JOHANNES III. VATATZES, Kaiser des byzantinischen Reiches von Nikaia-Nymphaion
1222-1254, * 1192 (oder 1194) als Sohn des Basileios Vatatzes und
dessen Gemahlin Angelina in Didymoteichon, + 3.11. 1254 im Garten
des Palastes von Nymphaion (heute: Nif, Kemalpata). - J.
hatte, wohl 1212, die Tochter des Kaisers Theodor I. Laskaris, Irene,
geheiratet: als Schwiegersohn des Kaisers konnte er bei dessen Tod
sofort die Nachfolge antreten (Januar 1222). 1224 erfocht er einen
glänzenden Sieg über die Lateiner bei jenem Poimanen¢n, bei dem Theodor
I. 1204 schmählich verloren hatte; doch als die gefährlichsten Gegner
erwiesen sich nicht so sehr die Lateiner als vielmehr die griechischen
Herrscher von Epiros aus dem Geschlecht der Angeloi. Theodor Angelos
hatte sich nach der Einnahme von Thessalonike 1224 zum Kaiser ausrufen
lassen, was offenkundig gegen den Herrschaftsanspruch von J. gerichtet
war. Doch am 9.3. 1230 wurde Theodor Angelos bei Klokotnitza vernichtend
geschlagen, und zwar von den Bulgaren unter Ivan II. Asen: dieser
bulgarische Sieg diente in doppelter Hinsicht den Interessen des J.
Zum einen erhoben sich die Angeloi niemals mehr gegen J.: im Winter
1241 unterwarf sich ihm Johannes Angelos, im Dezember 1246 schließlich
zog Kaiser J. mit allem Pomp und Prunk selber in Thessalonike ein,
die Herrschaft der Angeloi über Nordgriechenland war damit zu Ende.
Zum zweiten aber ging J. ein Zweckbündnis mit den Bulgaren ein: 1234
bis 1237 belagerten Byzantiner und Bulgaren gemeinsam die damals lateinische
Hauptstadt Konstantinopel, konnten aber trotz aller Bemühungen die
Lateiner nicht vertreiben. Im Frühjahr 1235 fand die Hochzeit des
Kaisersohnes Theodor Laskaris mit der bulgarischen Zarentochter Helena
Asen statt, 1237 schließlich wurde der endgültige Friede zwischen
den Griechen und den Bulgaren unterzeichnet. In der Zwischenzeit aber
waren als die gefährlichsten Feinde des byzantinischen Reiches von
Nikaia-Nymphaion die Mongolen aufgetaucht: gegen diese schloß J. 1243
ein Bündnis mit dem ehemaligen Erzfeind, mit den Seldschuken von Konya.
Seit 1238 schon hatte er sich der Freundschaft des Stauferkaisers
Friedrich II. versichert; nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete
er 1244 (oder schon 1242?) Friedrichs und der Beatrice Lancia blutjunge
Tochter Anna-Konstanze (+ 1313 als Nonne in Valencia), hielt sich
jedoch deren Dienerin, eine Contessa aus Italien, als Mätresse, die
er allerdings auf Grund heftiger Anfeindungen relativ bald in ihre
Heimat zurückschicken mußte. - J. betrieb eine äußerst kluge und
vorausschauende Politik, nach außen durch die erwähnten Siege und
die diplomatischen Bündnisse, im Inneren durch Maßnahmen der Volksbildung
(so etwa Neugründung von öffentlichen Bibliotheken), durch das Anlegen
von großen Getreidevorräten und besonders durch die Befestigung der
Grenzen seines Reiches. Er war ein Herrscher, wie er nur selten einem
Volke beschieden ist (B. Sinogowitz); so ist es verständlich, daß
er schon kurz nach seinem Tode als Heiliger verehrt wurde.
Lit.: August Heisenberg, Kaiser J. der Barmherzige, in:
Byz. Zschr. 14, 1905, 160-233; - Bernhard Sinogowitz, Die abendländ.
Politik der griech. Staatenwelt zur Zeit des Lat. Kaiserreichs (1204-1261),
Diss. München 1944; - Herbert Hunger, Von Wissenschaft und Kunst
der frühen Palaiologenzeit, in: Jb. der Österr. Byz. Gesellschaft
8, 1959, 123-155; - Georg Ostrogorsky, Gesch. des byz. Staates,
19633; - Hélène Ahrweiler, L'histoire et la géographie
de la région de Smyrne entre les deux occupations turques (1081-1317),
particulièrement au XIIIe siècle, in: Travaux et Mémoires 1,
1965, 1-204; - Demetrios I. Polemis, The Doukai, A Contribution
to Byzantine Prosopography, 1968; - G. Cankova-Petkova, Griech.-bulgar.
Bündnisse in den Jahren 1235 und 1246, in: Byzantino-Bulgarica 3,
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Patriotismus", in: Byz. Forschungen 4, 1972, 114-137; - S. Brezeanu,
Notice sur les rapports de Frédéric II de Hohenstaufen avec J., in:
Rev. des Etudes Sud-Est-Européennes 12, 1974, 583-585; - Erasmo
Merendino, Federico II e Giovanni III Vatatzes, in: Byzantino-Sicula
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