DGE aktuell 01/00 vom 11.1.2000
Die DGE bewertet das Markert-Diätkonzept
In jüngster Zeit wird die Markert-Diät stark beworben. Mit Aussagen
wie "Diät-Revolution" oder "Turbo-Diät", die in kurzer Zeit
garantiert zum Diäterfolg führt und dabei den Jo-Jo-Effekt, das heißt die gefürchtete
Gewichtszunahme nach einer Diät, ausschaltet, werden Verbraucher angeregt, entsprechende
Bücher und Präparate zu kaufen. Unter anderem soll sich durch die Diät die aktive Form
der Schilddrüsenhormone erhöhen, die zum gesteigerten Energieverbrauch und Fettabbbau
führen soll.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
sind diese getroffenen Aussagen wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Bei der
Markert-Diät handelt es sich um eine stark hypokalorische (energiearme) Diät, wobei der
Proteinverlust durch ein Proteinpräparat begrenzt werden soll. Der Kalorienverbrauch soll
durch intensives körperliches Training gesteigert werden. Die Kernaussage Markerts, die
Erhöhung der aktiven Form der Schilddrüsenhormone, läßt sich durch die Diät nicht
erreichen. Der Jo-Jo-Effekt läßt sich auch nicht durch die Diät, sondern höchstens
durch die Ratschläge für die Zeit nach dem Fasten verhindern, bei der die Energie- und
Fettaufnahme stark reduziert und viel Sport getrieben werden soll. Das sind
allgemeingültige Ratschläge für die Gewichtsabnahme. Die Durchführung der
Markert-Diät bietet daher keine besonderen Vorteile gegenüber vergleichbaren Maßnahmen.
Dr. Dieter Markert ist Anästhesist und naturheilkundlich in eigener
Praxis tätig. Laut eigener Aussage wurde seine Diät (1996 erstmals als Taschenbuch
erschienen) von ihm selbst und zahlreichen seiner Patienten erfolgreich erprobt.
Die Markert-Diät stellt eine Form des modifizierten Fastens dar. Der
Proteinabbau, der bei extrem hypokalorischen Diäten zwangsläufig auftritt, wird durch
Einnahme eines Eiweißpräparates (spezieller Sojaeiweiß-Milcheiweiß-Honig-Enzymdrink:
im Handel erhältlich als Almased Vitalkost) eingeschränkt. Laut Kundeninformation
besteht das Präparat zu 53 Prozent aus Soja- und Milchprotein und zu rund 20 Prozent aus
Kohlenhydraten sowie aus Vitaminen und Eisen. Der Eiweißdrink soll bevorzugt in Wasser,
Tee, Kaffee oder Magermilch angerührt werden.
Außerdem sollen täglich rund 2 Liter einer Gemüsebrühe über den
Tag verteilt getrunken werden, die aus rund 400 g besonders vitaminreichen Gemüse
(Karotten, Paprika, Tomate, Brokkoli, Lauch, Zwiebeln, Kartoffeln) sowie Pflanzenöl
zubereitet wird. Die gesamte Flüssigkeitszufuhr aus Proteindrink, Gemüsebrühe sowie Tee
und Wasser soll möglichst 3,5 Liter pro Tag betragen. Laut Markert ist es sehr wichtig,
daß ausschließlich flüssige Nahrung aufgenommen wird, da jeder feste Nahrungsstoff den
Erfolg der Diät zunichte machen würde. Die Fastenkur soll durch ein Sportprogramm
begleitet werden, das aus gymnastischen Ãœbungen und einem Ausdauertraining besteht. Der
Ausdauersport soll dreimal pro Woche intensiv betrieben werden.
Der Eiweißdrink, die Gemüsebrühe, der Ausschluß fester Nahrung und
das Sportprogramm sollen dazu dienen, die Produktion von Trijodthyronin (T3),
der aktiven Form der Schilddrüsenhormone, zu stimulieren. Dadurch soll der bei extrem
hypokalorischen Diäten übliche Jo-Jo-Effekt verhindert werden. Die gesteigerte T3-Synthese
soll zu einem erhöhten Grundumsatz während der Fastenperiode führen. Die negative
Energiebilanz soll zu einem echten Gewichtsverlust, das heißt zu einem ausschließlichen
Fettabbau von 3 bis 4 kg pro Woche führen. Nach ein- bis zweiwöchiger Fastendauer soll
die Rückkehr zu normalen Eßgewohnheiten erfolgen. Der Stoffwechsel ist angeblich durch
die T3-Erhöhung so "angekurbelt", daß eine lebenslang streng
kalorienarme Ernährung nicht notwendig ist. Dieser Zustand soll durch gelegentliche
Einnahme des Eiweißpräparates aufrecht erhalten werden.
Dr. Markerts Tips, wie das Gewicht gehalten werden kann, lauten z. B.
"Nicht zuviel, nicht zu fett und nicht zu kalorienreich essen.
Besorgen Sie sich eine Kalorientabelle ..., Frauen sollten auf nicht mehr als täglich
1500 kcal kommen... "
Ernährungswissenschaftliche Beurteilung der Diät:
- Aufgrund der Kombination von extrem hypokalorischer Diät mit intensivem körperlichen
Training ist mit einer starken Gewichtsabnahme zu rechnen.
- Da die Fastenperiode auf 1 bis 2 Wochen begrenzt wird, ist es unwahrscheinlich, daß
Nährstoffmangelerscheinungen auftreten. Wird das Eiweißpräparat mit Milch angerührt,
so werden zusätzlich die Nährstoffe der Milch aufgenommen. Nach Empfehlung von Dr.
Markert sollte der Eiweißdrink jedoch bevorzugt in Wasser angerührt werden. Dadurch
entspricht das Präparat nicht § 14 a der Diätverordnung, der einen Mindeststandard bzw.
den Gehalt an Protein, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in
Formuladiäten festlegt.
- Durch die Eiweißzufuhr soll der Abbau körpereigenen Proteins verhindert oder minimiert
werden. Demgegenüber zeigen Studien, daß es auch bei einem proteinsubstituierten Fasten
zu Beginn zu einem Verlust an köpereigenem Eiweiß kommt, was an einer negativen
Stickstoffbilanz erkennbar ist. Diese kommt erst nach 2- 3 wöchiger ausreichender
Proteinzufuhr wieder ins Gleichgewicht.
- Angesichts der minimalen Kalorienzufuhr können zahlreiche subjektive Beschwerden
auftreten, wie z.B. Schwindel und Kreislaufstörungen, Frieren, u.s.w. Bei adipösen
Patienten mit chronischen Erkrankungen können auch ernstere Komplikationen nicht
ausgeschlossen werden, darauf weist Dr. Markert in seinem Buch nicht hin.
- Die Kernaussage von Dr. Markert, durch die Diät das aktive Schilddrüsenhormon T3
zu erhöhen und damit den Jo-Jo-Effekt zu verhindern, ist wissenschaftlich nicht
nachvollziehbar. Vielmehr haben Studien gezeigt, daß bei proteinsupplementiertem Fasten
bzw. bei energiemangel die T3-Spiegel abfallen, während die Speicherform
Thyroxin (T4) sowie das inaktive rT3 ansteigen. Bei isokalorischen
Diäten mit rund 440 kcal pro Tag ist ein höherer Proteinanteil in der Ernährung sogar
mit niedrigeren T3-Spiegeln assoziiert. Nach Beendigung der Diät bleiben die T3-Werte
erniedrigt. Eine Proteinsupplementation hat somit keinen Einfluß auf den durch
Energiemangel induzierten T3-Abfall. Allgemein wird der Einfluß der Ernährung
auf die Schilddrüse - mit Ausnahme von Jod - als sehr gering eingestuft.
- Das intensive Sportprogramm erhöht den Energieverbrauch und die negative Energiebilanz.
Die Folge ist ein Abfall des T3-Spiegels.
- Die allgemeinen Ratschläge, nicht zuviel, nicht zu fett und nicht zu kalorienreich zu
essen, sind seit jeher die Grundregeln einer energiereduzierten Kost, mit der das
Körpergewicht reduziert oder in Grenzen gehalten werden kann. Die Durchführung der
Markert-Diät bietet daher keine besonderen Vorteile gegenüber vergleichbaren Maßnahmen.