Aufbau einer Darbietung
 
 
Erinnerungen aus meinem Leben

 
Otto Fanta
 
Während seines Gastspiels auf der Schlossinsel in Köpenick lernte ich Otto Fanta mit seiner Illusionsschau kennen. Er präsentierte als Schlusstrick das Erscheinen von mehreren massiven Kanonenkugeln aus einem leeren Zylinderhut. Diese ließ er mit Krach auf die Erde fallen, als Beweis der Schwere der Kugeln.
 
Ich kam mit ihm ins Gespräch und war kurze Zeit später Assistent in seiner Schau. Für die fürstliche Gage von 5 Mark pro Auftritt holte ich ihn und seine Koffer aus Berlin-Friedrichshagen ab und fuhr mit ihm zum Gastspielort. Dort trat ich als sein Assistent mit auf und brachte Gepäck und Otto Fanta wieder nach Friedrichshagen zurück. Wenigstens fuhren zu diesem Zeitpunkt schon wieder die Bahnen, so dass nur der Transportweg Wohnung-Bahn-Auftrittsort-Bahn-Wohnung anfiel, da er ebenfalls kein Auto besaß. Auch diese Bekanntschaft entwickelte sich bald zu einer Freundschaft, die bis zu seinem Tod anhielt. Er war ein netter gutmütiger Mensch, immer voller Humor und jeder war sehr gern in seiner Nähe.
 
Allerdings kündigte er mir bald meine Assistenz, da ich mich durch bewusst zelebrierte Bewegungsführung so in den Vordergrund spielte, dass die Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt wurde. Da ein Assistent aber immer unaufdringlich im Hintergrund bleiben muss, da nur der Meister dominiert, konnte ich mich auch nicht mehr entfalten. Wir trennten uns beruflich, blieben aber über viele Jahre bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden.
 
Im Gedächtnis ist mir noch, die im Tisch verschwindende Petroleumlampe von Conradi Horster. Diese verschwand mit großem Krach im Tisch, während Otto Fanta eine Zeitung vorhielt. Ausgelöst wurde das Verschwinden durch ein Fußpedal. Während dieses Tricks war es meine Aufgabe laut auf einem Tamburin zu schlagen, um den Krach zu übertönen.
 
Von ihm bekam ich sehr viel Literatur aus den 20er Jahren. Die dicken Bände der Zeitschriften "Organ" und "Programm" zeugten von der enormen Vielfalt des seinerzeitigen künstlerischen Angebots. Diese gesamte Literatur habe ich noch zu DDR-Zeiten Roland Weise für sein artistisches Archiv geschenkt. Hier ist diese besser der Nachwelt erhalten, als im Schrank eines einsamen Sammlers. Heute ist diese Literatur im Artistenmuseum in Klosterfelde.
 
Außerdem kaufte ich ihm noch viele seiner Zaubergeräte aus dem Anfang des Jahrhunderts ab. Auch einen sehr großen seidenen Theater-Vorhang. Dieser zeigte ein orientalisches Motiv mit einem Tor in der Mitte, durch das der Künstler dann auftrat. Zu sehen auch auf seinen Werbekarten.
 
Da diese Requisiten jedoch nicht dem modernen Stil meiner Schau entsprachen, konnte ich sie nicht verwenden. Ich warf sie später einfach weg. Heute erinnere ich mich an diese Geräte, wenn mir das eine oder andere auf der Titelseite der Zauberkunst begegnet, als historisches Requisit aus einer Sammlung.