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09.07.2008
 

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VERSTECKT IN GLASPERLEN

Auf dem Mond gibt es Wasser

Fast 40 Jahre blieb es unentdeckt: Im Inneren von Glasperlen, die Apollo-Astronauten zur Erde gebracht haben, haben Forscher nun kleine Mengen Wasser nachgewiesen. Es stammt vermutlich aus dem Inneren des Mondes. Die Forscher glauben, dass es auf dem Erdtrabanten größere Vorkommen gibt.

London - Bei der Suche nach Wasser im Sonnensystem war der Mond bisher nicht die erste Adresse. Immer wieder hatte es zwar Spekulationen über Wassereisdepots an den Polen des Erdtrabanten gegeben, doch die Wissenschaft konzentrierte sich bei der Fahndung eher auf den Mars (mehr...) oder Planetenmonde wie die Jupiter-Begleiter Europa oder Ganymed (mehr...). Nun ist Forschern um Alberto Saal von der Brown University in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island der Nachweis von Wasser auf dem Mond gelungen - auf ungewöhnliche Art und Weise: Sie haben kleine Mengen des Stoffs in vulkanischen Glasperlen vom Mond entdeckt.

MOND: DIE GLASKUGELN DER "APOLLO"-ASTRONAUTEN

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Die Perlen waren im Sommer 1971 von der Besatzung der "Apollo 15"-Mission zur Erde gebracht worden. Mit der sogenannten Nano-Sekundärionen-Massenspektrometrie haben die Forscher die grünlich schimmernden Kugeln nun untersucht. Bei dem Verfahren wird die Probe mit geladenen Teilchen beschossen, was zur Freisetzung weiterer Teilchen führt, die dann mit hochempfindlichen Detektoren nachgewiesen werden können. So lassen sich selbst kleinste Mengen von Elementen in einer Probe bestimmen.

In den Glasperlen hatten Forscher auch Elemente wie Schwefel und Kohlenstoff entdeckt. Entstanden sind die Kugeln bei Vulkanausbrüchen vor mehr als drei Milliarden Jahren. Dabei verdampften etwa 95 Prozent des Wassers aus dem Magma, schätzen die Forscher. Aufgrund dieser Schätzung und des Wassergehalts in den Perlen berechneten die Wissenschaftler, dass das Gestein vor dem Ausbruch bis zu 750 ppm (parts per million) Wasser enthielt. Diese Menge entspricht auch dem Gehalt an Wasser, den Geologen in altem Magma der Erde nachgewiesen haben. "Das legt die sehr faszinierende Vermutung nahe, dass das Innere des Monds ebensoviel Wasser enthält wie die oberen Gesteinsschichten der Erde", sagt Eric Hauri von der Carnegie Institution for Science in Washington, einer der beteiligten Forscher.

Die Forscher, die ihre Erkenntnisse im Fachmagazin "Nature" (Bd. 454, S. 192) präsentieren, gehen davon aus, dass weiteres Wasser im Inneren und an den Polen des Mondes vorhanden ist. Nach der bisherigen Theorie ist der Monde vor 4,5 Milliarden Jahren durch eine gewaltige Kollision der Erde mit einem marsgroßen Körper entstanden. Dabei, so glaubte man bisher, sollte eigentlich alles Wasser verdampft sein. Nach dem Wasserfund müssen nun wohl Teile dieser Theorie neu überdacht werden, schreiben die Forscher um Alberto Saal von der Brown University.

Die Wissenschaftler haben zwei Hypothesen für das Vorkommen von Wasser auf dem Mond: Entweder verdampfte nicht alles Wasser während der Kollision, oder das Wasser kam weniger als 100 Millionen Jahre nach der Kollision durch Meteoriten auf den Himmelskörper. Ob sich vielleicht auch Spuren von Wasser nach den Vulkaneruptionen an den Mondpolen angesammelt haben, wo es in lichtlosen Kratern überdauert haben könnte, wollen Forscher der US-Weltraumbehörde Nasa demnächst mit der Lunar-Reconnaissance-Orbiter-Mission herausfinden.

chs/ddp





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