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Neues Licht auf König Konrad IV.

In der Universitätsbibliothek Innsbruck wurden rund 130 bisher unbekannte Dokumente aus dem 13. Jahrhundert aufgefunden.

Nachricht vom 27.10.2005 Es gibt ihn also doch noch, den großen, unerwarteten Quellenfund: In einem Pergamentkodex der Universitätsbibliothek Innsbruck, der aus der Zeit um 1300 stammt, wurden rund 200 Abschriften von Briefen und Mandaten Kaiser Friedrichs II., seines Sohnes Konrad IV. und anderer Persönlichkeiten des 13. Jahrhunderts entdeckt. Rund 130 dieser Dokumente waren der Forschung bisher unbekannt.

Die Sammlung stammt aus der Südtiroler Kartause Allerengelberg in Schnals und befindet sich seit der Auflösung des Klosters im Jahr 1784 im Besitz der Bibliothek. Daß die einzigartige Quellensammlung so lange unerkannt blieb, liegt unter anderem am irreführenden Titel des unscheinbaren, kleinformatigen Kodex, der „Notule rhetoricales diverse“ („Verschiedene rhetorische Anmerkungen“) lautet. Entdeckt wurden die lateinischen Texte vom pensionierten Bibliotheksdirektor Walter Neuhauser und dem Mittelalter-Historiker Josef Riedmann von der Universität Innsbruck.

Der Kodex dürfte das Wissen über die späte Stauferzeit bedeutend erweitern. Das gilt vor allem für die kurze Regierungszeit Konrads IV. (1250 – 1254). Seine Biographie muß nach diesem Fund wohl in Teilen umgeschrieben werden. Laut Josef Riedmann wird die Zahl der bekannten, von diesem Herrscher ausgestellten Schreiben durch die neuen Texte verdreifacht. So zeigen die Dokumente, wie Konrad die diplomatischen Beziehungen zum Papst, dem byzantinischen Kaiser, zu den Königen von Ungarn, Frankreich, Kastilien und England und zum Dogen von Venedig gestaltete. Die meisten Schreiben betreffen aber sein süditalienisches Erbkönigreich und seine Bestrebungen, die dortigen Widerstände gegen seine Machtübernahme niederzuringen.

Erhalten ist zudem Korrespondenz zu alltäglichen Verwaltungsangelegenheiten. So erteilt Konrad beispielweise in einem Schreiben die Erlaubnis, zwei Häuser eines Besitzers durch einen Bogen zu verbinden, in einem anderen regelt er Erbstreitigkeiten. Auch wirtschaftspolitische Maßnahmen werden belegt, etwa der Ausbau der Hafenanlagen von Barletta und Salerno.

Neben Texten von Konrad IV. und Friedrich II. finden sich im Innsbrucker Sammelkodex auch Schreiben mehrerer Päpste, ägyptischer Sultane und anderer Herrscher dieser Epoche. Wahrscheinlich gehen die Abschriften auf Konzepte aus der Kanzlei Friedrichs und Konrads zurück und dienten den Kartäusermönchen als Vorlagen für Schreibübungen. Eine kritische Edition der Dokumente im Rahmen der „Monumenta Germaniae Historica“ ist geplant.


Quelle: Stefan Dietrich





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