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Die Enterbten des Liebesglücks

Max Spohr (1850-1905), Pionier schwuler Literatur

Ausstellungen:
Vom 25. 1. bis 17. 2. 2002 täglich von 16 bis 20 Uhr
  Vom 22. 2. bis 5. 3. 2002 täglich von 8 bis 23 Uhr
in den Räumen des forum homosexualität und
geschichte münchen e.v.
, Müllerstr. 43a (Rückgebäude)
  im Gasteig Kulturzentrum
Rosenheimer Str. 5
Ausstellungseröffnung
am 25.1.2001, 20 Uhr mit Peter Jungblut, Thomas Niederbühl sowie Erwin In het Panhuis (Köln)
  Ausstellungseröffnung
am 22.2.2002, 20 Uhr, mit Peter Jungblut und Thomas Niederbühl sowie Marita Keilson-Lauritz
     

Ausstellungsorganisation:
forum homosexualität und geschichte münchen e.v.
mit Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München

Anfang April 2001 wurde erstmalig der "Max-Spohr-Management-Preis" verliehen. Mit diesem Preis sollen Unternehmer ausgezeichnet werden, die die Vielfalt gesellschaftlichen Lebens schätzen und fördern, die Integration von Minderheiten begrüßen und Schwule und Lesben explizit in Mitarbeiterprogramme einbeziehen. Träger der Auszeichnung im Jahr 2001 war die Firma Ford AG, Köln.

Unsere Ausstellung erinnert an Max Spohr. Er trug als Verleger und Privatperson am Beginn der sich konstituierenden Schwulenbewegung vor 100 Jahren mit seinen Publikationen wesentlich zur Emanzipation von Homosexualität bei.

Der Verleger Max Spohr - Pionier schwuler Literatur
Die Ausstellung möchte den Verleger und sein Werk bekannt machen. Sie führt zurück zu den Anfängen der Schwulenbewegung. Schwule Literatur war zwar auch vorher dem Bildungsbürgertum in Grenzen bekannt und verfügbar; am Ende des 19. Jahrhundert nahm die Anzahl der Veröffentlichungen über Homosexualität aber stark zu. Max Spohr blieb über viele Jahre jedoch der einzige Verleger, der diesen Bereich in seinem Verlag systematisch pflegte. Der Verlag, 1881 in Leipzig, damals Mittelpunkt der deutschen Buchwelt, gegründet, verlegte ab 1893 homosexuelle Emanzipationsliteratur. Zu seinen ersten Publikationen gehörten Der Urning vor Gericht und Die Enterbten des Liebesglücks.
Magnus Hirschfeld wurde dadurch auf den Verlag aufmerksam und fragte nach mehreren Absagen anderer Verleger dort nach. 1896 erschien dann bei Spohr Hirschfelds erste - pseudonym publizierte - Schrift Sappho und Sokrates. Daraus erwuchs eine intensive Zusammenarbeit, viele Bücher über Homosexualität folgten.
Insgesamt mehr als 120 Publikationen zum Thema Homosexualität wurden in den folgenden Jahren vertrieben, das ab 1897 erscheinende Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen unter besonderer Berücksichtigung der Homosexualität und die Separatdrucke daraus nicht mitgerechnet. Die Themen reichen von freier Liebe über den § 175 bis zur Verurteilung von Oscar Wilde. Auch lesbische Liebe wurde immer wieder zum Thema gemacht.
Unter den belletristischen Texten, die aufgrund der geltenden Zensurgesetze eher Restriktionen zum Opfer fielen als wissenschaftliche Werke, finden sich mehrere authentisch anmutende Romane über individuelle urnische Lebensschicksale. Während andere Verlage das Thema Homosexualität nur andeuteten, waren seine Bücher häufig recht direkt. Wo in anderen Verlagen vieles pseudonym erschien, anderes im Eigenverlag publiziert werden musste, stand Spohr als Verleger stets hinter seinen Autoren und Autorinnen und deren Büchern.
Sein Engagement blieb für Max Spohr nicht ohne Folgen. Hier war es vor allem der § 184 RStGB, der sich den Emanzipationsbemühungen des Verlages hinderlich in den Weg stellte. Dieser Paragraf verbot die Verbreitung unzüchtiger Schriften, aufgrund dieses Paragrafen wurde Spohr mehrmals denunziert, angeklagt und verurteilt. Zu den von der Polizei verfolgten Schriften gehörte z.B. die Enterbten des Liebesglücks von Otto de Joux.
Neben seiner verlegerischen Tätigkeit würdigt die Ausstellung auch das sonstige Engagement von Max Spohr: Zusammen mit Magnus Hirschfeld, Eduard Oberg und Franz Joseph von Bülow gründete er 1897 das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee, die international erste homosexuelle Emanzipations-Organisation. Spohr beriet Hirschfeld bei der Abfassung der Petition zur Streichung des § 175 und leitete das Leipziger Subkomitee des WHK.
Am 15. November 1905 starb Max Spohr an den Folgen von Krebs.
Sowohl Magnus Hirschfeld als auch dessen Gegenspieler Adolf Brand widmeten ihm lange lobende Nachrufe.
Nach seinem Tod führte zuerst sein Bruder Ferdinand und anschließend dessen Sohn das Unternehmen weiter, bis 1942 die Verlagstätigkeit endgültig eingestellt wurde. Damit ging ein Stück schwule Literaturgeschichte zu Ende, das in unserer Ausstellung ausführlich dokumentiert wird.
Sie zeigt auf Tafeln und in Vitrinen Bilder, Akten und Bücher; die Biographie von Max Spohr und die Arbeit seines Verlages werden präsentiert. Aber auch die Zeitumstände werden berücksichtigt: Die Anfänge der Schwulenbewegung, die ersten Organisationen von Homosexuellen werden einbezogen, der Umgang mit Homosexualität in der Öffentlichkeit werden ebenfalls vorgeführt, und zwar am Beispiel von Rezensionen der Bücher aus dem Spohr-Verlag und durch die beiden zeitgenössischen Homosexuellen-Skandale, die Krupp- und die Eulenburg-Affäre.
Die Ausstellung wurde vom Centrum Schwule Geschichte Köln zusammen mit der Magnus Hirschfeld Gesellschaft Berlin entwickelt. Sie war bereits in Berlin (7. April - 4. Juni 2001), Köln und Leipzig (1. - 12. Oktober 2001) zu sehen.

Der "Völklinger Kreis" und der Max-Spohr-Management-Preis
Der "Völklinger Kreis" ist ein Zusammenschluss von schwulen Selbstständigen, Freiberuflern und Führungskräften aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Öffentlicher Dienst. Der "Völklinger Kreis" engagiert sich auf sozialem, wirtschaftlichen und politischen Gebiet, denn Gleichbehandlung und Gleichstellung von Schwulen - wie auch mancher anderer Minderheit in unserer Gesellschaft sind noch nicht erreicht.

Mit dem Max-Spohr-Preis möchte der Völklinger Kreis für mehr Toleranz werben - allen Minderheiten gegenüber. Zum einen soll das ausgezeichnete Unternehmen darin bestärkt werden, den eingeschlagenen Weg in Richtung Diversity weiter zu gehen. Zum anderen soll der Preis andere Unternehmen ermuntern, sich in ihren Grundsätzen Diskriminierungen jeder Art zu verbieten und die Vielfalt ihrer Mitarbeiter positiv zu nutzen.

Gleichzeitig möchte der Völklinger Kreis die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass es noch immer viele Firmen gibt, in denen Mitarbeiter diskriminiert werden - sei es wegen ihrer Hautfarbe, Religion, körperlicher Grundverfassung oder sexueller Identität.

 

 

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