03.07.2008
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Sie soll am 28. September Stimmen bringen und sorgt schon jetzt für Stimmung: Gabriele Pauli wird auf Platz 8 der mittelfränkischen Bezirksliste der Freien Wähler (FW) für die Landtagswahl ins Rennen gehen. Die ehemalige Fürther Landrätin ist aber nicht bei allen Parteimitgliedern willkommen.
Stand: 26.06.2008
"Die Frau Pauli gehört nicht zu uns", so eine Delegierte auf der Sitzung am Mittwochabend in Kammerstein bei Roth. Pauli selbst nahm nicht an der Sitzung teil, sie befindet sich im Türkei-Urlaub, wo sie an diesem Donnerstag ihren 51. Geburtstag feiert. Mit ihrem Listenplatz hat Pauli nun durchaus Chancen auf den Einzug in den bayerischen Landtag und ihr politisches Comeback: Denn nach dem bayerischen Stimmrecht können Listen-Kandidaten, die bei der Wahl viele Stimmen bekommen, auf Platz 1 der Liste vorrücken.
Der Bezirksvorstand hatte die CSU-Rebellin, die jetzt als FW-Direktkandidatin im Wahlkreis Nürnberg-Nord gegen Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) antritt, ursprünglich für Platz 9 der Liste vorgeschlagen. Während der Sitzung gab es unter den Delegierten teils heftige Diskussionen über ihre Kandidatur. Der Kreisverband Erlangen-Höchstadt hatte sich klar gegen eine Nominierung von Pauli ausgesprochen. Die Kreisverbände Fürth und Neustadt/Aisch-Bad Winzheim befürworteten ihre Aufstellung.
"Ob sie auf Platz 5 oder auf Platz 24 steht, bei den Wahlstimmen wird sie am Ende auf Platz 1 sein."
Jürgen Horst Dörfler, Vorsitzender der Freien Wähler Nürnberg, vor der FW-Listenaufstellung
"Mir sind bei der Landtagswahl 5,1 Prozent mit Pauli lieber als 4,9 Prozent ohne Pauli."
Armin Grein, Bundesvorsitzender der Freien Wähler
Die mittelfränkische Bezirksvorsitzende Karin Knorr forderte, "dass wir uns nicht in Personaldiskussionen ergehen, sondern die Themen in den Mittelpunkt stellen". Irene Häusler, Kandidatin für die Spitzenkandidatur und Mitglied des Landesvorstandes, erklärte, sie habe die Nominierung Paulis mit Befremden zur Kenntnis genommen. Dies widerspreche der Satzung der Partei, in der Egoismus und Einzelinteressen ausgeschlossen würden. Die FW dürften nicht zur "Pauli-Partei" werden. Bereits im Vorfeld der Nominierung hatte es heftigen parteiinternen Widerspruch gegeben - und es hagelte Austrittsschreiben.
Auch Parteichef Hubert Aiwanger, der an der Sitzung teilnahm, ist nicht begeistert. Der Bundesvorsitzende Armin Grein dagegen begrüßte die Kandidatur Paulis als "absoluten Gewinn". Gabriele Pauli dürfe sich nur nicht zu sehr in den Vordergrund drängen.
Schillernde Karriere
Mit Vorwürfen, wonach sie auf Initiative der Staatskanzlei privat bespitzelt worden sei, hatte Pauli Ende 2006 eine Lawine in der CSU losgetreten, die Edmund Stoiber die politischen Ämter kostete. Danach hatte Pauli sogar selbst als Parteichefin kandidiert, war jedoch dem heutigen Amtsinhaber Erwin Huber hoffnungslos unterlegen. Schließlich trat sie im November vergangenen Jahres aus der CSU aus und gab im April auch ihren Posten als Landrätin in Fürth auf. Schlagzeilen machte Pauli aber nicht nur politisch. Dass sie sich für ein Glamour-Magazin im Latex-Look ablichten ließ, sorgte für viel Aufsehen - und viel Kopfschütteln.
Bei den Landtagswahlen in Bayern haben die Bürger nicht nur die Möglichkeit, einen Direktkandidaten (Erststimme) sowie eine Partei (Zweitstimme) zu wählen. Sie können auch auf der Liste der Partei einen einzelnen Bewerber ankreuzen und ihn somit in der Rangfolge innerhalb der Partei weiter nach oben bringen. Da für Gabriele Pauli als Kandidatin der Freien Wähler nicht nur Stimmen aus dem Wahlkreis Nürnberg-Nord, sondern auch solche etwa aus Fürth-Land - ihrem früheren Bezirk als Landrätin - gezählt werden, ist ein hohes Stimmenergebnis für sie wahrscheinlich. Somit könnte sie über die Parteiliste ins Maximilianeum einziehen, auch wenn sie das Duell mit Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) um die Direktkandidatur nicht gewinnt. Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass die Freien Wähler bei den Landtagswahlen die Fünf-Prozent-Hürde überschreiten. Bis dato sind die Freien Wähler nicht im Landtag vertreten, stellen aber zahlreiche Bürgermeister und Oberbürgermeister im Freistaat. Nach Umfragen werden der Gruppierung fünf bis neun Prozent der Wählerstimmen zugetraut.
Quelle: ddp