Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

April 1999


Luftpumpe

Luftpumpe G. F. Brander
Inv. Nr.: Fell Mech 139
Foto: P. Amand Kraml


Luftpumpe

Zweistiefelige Luftpumpe nach Musschenbroek von G. F. Brander um 1746 angekauft von P. Eugen Dobler für die Mathematische Stube im Stift Kremsmünster, heute in der Sternwarte des Stiftes. 1853 wurde die Pumpe von Schuhart in Wien umgestaltet.
Holz, Messing, Katalog-Nr. Fellöcker, Mech 139; Maße: Länge (ohne Teller) 50 cm, Breite 39 cm, Höhe 52 cm

Weitere Instrumente von G. F. Brander finden Sie als Objekt des Monats Oktober 1999, Mai 2004, Juli 2004, August 2006 und Mai 2007

Eine weitere Vakuumpumpe finden Sie als Objekt des Monats Oktober 2007


Musschenbroeks Luftpumpe
P. Laurenz Doberschitz beschreibt in seiner Specula Cremifanensis von 1764 einige Experimente, wie sie im Physikalischen Kabinett der Sternwarte mit dieser Vakuumpumpe vorgeführt wurden:

§1. Die wunderbarliche Wirkung, und Eigenschaft des Luftes zeiget kein mathematisches Instrument beßer, und in größerer Anzahle als die sogenannte Antlia oder Luftpumpe. Ich setze also diese billig als das erste aus allen Instrumenten, so hier von dieser Wissenschaft zu finden sind, ja mich deucht es, der Mühe werth zu seyn, mich ein wenig bey jenen Experimenten aufzuhalten, die ich selbst mit Augen zu Wien oder auch auf eben der hiesigen Antlia habe machen gesehen.

§2. Eine Blase, aus welcher aller Luft heraus ist, wenn man sie fest mit einem Faden zusammen bindet, innerhalb der gläsernen Glocke aufhänget, und aus dieser den Luft pumpet, wird immer je mehr und mehr ausgedehnet, je mehr man Luft aus der Glocke pumpet. Lasset man aber wieder von aussen durch Hülfe des Hahnes Luft in die Glocke, so fällt die Blase wieder wie vorhin zusammen. Dieses Experiment zeiget, daß der Luft ein elastischer Cörper sey, oder jene Kraft besitzet, die ihn vermögend machet, sich zusammen drucken zu lassen, und wenn das Drucken gehoben wird, sich wieder auszudehnen, und wie vorhero auszubreiten.

§3. Ein eckichtes, oder auch rundes Glas, wenn es auf die Antlia gesetzet, und die innere Luft heraus gepumpet wird, zerspringet zu Stücke. Dadurch erweiset man, daß der Luft ein schwerer Cörper sey, indeme der äussere Luft immer drucket, in dem ausgepumpten Luft aber kein Widerstand gethan wird, so muß allerdings eine solche Wirkung erfolgen, und das Glas zu Drümmern gehen.

§4. Ein Bier oder Eyendotter in einem glase auf die Antlia gesetzet, wird nach ausgepumpten Luft ein purer Faim, diese Wirkung erprobet die Verdünnerung des Luftes (Ratefactionem) indeme man siehet, wie viel Luft in einem jeden flüßigen Cörper verborgen stecke.

§5. Ein Vogel oder sonst kleines Thier, so man es unter die Glocke einschliesset, und durch Pumpen des Lufts beraubet, fällt gar bald todt dahin. Will man nicht zu grausam seyn, und den Vogel wieder wie vor lebendig haben, so darf man nur wieder den Luft hineinlassen, und er wird sich wieder erhollen, wenn man ihn anders zu rechter Zeit zu Hülfe kömmt, und nicht durch allzu langer Entziehung des Lufts schon ehe den Garaus gemachet hat. Dieses Experiment zeiget, wie nothwendig der Luft zu Erhaltung des Lebens sowohl bey Menschen als Thieren seye.

§6. Ein Schießpuluer, so man unter der ausgepumten Glocke anzündet, zerschmelzet ohne allen Knallen. Ein Flintenschlos, so man losdrucket, giebt eben auf diese Art kein Feuer. Dieser Versuch zeiget die Nothwendigkeit des Luftes so wohl zur Hervorbringung des Feuers, als auch des Knalles.

§7. Wenn ein Ducaten, und eine Pflaumfeder in einem ausgepumpten Recipienten zu gleicher Zeit zum Fall ausgelassen werden: so fallen die Feder und der Ducaten zugleich herunter, und kommen miteinander auch zugleich auf den Boden. Dieses ist pur der Entziehung des Luftes zuzuschreiben, denn sonst zeiget die Erfahrenheit, daß die schwerere Cörper allezeit auch geschwinder im Fallen sind, denn die ringere, die allezeit später kommen. ...

§8. Weiters zeiget man hier in den aerometrischen Experimenten zwey Hemispheria Magdeburgica, oder zween halbe kupferne Kugeln, welche, wenn man sie zusammenleget, die Fuge mit ein wenig Unschlitt verschmieret, und die innnere Luft herauspumpet, so fest zusammen halten, daß sie auch durch viele Pferd nicht können voneinander gerissen werden, welches wunderliche Experiment die Schwere, und gewaltsame Druckung der Luft fast sonnenklar erprobet.

§13. Glocken, oder Campanae, die zu der Antlia können gebrauchet werden sind viele, als von den kleineren 3 geschlossene, und eine offene; Von grossen sind 7 Wirbelglocken, in der Höhe alle mit Meßing ausgearbeitet.

§14. Das Instrument, womit man eine Pflaumfeder, und einen Ducaten in einem Tubo zugleich kann fallen lassen (§7).

§15. Die ganze Maschine, die zu diesen Experimente gebrauchet wird, ist zu den Fall aus mehreren großen gläsernen tubis zusammen gesetzet, die eine zimliche Höhe ausmachen.

§16. Verschiedene Tubi, Heber (Siphones) und andere gläserne Röhre, die so gerichtet sind, daß sie auf die Antlia können geschraubet werden.

§17. Gläserne Kugeln in Forme einer Wasserwage, die innwendig von Luft sind ausgeleeret, und eben darum, sobald man sie nur ein wenig betastet, sogleich mit einem Knall zerspringen, der vorwitzigen Leute, die alles müssen in Händen haben, sehr erschricket, und in das künftige behutsamer machet, damit sie nicht alles anrühren, und über ein neues noli me tangere kommen.

§18. Ein Cylinder mit einem hölzernen Boden, wenn dieser mit Wasser gefühlet, und auf die Antlia gesetzet wird, so dringet mit dem ausgepumpten Luft das Wasser durch das Holz, so daß es völlig flüßig wird. (* Mit diesem Experiment hat P. Franz zu Wien in seinen Collegiis experimentalibus die porositatem corporum gezeiget.)

§22. Ein kleines Instrument von Meßing, womit man eben das Experiment in der Antlia machet, und zwar also: Auf den ein wenig tieferen Theile sträut man kleine Stäublein Salz oder dergleichen, und setzet es unter die Antlia, Nun gehöret zu diesem Instrument ein anderes, so oben wird eingehänget, und schon so ist eingerichtet, daß man damit gleich mit einer Sense die aufgestreute Stäubchen kann hinunter streichen in ein Wasser, oder sonst anderes Fluidum. Wenn dieses geschieht, so entstehet in dem Fluido eine Fermentatio, Ob itzt diese Fermentatio frigida oder calida sey, das entscheidet ein Barometrum, oder Thermometrum, so schon gerichtet ist, daß es bequem unter die Antlia kann gesetzet werden, wie denn ein solches gar gläsernes Barometrum auch wirklich vorhanden ist.

§23. Zu den nämlichen Experiment gehöret jenes kleine gläserne Fläschgen, so in einem meßingernen Stänglein und rund um selbes mit einem subtilen Drath schlänglicht umwunden hanget. Man fühlet es nämlich eben mit einer drokenen flüßigen Materie, setzet es unter die Luftpumpe, und schüttet es mit der behörigen Art aus in das Fluidum, so entstehet die nämliche Wirkung der Fermentation (§22.)


Literatur:

BRACHNER, Alto et al. 1983: G. F. Brander 1713 - 1783. Wissenschaftliche Instrumente aus seiner Werkstatt, München

DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1764: Specula Cremifanensis, MS CCn 1048 (Herausgegeben von P. Amand Kraml als Heft Nr. 40 der Berichte des Anselm Desing Vereins, Februar 1999)

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Die Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

MUSSCHENBROEK, Jean van 1739: Essai de Physique ... Avec une Description de nouvelles sortes de Machines Pneumatiques et un Recueil d'Experiences, Leyden


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Letzte Änderung: 2008-03-22