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© AK Erdstallforschung


Bericht von den Erdstalltagungen
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Bericht von der Erdstalltagung 2005        

vom 23. bis 25. September im Kloster Strahlfeld bei Roding

Schloss Egg

Altnußberg

Doblberg
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Von Regine Glatthaar

Das Kloster Strahlfeld ist zu einem heimlichen Zentrum für Erdstallforscher aus ganz Deutschland und weit darüber hinaus geworden. Regine Glatthaar, die den Arbeitskreis für Erdstallforschung leitet, hatte auch diesmal wieder zur Jahrestagung ins Kloster der Dominikanerinnen eingeladen, die Gäste fühlten sich wohl und diskutierten angeregt die Vorträge. Natürlich wurden auch diesmal wieder Exkursionen unternommen.

Die Tagung des Arbeitskreises für Erdstallforschung im Kloster Strahlfeld begann traditionell am Freitag mit dem Abendessen und der Begrüßung der Teilnehmer. Viele waren weit angereist, Graz, Wien, Dresden, Darmstadt, Ludwigshafen und der Münchner Raum waren stark vertreten, man kennt sich seit Jahren, das vorgesehene Programm war umfangreich und deshalb wurde schon am Freitagabend mit den Vorträgen begonnen.

Labyrinthe in Sachsen

Zunächst skizzierte Roland Winkelhöfer aus Dresden die Arbeit der sächsischen Höhlenfreunde. Schrazellöcher wie in der hiesigen Gegend sind dort zwar unbekannt, aber es gibt viele Orte mit labyrinthartigen riesigen Keller- und Ganganlagen. Es ist nicht geklärt, ob es sich dabei nur um Lagerräume oder eher Zufluchtsanlagen handelt, sie gehören dem Mittelalter an und verursachen immer wieder spektakuläre Einbrüche in Straßen und Häuserzeilen.
Es folgte der Vortrag von Edith Bednarik aus Wiener Neustadt über rätselhafte Verschlussvorrichtungen, die sie hauptsächlich an Erdställen im Waldviertel beobachten konnte. Auf diese Art Erdstallgänge mit Brettern oder Holzprügeln abzusperren macht wenig Sinn und war zum Teil auch technisch nicht durchführbar, weshalb die Ausnehmungen in den Wänden wohl eher Symbolcharakter haben.
Am Samstagvormittag eröffnete Dr. Heinrich Kusch die Vortragsreihe mit einem Bericht über Erdställe in der Steiermark, zunächst über einen, der bereits ausgegrabenen und heuer im Erdstallheft Nr. 31 publiziert wurde. Dann verwies er auf die Schwierigkeiten, an Hand von alten Literaturquellen Erdställe aufzuspüren. Harald Schaller aus Pfreimd legt gerade einen Erdstall in Oberviechtach frei. Er berichtete über die mühsame und auch gefährliche Freilegung eines runden Schachtes von 1,20 Metern Durchmesser, der bis jetzt nicht bekannt und total mit Brandschutt verfüllt war. Die Grabung brachte weitere, interessante Ergebnisse, auch Keramik und Münzen wurden geborgen. Erdstallfreunde freuen sich schon, dass im nächsten Jahr der komplette Erdstall besichtigt werden kann. Die Vortragsreihe am Vormittag beschloss Monsignore Prof.Dr. Paul Mai vom Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg. Da Erdställe immer wieder mit Kirchen und Friedhöfen in Zusammenhang gebracht werden, war sein Thema "Frühchristliche Strukturen im Bistum Regensburg". Die Zeit für die Diskussion war leider sehr knapp, denn nach dem Essen startete die Busexkursion zu Schloß Egg bei Metten und nach Altnussberg bei Teisnach.
Die beiden besuchten Erdställe sind sehr eindrucksvoll, sie wurden schon vor 30 Jahren vermessen und dokumentiert. In Altnußberg musste mit einem umkehrbaren Staubsauger Luft zugeführt werden, damit auch die letzten der über 50 Exkursionsteilnehmer den "Erdleutschlupf" noch unbeschadet befahren konnten.

Zuflucht für Räuberbanden?

Kaum war das reichhaltige Abendessen verzehrt, füllte sich der Tagungsraum schon wieder. Erhard Fritsch berichtete über die sehr gefährliche Freilegung eines Erdstalles in Oberösterreich und Josef Weichenberger (beide Linz) hatte Dokumente über Räuberbanden im 30-jährigen Krieg ausfindig gemacht. Er stellte die Möglichkeit in den Raum, dass die Erdställe, die bereits um das Jahr 1000 entstanden waren, immer wieder als Versteck herhalten mussten.

"Die eingebrochene Kuh"

Auch im Münchner Raum, in Doblberg, war vor einigen Wochen eine ausgedehnte Erdstallanlage entdeckt worden, eine Kuh war auf der Weide eingebrochen. Peter Forster zeigte Dias von der Freilegung, Vermessung und Sicherung der Anlage. Die Maßnahmen wurden von Mitgliedern des Arbeitskreises für Erdstallforschung durchgeführt, begleitet von Dr. Pietsch vom Landesamt für Denkmalpflege München.
Die Vorträge am Sonntagvormittag befassten sich mit dem großen Thema "Erdställe bei Kirchen und Friedhöfen". Regine Glatthaar hatte Fakten aus unserem Raum und Niederbayern zusammengetragen, wo die Verbindung Kirche - Erdstall eher selten nachweisbar ist. Anton Haschner berichtete, dass in Oberbayern etwa die Hälfte der Erdställe zumindest in der Umgebung von Kirchen gefunden wurden und dehnte seine Forschungen auch auf Hausberge (mittelalterliche Wehranlagen) aus.
Es entbrannten zum Teil heftige Diskussionen, aber die Wogen konnten wieder geglättet werden, denn Peter Forster zeigte zum Abschluss eine wunderbare Diareihe über die vorjährige Tagung in Niederösterreich. Das sorgte für Entspannung und Heiterkeit, so dass das Mittagessen in gelöster Atmosphäre eingenommen werden konnte. Es wurde verabredet, sich im nächsten Jahr wieder im Kloster Strahlfeld zu treffen, das wirklich beste Tagungsbedingungen bietet und danach traten alle, erfüllt mit neuen Eindrücken, den Heimweg an.