Auch bei der 2-Euro-Gedenkmünzenserie 10 Jahre
Wirtschafts-und Währungsunion wird Luxemburg wieder
die große Ausnahme machen: Als Wechselbild zeigt die
Münze aus dem Großherzogtum 2009 auf der gesamten
Fläche des goldfarbenen Kerns einmal das "Strichmännchen"-Motiv
und im 45-Grad-Winkel das Staatsoberhaupt aus zwei Perspektiven.
Bereits bei der Vorgänger-Serie 2007 "50 Jahre
Römische Verträge" fiel die Version aus dem
Großherzogtum durch eine Besonderheit auf: Ein kleines,
kreisrundes Hologramm zeigte je nach Lichteinfall den linken
Teil des Gemeinschaftsmotivs oder das Porträt von Großherzog
Henri. Mit diesem Trick entgingen die Luxemburger einer Änderung
ihres Münzgesetzes, das vorschreibt, dass auf jeder Münze
des Landes das Staatsoberhaupt gezeigt werden muss (was bei
der Gemeinschaftsserie eigentlich nicht möglich ist,
weil hier Vorder- und Rückseite vorgegeben sind).
2009 wird es allerdings nicht beim kleinen Latentbild bleiben,
das insbesondere in Normalprägung nicht so gut zur Geltung
kam, sondern es wird die weiterentwickelte Technik des Multi-View-Minting
zum Einsatz kommen: Bei direkter Draufsicht ist das Gemeinschaftsmotiv
zu sehen und bei Betrachtung im seitlichen 45-Grad-Winkel
ein Porträt von Großherzog Henri in zwei unterschiedlichen
Perspektiven. Und zwar diesmal über die ganze Fläche
des goldfarbenen Kerns! Die Münzmeisterzeichen befinden
sich auch dies ist einzigartig bei dieser Gemeinschaftsserie
auf dem silberfarbenen Ring. Während die luxemburgische
2-Euro-Gedenkmünze 50 Jahre Römische Verträge
bei der französischen Monnaie de Paris in Pessac gefertigt
wurde, kommt die Ausgabe zum 10. Jahrestag der WWU aus den
Werkstätten der niederländischen Münze in Utrecht.
Wie bereits berichtet, werden zur Feier des 10. Jahrestags
der Gründung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
(WWU) alle 16 Vollmitglieder des Euro-Raums (also auch die
Slowakei) am 1. Januar motivgleiche 2-Euro-Gedenkmünzen
herausgeben, die an dieses historische Datum erinnern. Es
ist ein gleichermaßen politisch wie numismatisch denkwürdiges
Ereignis, denn zu diesem Zeitpunkt wurde offiziell der Euro
eingeführt.
Motivgleich mit interessanten Unterschieden im Detail:
2-Euro-Gemeinschaftsserie "10 Jahre Wirtschafts- und
Währungsunion".
Auf den ersten Blick sehen alle Münzen der neuen Gemeinschaftsserie
gleich aus: Die Wertseite sowieso sie zeigt einheitlich
die 2007 eingeführte Europakarte und das Nominal
und auch die nationalen Seiten haben das selbe Bildmotiv:
Ein bewußt primitiv gezeichnetes Strichmännchen
samt Euro-€, umrahmt von den ungleichmäßigen
Umrissen einer antiken Münze. Es soll die historische
Entwicklung vom Tauschhandel in Europa zur heutigen Gemeinschaftswährung
symbolisieren. Ein durchaus umstrittenes Design übrigens,
denn es geht schließlich um 10 Jahre WWU
nicht um ein 10.000-jähriges Jubiläum. Der
Rückgriff auf eine Art prähistorischer Höhlenmalerei
erscheint vielen deshalb etwas weit hergeholt.
Europäischer Wettbewerb
Dennoch haben sich die Mitgliedsländer auf dieses Motiv
geeinigt, denn es entsprang erstmals einem Wettbewerb auf
europäischer Ebene, bei dem die Bevölkerung per
Internet abstimmen durfte: Aus einer Vorauswahl von fünf
Entwürfen konnten alle EU-Bürger vom 31. Januar
bis 22. Februar 2008 im Internet ihr Lieblingsmotiv wählen.
Nach offiziellen Angaben wurden 141.675 Stimmen gezählt,
von denen sich eine Mehrheit von 41,48 Prozent für den
Entwurf des griechischen Künstlers Georgios Stamatopoulos
entschied. Sein Monogramm (GS) findet sich unten im Bildmotiv.
Den interessanten Unterschied bei den Münzen dieser Gemeinschaftsserie
machen in erster Linie die nationalen Inschriften und die
verschiedenen Prägezeichen. Die Staatsbezeichenung findet
sich im Halbrund oberhalb des Bildmotivs, darunter der Ausgabeanlass
in Landessprache. In Deutschland und Österreich lautet
er etwa WWU 1999 2009, wobei WWU
für Wirtschafts- und Währungsunion steht.
Auf englisch ist die Abkürzung EMU (Economic
and Monetary Union) und auf französisch steht UEM
für Union économique et monétaire.
Alle Abkürzungen werden übrigens, anders als im
ursprünglichen Entwurf, ohne zwischenstehende Pünktchen
geprägt. Rechts bzw. rechts und links neben dem Bildmotiv
ist Raum für Münzmeister- und Prägezeichen.
So gibt es allein von Deutschland fünf unterschiedliche
Versionen mit den Buchstaben A,D,F,G und J. Insbesondere bei
Staaten ohne eigene Münzstätte kann der Experte
hier den Herstellungsort erkennen.
Ein erstes Originalbild der deutschen Version aus Berlin
(A).
Einen weiteren großen Unterschied für den Sammler
machen natürlich die stark divergierenden Prägemengen
aus, die bei Kleinauflagen später den Wert bestimmen.
So wird es aus Ländern wie Malta, Zypern oder Luxemburg
nur einige Hunderttausend Exemplare geben, während große
Länder Millionenauflagen prägen. Außerdem
gibt es Spezialitäten in Spiegelglanz und in Form von
amtlichen Blistern.
Trotz weitgehender Motivgleichheit eine spannende Serie also,
die ihr direktes Vorbild in dem ersten 2-Euro-Gemeinschaftsprogramm
von 2007 hat, das aus Anlass des Jubiläums 50 Jahre
Römische Verträge erschien. Unzählige
Sammler in ganz Europa haben die Münzen aus damals 13
Ländern mit Begeisterung zusammengetragen. Vor zwei Jahren
war die Slowenien-Münze mit ihrer Kleinauflage von nur
400.000 Stück der Renner. Sie wurde zu einem gesuchten
Sammlerstück und kostet heute ein Vielfaches der anderen
Ausgaben.
Vollständiger Artikel im DEUTSCHEN MÜNZEN
MAGAZIN, Ausgabe November / Dezember 2008.
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