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Die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin (GNF)
Vignette der GNF
Gründung
Mitglieder
Aktivitäten
Bild zum 100. Stiftungstag



 D ie Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin wurde auf Initiative des Naturforschers Friedrich Heinrich Wilhelm Martini (1729-1778) im Jahre 1773 gegründet. Die Gesellschaft umfasste maximal zwölf in Berlin ansässige Ordentliche Mitglieder sowie Außerordentliche und Ehrenmitglieder. Hauptziel der GNF war die "Beförderung der Naturgeschichte", wozu im wesentlichen die Herausgabe einer Zeitschrift mit originären naturhistorischen Beiträgen und der Aufbau einer Sammlung von Naturalien und Büchern gehörte. Diese wurden ab 1788 in einem eigenen Haus aufbewahrt, wo sie sich bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts befanden. Im Haus fanden die regelmäßigen Sitzungen der Gesellschaft statt, und es wohnte jeweils ein Ordentliches Mitglied dort. Erst im Jahre 1906 wurde es verkauft und aus dem Erlös wissenschaftliche Unternehmungen finanziert. Die Gründung der Gesellschaft stand ganz im Zeichen der Aufklärung. Es fanden sich in ihr Gelehrte zusammen, die unabhängig von Stand und Namen dem gemeinsamen Interesse an der Naturgeschichte nachkommen wollten. Dabei war auch der Glaube an die Kraft von Geistesbildung und Gemeinschaft entscheidend, die den Charakter des Menschen beeinflussen und ihn zu wahrer Größe und Menschlichkeit führen würden. Dies äußert sich nicht nur im Namen der Gesellschaft der "naturforschenden Freunde", sondern auch in der Wahl neuer Mitglieder. Deren Eignung richtete sich sowohl nach ihrem Interesse an der Naturgeschichte, das sie vor allem durch den Besitz einer eigenen Naturaliensammlung bekunden sollten, als auch nach ihren menschlichen Qualitäten. Dieser Anspruch verliert sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts, und an dessen Stelle treten Kriterien wie Titel, wissenschaftliche Leistung oder Renommee des Kandidaten.



 Z u den Mitgliedern der GNF zählten beispielsweise der Botaniker Johann Gottlob Gleditsch (1714-1786), der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743-1817), der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768-1810) oder auch der als Dichter berühmt gewordene Adelbert von Chamisso (1781-1838) sowie Alexander von Humboldt (1769-1859), der insgesamt 66 Jahre Mitglied der GNF war. Mit der Gründung der Berliner Universität im Jahre 1810 wurden Lehrstühle mit bedeutenden Naturwissenschaftlern auch aus den Reihen der GNF besetzt, wie zum Beispiel dem Zoologen Hinrich Lichtenstein (1780-1857) oder dem Mineralogen Christian Samuel Weiss (1780-1856). In den folgenden Jahrzehnten wurden dann wiederum viele der bedeutenden Professoren der Universität zu Mitgliedern der GNF erwählt. Bis in das 20. Jahrhundert bildeten die wissenschaftlichen Sitzungen der Gesellschaft ein attraktives Forum, um naturkundliche Problemstellungen zu diskutieren. Die verhandelten Themen verdeutlichen den fachübergreifenden Anspruch der Gesellschaft, den sie durch die Wahl der verschiedensten Fachvertreter unterstreichen wollte. Jedoch kommt es im Zuge der allgemeinen Tendenz zu Differenzierung und Spezialisierung in den Naturwissenschaften während des 19. Jahrhunderts auch in der GNF zu einer Schwerpunktverlagerung hin zu den Lebenswissenschaften. Am Ende des 19. Jahrhunderts finden sich in den Reihen der GNF vor allem Zoologen, Botaniker, Geologen und Paläontologen.



 D ie Aktivitäten der GNF beschränkten sich nicht nur auf Zusammenkünfte der Mitglieder. Auch durch die Förderung von großen wissenschaftlichen Expeditionen trat sie hervor. Erwähnenswert ist hier vor allem die Tendaguru-Expedition nach Ostafrika (Tansania) in den Jahren 1909-13, bei der die im Museum für Naturkunde aufgestellten großen Saurierskelette ausgegraben wurden. Die Gesellschaft, die bis in die Gegenwart existiert, hat heute ihren Sitz am Institut für Zoologie der Freien Universität Berlin. Sie konnte im Jahr 1998 auf ihr 225jähriges Bestehen zurückblicken. Die GNF ist damit neben der Danziger Naturforschenden Gesellschaft die älteste deutsche private naturkundliche Gesellschaft.

Bild zum 100. Stiftungstag der GNF am 9. Juli 1873 Das Bild zeigt, in einer Erdkugel zusammengefaßt, alle Reiche der Natur und die Hilfsmittel des Naturwissenschaftlers, um deren Geheimnisse zu entschlüsseln. Bezeichnenderweise gehören offenbar auch Eingeborene dazu, verkörpert in der negroiden Frau, die den vermenschlichten Käfer mit Botanisiertrommel neckt. Links neben der Erdkugel ist ein alter Mann dargestellt, Verkörperung des Wissens und der Weisheit, rechts davon ein Jüngling, der Jugend und Schönheit symbolisiert. Beide Figuren halten als Zeichen ihres Pioniergeistes eine Fackel und scheinen die Erdkugel zu tragen - als Sinnbild für die Naturwissenschaften, die die Geheimnisse der Erde entschlüsseln und die Menschheit, im Glauben des 19. Jahrhunderts an die Kraft des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, voranführen.

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