Hadler Kurier
Der Helgoländer
NEZ_epaper

Cuxland persönlich
 
Ralf und Arno Stabbert: Bei den Kollegen der Kripo geachtet und bei den Kriminellen gefürchtet

Ralf und Arno Stabbert: Bei den Kollegen der Kripo geachtet und bei den Kriminellen gefürchtet

von Frank Lütt

Der eine liebt seinen Garten, zieht sogar selbst Stauden, veredelt Obstbäume. Der andere schippert am liebsten mit seiner elf Meter langen "True Love" über die Nordsee. Der Ältere kann Back- und Steuerbord nicht auseinander halten, der Jüngere hat Schwierigkeiten, Apfel- und Kirschblüten zu unterscheiden. Ihre privaten Interessen sind zwar sehr gegensätzlich, doch die beiden Brüder verbindet mehr als nur die Blutsbande. Sie wollen "unser Land sicherer machen". "Wir wollen etwas verändern, damit sich auch unsere Eltern frei und sicher bewegen können", betonen Ralf und Arno Stabbert. Das Cuxhavener Geschwisterpaar ist bei den Kollegen der Kriminalpolizei seit Jahren geachtet, bei den Kriminellen im Küstenkreis gefürchtet.

Mittlerweile sind die Stabberts beide in Führungspositionen der Polizei. Sie haben in ihren sehr unterschiedlich verlaufenen Karrieren häufig zusammengearbeitet, denn "gemeinschaftlich sind wir stark". Aber: Als Bruderpaar bei der Polizei wird immer eine Distanz gewahrt, die Verschwiegenheit bleibt auch bei den Verwandten gewahrt, wie beide versichern. So standen sich die beiden Cuxhavener plötzlich bei einem Gorleben-Einsatz mehr oder weniger gegenüber. Der heute 46-jährige Arno Stabbert war nach seiner Ausbildung bei der Kriminalpolizei recht schnell zu einem heiklen Einsatz beordert worden. 1979 hat er sich "undercover" unter das Volk der Demonstranten gemischt, die in der Nähe von Gorleben in einem Waldstück ein Dorf aufgebaut hatten. Sein um sieben Jahre älterer Bruder Ralf war auf der Polizeiseite bei der Räumung des Dorfes dabei: "Ich wusste ja nur, dass Arno da irgendwo ist, allerdings war mir von seinem Undercover-Einsatz nichts bekannt." Gefragt nach weiteren spektakulären Begegnungen im Dienst, fällt den Brüdern ein Vorfall nach einem Raubüberfall in Cuxhaven ein. "Der Täter richtete eine abgebrochene Bierflasche auf Ralf", erinnert sich der jüngere Bruder. "Zusammen mit unserem Kollegen Bernd Reibold habe ich eingegriffen", schildert Arno Stabbert relativ emotionslos die Befreiung seines Bruders aus der lebensbedrohlichen Lage. Diese bescheidene Beschreibung passt zu den Stabberts, die Dank ihrer vielfältigen und langen Erfahrungen große Souveränität ausstrahlen. Der im Altenbrucher Ortsteil Wehldorf geborene Ralf Stabbert hatte nach seiner Schulzeit drei Bewerbungen geschrieben: Zur Bahn, weil der Vater bei der Bahn war, zum Finanzamt ("Ich weiß gar nicht warum") und zur Polizei. "Unser Großvater leitete den Polizeiposten in Groden", erklärt der 53-Jährige, der auch zugibt, dass er sich mit dem Eintritt in den Polizeidienst vor der Bundeswehr drücken wollte. "Doch damals gab es bei der Polizeischule auch den militärischen Drill." Der war wegen der politisch angespannten Lage vermutlich auch notwendig. Von 1968 bis 1972 gehörte er der häufig bei Demonstrationen eingesetzten Hundertschaft in Braunschweig an. Als Schutzpolizist folgte erst die Versetzung nach Nordenham, um dann zunächst in den Schichtdienst in seiner Heimatstadt anzufangen. Nach einer Prüfung folgte der Wechsel zur Kriminalpolizei. Sein erster Bereitschaftsdienst hatte es in sich. "Ich hatte gleich zwei Leichen. Da habe ich lieber meinen erfahrenen Kollegen Ulli Wittenberg noch angerufen." Wie sich herausstellte, waren die Menschen eines natürlichen Todes gestorben, doch in der selben Nacht gab es noch einen Raub und eine räuberische Erpressung. "1976 mit Kollegen im Mohnfeld gelegen" Ralf Stabbert übernahm als junger Kripo-Beamter schließlich ein Spezialgebiet, das ihn sogar bis nach Afghanistan brachte. "Ich habe 1976 mit Stader und Hamburger Kollegen im Mohnfeld gelegen", scherzt der passionierte Gärtner, der sich bis 1994 um die Drogenkriminalität kümmerte. Hinzu kamen automatisch Vorträge an Schulen und die Begleitung besonderer Projekte. Deshalb kam es nicht von ungefähr, dass er bis zum vergangenen Jahr der Beauftragte für Jugendsachen für den gesamten Landkreis Cuxhaven war. Um noch einmal in die Basisarbeit der Schutzpolizei hinein zu schnuppern und noch mehr Führungsqualitäten zu gewinnen, wechselte Ralf Stabbert 2001 noch einmal als Einsatz- und Streifendienst-Leiter für ein halbes Jahr zur Autobahnpolizei nach Langen. Seit fast eineinhalb Jahren ist er nun Leiter des Polizeikommissariats Hemmoor. "Hier haben wir im Team schon viel bewegt. Ich bin stolz auf meine tolle Truppe", schwärmt der Kriminalhauptkommissar. Zwar mit der gleichen Leidenschaft und dem selben Ziel, den Menschen ein sicheres Leben zu ermöglichen, doch von Anfang auf einer anderen Karriereleiter befand sich Arno Stabbert. Nach dem Abitur stieg er direkt bei der Kriminalpolizei ein, wollte immer Chef einer Dienststelle werden. Seine Stationen waren Hildesheim, Stade und Bremervörde, ehe der Segler wieder ans Wasser nach Cuxhaven durfte. "Durch eine Spezialausbildung zur Ausländerkriminalität hatte ich damals schon viele enge Berührungspunkte mit meinem Bruder, dem Beauftragten für Jugendsachen." Viele brisante Stationen für Arno Stabbert Arno Stabbert war nach seinem Kommissarlehrgang auch noch fünf Jahre Wachgruppen-Leiter in Verden, und das in der Zeit, als die RAF Angst und Schrecken verbreitete. Der Cuxhavener wurde schließlich nach Hannover abberufen, um beim Landeskriminalamt die stellvertretende Leitung für Brandursachen- und Sprengmittel-Ermittlungen zu übernehmen. Kontakte zum Bundeskriminalamt und ausländischen Dienststellen waren damals wegen der vielen Terroranschläge an der Tagesordnung. Ihm wurde auch noch die Leitung eines Mobilen Einsatzkommandos übertragen. In dieser Zeit lernte er als stellvertretender Leiter des Personenschutzes außerdem viele Prominente kennen. Mit gerade einmal 33 Jahren hatte er sein Ziel erreicht, indem er in Bramsche Leiter einer großen Dienststelle wurde, nämlich von dem Kriminalkommissariat. "Das war wie sechs Richtige mit Zusatzzahl." Doch das Ende der Karriere war noch lange nicht erreicht. Ein Studium in Hiltrup, Lyon und Marseille qualifizierte ihn schließlich nach der Polizeireform 1994 den Zentralen Kriminaldienst (ZKD) in Cuxhaven aufzubauen, den er immer noch als Kriminaloberrat leitet. Arno Stabbert ist sozusagen der zweithöchste Repräsentant der Polizei im gesamten Cuxland; kommissarisch hatte er auch Mitte der 90er Jahre den Chefposten inne. Der Polizist und der Pastor in einer Wohngemeinschaft Zurzeit ist er abgeordnet - wieder einmal führte es ihn nach Hannover. Anhand der dortigen Aufgabe ist seine politische Ausrichtung deutlich zu erkennen: Er sitzt im Ministerbüro des Innenministers, beriet schon vorher die CDU-Innenausschuss-Mitglieder. Und: Der Polizist hat mit einem Pastor eine Wohngemeinschaft in der Landeshauptstadt gegründet. Arno Stabbert, früher schon in der Jungen Union aktiv, hat kürzlich eine Wohnung mit dem CDU-Landtagsabgeordneten und ehemaligen Altenbrucher Pastor Hans-Christian Biallas bezogen. Beide Brüder brauchen die Nähe zum Wasser An den Wochenenden fährt Arno Stabbert immer nach Hause. Dann geht es im Sommer häufig auf Segeltörn mit seiner Frau Britta oder er unternimmt einen seiner ausgedehnten Deichspaziergänge. Die Nähe zum Wasser braucht auch Bruder Ralf mit seiner Frau Gaby, aber Segeln ist für ihn genauso eine "Angstsportart" wie das von Arno im Winter betriebene Skifahren. Er schwingt sich viel lieber auf sein Fahrrad. Mehrtägige Touren nach Kassel oder Köln hat der 53-Jährige schon absolviert. Beide Brüder haben übrigens schon jeweils zwei erwachsene Kinder, die alle außerhalb leben. Aber in einem sind sich alle einig: "Cuxhaven wird immer Lebens- und Familien-Mittelpunkt sein." Das Bedürfnis, auf die weite See hinausschauen zu können, hat sich auf die Kinder vererbt. Ralf Stabbert: "Wenn unsere Kinder zu Besuch kommen, wollen sie immer erst an den Deich."




Copyright 2007 Niederelbe-Zeitung