Brauchtum in Pfaffenhofen

Schwäbische Fasnacht

Lustig isch dia Fasenacht, wenn mei Muattr Kiachla bacht!

Wenn se abr koine bacht, nau pfeif i auf dia Fasenacht! Die Hochnarrentage der schwäbischen Fasenacht sind:

Dr Gompig Döschtig

Da geht die Fasnacht auf die Straße. Kinder packen einander an den Nasen und „gumpen” tüchtig. Dieser Brauch soll auf den Dreißigjährigen Krieg zurückge­hen. Konnte ein Pestkranker kräftig niesen, so hatte er Aussicht auf Genesung und entging damit dem „Schwarzen Tod”. Deshalb hat man ihn an der Nase gegumpt, daß er niesen mußte und konnte. Freude an der Gesundheit liegt also wohl im heutigen „Gumpen” und Spaß macht es auch. Der Abend dieses Tages gehört dem lustigen Narrenvolk und namentlich in Weißenhorn geht es da toll und lumpig zu. Deshalb auch der Name „Lumpiger Döschtig. Auf ihn folgt

Dr ruaßig Freitig

ein Gauditag für die Kinder, die sich die Gesichter gegenseitig mit Ruß verschmieren. Auch die Erwachsenen machen diesen Spaß mit. Man nahm dazu früher auch a Wagaschmiere. Weniger Freude hatten dabei die Mütter, weil Kleider und Wäsche darunter litten. Aber arg geschimpft haben sie nicht, sie hatten es in ihrer Jugendzeit ja auch getan. Angenehmer ist der darauffolgende

Schmalzig Samstig

Bekleidet mit einem weißen Hemd, einem Spitznarrenhut und ausgerüstet mit einem irdenen Schmalzha­fen gingen früher bis ungefähr zum 1. Weltkrieg noch die Schmalzbettler, meist arme Leute, durch die Dör­fer, klopften an die Fenster der Bauernhöfe und sagten ihr Sprüchlein herunter:

Hornung, Hornung, insgemein

Im Hornung geht die Fasnacht ein.

Die Fasnacht isch a luschtiga Zeit,

Bia dr Herr vom Himml geit.

Hausvattr, Hausmuattr land ui net vrdriaßa,

Dend mr an Brocka Schmalz en mein Hafa neigiaßa. Net so kloi und net so groaß

Daß's mein Schmalzhafa net verstoaßt!

Hallo! i bin a kloiner König Geld han i wenig – Land mi net lang stau, I muaß glei wiedr gau!

Oder: Holla, Holla, klopfa raus, Odr i schla derr a Loch ens Haus!

Griaß Gott ihr liabe Leit, dia Fasnacht isch a luschtiga Zeit

Gend mr a paar Krapfa en mei Säckle nei,

Dann werr i glei wider dussa sei!

Dafür bekamen sie an „Brocka” Schmalz oder Krapfa mit „Hutzla” gfüllt. – Schmalzduft zieht durch die Dorfgassen, denn „allhaus” werden Kiachla (ein Schmalzgebäck mit „Fensterla” und „Krapfa” mit „Hutzlamuas” gfüllt, gebacken. Der Hochwürdige Herr und der Lehrer bekamen ihre Anteile davon, und wenn ma gschlachtet hat, vielleicht auch eine Portion „Gschlachtets” (Bluat- und Leabrwürcht und a Stück­le Schweines.)

Heut isch Fasnat, moara isch Fasnat, übrs Jauhr ischs wiedr.

Und wenn mer nau no leaba dend, Nau halt mer Fasnat wiedr!

Scheibafuir

Am 1. Fastensonntag, d.i. der 1. Sonntag nach Ascher­mittwoch, brennen überall bei uns die „Funken” oder „Scheibafuir. Die Jugend sammelt am Samstag vorher im Ort mit dem Ruf: Moara ist dr Weiß, i bitt um a Scheit – Und wer miar kois heiht, dem stiel i de ganz Beig! – alles Brennbare und errichtet am Kellerberg den Holzstoß. Mitten im Stoß ragt auf einer Stange die „Hex” heraus. Sie ist reichlich mit Feuerwerkskörpern (Frösch, Raketla und dgl.) geladen. Mit Musik, die Kinder mit Lampions, die älteren mit Fackeln geht der Zug bei einbrechender Dunkelheit auf die Anhöhe. Musik, Lieder und vielleicht ein Feuerspruch eröffnen die Feier. Dann wird der Stoß angezündet und bald schlängeln die Flammen zur „Hex” empor, die unter Fauchen, Pfutzgen und Knallen dann qualvoll ver­brennen muß. Symbolik: Der Winter wird ausgetrie­ben. Nun treten die Scheibenschläger in Aktion. Ihre kleinen Holzscheiben werden im Feuer angeglüht und dann über ein schräg gestelltes Brett mit einen Stock hinausgeschleudert. Dabei werden Scheibensprüche gerufen, z.B. : Schreib aus, Scheib ei, Scheib über da Rai, dia Scheib soll meiner Muattr in Kiachlapfann nei' Fliagt se net, nau gilt se net, nau krieg i au koi Kiachle net! Oder: Scheib aus, Scheib ei, Scheib übr da Rai, dia Scheib soll für da Bürgamoistr sei! So folgt Scheib auf Scheib zu Ehren von allen Persönlichkeiten: Pfarrer. Lehrer, Musik, Vereine u.s.w. Wenn die Hex ver­brannt und das Feuer zurückverbrannt ist, springen. örtlich verschieden, die jungen Paare über das Feuer.

Nun geht es zurück ins Wirtshaus, um dort die Schnöller, Kiachla und Krapfa zu verzehren. Die lustig frohe Gesellschaft zecht dann bis spät in die Nacht.Textfeld: 119

Am Karfreitag gingen früher die „Rätscher mit der ..Rätsch" durch den Ort, um die Stunden zu „rät­schen”, weil ja an den Kartagen die Glocken verstum­men. Dabei verkünden sie vielerorts: „Wir ratschen, wir ratschen zum englischen Gruß, den jeder Christ beten muß.” Aus dem Ratschen hat sich der schwäbi­sche Ausdruck „Dia hat a Maul wia Karfreitigrätsch” entwickelt. Karwoche kommt von dem Althoch-deutsch: cara, mitteldeutsch: car =Trauer, Leid. Am Palmsonntag bekommt man vom „Dodle” (Tauf- oder Firmpate) eine „Palmbretzge = große Brezel.

Die Kinder machen „Hasagärtla mit Moos ausgelegt und Zäunchen herum. Der Ruf: Has, Has komm gelöga, odr spring dr entgöga! – gilt dem Osterhasen, der bunte Eier legt. Am Karsamstag sammeln die Ministranten Eier ein. Am Ostermorgen wird das Gweichte in die Kirche zum Weihen getragen. Da ist auch ein Stück Schinken dabei und Salz. Am Palm­sonntag werden die „Palmbüschala” geweiht, die dann im Herrgottswinkel hinter das Kreuz kommen.

„Hundsfu(a)t”

Wer beim Dreschen das Unglück hatte, den letzten Schlag zu tun, (gedroschen wurde damals noch mit dem Dreschflegel) der bekam die „Hundsfu(a)t”. Den ganzen Winter mußte er hören, er müsse die „Hundsfu(a)t” füttern. Den üblen Nachspruch konnte er nur dadurch loswerden, daß er die „Hundsfu(a)t” forttrug. Zu dem Zwecke wurde ein Stein in einen Strohzopf gebunden. Es mußte nun gelingen, die „Hunds­fu(a)t” unbemerkt in einen anderen Hof zu werfen. Hatte er dabei kein Glück, so wurde er von den Burschen tüchtig gedroschen, mit geschwärztem Gesicht rückwärts auf einen Gaul gesetzt und so durchs Dorf geführt. Lachen und Johlen begleiteten ihn, und das Trommeln auf einer alten Gießkanne erhöhte noch den Lärm. — Auch heute noch versucht die Jugend heute noch beim Ausdreschen die „Hundsfu(a)t” dem Nachbar über den Zaun zu werfen. (W. Hölzle)

Mattensnacht (Martinsnacht, am Vorabend von St. Martinstag = 10. November)

Die Kinder kommen bei Nachbarn, Verwandten, Paten zusammen, werden dort mit Leckerbissen ver­köstigt, vielleicht gibt es auch Kiachla. Es geht bei allerlei Spielen lustig zu.

Nikolaus Am Vorabend des Nikolaustages = 5. De­zember, kommt der Nikolaus. Als Bischof, mit Bart und Bischofsstab versehen, läßt er die Kinder Gedich­te vortragen oder Gebete sagen. Dann werden sie ermahnt, folgsam und brav zu sein und bekommen Nüsse, Äpfel und Klausenlebkuchen. Mit ihm kommt der Knecht Ruprecht, angetan mit Pelzmantel, Ketten um die Lenden und einer Rute, die er drohend schwingt. Ketten und Glockengerassel kündigen die beiden an. Die bösen Kinder werden vom Knecht Ruprecht mit der Rute bestraft oder gar mitgenommen.

Klopferstag

Ein Brauch, der sich bis zum heutigen Tag da und dort erhalten hat und ins Ende der Adventszeit, meist auf einem Donnerstag fällt. Er geht wohl auf frühere Zeiten zurück: In der Adventszeit wurden früher die „Rorate d.s. Engelämter, schon 6 Uhr morgens abgehalten. Um nicht zu verschlafen, wurden die Dorfbewohner von den Nachbarn durch Klopfen an die Fensterladen geweckt. Zur Belohnung beschenkte man sich Ende der Adventszeit dafür. Das ging auf die Kinder über. Mit lauten Rufen: „I klopf, i klopf an Lada na, daß Christ, der Herr, bald komma kann. Bira, Öpfl, Nuß: Dr Klopfer statt scho duß”!

Oder: Holla, Holla, klopfa raus, oder i schlag derr a Loch ins Haus! — klopfen die an einem Abend vor Weihnachten an die Fensterladen und werden dann mit Nüssen, Äpfeln und Lebkuchen beschenkt.

Jene Zeiten aber, da noch die Sicheln rauschten, sind nun längst vorbei. Heute rascheln zur Erntezeit auf dem Lande die Getreidemähmaschinen, klappern bis spät am Abend die elektrischen Garbenaufzüge und brummen an jedem Regentage die Dreschmaschinen. Bald werden die letzten Alten, die jene Zeit in ihrer Jugend noch erlebten, nimmer erzählen können, wie's daheim war, als der Ahn noch mit der Sichel das Getreide schnitt. (W. Hölzle)

 

Kinderverse
und Auszählreime

 

Bärbele, Bärbele, bus, bus, bus, komm mir gand en d' Haselnuß, d' Haselnuß send no net reif, Komm, mir gand ens Beasemreis, s' Beasemreis hat no koi Laub, komm, mir gand en Roggaschaub, Roggaschaub hat no koin Keara, komm, iatz dmmr ins Bett neileaga, s' Oberbett isch gar so kalt, komm, iatz gammr en Tannawald, Tannawald isch gar so fenschtr,

komm iatz gammr aufs Ulmer Menschtr, s' Ulmer Menschtr isch gar so hoach, komm, iatz gammr ens Ofaloch, s' Ofaloch isch gar so schwarz, komm, iatz leksch mi grad - -!

Steigt a Male s' Bergale nauf, bleibt a bißle hocke –Textfeld: 120

Steigt a bißle weitr nauf

und schittlat an de Glocka!

 

Eine alte Schwiegermutter mit ma langa Vers;

sieba Jaur em Himml droba will se wieder raus.

Isch des net a dummes Weib, Weil se net em Himml bleibt? Eins, zwei drei und du bisch frei!

Eins, zwei, drei, nigga, nagga, nei, nigga, nagga Nuß, und du bischt duß!

Im Walde stehen Tannen und du mußt fangen; im Walde stehen Buchen und du mußt suchen!

Wenn oiner en Häcker hat:

Häckr, spreng übr zwerch Äcker, spring ibr a alts Weib,

daß dr Häckr dahinta bleibt!

 


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