Johann I.                                                König von Kastilien (1379-1390)
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20.8.1358-9.10.1390
Epila         Alcala de Henares
 

Einziger Sohn des Königs Heinrich II. Trastamara von Kastilien und der Johanna von Kastilien-Pennafiel, Tochter von Infant Juan Manuel II.
 

Lexikon des Mittelalers: Band V Spalte 499
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Johann I., König von Kastilien 1379-1390
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* 20. August 1358, + 9. Oktober 1390 (Sturz vom Pferd)
Epila                       Alcala de Henares

Sohn Heinrichs II. Trastamara und der Johanna Manuel, von der er die LARA-Güter und den Senorio von Vizcaya erbte

1. oo 1375 Eleonore von Aragon

2. oo 1383 Beatrix von Portugal

Johann I. stand vor schwierigen außenpolitischen Aufgaben: Außer den Verwicklungen des Hundertjährigen Krieges, in dem Kastilien seine Wollexportineressen in Flandern gegen England aktiv wahrte (Sieg bei Roosebecke, 20. November 1382), bereiteten die Wirren des Großen Abendländischen Schismas Sorgen. Johann I. ließ eigens in Medina del Campo ein offizielles Prozeßverfahren durchführen (Entscheidung zugunsten der von Frankreich gestützten avignonesischen Obödienz, Deklaration von Salamanca, 19. Mai 1381). Von seiten Englands drohte auch direkte Gefahr für den kastilischen Thron, den John of Gaunt, Herzog von Lancaster, aus der Heirat mit Konstanze, Tochter Peters I. und Marias de Padilla, beanspruchte. Trotz Unterstützung König Ferdinands I. von Portugal wurde der Krieg ein Fehlschlag und führte zum Vertrag von Salvaterra de Magos (2. April 1383), durch den Portugal der kastilischen Einflußsphäre angenähert wurde. 1383 heiratete Johann I., gerade Witwer geworden (13. September 1382), Beatrix von Portugal, um sich Thronansprüche zu sichern. Als der schon seit längerem kranke Ferdinand I. im November 1383 starb und bürgerkriegsartige Auseinandersetzungen um die Macht in Portugal aufflammten, unternahm Johann I. verschiedene Heereszüge und belagerte 1385 Lissabon, doch mußte er sich in der Entscheidungsschlacht von Aljubarrota (1385) vom Thron-Prätendenten Johann von Avis (Johann I. von Portugal) geschlagen geben und 1386/87 auch erneute Versuche Johns of Gaunt abwehren, Kastilien von Galicien aus zu erobern. Der Friede von Trancoso und der Vertrag von Bayonne (1388) regelten das Verhältnis zwischen Kastilien und LANCASTER (Absicherung durch Vermählung des Thronfolgers Heinrich III. mit Katharina von Lancaster), während mit England und Portugal Friede durch die Verträge von Leulinghanm (18. Juni 1389) und Moncao (29. November 1389) geschlossen wurde. Im Innern konnte Johann I. nach der tiefgreifenden Staatskrise von 1383 dazu übergehen, zusamemn mit den Cortes und den städtischen Prokuratoren den monarchischen Zentralismus zu stärken. Wichtige Entscheidungen fielen dabei auf den Corets von Vallodolid (1385) und vor allem Guadalajara (1390). Größte Bedeutung kam seinen Verwaltungsreformen zu, unter denen die Reorganisation des Consejo Real, der Audiencia Real und der Hermandades sowie eines Heeres-('Ordenamiento de lanzas') und eine Münzreform (1387) hervorzuheben sind. Gegen Ende seiner Regierungszeit widmete er sich auch spirituellen Reformbestrebungen (Unterstützung der Hieronymiten, Kartäuser, Benediktiner; Übertragung von Guadalupe, Gründung von El Paular und Vallodolid.
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Johann I. folgte 1379 seinem Vater, führte 1378 den Feldzug gegen Navarra, entschied sich für Aragon und damit das Bündnis mit Frankreich. Er schloß 1379 einen Erbvertrag mit Portugal und geriet gegen dieses wegen Besitz- und Erbfragen. Dem Seesieg bei Saltes folgte 1383 der offene Erbkrieg gegen das Haus PORTUGAL-AVIZ. Er belagerte 1384/85 vergeblich Lissabon, unterlag am 14.8.1385 in der entscheidenden Schlacht bei Aljubarrota und mußte 1389 einen Waffenstillstand schließen; dieser Krieg war verflochten mit einem kastilischen Erbfolgekrieg gegen das englische Haus LANCASTER und 1388 verzichtete Johann von Lancaster endgültig.
 
 
 
 

  18.6.1375
  1. oo Eleonore von Aragon, Tochter des Königs Peter IV.
           1358-12.8.1382 (13.9.1382 Lex MA)

  17.5.1383
  2. oo Beatrix von Portugal, Tochter des Königs Ferdinand I.
          1372- nach 1409
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Ferdinand I. König von Aaragon
  27.11.1380-2.4.1416

  Heinrich III. der Kränkliche
  4.10.1379-25.12.1406

2. Ehe

  Miguel Erb-Infant von Portugal Infant von Kastilien
  1384-   1385
 
 
 
 

Literatur:
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Perez Joseph: Ferdinand und Isabella: Spaniens Katholische Könige. Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 16,21,266 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 169,175,178,183-189,235 -
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Vones Ludwig:
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„Geschichte der Iberischen Halbinsel“

Die Politik gegenüber Portugal hatte, obwohl ihr letztlich ein Mißerfolg beschieden war, deutlich werden lassen, dass Johann I. von Kastilien (1379-1390) von dem Willen beseelt war, die von seinem Vater vorgezeichnete Linie weiterzuverfolgen. Wie dieser verließ er sich auf das Bündnis mit Frankreich, wie dieser dachte er in Kategorien des Hauses, aber weniger klug als Heinrich II. versuchte er, auf der Grundlage von Heiratsverbindungen eine Hegemonialstellung Kastiliens durchzusetzen. Hatte Heinrich II. Eheschließungen dazu benutzt, die Grenzen seines Reiches gegen Übergriffe von außen abzusichern, so neigte Johann I. dazu, ihnen einen expansiven Sinn zu unterlegen.
Im Falle Portugals hatte diese Taktik nicht gegriffen. Im Gegenteil, nach Aljubarrota sah sich der kastilische König trotz seiner Bemühungen, die erlittene Niederlage durch neue Angriffe auszugleichen, mit den Ansprüchen des Herzogs von Lancaster und seiner Gemahlin auf seinen eigenen Thron konfrontiert. Erst das unbedachte Verhalten Johanns von Gent, der Johann I. von Portugal als Belohnung für seine Hilfe kastilische Grenzgebiete versprach und damit vor allem den breiten Widerstand des Gegners mobilisierte, ließ die englisch-portugiesische Aktion nach einigen Anfangserfolgen zu einem Desaster werden. Im Vertrag von Bayonne (Juli 1388) wurde der Streit um das Nachfolgerecht gegen Zahlung einer hohen Geldsumme seitens des Herzogs von Lancaster beigelegt, dessen Tochter Katharina dafür mit dem noch unmündigen kastilischen Thronfolger Heinrich (III.) die Ehe schloß und bedeutende Morgengaben empfing.
Als direkte Folge der noch unter Heinrich II. verabredeten Ehe zwischen Leonore von Kastilien und dem Thronfolger Karl sowie der Auswirkungen des Vertrages von Briones (1379) gestaltete sich das Verhältnis zu Navarra unter Johann I. positiv, vor allem nachdem  sein Schwager als Karl III. el Noble (1387-1425) die Herrschaft angetreten hatte. Die Rückgabe der im Vertrag von Briones abgetretenen Burgen Tudela, San Vincente und Estella im August 1387 diente einer weiteren Verbesserung des gegenseitigen Miteinander, zumal sich Karl III. auf eine aus dem Niederadel hervorgehende Schicht der ricoshombres stützen mußte, die das Herz der societe politique ausmachte und die seit Karl II. mit zugewanderten Adligen aus Frankreich durchsetzt war, ohne überfremdet zu sein.
Wie die anderen Iberischen Reiche hatte Navarra im Laufe des 14. Jahrhunderts eine tiefgreifende institutionelle Angliederung erfahren, durch die 1365 mit der Einrichtung der Camara de Comptos angesichts des unaufhörlichen Geldbedarfs des Königtums als Überwachung der öffentlichen Haushaltsausgaben ermöglicht worden war, die aber auch die Heranziehung der Juden zu Verwaltungsaufgaben gefördert hatte. Gleichzeitig war das in den Hundertjährigen Krieg, die französischen Thronwirren und die innerspanischen Bürgerkriege verstrickte Reich von einem immensen Bevölkerungsschwund und von gravierenden wirtschaftlichen Problemen heimgesucht worden, zu deren Bewältigung vielfach die nötigen Ressourcen fehlten. Karl III., selbst in Olite einer überaus prächtigen Hofhaltung frönend, schaffte es dennoch, seine Herrschaft zu konsolidieren. Dies geschah durch eine gezielte, den äußeren Frieden voraussetzende Politik des inneren Ausgleichs und langfristig angelegte gesellschaftliche Veränderungen, die die Herausbildung einer neuen Führungsschicht auf der Grundlage ungeteilter Besitz- und Machtkomplexe begünstigten. Einzig seine Gattin Leonore von Navarra zeigte keine Bereitschaft mitzuziehen. Sie kehrte 1388 nach Kastilien zurück, wo sie zur Gruppe der TRASTAMARA-Epigonen stieß und fortan im Spiel um die Macht mitmischte.
Die Handlungsweise Leonores deutet an, dass Johann I. vor allem nach Aljubarrota beträchtliche Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Als charakteristischer Grundzug der Restaurationspolitik Heinrichs II. läßt sich die direkte Anknüpfung an die Leistungen Alfons' XI. herausschälen, gepaart von dem Versuch, sie eigenständig fortzuführen. Dieses Bemühen hatte in der Neufassung der Cronica de Alfonso XI in den Jahren 1376-1379, der  sogenante Gran Cronica de Alfonso XI, ebenso seinen Ausdruck gefunden, wie in der Gründung des einer bestimmten Form der Spiriitualität verbundenen Ordens der Hieronymiten im Jahr 1373. Dies war durch Mitglieder jenes Familienkreises geschehen, der drei Jahrzehnte zuvor an der Einrichtung des Konvents von Guadalupe beteiligt gewesen war und nun im Kern durch die Pecha, Valdes, Orozco, Mendoza, Ayala, ihren Anhang und ihre Verwandtschaft gebildet wurde. Der eine strengere monastische Observanz befolgende Hieronymitenorden scheint der Konzeption Johanns I., über eine Reform und Förderung der Kirche und der Orden ein Gegengewicht gegen oppositionelle Strömungen innerhalb der Stände und des sich jüdischer Funktionsträger bedienenden Adels zu schaffen, entgegengekommen zu sein. Außer den Kartäusern, für die er die Kartause El Paular gründete (1390), sowie jenen Benediktinern, die rigidere Lebensformen bevorzugten und denen er bei der Gründung von San Benito de Valladolid zur Seite stand (1390), begünstigte er die Hieronymiten, denen er 1389 Guadalupe mit den dortigen Marienheiligtum überließ. Zu den führenden Köpfen dieser Kirchenreformbewegung zählte außer Fray Fernando de Illescas, dem franziskanischen Beichtvater des Königs, Juan Serrano, der Prior von Guadalupe, Pedro Tenorio, der Erzbischof von Toledo,  Gutiere de Toledo, der Bischof von Oviedo, und Alvaro de Isornia, der Bischof von Cuenca. Auch die Zusammensetzung dieses Kreises verwies auf die früheren, durch Peter I. dezimierten Gruppen um Alfons XI. zurück, die damals ihren Aufstieg erlebt und "la honra de la caballeria" empfangen hatten. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den späteren Chronisten Pero Lopez de Ayala, nach 1384 bedeutendster königlicher Ratgeber, seit 1398 Kanzler von Kastilien, der als Neffe des Kardinals Barroso erst 1366 zu Heinrich von Trastamara übergegangen war und wie seine gesamte Familie der hieronymitischen Spiritualität zuneigte.
Indes finden bei den innenpolitischen Maßnahmen Johanns I. noch wesentlich mehr Rückbezüge auf die ursprüngliche Konzeption seines Großvaters, aber auch auf Ansätze unter seinem Vater. Vor allem ist diese Tendnez bei der Reform der bedeutenden Verwaltungsinstitutionen zu beobachten. Der Consejo Real, der königliche Rat, wurde nun als festes Gremium institutionalisiert, dem 4 Geistliche,  4 Adlige und 4 Juristen als Vertreter der Bürger angehören solten und das in allen Regierungsangelegenheiten beratend hinzugezogen werden mußte. Einzig die königliche Justizverwaltung fiel nicht in den Kompetenzbereich des Consejo Real. Dafür wurde eigens eine schon unter Heinrich II. präfigurierte Audienca eingerichtet, die als oberste königliche Gerichtsinstanz fungieren und auch Appellationen behandeln sollte. Von höchster Tragweite sollte sich die Schaffung des Amtes eines Condestable erweisen, der sich als oberster Heerführer im Kriegsfall größter Machtvollkommenheit erfreuen durfte und in wichtigen Bereichen die Königsgewalt repräsentierte. Dass diese Würde 1382 mit Alfons von Aragon, dem bereits erwähnten Marques von Villena, einem Landesfremden übertragen wurde, läßt eine tiefe Entfremdung zwischen dem Monarchen und seinem Adel erahnen. Darüber hinaus versuchte der König, die Polizeigewalt der Hermandades wiederzubeleben und der Krone ein stehendes Heer zu schaffen, ohne damit dauerhaft Erfolg zu haben. Zwar wurden viele dieser und weiterer Maßnahmen auf Anregung der Städtevertreter getroffen und durch königliche Ordonanzas eingeleitet, doch bleibt es fraglich, inwieweit den Concejos und ihren Belangen wirklich ersthaft stattgegeben wurde, denn gleichzeitig kann man wahrnehmen, wie ihr Einfluß in wichtigen Finanzangelegenheiten zurückgedrängt werden sollte. Auf jeden Fall verfolgte Johann I. die Absicht, über die Straffung der Institutionen die monarchische Spitze zu stärken, und dies liegt auf einer Linie mit der Entwicklung unter Alfons XI.
Erforderlich geworden war das Sammeln der Kräfte durch den zunehmenden Einfluß der TRASTAMARA-Epigonen, die innerhalb des Hochadels sowohl aufgrund ihrer Herkunft als auch infolge ihrer überlegenen territorialen Machtbasis unangefochten die Führungsrolle beanspruchen konnten, andererseits eine bevorrechtigte Stellung der agnatischen und legitimen Linien negierten. Alle Versuche, diese Gruppe zu entmachten oder im Ansehen herunterzustufen, waren ebensowenig vom Erfolg gekrönt wie die geschickten Winkelzüge, um Leonore von Navarra zur Rückkehr in ihr Königreich zu bewegen. Die unbestreitbare Königsfähigkeit der TRASTAMARA-Epigonen, eine Langzeitwirkung der Machtübernahme durch Heinrich II., vereitelte im voraus alle Ansätzr, ihre politische Attraktivität zu mindern.
Drohte aus dieser Gruppe jederzeit die Gefahr einer Palastrevolution oder eines Staatsstreichs, so hatte sich seit dem Bürgerkrieg unterhalb der Monarchie eine oligarchische Schicht durch die Gewährung königlicher Privilegien und gegenseitige Einheirat verfestigt, die sich als staatstragend erweisen sollte und an deren Spitze die vier großen Adelsgeschlechter der Mmendoza, Velasco, Manrique und Stuniga mit ihren breiten Klientelen in nachgeborenen Adelsschichten und städtischen Oligarchien standen.
Eher bescheiden nahm sich daneben die Absicht des Königs aus, durch die Förderung einiger Vertrauter und seiner weniger begüterten Verwandten ein Gegengewicht herzustellen. Ein Beispiel mag dafür außer dem Condestable Alfons von Aragon Alfonso Enriquez sein, dem als illegitimen Sohn des Infanten Fadrique, eines Bruders Heinrichs II., die königliche Gunst einen kometenhaften Aufstieg bescheren sollte.
Wie wichtig, aber auch wie gefährlich ein solcher Unterbau war, sollte sich nach dem  überraschenden Tod Johanns I. am 9. Oktober 1390 infolge eines Sturzes vom Pferd erweisen.