Anton Paulus
navigation_primary_standard
abschlussmenue_georg2
beermueller_200x300

Texte aus der „Chronica Burglengenfeldensis”:

[Die Schranne]
[Mord im Schoiererhaus]
[Der Erzspiegel]
[Brand des Oberen Tors 1850]
[Josefine Haas]
[Der Prinz von Surinam]
[Die Chinesische Mauer]

Die älteste – handschriftlich abgefasste – Stadtchronik stammt von Anton Paulus, einem in Burglengenfeld geborenen Rentamtssekretär und Kanzleischreiber (laut Selbstbeschreibung „Cameralpraktikant“), der im Jahr 1846 im Alter von 30 Jahren ein voluminöses, ledergebundenes, goldschnittverziertes und mit (vermutlich) eigenhändigen Illustrationen versehenes Buch begann, das er über mehrere Jahrzehnte fortführte. Es trägt den bildungsbürgerlich-lateinischen Titel „Chronica Burglengenfeldensis ex veridicis indiciis composita“, also ein Zeitbuch Burglengenfelds aus wahrhaftigen Angaben zusammengestellt.
Was so trocken klingt, ist in Wirklichkeit eine 750-seitige Quellen- und Geschichtensammlung, deren Qualität zum einen in der akribischen Zusammenstellung und Zitation archivalischer Zeugnisse besteht, die Paulus noch im Original in Händen hielt, und zum anderen in den Erinnerungen, die Anton Paulus selbst zu Lebzeiten gesammelt hatte. Er war als Beamter einer wichtigen königlichen Behörde in Burglengenfeld ein respektiertes Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft und engagierte sich in seiner Freizeit in vielen Vereinen der Kleinstadt. Ausführlich beschreibt er Vergnügungen und Aktivitäten, die im musischen Bereich anzusiedeln sind (Männergesang, Theater), aber auch – mit spürbar wohligem Schaudern – Katastrophen, Kriminalfälle und Unglücke, die zu seiner Zeit Stadtgespräch waren bzw. über Generationen als „Spukgeschichten“ und Legenden kolportiert worden waren. Das Werk zeichnet sich durch den ganz persönlichen Erzählstil Paulus’ und den hintergründigen, schmunzelnden Humor aus, der immer wieder durch die Zeilen blitzt, so dass eine unnachahmliche Mischung aus wissenschaftlicher Dokumentation und literarischer Unterhaltung zustande kommt, die auch heute noch amüsant zu lesen ist. Anton Paulus, geboren 1816, war - nach Angaben seines späteren Chronisten-Nachfolgers, des praktischen Arztes Dr. Ludwig Brandl - seit 1830 Gerichtshalter und Rentenverwalter, später Kaufmann, Offizier der Bürgerwehr und ab 1860 Leiter der Bezirkssparkasse. Brandl bezeichnet ihn zu Recht als einen Mittelpunkt des damaligen gesellschaftlichen Lebens der Stadt, etwa als Mitglied und Vereinsschreiber des „Burglengenfelder Liederkranzes“. Im Einwohnerverzeichnis von 1870, das Paulus selbst zusammen gestellt hat, wird er als Hausbesitzer von Hs.-Nr. 226 in der Vorstadt, dem sehr markanten „Beermüller“-Haus direkt an der Naabbrücke (siehe Abbildung), aufgeführt. Vom Geist der Romantik beseelt erfasste er das Wissen älterer Mitbürger und schrieb alles auf, was er zur Geschichte der Stadt Burglengenfeld finden und erfahren konnte.
Nach seinem Tod überließ seine Witwe die Chronik Paul Dietrich, einem ebenfalls bekannten Chronisten der Stadt Burglengenfeld, zur Weiterführung und Vollendung So erklärt es sich, daß die Chronik auch Eintragungen aus der Zeit nach Anton Paulus´ Tod in anderer Handschrift enthält.
Die „Chronica Burglengenfeldensis” wird derzeit von Raimund Geigl einer kritischen inhaltlichen Würdigung unterzogen und in Maschinenschrift transkribiert.