791.