Begraben St. Peter im Schwarzwald
Jüngster Sohn des Herzogs
Bertholds II. von Zähringen und der Agnes
von Rheinfelden, Tochter des Gegenkönigs
RUDOLF von Rheinfelden
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1348
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Konrad von Zähringen, Herzog von Zähringen,
Rektor von Burgund
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* um 1095, + 8. Januar 1152
Begraben St. Peter im Schwarzwald
Sohn Bertholds II. und der Agnes von Rheinfelden
Schon vor dem Tod seines Bruders, Herzog Berthold III. von Zähringen, griff der 'dominus' und 'puer adolescens' Konrad 1120 Schaffhausen an und gründete auf seinem Erbgut den Marktort Freiburg im Breisgau. Seit 1122 Herzog, mischte er sich in die Abtswahl in St. Gallen ein; 1125 erhielt er die Klostervogtei über St. Blasien. Um diese Zeit mit Clemantia, Tochter des Grafen Gottfried von Namur, vermählt, setzte er sich im Kampf um das Erbe Graf Wilhelms IV. von Burgund erfolgreich durch und konnte zu den großen Erbschaften von 1090 (Rheinfelden) und 1127 (Grafen von Burgund) von König LOTHAR auch den Rechtstitel eines 'Rektors' von Burgund erlangen. Das Rektorat erstreckte sich nachweislich auf 'Ost-Burgund', betraf aber wohl ganz 'Reichs-Burgund', wie auch der Vertrag Kaiser FRIEDRICHS I. mit Berthold IV. (1152) vor dem Verzicht 1156. Als 'Rektor von Burgund' war Konrad Anhänger König und Kaiser LOTHARS und seit 1138 als 'Herzog von Burgund' König KONRADS III. Im staufisch-welfischen Konflikt war er geschickt auf Ausgleich bedacht. Er begab sich nicht auf den zweiten Kreuzzug ins Heilige Land, sondern schloß sich dem Wendenkreuzzug Heinrichs des Löwen an und vermählte seine Tochter Clementia mit diesem. Schon vorher (1146) hatte ihn der junge Schwaben-Herzog Friedrich in Zürich, am Oberrhein und im Breisgau (Zähringen) angegriffen, womit der STAUFER seine Herrschaftsansprüche kundtat. Wegen seiner zielstrebigen Territorialpolitik hält man Konrad für den bedeutendsten zähringischen Herzog.
Quellen:
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U. Parlow, Kommentierte Q.dokumente zur Gesch. der Hzg.e
v. Zähringen [Diss. Freiburg i. B. 1991]
Literatur:
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BWbDG II, 1542-NDB II, 533 f. - H. Heinemann, Unters.
zur Gesch. der Zähringer in Burgund, ADipl. 29, 1983, 42-192; 30,
1984, 97-257 - G. Althoff, O. G. Oexle, K. Schmid, H. Schwarzmeier, Staufer-Welfen-Zähringer
..., ZGO 134 NF 95, 1986, 21-87 - Die Zähringer, hg. H. Schader -
K. Schmid, I-III, 1986/90 [Lit.: I,III]
H 1
Lü: 7.1. Conradus fr. nr. dux + 1152 Konrad I. von Zähringen
Konrads
Schwester Klementia [Richtig ist, daß Clementia
die Tochter Herzog Konrads war] war
die erste Gemahlin Heinrichs des Löwen (H 25). Seine Eintragung in
Lüneburg erklärt sich also aus dem Verwandtschaftszusammenhang
mit dem WELFEN, mit dem er auch enge
politische Beziehungen unterhielt; vgl. Jordan, Heinrich der Löwe,
Seite 38 und 43; allgemein: Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1088.
Herzog von Zähringen, 1127-1152 (+). Wir verweisen
hier nach Gisebrecht IV. 27-359, der erwähnt, dass er 1127 in Burgund
begütert war und mehrmals bei König
KONRAD III. verweilte. Nach diesem Autor nahm er 1147 an dem
zweiten Kreuzzug teil und starb er 1152.
"DIE ZÄHRINGER" Band I
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Althoff Gerd: Seite 48-49
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"Die Zähringerherrschaft im Urteil Ottos von Freising"
Im Jahre 1125 wählten die Fürsten nicht den
STAUFER Friedrich, sondern den Sachsen
LOTHAR VON SUPPLINBURG zum König. Über die Haltung
des ZÄHRINGERS Konrad
bei dieser Wahl ist nichts Konkretes bekannt. Doch wurde seine
Parteinahme sehr schnell deutlich, noch bevor die STAUFER
1127 mit KONRAD einen der Ihren zum
Gegenkönig erhoben. Als sich in Burgund die Herrschaftsverhältnisse
änderten und der burgundische Graf Rainald es versäumte, die
Hoftage König LOTHARS zu besuchen,
ließen sich die ZÄHRINGER von LOTHAR
die terra Burgundiae oder auch das 'Rektorat' über Burgund
übertragen. Wie im Falle Kärntens hatte die Übertragung
kaum konkrete Konsequenzen, denn in Burgund scherte man sich wenig um ein
Gebot des sächsischen Königs. Auch war die Grafschaft Burgund
beileibe kein Herzogtum, wie Otto von Freising ganz richtig hervorhebt.
Durch die Belehnung mit dem Rektorat über Burgund war den
ZÄHRINGERN aber offensichtlich wieder ein Amt übertragen,
das es ihnen ermöglichte, weiter den Herzogstitel zu führen.
Man merkt den Wechsel deutlich in den Königsurkunden LOTHARS,
in denen dem ZÄHRINGER Konrad
erst
nach der Übernahme der burgundischen Aufgabe der Herzogstitel gegeben
wird. Die Darstellung Ottos von Freising erinnert im Falle Burgunds also
auch an das Bündnis zwischen ZÄHRINGERN und König
LOTHAR, das sich ja nicht zuletzt gegen die STAUFER
gerichtet hatte.
Als im Jahre 1138 der STAUFER
KONRAD III.
zum König erhoben und von Konrad
von Zähringen anerkannt worden war, behielt die Königskanzlei
den Herzogstitel für Konrad
bei. Sie läßt uns die zur Frage stehenden Probleme
dadurch zumindest noch ahnen, dass der ZÄHRINGER abwechselnd
Herzog von Burgund, Herzog von Zähringen, sogar noch
Herzog von Kärnten oder auch nur ganz einfach Herzog
genannt wird.
Dieses Entgegenkommen des Königs forderte Gegenleistungen
des ZÄHRINGERS. Zum Dienst für den STAUFER
war
Konrad von Zähringen
dann auch in einer Weise bereit, die Zeitgenossen als ungewöhnlich
auffiel. Wir hören von ihm im Zusammenhang von Ereignissen, die noch
zum Herrschaftsantritt KONRADS III.
zu rechnen sind.
Nach der Königswahl KONRADS
III. kam es für den STAUFER
vor allem darauf an, die Bayern zur Anerkennung seines Königtums zu
bringen, deren Herzöge seine welfischen Gegner waren. In Bayern aber
spielte der Erzbischof Konrad von Salzburg eine besondere Rolle, der bereits
König LOTHAR VON SUPPLINBURG mit
der Begründung den Lehnseid verweigert hatte, ein Geistlicher begehe
eine schwere Sünde, wenn er seine mit heiligem Öl gesalbten Hände
zur Eidesleistung in die blutbefleckten eines Fürsten lege. Diesen
Erzbischof traf nun der neue König KONRAD
auf einem Hoftag in Regensburg, der die Frage der Anerkennung seines Königtums
behandeln sollte. Man braucht wohl nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen,
dass zur Lösung dieser Frage Zurückhaltung und diplomatisches
Geschick gefragt war. Es war nach dem Zeugnis der Lebensbeschreibung Konrads
von Salzburg aber ausgerechnet unser Titel-Herzog
Konrad von Zähringen, der den König durch Übereifer
in eine peinliche Situation brachte. Er stand nämlich in der Betrachtung
auf und forderte unverhohlen, der Erzbischof müsse dem König
den Lehnseid leisten. Erzbischof Konrad von Salzburg antwortete daraufhin:
"Ich sehe, Herr Herzog, wenn Ihr ein Wagen wäret, würdet Ihr
nicht zögern, vor den Ochsen einherzulaufen". Der König war daraufhin
genötigt, dem zur neuerlichen Rede bereiten ZÄHRINGER
den Mund zuzuhalten und dem Erzbischof zu versichern, er selbst verlange
nichts weiter als den guten Willen des Salzburgers und keinen Eid.
"Wenn Ihr ein Wagen wäret, würdet Ihr vor den
Ochsen einherlaufen", mit diesem Bild ist polemisch das mittelalterliche
Verhältnis von König und Großen verdeutlicht. Es stimmte
nicht zum Selbstverständnis aller Großen, sich übermäßig
für den König zu engagieren. Wer dies, wie der ZÄHRINGER
tat oder verlangte, lief wie ein Wagen vor den Zugtieren her und störte
die Ordnung. Wir gehen daher wohl nicht fehl in der Annahme, dass die Einsatzbereitschaft
Konrads
von Zähringen für seinen königlichen Namensvetter
eng mit der Anerkennung seiner Herzogsstellung durch den
STAUFER zusammenhängt.
Gegen Ende der Regierungszeit KONRADS
III. tat Konrad von Zähringen
dann jedoch etwas, was in den Augen des STAUFERS
nur als Affront erscheinen konnte: Er näherte sich dem
welfischen Lager und knüpfte ein Bündnis mit Heinrich dem Löwen,
dem er seine Tochter Clementia verheiratete. Angebahnt hatte sich
diese für den STAUFER höchst
gefährlichen Beziehungen wohl beim zweiten Kreuzzug, den Konrad
von Zähringen und Heinrich der Löwe nicht wie der
STAUFER KONRAD im Heiligen Land, sondern
im deutschen Osten gegen die heidnischen Wenden führten. Angesichts
des welfisch-zähringischen
Bündnisses, welches die Heirat deutlich signalisiert, ist man wohl
nicht mehr überrascht, KONRAD III.
nach dem Tode Konrads von Zähringen
im Jahre 1152 bei den Begräbnisfeierlichkeiten in St. Peter und Freiburg
zu sehen. Man sollte diese Anwesenheit angesichts der politischen Konstellationen
nicht allein damit erklären, dass der König den verstorbenen
ZÄHRINGER
habe ehren wollen.
Heinemann Hartmut: Seite 60-62
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"Die Zähringer und Burgund"
Das Rheinfelder Erbe umfaßte eine ansehnliche Grundherrschaft
in Burgund, die 1127 durch eine weitere Erbschaft noch vermehrt werden
konnte. In diesem Jahr fand der letzte Sproß der älteren Linie
der Grafen von Burgund, Sohn einer Schwester Herzog
Konrads von Zähringen, unter dramatischen Umständen
den Tod. Freilich vermochten sich die ZÄHRINGER
nur einen kleinen
Teil von dem umfangreichen Besitz des burgundischen Grafenhauses auf Dauer
zu sichern. Es handelte sich hierbei um das von den Grafen von Burgund
ihrerseits erst kurz zuvor ererbte Hausgut der Grafen von Oltingen. Wertvoller
aber als diese Erbschaft war das im selben Jahr 1127 auf einem Hoftag zu
Speyer von König LOTHAR III. an
Herzog Konrad von Zähringen übertragene
Rektorat von Burgund. Damit war der Anspruch verbunden, in Vertretung des
Königs die Reichsrechte in Burgund wahrzunehmen.
Dem ZÄHRINGER blieb es in der Folge überlassen,
seine Rechte in die Tat umzusetzen. Es dauerte immerhin bis 1132, ehe wir
wieder etwas hören. In diesem Jahr brachte
Herzog
Konrad bei dem Kloster Peterlingen
- also an gleicher Stelle, wo der Mord geschehen war - dem Grafen Amadeus
von Genf eine schwere Niederlage bei. Auch dieses Ereignis hat seine Wellen
geschlagen. Es handelt sich um jenes schon erwähnte Treffen, das unsere
Quelle als einen Sieg der Deutschen über die Romanen interpretiert.
Was der Graf von Genf mit dem Mord zu tun hat, bleibt unklar, der Zusammenhang
wird aber von dem Chronisten ausdrücklich bestätigt.
Trotzdem zog Herzog Konrad
aus seinem Sieg keinen größeren Nutzen. Zwar mag
der ostburgundische Erbteil der Grafen von Oltingen nun endgültig
gesichert gewesen sein, im westlichen Burgund aber, in der Heimat des eigentlichen
Widersachers, Graf Rainalds III. von Burgund, tat sich nichts. Überhaupt
scheinen die noch unerfüllten Ansprüche der ZÄHRINGER
in den folgenden Jahren zu Lebzeiten Herzog Konrads
mehr oder weniger eingeschlafen zu sein.
Schmid Karl: Seite 215
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"Zähringergeschichte und Zähringertradition"
In bemerkenswerter Weise scheint die Geschichte des Herzogsgeschlechts
der ZÄHRINGER dem merkwürdigen Nebeneinander von Zähringen
und Freiburg zu entsprechen. Als Bertold II. im Jahre
1111 gestorben war, fiel das Erbe an seine Söhne
Bertold III.
und
Konrad. Zunächst sind beide gemeinsam
handelnd aufgetreten. Doch schon nach wenigen Jahren muß eine Herrschaftsteilung
vorgenommen worden sein. Dem entspricht es, dass nunmehr Bertold III. als
Herzog von Zähringen hervortritt, während der junge
Konrad dominus
genannt wird. Als solcher brach er im Jahre 1120 eine Fehde vom Zaun und
drang in das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen ein. Und im gleichen
Jahr 1120 gründete er bekanntlich den Markt von Freiburg. Hätte
nicht Bertold III. 1122 bei Molsheim im Elsaß einen gewaltsamen Tod
gefunden, so wäre wohl im Falle der Entstehung zweier Linien das zweipolige
Herrschaftszentrum aufgeteilt worden, wobei Bertolds
Linie die Stammburg
samt den Reichslehen Zähringen und Zürich zu behaupten gehabt
hätte, während Konrad und
seinen Nachfahren Burg und Stadt Freiburg als Kern eigenständiger
Herrschaft hätte dienen können. Was aus dieser Eventualität
tatsächlich geworden wäre, vermag niemand zu sagen, denn Bertold
kam
um. Und danach verstand es Herzog Konrad,
der wohl begabteste und erfolgreichste ZÄHRINGER
überhaupt,
seine Herrschaft durch das Rektorat über Burgund erheblich auszudehnen
und auf Grund seiner Heirat mit Clementia
von Namur sogar im niederdeutschen Raum Fuß zu fassen, wo
später sein Sohn Rudolf
auf dem Lütticher Bischofsstuhl eine weithin beachtete Wirksamkeit
entfaltete.
Zu fragen, auf welche der beiden Herrschaftsplätze
Konrads im Breisgau es dann der junge
STAUFER FRIEDRICH BARBAROSSA im Jahre 1146 abgesehen hatte,
als er, gerade Herzog geworden, sich plötzlich zu einem kriegerischen
Unternehmen entschloß, ist höchst aufschlußreich. Zunächst
jedoch nahm er den von Konrad
bevogteten Reichsort Zürich ein und legte eine Besatzung
in die Stadt. Dann fiel er mit einem großen Ritterheer in die terra
ducis, das Land des Herzogs, ein, wie es bei Otto von Freising heißt.
Ohne Widerstand rückte er bis an die Grenze Alemanniens nach Zähringen
vor, eroberte endlich ein für uneinnehmbar gehaltenes Bollwerk, arx
inexpugnabilis genannt. Nach diesem Wortlaut der 'Gesta Friderici' fand
der STAUFER nicht in Zähringen
Widerstand, sondern in einer ungenannten Burg. Eduard Heyck meinte, sie
sei deshalb nicht mit Namen genannt worden, weil der Name der Burg auch
der einer Stadt gewesen sei, nämlich Freiburg. Wie dem auch sein mag:
Mit Konrads Marktgründung
in Freiburg erhielt die zugehörige Befestigung ihre Funktion. Mit
anderen Worten: die bei der Stadt Freiburg auf der Höhe, dem heutigen
'Schloßberg', gelegene Burg gewann erheblich an Bedeutung.
Heyck Dr. Eduard: Seite 249-328
1891
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
Bei allen persönlichen Lobe, das Bertold III. sich
errungen hat, scheint dieser Herzog nicht haben hindern können, dass
das Haus der BERTOLDE mehr und mehr
in die Art eines kleinen gräflichen Dynastengeschlechts zurücksank.
Da hat die Vorsehung rechtzeitig einen Fürsten berufen, der sein Geschlecht
unter deutlichen anfänglichen Schwierigkeiten doch wieder aufwärts
und bald hoch empor getragen hat. Konrad
ist, wie schon erwähnt wurde, der jüngste der uns
bekannten Söhne Bertolds II.; er kann nach dem über Bertold
III. Gesagten erst ein jüngerer Mann gewesen sein, als die Bluttat
von Molsheim ihn an die Spitze des ZÄHRINGER-Hauses stellte;
ein bald zu besprechender Brief, der ihn erwähnt, läßt
ihn sogar sehr jung erscheinen.
So lange Bertold III. lebte, der wenn auch kein Herzogtum,
so doch Titel, Grafenamt und Vogteibesitz voraus hatte, war "Herr
Konrad" ein bloßer Grundherr.
Dies war er, weil eine Ausscheidung von Hausgütern für ihn tatsächlich
geschehen war, denn nur in der allerfrühesten Zeit treten die Brüder
als gemeinschaftliche Geber für St. Peter auf, später sorgt für
dieses nur noch
Bertold, selbständig und allein, und es wird sich
ferner herausstellen, dass der jüngere, nach Rudolfs frühem Tode
einzige Bruder des Herzogs noch bei dessen Lebzeiten als Eigengut zum mindesten
die Gegend zwischen den Dörfern Herdern und Adelhausen-Wiehre besessen
hat. Wann aber diese Teilung erfolgt ist, wird nicht ganz klar: am 13.
September 1113 nehmen die Brüder noch eine gemeinsame Schenkung vor,
andererseits melden die St. Petriner, Bertold
(allein) habe ihnen
bald nach dem 27. Dezember 1111 in seinem noch frischen Eifer für
das Kloster den Besitz vergrößert.
Das früheste datierte selbständige Auftreten
Konrads fällt in den Anfang des Jahres 1120, wo er einen hitzigen
Angriff auf das Kloster Schaffhausen richtet. Am Tag vor St. Martin 1120,
also am 24. Februar rückte, wie der Beschwerdebrief erzählt,
"ein gewisser adeliger Herr Namens
Konrad,
ein ganz junger Mann (puer adolescens), der Sohn des Herzogs Bertold,
mit gewaffneter Mannschaft vor den Ort des heiligen Erlösers und kam
zu sehr heftigem Kampf mit den Ortsinsassen von Schaffhausen, ohne jedoch,
nachdem der Kampf sich vom Mittag bis in die tiefe Nacht hineingezogen
hatte, den Eintritt erzwingen zu können. Vielmehr mußte er,
nachdem er am Abend und in der Nacht auf den Feiertag den Ort zum größten
Teil verbrannt hatte, mit vielen Verwundeten zurückgehen, aber in
der Absicht am anderen Tage von neuem anzugreifen und den ganzen Ort mit
den Einwohnern völlig auszurotten. Als ich [der Abt Adalbert] das
erkannte und sah, dass sich die unbewaffneten und unkriegerischen Leute
gegen bewaffnete und kriegsgewohnte Mannschaft nicht lange würden
halten können, hielt ich mit den Vertrauteren Rat und begab mich aus
freien Stücken unter dem Geleit seiner Ritter zu den genannten Fürsten,
dem ich mich mit dem Orte und den Einwohnern ohne jede Bedingung in die
Gewalt gab, dass er, wie es ihm Gott verstatte, mit uns verfahre. Aber
auch so konnte ich seinen Zorn nicht besänftigen, denn er verwüstete
und plünderte trotzdem die Umgebung, führte nach seinem Belieben
Gefangene fort und legte außerdem dem Orte eine hohe vor Ostern an
ihn zu zahlende Geldsumme auf."
In demselben Jahre dieses Zuges gegen Schaffhausen, also
noch bei Bertolds III. Lebzeiten vollbrachte ein friedlicherer Tatendrang
Konrads eine der in der Folge bedeutendsten
Städtegründungen des zähringischen
Hauses, das durch alle seine Zeiten hindurch wie kaum eines
und mit am frühesten daran gearbeitet hat, seine Lande aus einem Gebiet
nur bäuerlichen Wirtschaftsleben zum Handel und Gewerbe und zur Bürgerkraft
der Städte zu fördern. Die Schöpfung Konrads aber
ist Freiburg im Breisgau am Ausgang des Dreisamtales.
Wie Konrad
mit seinem Bruder im September 1122 zu den Verhandlungen von
Worms ritt, ist schon berichtet worden. Und dann war bald der jähe
Tod des Herzogs erfolgt, der eben deswegen noch in dieses Jahr zu setzen
ist, weil am 26. Dezember 1122 schon Konrad
als Vertreter des zähringischen
Hauses
und als Herzog auftritt. Nämlich in einer Sache des Klosters St. Peter.
Am 26. Dezember 1122 auf der Burg Baden an der Oos entschied er
einen Streitfall des Klosters in Anwesenheit verschiedener schwäbischer
Herren. Mit ihnen hatte also Konrad
auf
der Burg seines Vetters, des Markgrafen, das Weihnachtsfest begangen; dass
er auf der Fahrt zum Kaiser begriffen war und Hermann
in Baden nur abholte, geht daraus hervor, dass beide schon zwei Tage später,
am 28. Dezember 1122, Intervenienten in einer von HEINRICH
V. an St. Blasien verliehenen Urkunde sind. Auch hier wird der
ZÄHRINGER
an diesem Datum als
"Herzog Konrad"
bezeichnet. Konrad ist damals
einige Zeit in der Nähe des Kaisers verblieben oder wenigstens bald
wieder mit ihm zusammen getroffen. Denn auch in Urkunden, die der Kaiser
am 23. und 24. Januar in Straßburg für die Klöster Alpirsbach,
die Stiftung der ZOLLERN, und Waldkirch ausgestellt hat, erscheint er als
Zeuge und Fürbitter und zwar wiederum mit dem Herzogstitel, dem in
der ersteren Urkunde noch "von Zähringen"
hinzugesetzt ist. Was nun aber Konrad
hier zu Straßburg im Verein mit Hugo von Dagsburg und so vielen Freunden
beider Häuser beim Kaiser nachgesucht hat, wird durch die Umstände
unzweifelhaft klar: Eben in diesen Januartagen muß auch die Amtsentsetzung
des in Bertolds III. Tod verwickelten Bischofs Kuno von Straßburg
geschehen sein, also die Vorgänge von Molsheim sind damals zum Austrag
gekommen.
Fraglich ist, ob eine zweite Handlung der kaiserlichen
Anteilnahme an den Angelegenheiten des zähringischen
Hauses zu diesem Zusammentreffen Konrads
mit König HEINRICH V.
in Beziehung zu setzen ist. Der Träger der Krone hat ja zu
einer nicht angegebenen Zeit die Gründung der Stadt Freiburg durch
Konrad
bestätigt und zwar allem Anschein nach nachträglich, und die
Fürsten haben dieser Bestätigung zugestimmt. Das auf ihn vererbte
gute Verhältnis zu Kaiser HEINRICH V.
kam dem Herzog Konrad zustatten,
als er in diesen Jahren den ersten Versuch des
zähringischen Hauses machte,
beim Kloster St. Gallen, das sein Vater Bertold II. so inständig
bekriegt hatte, eine einflußreiche Schutzstellung zu gewinnen. Durch
sein Eingreifen der wurde Abt Heinrich von Twiel durch Manegold von Mammern
ersetzt, der auch die kaiserliche Zustimmung erhielt. Konrads
Schwager, Graf Ulrich von Gammertingen, erscheint in der Folgezeit (bis
1156/67) als Vogt von St. Gallen.
Mitten in jenen Abteistreit zeitlich hinein fällt
eine große Festfeier, die man zu Konstanz beging und der auch Konrad
persönlich teilnahm: Die Erhebung der Gebeine des heiligen Konrad,
welche Gebhard
III. in den bischöflichen St. Mariendom übertragen und
dort beigesetzt hatte. Natürlich wurde die Zusammenkunft auch zum
rechtskräftigen Abschluß von privaten Abmachungen benutzt; daher
datiert vom 26. November die Urkunde eines Tausches zwischen Reichenau
und St. Georgen: Abt Werner von St. Georgen gab durch sie mit der Hand
des Vogtes seines Klosters, Konrads von Zähringen,
das Gut St. Georgens im Gau Albenesbaar in der Grafschaft Konrads
von Zähringen, nämlich zu Deggingen (BA. Donaueschingen)
und zu Hausen (vor Wald, in demselben BA.) und empfing dafür von dem
Reichenauer Abt Ulrich und durch dessen Vogt Herzog Heinrich den Schwarzen
von Bayern das Reichanuer Gut in demselben Gau und Komitat zu Friedenweiler
und Löffingen.
In der Weihnachstzeit von 1123 hielt sich
Konrad, wie zwei Jahre zuvor auch,
bei dem am Oberrhein weilenden Kaiser auf. Am 28. Dezember 1124 steht "Herzog
Konrad" in der aus Straßburg datierten Urkunde HEINRICHS
V. für das Kloster Engelberg, deren Originalität in
der überlieferten Form allerdings nicht aufrecht erhalten werden kann.
Dass Konrad jedoch wirklich um jene
Zeit schon beim Kaiser in Straßburg war, wird anderweitig gesichert,
dadurch, dass am 31. Dezember ein Königsgericht in einer von Konrad
als Vogt von St. Georgen mitbetriebenen Sache entschied. Am 7. Januar 1125
wird Konrad in
einer Kaiserurkunde als zeuge erwähnt, durch die
HEINRICH V.
dem Bischof von Konstanz die Neuerrichtung und Ausstellung
des Hospitals zu Kreuzlingen bestätigte. Am Tage darauf aber wurde
durch kaiserliche Verbriefung eine Angelegenheit abgeschlossen, die für
den Machtzuwachs des Herzogs Konrad
und seine Stellung in Schwaben von erheblicher Wichtigkeit war.
Der Kaiser erhob als erwählten Vogt von St. Blasien "Konrad,
den Sohn des Herzogs Bertold" und ihn übertrug ihm den Bann
aus kaiserlicher Verleihung. So war auf Kosten Basels die Angelegenheit
im gemeinsamen Interesse des Kaisers, des Klosters und des von ihnen herangezogenen
ZÄHRINGERS geordnet und eine am 8. Januar 1125 ausgestellte Urkunde
gab darüber eine ausführliche Verbriefung. In der zweiten an
demselben Tage für St. Blasien ausgestellten Kaiserurkunde, die diesem
die Schenkung von Schluchsee und anderen Gütern bestätigt und
nur die wichtigsten Zeugen aus der Liste der ersten Urkunde herausgreift,
werden zu Vertretern der weltlichen sogar nur Friedrich von Schwaben und
Gottfried von Calw gewählt und Konrad
verschwindet unter den "übrigen Fürsten", obgleich
ein Vorfahre von ihm in der Urkunde selber eine Rolle spielt. Freilich
erscheint er dann in der ebenfalls am 8. Januar 1125 ausgestellten Bestätigungsurkunde
des Kaisers für das neugegründete Kloster Lützel bei Basel
wieder als "der Zähringer-Herzog
Konrad", aber in diesem Falle fehlte eben die Möglichkeit,
sich, wie in jenem, hinter einen Nebentitel zu bergen. Jedenfalls durften
schon diese ersten Anzeichen hier nicht unbeachtet bleiben, denn es wird
späterhin noch deutlicher werden, dass der Herzogstitel des ZÄHRINGERS,
vielleicht nur um desto mehr, als Konrad der Krone soeben auf andere
Weise zu Dank verpflichte worden war, Gefahr lief, nicht mehr gleichmäßig
und rückhaltlos, zum mindestens bei den Gewalten der Königskanzlei
nicht, anerkannt zu werden.
Von Straßburg zog der Kaiser wieder rheinabwärts
und Konrad von Zähringen war ihm
zum letzten Male begegnet. Herzog Konrad von Zähringen
war zu HEINRICHS V. Bestattung nicht
erschienen. Er fehlte auch auf dem Tage der Königswahl zu Mainz, der
zu der Erhebung LOTHARS VON SACHSEN
führte und die Aussichten des STAUFERS
vernichtete.
Ganz gewiß hat gerade Konrad
diese Hoffnung des schwäbischen Herzogs gekannt, aber es wäre
vorschnell zu behaupten, dass sein Fortbleiben damit zusammenhing; man
wird auch daran zu denken haben, dass ihn gegenüber einer großen
Reichsversammlung das Eigenartige seiner staatsrechtlichen Stellung bedrücken
mochte.
Der erwählte König zog nach Regensburg, wo
er den unvermeidlichen Kampf gegen die STAUFER
schon vorbereitete. Danach zog er durch Schwaben bis Straßburg. Hier
war dann Konrad bei ihm; er erscheint in zwei Urkunden
LOTHARS.
Aber sie nennen ihn beide nur "Konrad,
den Sohn des Herzogs Bertold" und stellen ihn sogar in der Reihenfolge
hinter den Pfalzgrafen Gottfried, was die Kanzlei
HEINRICHS bis zuletzt nicht getan hatte. Der Einfluß,
der sich gegen die dauernde Vererbung des zähringischen
Herzogstitel wandte und in HEINRICHS V. letzten
Urkunden noch bemäntelt worden war, trat in denen des Sachsen ohne
Schonung hervor. Darum aber auch kann er nicht etwa von Friedrich von Schwaben
ausgegangen sein, sondern wird wahrscheinlich ganz unpolitisch aufzufassen
und bei der Kanzlei selber zu suchen sein.
Ein in Straßburg abgehaltenes Gericht der anwesenden
Fürsten verurteilte Friedrich von Schwaben als Verschwörer gegen
den König. Also mitten in Schwaben sammelte LOTHAR
die Kämpfer gegen den Herzog und verpflichtete sie durch ihren eigenen
Spruch. Am wenigsten kann man dabei glauben, dass gerade der ZÄHRINGER
versucht hätte sich in Straßburg für den ihm übergeordneten
Schwabenherzog einzusetzen, denn dass der König ihm selber den Herzogstitel
nicht gelten ließ darf zu nichts verleiten.
LOTHARS Unternehmen
gegen die STAUFER schlugen bis zum
Jahre 1127 fehl. Er bedurfte einer Machtverstärkung seiner Anhänger
im Süden und diese zu erlangen bot sich noch in dem gleichen Jahr
eine Gelegenheit, die unmittelbar gerade dem ZÄHRINGER-Hause
zugute kam und dem in die Stille zurückgetretenen Geschlecht eine
neue große und verheißungsreiche Aufgabe zuwies. Am Anfang
des Jahres 1127 war der junge hochburgundische Graf Wilhelm von seinen
eigenen Untertanen ermordet worden. Er war der Sohn von Konrads
Schwester Agnes
von Zähringen, die mit Graf Wilhelm III. vermählt war.
Der Erbe des ermordeten Wilhelm "des Knaben", welchen Beinamen Otto von
Freising aufbewahrt hat, war als Agnat der Vetter seines Vaters, Rainald
III., der Sohn Stephans, des Bruders von Wilhelms IV. Großvater Rainald
II. Ein Erbrecht Konrads von Zähringen
konnte neben dem des wenn auch nicht ganz nahestehenden Agnaten
zunächst keinesfalls in Betracht kommen. Als nun Wilhelm IV. erschlagen
war, trat Rainald III. das erledigte Erbe seines Vetter-Sohnes an und dagegen
konnte zunächst nichts eingewendet werden. Aber Rainald beleidigte
den König, indem er sich um diesen bei der Übernahme der erledigten
Lande, obwohl ein Teil der Lehen und Amt von der Krone war, in keiner Weise
zu kümmern nötig zu halten glaubte.
LOTHAR betrachtete
die Hinterlassenschaft Wilhelms IV. zunächst heimgefallen; der Gedanke
einer Freigabe Burgunds war ihm selbstverständlich nicht in den Sinn
gekommen. Da Rainald um keine Huldigung nachsuchte, hielt es
LOTHAR
für nicht angebracht längere Zeit zu warten
und traf noch im Hagre 1127 seine Verfügung. Das geschah auf einem
Hofgericht zu Speyer, an dem auch eine Anzahl vornehmer Burgunder anwesend
war und er wohl im September des Jahres gehalten worden ist. Die Angelegenheit
wurde in dem Sinne behandelt, dass Rainald gar nicht als Inhaber oder berechtigter
Ansprecher der erledigten Grafschaft betrachtet wurde. Der König erkannte
nun als Erben der Hinterlassenschaft Wilhelms Konrad
von Zähringen an. Dieser war
als mütterlicher Oheim mit dem Verstorbenen nahe verwandt und stand
ohnedies schon durch das von seiner rheinfeldischen Mutter her an sein
Haus gefallene Gur innerhalb der burgundischen Dinge. Offenbar machte es
nicht geringe Schwierigkeiten festzusetzen, welche öffentliche Stellung
Konrad mit dem burgundischen Erbe fortan einnehmen solle. Wir wissen, LOTHAR
hatte ihn bisher nicht als Herzog anerkannt. Wenn LOTHAR
überhaupt durch eine Bevorzugung Konrads
sich
dessen dauernd versichern wollte, so durfte er diese Absicht nicht dadurch
vereiteln, dass er dabei einen Stachel zurückließ. Und so wurde
denn von dieser Zeit an Konrads Herzogstitel
wieder aufgenommen und auch in den königlichen Urkunden anerkannt.
Konrad erhielt - abgesehen von dem
Allod seines Neffen - eine Befugnis in Burgund, die, wenn eine Urkunde
für Frienisberg echt ist, im Lande selbst gelegentlich als Herzogtum
aufgefaßt wurde.An anderer Stelle wird von einem Primat in Burgund
gesprochen. Meine Meinung nach allem und dem weiteren ist.
LOTHAR habe sogleich 1127, anstatt Konrad nur als Erben der
Ämter und Güter Wilhelms IV. zu bestätigen, ihn unter anderweitiger
Vergabung des von den WILHELMINEN geübten Grafenamtes mit der Wahrnehmung
der königlichen Rechte in Hoch-Burgund, also mit der Stellung eines
über den Grafen und Dynasten und zwischen ihnen und der Krone stehenden
Rektors, das heißt Statthalters betraut. So hatte also LOTHAR
sich einen ihm bedeutend verpflichteten und in seiner Macht verstärkten
Anhänger in Konrad
gesichert und doch zugleich eine Einrichtung getroffen, die
eher dazu zu führen versprach, Burgund am Reiche zu erhalten.
Seit Herzog Konrad
Rektor von Burgund geworden war, hatte inzwischen der Kampf der staufischen
Brüder gegen das Königtum LOTHARS
durch die Erhebung KONRADS zum Gegenkönig
noch mehr Inhalt und Umfang bekommen. Der ZÄHRINGER ist jedoch,
soviel wir erkennen können, auch nach 1127 nicht für
LOTHAR, dem seine Neutralität anscheinend genügte,
in diesen Kampf eingetreten.
Im Spätherbst 1130 traf den Herzog eine Trauernachricht:
Sein Vetter Hermann
II., mit dem er in häufiger und unseres Wissens ungetrübte
Beziehung gestanden hatte, war am 7. Oktober, als etwa 60-jähriger
Mann gestorben. Ihm folgte sein gleichnamiger Sohn in den markgräflichen
Hoheitsrechten und Gütern nach.
Die Stiftung eines Klosters in Burgund im Jahre 1131
lenkte Konrads Augenmerk
aufs Neue dorthin. Bisher hören wir nicht, dass Konrad selber seine
Stellung in Burgund befestigt oder auch nur die Regierung angetreten und
die Huldigung empfangen habe. Nun läßt sich jedoch aus Otto
von Freising ersehen, dass Rainald III. seinen Ansprüche auf die Erbschaft
seines Verwandten keineswegs aufgab, und seinerseits Konrad sich nach Westjuranien
hinüber ausdehnen wollte, dass daher zwischen beiden beständiger
Streit war und sie auch im offenen Gefecht im Felde aneinander gerieten.
Für diesen Krieg läßt sich eine ungefähre Datierung,
die in die Jahre nach 1131 führt, gewinnen. Im Jahre 1133 besiegte
Konrad das Aufgebot des Grafen Amadeus
von Genf in der Nähe des Dorfes Peterlingen. Konrad
konnte zu diesem wichtigen und glücklichen Zeitpunkt seinen
Sieg nicht verfolgen; ein Besitzstreit rief ihn nach Deutschland zurück.
Pfalzgraf Gottfried von Calw, Konrads
Schwager, war am 6. Februar (wohl 1133) gestorben, ein gleichnamiger
Sohn war schon vor ihm ins Grab gesunken und es blieben nur seine und der
Liutgard
von Zähringen Töchter zurück, Uta, die Heinrichs
des Stolzen Bruder Welf die Hand gereicht hatte und Liutgard, die aber
zu einer nichtstandesgemäßen Ehe mit einem Ritter namens Verli
aus der rauhen Alb gezwungen worden und mit den Ihrigen - ihr Sohn Philipp
wurde später Propst zu Sindelfingen - von der Erbberechtigung ausgeschlossen
war. Welf VI. trat die Lehen und Güter des verstorbenen Calwer an.
Da aber erhob gegen den Tochtermann des verstorbene Pfalzgrafen
ein Agnat Einsprache: Albert, der Sohn von Gottfrieds 1094 verstorbenen
Bruder Albert, der die Grafschaft Löwenstein innehatte. Er hatte bei
dem Tode des Pfalzgrafen große Hoffnung gehabt, nun sah er sich durch
den mächtigen WELFEN alles entzogen.
Wenigstens die Hälfte des Calwer Gutes glaubte er doch beanspruchen
und auch erlangen zu können und so erhob er Fehde. Er nahm die alte
Stammburg seines Hauses, Calw, ein und legte Mannschaft hinein, überfiel
rasch danach die Ritter Welfs bei nächtlicher Ruhe zu Sindelfingen,
fing einige davon, verjagte die anderen, steckte den Ort an und brachte
Fang und Beute auf seine Burg Wartenberg, vor die nun Welf zog,
der inzwischen Mannschaften gesammelt hatte und jetzt eine regelrechte
Belagerung mit Kriegsmaschinen begann. Albert wiederum gewann die Hilfe
der staufischen Brüder, deren
eigenes Interesse gegen den welfischen
Parteigänger
König LOTHARS
er noch durch die Abtretung eines Dorfes mit Ministerialen und Zubehör
steigerte; aber ehe diese Hilfe herankam, brachte Welf durch einen von
der Tätigkeit der Kriegsgeräte unterstützten, alle Schwierigkeiten
überwindenden Sturmlauf der Seinen den Wartenberg in seine Gewalt,
gewann seine gefangenen Leute und die Beute zurück und steckte die
Burg in Brand.
Unterdessen aber hatte schon die Fehde noch weiter um
sich gegriffen.
Herzog Konrad war nicht
gewillt, die Mitgift seiner an den Pfalzgrafen vermählten Schwester
ohne weiteres einem Erben zufallen zu lassen, der sein Recht nur erheiratet
hatte. Er zog heran, vielleicht geradewegs aus Burgund, und lagerte sich
noch während der Belagerung des Wartenberg vor die von den WELFEN
ebenfalls besetzte Schauenburg in der Ortenau, in der eben darum ein Mitgiftsgut
der Liutgard zu sehen ist. In diesem Augenblick also stand der ZÄHRINGER
auf der gleichen Seite mit den STAUFERN
und leicht genug konnte dauernd eine bedeutende Verschiebung der Parteiverhältnisse
in S-Deutschland eintreten. Da aber griff auch schon der hierdurch bedrohte
Kaiser - LOTHAR hatte am 4. Juni 1132
in Rom die Kaiserkrone erhalten - ein und veranlaßte Konrad
die
Belagerung aufzuheben. Es muß dann, obwohl es nicht berichtet wird,
ein Vergleich geschlossen sein, der die Ansprüche der WELFEN
einschränkte. Denn Uta, die Nichte Konrads
von Zähringen, lebte lange Jahrzehnte, von ihrem Gemahl
Welf, der sie fast noch als ein Knabe geheiratet hatte und der Liebe zu
ihr über anderen Frauen vergaß, getrennt auf jener Burg, nach
der man sie die Herzogin von Schauenburg nannte, und nachdem sie ganz hochbetagt
- noch 1196 kommt sie urkundend vor - gestorben war, ist die Schauenburg
nebst Zubehör wieder in das zähringische
Gut zurückgebracht worden.
Der Kampf zwischen Welf und Albert war nicht unterbrochen
worden, hier war es nicht in gleichem Maße für
LOTHAR
wichtig die Gegner zu trennen. Welf nahm in der Zeit
nach Konrads Abzug von der Schauenburg
die Veste Löwenstein ein und die dortige Besatzung gefangen und wandte
sich dann gegen die Burg Calw, in die Albert selber sich geworfen
hatte. Dieser mußte seine Sache jetzt verloren geben und verglich
sich mit Welf, der ihm die Stammburg und eine Anzahl Dörfer zugestand,
aber, wie die Welfenchronik berichtet, nur als Lehen.
Inzwischen hatte, als LOTHAR
Ende Oktober 1133 zu Mainz Hof hielt, auch Herzog
Konrad sich dort eingefunden. Die besondere Veranlassung, die
den Herzog eine solch immerhin weite Reise hat machen und ihn etwas verspätet
eintreffen lassen, wird man am besten in der calwischen Angelegenheit selbst
zu suchen haben. Der Kaiser ging sodann den Rhein herauf nach Basel und
Konrad begleitete ihn. Ein Ergebnis haben die vermutlichen Bemühungen
Konrads wenigstens in ersichtlicher Weise nicht erzielt.
Der Herzog von Zähringen griff dann auch nicht in
den Kampf ein, der von LOTHAR gemeinsam
mit Heinrich den Stolzen im Sommer 1134 im Lande Schwaben selbst gegen
die STAUFER
geführt wurde und
der die Brüder zur Unterwerfung zwang. Weder in den Tagen von Weihnachten
1135 und Neujahr 1136, da LOTHAR zu
Speyer mit den Fürsten über seinen neuen Romzug beriet, noch
auf dem zu Ostern in Aachen gehaltenen Hoftage unter der den Kaiser umgebenden
Fürstenmenge ist der ZÄHRINGER nachzuweisen. Auf dem großen
Hoftag zu Würzburg, der dann am 15. August 1136 die Kaiserfahrt nach
Italien einleitete und der von fast allen hervorragenden weltlichen und
geistlichen Reichsfürsten besucht war, war Konrad
ebenfalls
nicht anwesend.
Kaiser LOTHAR hat
dem ZÄHRINGER, der sich ihm frühzeitig anschloß,
die Grafenlande in Burgund zuerkannt und das Rektorat übertragen,
aber er hat es ihm auch überlassen Herr seiner Aufgabe zu werden.
Konrad seinerseits ist nie von der
Treue gegen den Mann, der ihn zuerst nicht Herzog nennen wollte und ihn
dann erhöhte, gewichen, aber auch nie ein Kämpfer für LOTHAR
gewesen. Das Verhältnis zwischen dem sächsischen SUPPLINBURGER
und
dem schwäbischen ZÄHRINGER hat die Grundlage des gegenseitig
gebotenen Vorteils gehabt, weiter sind beide nicht miteinander gelangt.
Am 7. März 1138 wählten zu Koblenz einige rheinische
Fürsten zum König den STAUFER KONRAD.
Konrad
von Zähringen ist sowenig an der Wahl von 1138, wie an
der von 1125 beteiligt gewesen. Er hatte den
STAUFERN
nie nahe gestanden, aber war auch nicht ihr Feind geworden. Nun folgte
er dem Rufe des vom Erfolg getragenen Königs und ging nach Bamberg.
König KONRAD bestätigte zu
Bamberg dem Kloster St. Blasien die ihm von den beiden letzten Herrschern
verliehenen Freiheiten, auf welchen ja auch die sanktblasische Vogtei des
Zähringer-Herzogs
beruhte. Aber es geschah noch ein anderes zu seinen Gunsten: KONRAD
ermächtigte die Kanzlei ihn in der Urkunde für St. Blasien
"Herzog Konrad von Burgund" zu
nennen. Der ZÄHRINGER, der seine unter LOTHAR
beobachtete Zurückhaltung bisher nicht aufgegeben hatte, ist hier,
nun endlich auf vollkommen gleichen Rang mit den ersten weltlichen Fürsten
des Reiches gestellt war, mit einem Schlage des Königs eifrigster
Anhänger geworden. Er ging mit ihm nach Regensburg mitten in das WELFEN-Gebiet.
Konrad
war damals offenbar derjenige Fürst, der dem König
in dem jungen gegenseitigen Eifer ihrer freundschaftlichen Vereinigung
am nächsten stand. Denn als einen "sehr hervorragenden Mann" bezeichnet
ihn die Salzburger Aufzeichnung, die die kleine Begebenheit zu Regensburg
zu erzählen für wert hält.
Der ZÄHRINGER ist - wenn nicht etwa schon
früher - von Augsburg aus in seine Lande zurückgekehrt. Er scheint
durch die Bodenseegegenden seinen Weg fortgesetzt zu haben, denn das Kloster
Reichenau suchte bald nach dieser Zeit die päpstliche Bestätigung
für eine Schenkung Herzog Konrads
nach, durch den dieser den 4. Teil des Dorfes Oehningen (BA. Radolfzell),
den er als Erbgut besaß, übertrug. Eine Spur, dass Konrad
die nächste Zeit seinen Erblanden widmete, erhalten wir
auch durch die Nachricht, dass mit seiner Erlaubnis am Ostertag (23. April)
1139 einer seiner Ministerialen an das Kloster St. Georgen einen Teil des
Wäldchens Schönbrunnen übertrug.
Als aber der König, der inzwischen in Sachsen und
Franken geweilt hatte, dann Ende Mai 1139 nach Straßburg kam, suchte
der zähringische
Herzog ihn von
neuem auf. Herzog Konrad wird in allen erhaltenen Urkunden, die die königliche
Kanzlei auf dem Straßburger Tage ausgefertigt hat - die datierten
nennen den 28. Mai - als Zeuge geführt. Aber höchst bemerkenswert
ist es, dass die Kanzlei den Titel des "Herzogs von Burgund", den sie Konrad
zu Bamberg vergönnt hatte, jetzt wieder vermeidet: Sie macht entweder
gar keinen Zusatz oder spricht in alter Weise vom "Herzog von Zähringen"
oder gar noch "von Kärnten".
Zu Straßburg beschworen auf des Königs Geheiß
die Fürsten, die anwesend waren, gegen die als Anhänger Heinrichs
des Stolzen das Reich in Aufruhr bringenden Sachsen einen Heerzug, der
auch den übrigen Fürsten brieflich angesagt wurde; um selber
zu rüsten eilte der König sogleich nach Schluß des Hoftages
nach Franken, wo wir in Würzburg ihn schon am 3. Juni wieder treffen.
Herzog
Konrad ging nicht mit ihm, aber nicht etwa seiner Rüstungen
wegen, denn er fand sich nicht in Hersfeld ein, das auf den 25. Juli zum
Sammelplatz der gegen die Sachsen zu führenden Truppen bestimmt war.
Er ist nicht der einzige von denen, die sich zu Straßburg verpflichtet
hatten, der ausblieb.
Zu der auf den 21. April 1140 nach Frankfurt am Main
ausgeschriebenen Hoftag, der das Schicksal Sachsens entscheiden sollte,
erschien auch Herzog Konrad. Da die
Sachsen erneut nicht erscheinen, war der Hauptzweck auch dieses Reichstages
verfehlt und Herzog Konrad
hat Frankfurt frühzeitig verlassen, denn wir finden ihn in den vom
28. April bis 3. Mai, aber nicht mehr in den am 7. Mai dort ausgestellten
Urkunden.
Um Ostern (30. März) 1141 erschien König
KONRAD als Sieger über Herzog Welf in Straßburg,
wo er bis in den April hinein weilte. Eine Anzahl Reichsfürsten umgab
ihn hier, vor allem in großer Vollständigkeit der hohe Adel
des Oberrheins, an der Spitze der Herzog Friedrich von Schwaben und Herzog
Konrad von Zähringen, beide mit ihren Söhnen und Nachfolgern.
Hier wurde letztlich Herzog Konrad die
Vogtei von St. Blasien in ganz ungestörtem Besitz bestätigt.
Der König ging und zwar sehr wahrscheinlich von Straßburg aus
nach Metz und Herzog Konrad begleitete
ihn dorthin. Vielleicht gehörte Herzog Konrad
zu den Fürsten, die unter dem Vorsitz des Königs einen vorläufigen
Vergleich zwischen dem Herzog Matthäus von Ober-Lothringen und dem
von ihm mit Steuern bedrängten Frauenkloster Remiremont am Westabhang
der Vogesen zu Stande brachten. Noch länger blieb Herzog
Konrad um den König; er folgte ihm auch nach Würzburg,
wohin auf Pfingsten (18. Mai) ein großer Reichstag ausgeschrieben
war, auf dem der staufische König
im Glanz seines süddeutschen Erfolges auch die Sachsen zum völligen
Gehorsam zu bringen hoffte. Wieder, wie vor zwei Jahren, wird Konrad
als "Herzog von Kärnten" von der königlichen Kanzlei geführt.
Da die Sachsen auch jetzt sich weigerten Albrecht den Bären als Herzog
anzuerkennen, so erging über sie ein Beschluß der versammelten
Fürsten, der sie zu Feinden des Reiches erklärte und es wurde
auch sogleich eine Heerfahrt gegen sie ins Auge gefaßt. Herzog
Konrad kehrte zunächst nach
Hause zurück. Auch diesmal unterblieb der Sachsenkrieg, denn schon
am 10. Juni 1141 starb die Kaiserin-Witwe Richenza,
die Seele des Widerstandes.
Den in die 1. Hälfte des Jahres 1143 fallenden zahlreich
besuchten Hoftag zu Straßburg besuchte auch der Zähringische
Herzog
wieder, während er am 4. September in Ulm nicht erschien. Dagegen
besuchte er den König bei der Osterfeier (26. März) 1144 zu Würzburg.
Herzog Konrad war Zeuge in einer Königsschenkung
für das thüringische Kloster Paulinzelle. Während der König
weiter nach Bamberg aufbrach, kehrte Herzog Konrad
nach Hause zurück. In der Folgezeit widmete sich der zähringische
Herzog vornehmlich dem südlichen Teil seines Machtbereiches. Im Jahre
1146, und zwar allem Anschein nach in der 1. Hälfte des Jahres, ließ
der junge FRIEDRICH VON SCHWABEN dem
Herzog
Konrad Fehde künden, wobei er in Übereinstimmung mit
König KONRAD
und seinem Vater
handelte. Er wandte sich zuerst gegen Zürich, nahm es ein und legte
eine Besatzung hinein. Erst, nachdem er solchergestalt gerade diese Stadt
gegen den ZÄHRINGER
gesichert hatte, ging er zum eigenen Angriff
vor: Er zog, verstärkt durch bayrische Edelherren, mit großer
Mannschaft in das heimische Gebiet seines Gegners bis vor dessen Burg
Zähringen. Widerstand fand er auch hier nicht. Bald danach eroberte
er eine Veste des Herzogs, die auch zu der Zeit, als Otto von Freising
schrieb, noch jeden, der sie sah, uneinnehmbar dünkte (vermutlich
Freiburg im Breisgau). Herzog Konrad
mußte sich dem König und dessen Bruder in Ulm unterwerfen. Ich
möchte am liebsten glauben, dass er nach den peinlichen Vorgängen
mit den STAUFERN nach Burgund ging,
um so mehr als er in den Ulmer Tagen hatte erfahren müssen, dass seine
Stellung auch dort nicht im vollen Umfange unbedroht sei. So war er denn
etwa gerade auf der Rückkehr von diesem Aufenthalt in Burgund begriffen,
als er am 8. Dezember 1146 zu Säckingen mit dem heiligen Bernhard
von Clairvaux zusammentraf.
In Speyer traf Bernhard auch Herzog
Konrad wieder, mit dem der König - auch der jüngere
FRIEDRICH war anwesend, während sein Vater, der alte Herzog
von Schwaben, schon schwer erkrankt lag - wohl damals das alte Verhältnis
wiederherstellte. Dem und zugleich auch dem eben vorhergegangenen Verweilen
und Eingreifen des ZÄHRINGERS im Rektoratsbezirk kann es zugeschrieben
werden, wenn die königliche Kanzlei Konrad
nach längerer Frist und zum ersten Mal überhaupt wieder
seit 1138 in einer größeren Reichsversammlung als "Herzog von
Burgund" bezeichnete. Herzog Konrad
war unter den Zeugen der königlichen Urkunde vom 4. Januar 1147, die
einen Ausgleich zwischen Graf Heinrich von Namur und Adalbero von Trier
enthielt. Das im ganzen Bedeutsamste aber war, dass es dem heiligen Bernhard
hier gelungen war, den in Sorgen um die innere und äußere Wohlfahrt
seines Reiches bangenden König nun doch zur Kreuzfahrt zu bestimmen.
Dann gelobten in den nächsten Wochen überall
in Deutschland Fürsten und Volk die Kreuzfahrt. Der König berief
einen allgemeinen Tag auf die Mitte des März nach Frankfurt, damit
er das Reich bestelle, ehe er die weite Reise antrete. Auch Herzog
Konrad, der in der Zwischenzeit nicht in den Königsurkunden
erscheint und demnach daheim gewesen war, zog aufs neue den Rhein hinab;
am 13. März finden wir ihn in der Umgebung des Königs, auf dessen
Hoftag er jetzt nicht hätte fehlen dürfen. Die glänzende
Versammlung wählte auf Wunsch des Königs dessen 10-jährigen
Sohn HEINRICH zum König und stimmte
zu, dass dieser unter der Leitung des Mainzers fortan die Krone vertrete.
Und jetzt entschloß sich auch der Herzog
Konrad von Zähringen. Die vielfältige Begegnung mit
dem großen Prediger, das Beispiel seiner eigenen Freiburger mochten
schwerwiegend auf ihn eingewirkt haben; vielleicht aber drängten ihn
auch der König und FRIEDRICH VON STAUFEN,
die den soeben gedemütigten Obervogt von Zürich wohl noch nicht
gerne in dem obhutlosen Schwaben zurückbleiben sahen. Indessen nur
zur Slawenfahrt gesellte sich der Herzog und empfing deren Zeichen, ein
auf einem Kreis aufgerichtetes Kreuz. Zu Peter und Paul (29. Juni) wollten
diese Kreuzfahrer in Magdeburg versammelt sein. Herzog
Konrad verließ sogleich, schon vor dem 15. März,
in Begleitung Hermanns
von Baden die Stadt am Main, doch wohl nur, um den eigenartigen
Feldzug, zu welchem er den weitesten Marsch zu machen hatte, auf der Stelle
vorzubereiten. Den letzten Reichstag, den der König an St. Georgen
Tage (23. April) zu Nürnberg noch hielt, besuchte Herzog
Konrad wieder. Hier verabschiedete sich Herzog
Konrad, der hier schon mit seinen Rittern und Heerleuten erschien,
von König KONRAD, der weiter nach
Regensburg ging. Herzog Konrad ritt
von Nürnberg nach Norden, wohl in Begleitung der heimkehrenden Sachsen,
aber im Grunde doch ein einsam gelassener Mann.
In dieser Zeit traten sich Herzog
Konrad und Heinrich der Löwe
sehr nahe und der Löwe warb um des ZÄHRINGERS Tochter.
Ende 1147 oder 1148 führte Heinrich der Löwe Clementia heim,
der der Vater als Heiratsgut das Schloß zu Badenweiler nebst 100
Dienstleuten und 500 Mansen gab. Neue Dinge wollten sich vorbereiten. Und
im Jahre 1147 kam auch die Nachricht zu Konrad,
dass Graf Rainald gestorben sei. Nun durfte er hoffen, bei entschiedener
Haltung in Burgund noch fester und breiter Fuß fassen zu können.
Schon galt der Herzog von Zähringen als der Vertrauensmann der WELFEN.
Am 25. Juli hielt der zurückgekehrte König
in Würzburg einen Hoftag ab. Herzog Konrad
und sein Schwiegersohn erschienen hier nicht. Beide fehlten
dann auch wieder auf dem zum 15. August nach Frankfurt einberufenen und
sonst gut besuchten Reichstag und auch auf dem Hoftag zu Speyer.
Dem Herzog Konrad,
der sonst durch die erfolgreiche Energie und Mäßigung der STAUFER
zuerst den Plan des normannisch-welfischen Bündnisses
hatte hinfallen und danach auch Welf sich beruhigen sehen, begegnet man
im Sommer 1150 zunächst bei der Ausübung seines Vogtamtes für
St. Blasien. Als dann jedoch der König am 24. September nach Langenau
bei Ulm kam, fand sich auch Herzog Konrad
bei ihm ein, zum ersten Male, so viel wenigstens wir wissen können,
seit der König von der Kreuzfahrt zurückgekehrt war. Gerade in
dieser Zeit erhob sich Heinrich der Löwe. Für den Herzog
Konrad wurde der ausbrechende Kampf
wieder fernab gerückt.
Der König selbst eilte von Goslar nach Schwaben,
um hier vorsorgen zu können und war um die Jahreswende in Basel. Dort
sah er Herzog Konrad bei sich, mit
dem er sich völlig verständigte. Von dort aus brach der König
auf nach Konstanz und der betagte Zähringer-Herzog
begnügte
sich nicht, den König in Basel zu empfangen, vielleicht schon dorthin
geleitet zu haben, sondern zog mit hinauf an den See. Mit vielen schwäbischen
Herren steht Herzog Konrad von Zähringen
unter den zeugen einer am 7. Januar für die Zelle Detzeln
(BA. Waldshut) ausgestellten Königsurkunde und zwar mit dem ihm regelmäßig
nach frischen Annäherungen, also doch nicht ohne Zutun des Königs,
von der Kanzlei gegönnten burgundischen Herzogstitel. Am nächsten
Tage, am 8. Januar 1152 ist der Herzog gestorben.
Mit Herzog Konrad
schied ein Mann aus der Geschichte des Reiches, dessen Mäßigung
dieses zu verdanken hat, dass ihm nicht viel Unruhe, Parteiung, Fehde hinzu
erwachsen ist. Um sein eigenes Haus hat dieser Herzog sich größere
Verdienste erworben als irgend einer seiner Vorgänger und Nachfolger:
Er hat den fast verlorenen Reichsfürstenstand der ZÄHRINGER
gerettet, eigentlich aufs neue begründet, und hat den vierten und
fünften Bertold die neugeschaffene Grundlage für eine bedeutende
Stellung hinterlassen. Die Kirche verlor in Herzog
Konrad keinen Vorkämpfer,
aber einen freundlichen Geber. Seine Guttaten für St. Peter, seines
Hauses Stiftung, für Reichenau, für St. Johann in Bürgeln
wurden schon erwähnt; auch Muri nannte ihn seinen Wohltäter.
Der staufische König
ehrte in besonderer Weise den mächtigen Mann, der so kurz vor seinem
Dahinscheiden eine Brücke für den Frieden beider Familien neu
erbaut hatte; er brach sofort von Konstanz auf und zog den Weg, den auch
die Leiche des Herzogs von den Seinen geführt wurde, dem winterlichen
St. Peter auf dem Schwarzwalde zu. Hier in der Gruft vor dem Kreuze - dem
Triumphkreuz des Laienaltars - fand bei seinen Eltern und nahe dem so früh
gestorbenen Bruder auch Herzog Konrad
die letzte Ruhestatt.
Zu ihres Gatten Gedenken schenkte die verwitwete Herzogin
Clementia an der offenen Gruft dem Kloster ein Gut zu Röthenbach
(BA. Neustadt) und eine purpurne Casula und bestätigte auf des Bischofs
Hermann von Konstanz Mehnung dem Kloster sofort auch seine bisherigen Freiheiten.
Der Herzog kann höchstens in den 60-er Jahren seines
Lebens gestanden haben, als er starb, da sein Vater, Bertold II.,
1079 geheiratet hatte und Konrad erst der dritte der Söhne, zu denen
noch die vier Töchter in Betracht zu ziehen sind, war. Legt man sein
mutmaßliches Alter und dazu das erste datierte Auftreten seiner Kinder
einer ungefähren Berechnung zu Grunde, so ist anzunehmen, dass er
seine Gemahlin Clementia ungefähr zu der Zeit heimgeführt
hat, da er durch seines Bruders jähen Tod selber zur Leitung des zähringischen
Hauses
berufen wurde. Sie war die älteste Tochter des Grafen Gottfried von
Namur von dessen zweiter Gemahlin Hermensende Gräfin von Lützelburg,
und also eine Schwester jenes unruhigen Heinrich von Namur und Lützelburg,
dessen Fehde der Regierung König KONRADS
so viel zu schaffen machte. Wie der Herzog diese seine Gemahlin kennen
gelernt hat, läßt sich nicht bestimmen; möglicherweise
ist Bertold III., den ja seine Verbindung mit HEINRICH
V. in die niederrheinischen Gegenden führte, der Vermittler
gewesen. Clementia war von den Ihrigen für den Verzicht auf
spätere Erbfolge in Namur und Lützelburg aus dem Erbgut mit zwei
Burgen nebst dem dazu gehörigen Gebiet ausgestattet worden, die für
ihre neue Heimat so günstig als möglich gelegen ausgewählt
waren und sie verwaltete diesen Besitz, ohne ihn aus den Händen zu
geben, wie es ihre zwei Stiefschwestern taten, die ihrem Schwager, dem
Grafen Balduin von Hennegau, dem Erben von Namur und Lützelburg, auch
ihr persönliches Erbe abtraten. - Dem Kloster St. Peter blieb sie
auch als Witwe eine Gönnerin; schon oben wurde erwähnt, wie vor
ihr eine noch zu Konrads
Zeiten
eingeleitete Schenkung zur Ausführung kam und nach den Zeugen zu schließen
war es an dem gleichen Tag, als vor der von zähringischen Ministerialen
umgebenen Herzogswitwe ebenfalls ein zähringischer Dienstmann, Kuno
von Opfingen, für den Fall, dass er keinen rechtmäßigen
Sohn mehr erhalte, dem Kloster ein Gut zu Bikkensohl (BA. Altbreisach)
vermachte. Auch zwei Dorsalien hat sie St. Peter geschenkt. - Am 28. Dezember
1158 ist sie, also fast sieben Jahre nach ihrem Gemahl, gestorben und neben
ihm in der Familiengruft zur Ruhe bestattet worden.
Der erste Sohn unseres Wissens, den sie dem Herzog geboren
hatte, führte dessen Namen; dieser junge Konrad wird mit (und zwar
vor) seinem Bruder Bertold in einem Vertrag mit St. Peter erwähnt,
den noch der 1132 gestorbene Abt Eppo abschloß. Zur Nachfolge im
Herzogtum aber sollte er nicht gelangen. Als sein Vater Herzog
Konrad
1146 zu Worb im Gericht
saß, waren, wie wir gesehen haben, nur seine Söhne Bertold und
Adalbert
bei ihm und diese beiden erscheinen dort als die zunächst berufenen
und handelnden jüngeren Vertreter des zähringischen
Hauses. Aber auch schon vorher, 1140 zu Schwemmingen war Bertold mit dem
Vater und im April 1141 war wiederum derjenige Sohn, den Herzog
Konrad mit sich auf dem Hoftag des Königs nach Straßburg
nahm, Konrad war also wohl schon 1140 nicht mehr unter den Lebenden. Der
Tag, an welchem er starb, ist überliefert: Ein 4. Januar, und man
begrub ihn in St. Peter.
um 1130
oo Clementia von Namur, Tochter Gottfrieds von
Luxemburg
um 1110/15-28.12.1158
Kinder:
Konrad
-4.1.
vor 1140
Berthold IV.
um 1125-8.9.1186
Rudolf Bischof von Lüttich (1167-1191)
-8.8.1191
Dorf Herdern
Clementia
um 1135- um 1173
1147/48
1. oo Heinrich der Löwe Herzog von Sachsen
1129-6.8.1195
1163
2. oo 3. Humbert Graf von Savoyen
1.8.1136-4.3.1189
Adalbert Herzog von Teck
- nach
1195
Hugo Herzog von Ulmburg
-
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 64,375
H 1 - Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen.
Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 37,40,54,57,62,71,73,86-88,93,102,105-107,117,120-123,127,148,165,169,173,
177,217,236,244,246,252,259,302,331-334,353,355,375,378 - Jordan,
Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München,
Seite 38,43 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis
im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1983, Seite 129,147,150,157,175 -