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Eudicella Hybride: Mit einem ausgeprägt großen Kopfhorn, die Käfer strotzen vor Vitalität und Aggressivität, wie sie bei den Original-Arten nicht vorkommen. Die Färbung war leuchtender und heller als bei den Originalen.

conradtsi Dicronorhina derbyana conradtsi:
Mehrere Versuche, die Formen lateralis (keine oder stark reduzierte Zeichnung auf den Flügeldecken) - wie das Männchen rechts - und die forma vittata (mit ausgeprägter Zeichnung bzw. gelben Binden, auf dem Bild das Weibchen links) gezielt zu züchten, waren ohne Erfolg: wir haben ein Pärchen der Form/Variation vittata und ein Pärchen der Form lateralis getrennt gezüchtet, um gezielt die eine oder andere Form zu erhalten. Resultat: Beide Zuchtansätze haben wieder gemischte Formen hervorgebracht. Die  Ausprägung des Streifenmusters auf den  Flügeldecken ist also zufällig und kann nicht gezielt durch Kreuzung oder Selektion erreicht werden.

smaragdestehs Smaragdesthes africana oertzeni:
Die Färbung der Käfer variiert normalerweise zwischen rotlila, blau und türkis, wobei bei den türkis gefärbten Käfern die Vermutung nahe liegt, dass sie wiederum Kreuzungen von S. a. smaragdina mit S. a. oertzeni sind. Ein Käferzüchter hat durch Selektion immer nur die blaue Variante weiter gezüchtet. Er hat einen Stamm aus nur blauen Tieren erhalten, aber ihre Körpergröße beträgt etwa nur noch 2/3 der von Haus aus schon kleinen Käfer.

 

Kreuzung: Dicronorhina derbyana layardi mit D. derbyana conradtsi: Während der Käfer im vorderen Teil die typische grün-weiße Färbung der ssp. derbyana besitzt, haben die Deckflügel die Färbung der ssp. conradtsi: braun-lila mit gelben Bändern. Diese Hybriden waren fortpflanzungsfähig.

Original oder Fälschung – die Einstellung zu diesem Thema ist kontrovers, auch in der Käferzucht. Manche Züchter befürworten die Gen-Auffrischung, um der Degeneration langjähriger Zuchtstämme entgegenzuwirken, andere verteufeln die "verpantschten" Arten und schwören auf unverfälschte, reinrassige Zuchtstämme. Viele lehnen Experimente dieser Art aus ethischen Gründen ab, auch die Angst vor den nicht einschätzbaren Konsequenzen spielt eine Rolle. Die Frage stellt sich, ob man alles kreuzen muss, was zu kreuzen geht – oder der Natur ihren Lauf lässt.

Unter einer Hybride oder Bastard (hybrid = von zweierlei Herkunft, Mischling, gemischt) versteht man Lebewesen, die durch Kreuzung von Eltern verschiedener Zuchtlinien, Rassen oder Arten hervorgegangen sind. "Bastard" als Schimpfwort geht darauf zurück, dass Bastarde "unreinen Blutes" waren, also minderwertig. Dazu kommt der Aspekt der Sündhaftigkeit außerehelicher Kinder, der durch die christlichen Kirchen geprägt wurde.

Die Thematik wurde populär durch die Versuche von Gregor Mendel (1865). Er kreuzte verschiedene Erbsen der Elterngeneration (Parentalgeneration = P) und erhielt dann in der Tochtergeneration (Filialgeneration = F1) je nach den eingesetzten Erbsensorten unterschiedliche Ergebnisse. Die so genannten Mendelschen Regeln der Vererbung waren das Ergebnis dieser Pflanzen-Experimente.

Tiere oder Pflanzen werden nur dann in den Status einer eigenständigen Art gestellt, wenn sie fortpflanzungsfähig sind und keine Mischpopulationen mit anderen Arten bilden (Fortpflanzungsisolation oder -barriere). Normalerweise haben sich im Laufe der stammesgeschichtlichen Entwicklung die Arten soweit voneinander isoliert, dass das unterschiedliche Erbgut Kreuzungen verhindert. Deshalb gibt es keine z.B. Kreuzung zwischen Löwenzahn und Gänseblümchen.


oberthueri, torquata Mecynorrhina oberthueri x Mecynorrhina torquata:
Dieser Versuch brachte keine Nachkommen. Die Käfer kopulierten zwar häufig, aber ob es überhaupt zur Eiablage kam ist fraglich. Und wenn doch, dann waren die Eier nicht befruchtet und sind im Substrat verfault. Vermutlich sind beide Arten zu unterschiedlich, um sich erfolgreich fortpflanzen zu können.


Hybriden sind vor allem in der Pflanzenzucht verbreitet, sie werden aber zunehmend auch in der Tierzucht eingesetzt. Es gibt viele Beispiele von Experimenten mit Kreuzungen. Die bei solchen Kreuzungen entstehenden Tiere haben eigene Namen erhalten. So haben z.B. Hybride von Tiger und Löwe zwei verschiedene Namen, je nach dem welcher Art der Vater bzw. die Mutter angehörte. Ist der Vater ein Tiger und die Mutter eine Löwin so spricht man von einem Tigon (engl. Tiger + Lion). Schiege ist eine Mischung aus Schaf und Ziege, Cama entsteht aus Kamel und Lama, Zebroide eine Kreuzungen aus Zebra und anderen Tieren der Gattung Pferd. Werden Hybriden aus verschiedenen Arten erzeugt, dann sind sie in der Regel nicht fruchtbar (z.B. Maulesel – Kreuzung von Pferd und Esel). Hybriden, deren Eltern derselben Art angehören sind jedoch fruchtbar, allerdings tritt nach den Mendelschen Regeln ab Generation F2 eine Aufspaltung der Merkmale ein.


layardi x conradtsi Dicronorhina derbyana derbyana x Dicronorhina derbyana conradtsi, F2: Die aus den F1-Hybriden gezogene F2 ist in den Farbvarianten noch bunt gemischt, jedoch tendierte schon bei der F2 die Färbung von etwa der Hälfte der Käfer wieder "zurück zum Original". Nach der vierten Generation wurde das Experiment eingestellt. Die Käfer zeigten Anzeichen von Degeneration und ihre Färbung entsprach fast nur noch ihrer jeweiligen Nominatform, wobei quantitaive Verteilung von conradtsi:layardi etwa bei 2:1 lag.

 

 

 

torqata, ugandensis Mecynorrhina ugandensis x Mecynorrhina torquata:
Links die klassische rote "ugandensis Variante", rechts ein grüner M. torquata. Die Kreuzung ergibt eine Mischfarbe. Die Hybriden sind fortpflanzungsfähig. Die Revision der Gattung Mecynorrhina beschreibt M. ugandensis nicht als eigenständige Art, sondern als Unterart von M. torquata. Diese Einordnung ist richtig, denn beide Arten lassen sich problemlos kreuzen. Ihr Verbreitungsgebiet ist räumlich isoliert, es gibt jedoch Regionen, in denen sich die Populationen überschneiden, z.B. im östlichen Zaire. Es ist anzunehmen, dass sich in dieser Region auch Naturhybriden bilden. Die von Züchtern angebotenen M. ugandensis sind überwiegend Kreuzungen. Vielleicht sollten sie Mecynorrhina torquensis genannt werden...


Hybriden haben den Vorteil, über die genetisch unterschiedlichen Eltern mit einem breiteren Spektrum genetischer Informationen ausgestattet zu sein, wodurch sich die so genannte Heterosis (Bastardwüchsigkeit) erklären lässt. Dieser Heterosis-Effekt lässt Pflanzen größer und widerstandsfähiger werden. In der Hybridzucht nutzt man den Heterosis-Effekt aus, der – im Vergleich zu reinerbigen Lebewesen – zu mehr Vitalität und Leistungsfähigkeit führt. So kann der Heterosis-Effekt beispielsweise bei der Getreidezucht wie z.B. beim Maisanbau zur Verdopplung der Erträge führen.

Bei Käfern wird eine "planlose" Kreuzung einerseits wegen ihrem unterschiedlichen Erbgut verhindert, andererseits der hat der unterschiedliche Bau ihrer Genitalarmaturen eine Schloss- und Schlüssel-Funktion, was Bastardierungen zwischen Individuen verschiedener Arten verhindert. Lange Zeit wurde die mechanische Isolation als ein höchst wirksamer Isolationsmechanismus betrachtet. Studien haben gezeigt, dass der polymorphe Bau der Genitalarmaturen als Isolationsmechanismus jedoch kein grundsätzlicher Hinderungsgrund zur Fortpflanzung sein muss.

Eudicella gralli hubini x Eudicella aethiopica

Eudicella Arten sind dankbare Objekte für Kreuzungs-Versuche. Bisher klappte die "interne" Kreuzung der Eudicella gralli-Unterarten fast immer. Sogar unterschiedliche Arten wie Eudicella gralli ssp. mit Eudicella aethiopica oder E. smithi lassen sich kreuzen. Es stellt sich dabei die Frage, welchen tieferen Sinn solche Kreuzungen haben, außer dass man eine nette Farbvariante erzielt hat. Isoliert gehaltene Hybriden pflanzen sich zwar weiter fort, aber der Zuchtstamm degeneriert relativ schnell.

Eudicella Hybriden zeichnen sich im Vergleich zu ihren reinrassigen Elterntieren meist durch größeren Körperbau und erhöhter Vitalität, (kurzzeitig) erhöhter Fruchtbarkeit und ungewöhnlicher Färbung oder Zeichnung aus. Selbst bei den Larven hat man den Eindruck, dass diese aggressiver sind. Es scheint bei jeder erfolgreichen Kreuzung eine namenlose neue Art entstanden zu sein. Meist ist die erste Hybriden-Generation noch relativ stabil, während die F2 schon zu "schwächeln" beginnt und weniger Nachkommen hervorbringt.

Bei der Käferzucht zeigen sich Anzeichen von Degeneration bzw. "regressiver Evolution" (Entartung, Zerfall, Verfall der Sitten, biol. Rückentwicklung) etwa ab der 3. Generation der Nachzucht/Inzucht. Nachzüchtungen aus immer demselben Stamm ergeben Käfer, die mit jeder Generation weniger Eier legen und trotz guter Fütterung der Larven immer kleiner werden, bis schließlich dieser Stamm ausstirbt. Je kleiner der ursprüngliche Stamm der Käfer war, von denen permanent Inzucht-Generationen gezogen wurden, umso schneller setzen die durch Degeneration bedingten Merkmale wie Verkrüppelungen usw. ein. Ist dieses fortgeschrittene Stadium der Degeneration eingetreten, dann ist es fast schon zu spät, um durch Einkreuzem von Tieren aus einer anderen Zuchtlinie den Stamm zu retten.

Goliathus atlas

Diese Art ist eine Naturhybride von Goliathus regius und Goliathus cacicus. Lebensraum ist die Elfenbeinküste, die Käfer gelten als extrem selten und es gibt nur wenige Belegexemplare.