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29.09.2008
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Wirtschaft Italiens größtes Unternehmen

Die Mafia GmbH

Es ist nicht Fiat und nicht Berlusconis Mediaset-Konzern. Das größte Unternehmen in Italien ist die Mafia. 90 Milliarden Euro Umsatz macht das organisierte Verbrechen pro Jahr - das ist so viel wie das Bruttoinlandsprodukt Singapurs.

Von Jörg Seisselberg, ARD-Hörfunkstudio Rom

Polizisten in Palermo (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: In Mafia-Hochburgen wie Palermo sind Schutzgelderpressungen an der Tagesordnung. ]
Schutzgelderpressung und illegaler Geldverleih - das sind die Haupteinnahmequellen der Mafia. Nach Angaben des nationalen Einzelhändlerverbands verdient sie damit im Jahr mehr als 40 Milliarden Euro. "Schutzgelderpressung ist das Wesen der Mafia", erklärt Tano Grasso, der Ehrenpräsident der Anti-Schutzgeldvereinigung FAI. "Dadurch zeigt sie, dass sie in einem bestimmten Gebiet die Macht hat."

Geschäfte mit großen Unternehmen

Nicht nur Restaurantbesitzer und Einzelhändler werden gezwungen, einen Teil ihrer Einnahmen an die Mafia abzugeben, sondern - und das ist ein beängstigender neuer Trend - auch Großunternehmen. Das organisierte Verbrechen, so Grasso, sei in den Armenvierteln Palermos und Neapels genauso zu Hause, wie in den Chefetagen einiger Konzerne, mit denen sie Geschäfte mache. "Wir dürfen uns die Mafia nicht als eine Bande von kleinen Kriminellen vorstellen", erklärt er. "Sie ist eine kriminelle Organisation, die ihre Stärke auch aus dem engen Kontakt mit den Mächtigen in ihrem Gebiet bezieht." Zu diesen Mächtigen gehören auch große Unternehmen. Einige davon arbeiten mit der Mafia zusammen, andere tolerieren sie stillschweigend, sagt Grasso. "Das ist leider die Realität und ein Grund dafür, warum die Mafia so stark ist."

"Unternehmensfreiheit ist faktisch verschwunden"

Im Anti-Mafia-Bericht wird der Fall der großen italienischen Baufirma Italcementi zitiert. Das Unternehmen soll laut Ermittlungsakten der Polizei bei den Arbeiten an der Autobahn Salerno - Reggio Calabria die Zusammenarbeit mit einem Clan der N'Drangheta, der kalabrischen Mafia, akzeptiert haben. Auf diese Weise wollte es sich vor Anschlägen auf Baugeräte und sonstiger Sabotage schützen. Gerade in Kalabrien, aber auch in Sizilien und im Großraum Neapel, so Grasso, glaubten viele Großunternehmen nur noch wirtschaften zu können, indem sie Geld an die Mafia zahlen oder mit mafiösen Firmen zusammenarbeiten. "Die Mafia ist in vielen Regionen dabei, Monopolist zu werden", sagt er. Die Folge sei, dass in einigen Regionen in Sizilien und Kalabrien nur noch solche Unternehmen Dienstleistungen anbieten könnten, die sich gut mit der Mafia stellten. "Das bedeutet, dass in diesen Regionen die Unternehmensfreiheit faktisch verschwunden ist", so Grasso.

Mafia macht gutes Geschäft

Mafiaboss Bernardo Provenzano (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Der festgenommene Mafiaboss Bernardo Provenzano soll zahlreiche Ferienzentren erpresst haben. ]
In Sizilien, heißt es im aktuellen Bericht des Einzelhändlerverbands, zahlen sieben von zehn Unternehmern Schutzgeld an die Mafia, in Kalabrien fünf von zehn. Um sich vor Anschlägen durch die Cosa Nostra und die N'Drangheta zu schützen, müssen Supermärkte rund 5000 Euro pro Jahr an die organisierte Kriminalität zahlen, Bauunternehmen pro Baustelle rund 10.000 Euro. Betroffen sind laut Anti-Mafia-Report auch zahlreiche Hotels und Ferienzentren in Süditalien. Eine mittlerweile beschlagnahmte Appartementanlage in einem sizilianischen Badeort sei in der Hand des Mafiabosses Bernardo Provenzano gewesen.

Geschätzte sieben Milliarden Euro verdient das organisierte Verbrechen in Italien mit gefälschter Markenware, die an illegalen Ständen in vielen Städten Touristen und Einheimischen angeboten werden.

Die Regierung Prodi kündigte an, sie werde in den nächsten Tagen ein neues Sicherheitspaket vorstellen, dass auch diverse Maßnahmen gegen die Mafia enthalte. Unter anderem sei geplant, dass der Staat Mafiosi leichter enteignen könne. Außerdem soll die vorzeitige Entlassung von verurteilten Mafiosi aus dem Gefängnis erschwert werden.

Stand: 23.10.2007 08:31 Uhr
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