1815-1898
|
|
Otto von Bismarck
Politiker
- 1815
- 1. April: Otto Eduard Leopold von Bismarck wird als
viertes von sechs Kindern des Gutsbesitzers Ferdinand von Bismarck
und dessen Frau Wilhelmine Luise (geb. Mencken) in Schönhausen
(Altmark) geboren. Außer ihm überleben nur der ältere
Bruder Bernhard (1810-1893) und die jüngere Schwester Malwine
(1827-1908) die ersten Jahre.
- 1821
- Bismarck wird Schüler der Plamannschen Lehranstalt
in der Wilhelmstraße in Berlin.
- 1827-1830
- Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin.
- 1830
- Fortsetzung der Schulausbildung am Gymnasium zum Grauen
Kloster in Berlin.
- 1832
- Nach dem Abitur immatrikuliert sich Bismarck an der
Universität Göttingen für das Studium der Rechts-
und Staatswissenschaften.
- Aufnahme in das landsmannschaftliche Studentenkorps "Hannovera".
Später rühmt er sich, "innerhalb von drei Semestern
28 Mensuren gehabt und immer gut davongekommen zu sein."
- 1833
- Februar: Erste Karzerstrafe wegen Anwesenheit bei einem
Pistolenduell.
- September: Bismarck wechselt an die Universität Berlin.
- 1835
- Erstes juristisches Staatsexamen.
- Referendariat am Königlichen Stadtgericht in Berlin.
- 1836
- Regierungsreferendar in Aachen.
- 1837
- Der Verwaltungstätigkeit überdrüssig,
lässt sich Bismarck wegen Unwohlseins beurlauben und reist
monatelang ohne genehmigten Urlaub seiner ersten großen
Liebe hinterher. Bei seiner Rückkehr wird er aus dem Regierungsdienst
in Aachen entlassen.
- Fortsetzung der Referendarzeit bei der Potsdamer Provinzialregierung.
- 1838
- Bismarck bricht sein Referendariat ab und beginnt den
Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.
- 1839
- 1. Januar: Bismarcks Mutter stirbt. Otto und sein Bruder
Bernhard übernehmen gemeinsam die Bewirtschaftung der väterlichen
Güter Kniephof, Külz und Jarchelin in Pommern.
- 1844
- Er setzt seine Referendarzeit in Potsdam fort. Nach
zwei Wochen bricht er seine Ausbildung erneut ab und entscheidet
sich damit endgültig gegen die Beamtenlaufbahn.
- 1845
- Oktober: Eintritt als Abgeordneter in den Provinziallandtag
von Pommern.
- 22. November: Bismarcks Vater stirbt.
- 1846
- Februar: Bismarck übernimmt das väterliche
Gut Schönhausen.
- Herbst: Ernennung zum Deichhauptmann von Jerichow für das
rechte Elbufer.
- 1847
- 8. Mai: Bismarck rückt als Stellvertreter eines
erkrankten Abgeordneten in den Vereinigten Preußischen Landtag
nach. Mit seinen Reden und Wortmeldungen erwirbt er sich rasch
den Ruf als Gegner des bürgerlichen Liberalismus.
- 28. Juli: Heirat mit Johanna von Puttkamer in Reinfeld/Pommern.
Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Marie (1848-1926), Herbert
(1849-1904) und Wilhelm (1852-1901).
- 1848
- Mitbegründer und zeitweiliger Mitarbeiter der konservativen
"Neuen Preußischen Zeitung", nach dem Eisernen
Kreuz im Titelkopf bald nur noch "Kreuzzeitung" genannt.
- 18./19. August: Bismarck nimmt am so genannten Junkerparlament
in Berlin teil, einer konservativen Tagung zur Wahrung der Interessen
der Grundbesitzer.
- 1849
- 5. Februar: Wahl in die Zweite Kammer des Preußischen
Landtags.
- 1850
- 31. Januar: Wahl zum Abgeordneten des Erfurter Unionsparlaments,
das über eine Verfassung für die geplante Union von
26 kleineren deutschen Staaten unter Preußens Vorsitz beraten
soll.
- 3. Dezember: Im Preußischen Landtag verteidigt Bismarck
die "Olmützer Punktuation", in der Preußen
mit Rücksicht auf Österreich von einer Fortführung
der Unionspolitik absieht. Mit dieser Rede empfiehlt er sich insbesondere
den hochkonservativen Kreisen um König Friedrich Wilhelm
IV. von Preußen (1795-1861).
- 1851
- 8. Mai: Ernennung zum Geheimen Legationsrat und Rat
bei der preußischen Gesandtschaft am Bundestag in Frankfurt/Main.
- 15. Juli: Ernennung zum preußischen Bundestagsgesandten
in Frankfurt/Main. Sein vorrangiges Ziel ist die Gleichstellung
der beiden Großmächte Preußen und Österreich
innerhalb des Bundes und die Reduzierung der österreichischen
Präsidentschaft auf eine bloße Ehrenstellung.
- 2. Dezember: Wiederwahl in die zweite Kammer des Preußischen
Landtags.
- 1852
- 25. März: Unblutiges Pistolenduell mit dem liberalen
Abgeordneten Georg Freiherr von Vincke (1811-1875) nach einer
sehr persönlich geratenen Kammerdebatte um die Zollpolitik.
- 1854
- 21. November: Berufung in das preußische Herrenhaus,
der 1. Kammer des preußischen Landtags.
- 1859-1862
- Als preußischer Gesandter am russischen Hof
in St. Petersburg hält Bismarck engen Kontakt zu einflussreichen
Persönlichkeiten, unter anderem zum russischen Außenminister
Alexander Gortschakow (1798-1883), und gewinnt so wertvolle Kenntnisse
über die politischen und gesellschaftlichen Strömungen
Russlands, die für seine spätere Außenpolitik
nützlich sind.
- 1862
- März-September: Preußischer Gesandter in
Paris.
- 23. September: An dem Tag, als das preußische Abgeordnetenhaus
alle Ausgaben für die Heeresreform ablehnt und sich der seit
1860 schwelende Heereskonflikt zum Verfassungskonflikt ausweitet,
beruft Wilhelm I. von Preußen Bismarck zum vorläufigen
preußischen Ministerpräsidenten. Bis 1866 regiert Bismarck
ohne parlamentarisch genehmigtes Budget.
- 30. September: In der Budgetkommission des preußischen
Abgeordnetenhauses versucht Bismarck, die liberale Opposition
zur außenpolitischen Kooperation zu bewegen. Mit den Worten
"Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden
die großen Fragen der Zeit entschiedenen - das ist der große
Fehler von 1848 und 1849 gewesen - sondern durch Eisen und Blut"
nährt er jedoch das Misstrauen der Abgeordneten gegen ihn.
- 8. Oktober: Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten
und Minister des Auswärtigen.
- 1863
- 8. Februar: Mit Unterzeichnung der Alvenslebenschen
Konvention unterstützt Bismarck Russland in der Bekämpfung
des polnischen Aufstands und sichert sich so den in den kommenden
Jahren wichtigen russischen Rückhalt.
- 12./13. Mai: In einem ersten geheimen Gespräch mit dem Präsidenten
des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), Ferdinand Lassalle, sondiert Bismarck die Möglichkeiten politischer
Kooperation mit der Arbeiterbewegung, um einen Rückhalt
gegen seine liberalen Gegner im Abgeordnetenhaus zu haben.
- 1864
- 1. Februar: Mit Beginn des Deutsch-Dänischen Krieges
kommt Bismarck dem zunächst geheim gehaltenen Ziel, Schleswig
und Holstein in den preußischen Staat einzuverleiben, näher.
- 1865
- 14. August: In der "Konvention von Gastein"
einigen sich Preußen und Österreich zunächst auf
eine Aufteilung Schleswig-Holsteins. Die sich daraus ergebenden
Konflikte sowie das Ringen zwischen Österreich und Preußen
um die Vorherrschaft in Deutschland führen schließlich
zum Deutschen Krieg 1866.
- Vorrangiges Ziel Bismarcks bleibt die Erringung und der Ausbau
einer preußischen Vormachtstellung in Deutschland und Europa.
Die im nachhinein "Einigungskriege" genannten Kriege
gegen Dänemark 1864, Österreich 1866 und Frankreich
1870/71 sind in diesem Sinne das Mittel, einen kleindeutschen
bzw. großpreußischen Nationalstaat ohne Österreich
zu verwirklichen.
- 16. September: Bismarck wird in den Grafenstand erhoben.
- 1866
- 8. April: In einem Geheimvertrag sichert sich Bismarck
als Gegenleistung für den in Aussicht gestellten Erwerb von
Venetien die italienische Unterstützung im Krieg gegen Österreich
zu.
- 7. Mai: Der Tübinger Student Ferdinand Cohen-Blind, Stiefsohn
eines 1848er Revolutionärs, verübt in Berlin Unter den
Linden ein Pistolen-Attentat auf Bismarck, um gegen dessen antiliberale
Politik zu demonstrieren. Bismarck bleibt unverletzt und deutet
dies als gutes Omen für seine Politik.
- 3. Juli: Nach dem preußischen Sieg über Österreich
und Sachsen bei Königgrätz (Böhmen) erreicht Bismarck
sein Ziel der Annexion Schleswigs und Holsteins und der Herausdrängung
Österreichs aus Deutschland.
- 3. September: Mit der Annahme der so genannten Indemnitätsvorlage
billigt das preußische Abgeordnetenhaus nachträglich
die Staatsausgaben für die Heeresreform. Damit ist der seit
1862 bestehende Verfassungskonflikt zwischen Bismarck und dem
Parlament beendet.
- Bismarck beginnt seine Zusammenarbeit mit den Nationalliberalen.
- 1867
- 12. Februar: In Anerkennung seiner Verdienste um Preußen
erhält er von König Wilhelm I. eine Dotation über
400.000 Taler, von der er unter anderem das Gut Varzin bei Köslin
in Pommern erwirbt.
- 14. Juli: Bismarck wird Kanzler des unter preußischer
Führung gegründeten Norddeutschen Bundes, dessen Verfassung
inklusive allgemeinem und gleichem Wahlrecht weitgehend auf seine
eigenen Entwürfe zurückgeht.
- 1870
- 13. Juli: Einen Tag nach dem Verzicht Leopolds von Hohenzollern-Sigmaringen
(1835-1905) auf die spanische Thronkandidatur verlangt der französische
Botschafter von König Wilhelm I. in Bad Ems die Zusicherung,
auch künftig keine Hohenzollernkandidatur in Spanien zuzulassen.
Der König lehnt ab und berichtet telegraphisch an Bismarck.
Bismarck veröffentlicht diese "Emser Depesche"
in verschärfter Form in der Presse. Sie erregt einen Sturm
nationaler Entrüstung in Frankreich und Deutschland und führt
zur französischen Kriegserklärung am 19. Juli und damit
zum Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. Bismarcks
Kalkül, Preußen als Opfer einer vermeintlichen französischen
Aggression darzustellen und damit die übrigen Mächte
aus dem Konflikt herauszuhalten, geht auf.
- 1871
- 21. März: Bismarck wird in den erblichen Fürstenstand
erhoben und zum ersten Reichskanzler des neu gegründeten
Deutschen Reichs ernannt. Seine Ämter als preußischer
Ministerpräsident und Außenminister behält er
bei.
- 24. Juni: In Anerkennung seiner Verdienste um Preußen erhält
er von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald bei Friedrichsruh im
Herzogtum Lauenburg übereignet.
- 1872
- 14. Mai: Bismarck erklärt im Reichstag in Zusammenhang
mit dem von ihm gemeinsam mit den Liberalen gegen die katholische
Kirche und die Zentrumspartei geführten "Kulturkampf":
"Seien Sie außer Sorge: Nach Canossa gehen wir nicht."
Mit dem auf den Bußgang Kaiser Heinrichs IV. (1050-1106)
zum Papst nach Canossa im Jahre 1077 rekurrierenden Schlagwort
will Bismarck die Unnachgiebigkeit seiner Politik unterstreichen.
- 1873
- 22. Oktober: Das Drei-Kaiser-Abkommen zwischen Österreich,
Russland und dem Deutschen Reich ist das erste einer Reihe von
Abkommen in Bismarcks so genanntem Bündnissystem,
welches das europäische Gleichgewicht und damit die Position
des seiner Ansicht nach saturierten Deutschlands in der Mitte
Europas sichern soll. Insbesondere die Gefahr eines französisch-russischen
Bündnisses sucht er einzudämmen.
- 1874
- 13. Juli: Der katholische Böttchergeselle Eduard
Kullmann (1853-1892) verübt in Kissingen ein Pistolen-Attentat
auf Bismarck, bei dem dieser leicht am rechten Handgelenk verwundet
wird. Obwohl sich die Zentrumspartei kurz darauf von dem Täter
distanziert, trägt der Vorfall wesentlich zur Verschärfung
des Kulturkampfes bei. Kullmann selbst wird im Oktober 1874 zu
14 Jahren Zuchthaus verurteilt.
- 1875
- 9. April-13. Mai: Mit einem von ihm selbst angeregten
Zeitungsartikel unter der Überschrift "Ist der Krieg
in Sicht?" provoziert Bismarck die so genannte Krieg-in-Sicht-Krise
zwischen dem wieder erstarkten Frankreich und dem Deutschen Reich.
Sein eigentliches Ziel ist die Einschüchterung Frankreichs.
Durch diplomatische Intervention Großbritanniens und Russlands
kann die Krise beigelegt werden.
- 1877
- 15. Juni: Im so genannten Kissinger Diktat spricht sich
Bismarck für die russische Schwarzmeerherrschaft aus. Großbritannien
solle Ägypten erhalten, das Deutsche Reich sei hingegen nur
an der Erhaltung des Staus quo interessiert. Bismarck skizziert
damit sein außenpolitisches Ziel, dass das Deutsche Reich
gute und nicht einseitig gebundene Beziehungen zu allen europäischen
Mächten außer Frankreich erhalten und zugleich den
europäischen Frieden sichern könne.
- 1878
- 19. Februar: Bismarck erklärt vor dem Reichstag
seine Bereitschaft, in der Orientkrise als "ehrlicher Makler"
zu vermitteln. Erneut unterstreicht er damit sein außenpolitisches
Ziel des europäischen Gleichgewichts und sucht dieses auch
durch Einberufung des Berliner Kongresses zur Lösung
der Balkan-Krise im Juni 1878 zu verwirklichen.
- 17. Juli: Mit der Arbeiterschutz-Novelle wird die obligatorische
Fabrikaufsicht durch staatliche Fabrikinspektoren eingeführt.
Mit dieser sozialpolitischen Maßnahme beginnt Bismarck den
sukzessiven Ausbau des staatlichen Fürsorge- und Wohlfahrtssystems,
um damit der Sozialdemokratie ihre Basis zu entziehen.
Es folgen die in ihren Grundzügen bis heute gültigen
drei großen Bismarkschen Sozialgesetze, das Krankenversicherungsgesetz
1883, das Unfallversicherungsgesetz 1884 und das Gesetz über
die Invaliditäts- und Altersversicherung 1889.
- 18. Oktober: Mit dem Reichsgesetz "wider die gemeingefährlichen
Bestrebungen der Sozialdemokratie", dem so genannten Sozialistengesetz,
erreicht Bismarck das seit 1874 von ihm geforderte Verbot der
Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und der
Arbeiterbewegung. Sein Ziel, die Sozialdemokratie nachhaltig zu
zerstören, erreicht er nicht.
- 1880
- 15. September: Bismarck übernimmt das preußische
Handelsministerium und schlägt in Abkehr vom bisherigen "Laissez
Faire" eine Politik des ordnenden staatlichen Eingriffs ein.
- 1884
- 24. April: Unterstützt von Bismarck wird mit Angra
Pequena an der südwestafrikanischen Küste die erste
Kolonialerwerbung unter deutschen Schutz gestellt. Infolge
der seit 1873 andauernden Weltwirtschaftskrise und der zunehmenden
Bedeutung der Kolonialfrage für die Politik der europäischen
Mächte gibt Bismarck ab 1880 seine zunächst ablehnende
Haltung gegenüber deutschen Kolonialerwerbungen auf.
- 15. November: Gemeinsam mit dem französischen Ministerpräsidenten
Jules Ferry (1832-1893) beruft Bismarck die Kongokonferenz in
Berlin ein. Bis zum 26. Februar 1885 tagen die Bevollmächtigten
von 13 europäischen Staaten sowie der Vereinigten Staaten
von Amerika und einigen sich in der Kongo-Akte über eine
Zollfreiheit im Kongo- und Nigergebiet sowie die Errichtung eines
Kongostaates unter dem belgischen König Leopold II. (1835-1909).
Außerdem wird in diesem Dokument der Anspruch der Europäer,
Afrika untereinander aufzuteilen, festgeschrieben.
- 1885
- 1. April: Kaiser Wilhelm I. schenkt Bismarck zu seinem
70. Geburtstag Anton von Werners Gemälde "Proklamierung
des Deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)".
- 17. Mai: Eine zu Deutsch-Neuguinea gehörende melanesische
Inselgruppe erhält unter dem Namen Bismarck-Archipel den
kaiserlichen Schutzbrief.
- 1888
- 15. Juni: Mit der Thronbesteigung Wilhelms II.
wandelt sich das seit den 1870er Jahren unveränderte Machtgefüge
an der Spitze des Deutschen Reiches, da der junge Kaiser im Gegensatz
zu seinem Großvater Wilhelm I. nicht gewillt ist, sich dem
Willen Bismarcks unterzuordnen.
- 1890
- 31. Januar: Als Wilhelm II. während Bismarcks Abwesenheit
beginnt, Pläne für eine eigene Sozialpolitik zu entwickeln,
die unter anderem ein breit angelegtes Programm zur Verbesserung
des Arbeiterschutzes vorsehen, und Bismarcks Vorlage für
ein unbefristetes Sozialistengesetz im Reichstag abgelehnt wird,
tritt er von dem für die Sozialpolitik zuständigen Amt
des preußischen Handelsministers zurück.
- 15. März: Nach weiteren Meinungsverschiedenheiten - neben
der Sozialpolitik kommt auch Bismarcks Festhalten an einer Kabinettsordre
von 1852, die den Verkehr der einzelnen Minister mit der Krone
unter die Kontrolle des Ministerpräsidenten stellt, ins Spiel,
- kommt es zum Bruch zwischen Kaiser Wilhelm II. und Bismarck.
In einer Unterredung fordert Wilhelm II. Bismarck unmissverständlich
zum Rücktritt auf.
- 18. März: Bismarck reicht sein Abschiedsgesuch ein, das
so geschickt formuliert ist, dass dem Kaiser die ganze Verantwortung
für das Zerwürfnis zufällt. Das Gesuch wird erst
unmittelbar nach Bismarcks Tod veröffentlicht.
- 20. März: Entlassung Bismarcks als Reichskanzler und preußischer
Ministerpräsident. Bismarck erhält den Titel eines Herzogs
von Lauenburg, den zu tragen er sich jedoch weigert. In weiten
Teilen der deutschen Öffentlichkeit herrscht Erleichterung
über Bismarcks Sturz. Im Ausland hingegen wird der Machtwechsel
mit gemischten Gefühlen aufgenommen, da Bismarck als Garant
einer friedlichen Außenpolitik gilt.
Von Friedrichsruh aus kommentiert und kritisiert der "Alte
vom Sachsenwald", wie Bismarck nun genannt wird, unablässig
die Politik seines Nachfolgers Leo von Caprivi und des
Kaisers.
- 1891
- 30. April: Bismarck lässt sich als Kandidat der
Nationalliberalen in den Reichstag wählen. Er übt
das Mandat zwar nie aus, erfreut sich aber an der politischen
Unruhe, die dieser Schachzug auslöst.
- 1892
- Ein kaiserlicher Erlass, der Bismarck von fast allen
offiziellen Kontakten abschneidet, ruft in der Öffentlichkeit
einen Sturm der Entrüstung hervor. Erst jetzt beginnt ein
regelrechter Kult um den "Reichsgründer Bismarck",
dessen Verehrung als lebendes Denkmal nach der offiziellen Aussöhnung
mit Kaiser Wilhelm II. 1894 noch weiter zunimmt.
- 1894
- 27. November: Tod von Bismarcks Frau Johanna.
- 1895
- 23. März: Wegen der anhaltenden Kritik Bismarcks
an der Politik des Reichskanzlers und des Parlaments lehnt die
Reichstagsmehrheit eine Glückwunschadresse zu Bismarcks 80.
Geburtstag ab.
- 1. April: Zu seinem 80. Geburtstag erreicht der Bismarck-Kult
einen vorläufigen Höhepunkt: Über 450 Städte
verleihen Bismarck die Ehrenbürgerschaft, 9.875 Telegramme
und 450.0000 Briefe werden vom Postamt in Friedrichsruh ausgeliefert,
Tausende pilgern zu Bismarcks Ruhesitz.
- 1896
- 24. Oktober: Bismarck enthüllt in dem "Hamburger
Nachrichten" den von 1887 bis 1890 bestehenden geheimen deutsch-russischen
Rückversicherungsvertrag.
- 1898
- 30. Juli: Otto von Bismarck stirbt in Friedrichsruh
bei Hamburg.
Bismarcks Tod erregt auch international solches Aufsehen, dass
für die Dauer einer Woche allein in der Presse zuvor bestimmende
Themen wie der spanisch-amerikanische Krieg gänzlich in den
Hintergrund geraten.
- Die Familie widersetzt sich dem Wunsch Kaiser Wilhelms II., den
Leichnam nach Berlin zu überführen. Die Beisetzung findet
gemäß Bismarcks Vorgaben in Friedrichsruh statt.
- November: Die ersten zwei Bände von Bismarcks "Gedanken
und Erinnerungen" erscheinen. Innerhalb kürzester Zeit
sind die ersten 100.000 Exemplare vergriffen. Der dritte Band,
der die Umstände der Entlassung Bismarcks schildert, darf
erst 1919, nach dem Sturz der Hohenzollernmonarchie, veröffentlicht
werden.
- Von den über 700 Bismarck-Denkmälern, die bis 1914
im Deutschen Reich in Planung sind, werden mindestens 500 realisiert.
(db)
|